Mittwoch, 17. September 2014

Die verhinderte Rezension einer Tunika


Als ich vergangenen Montag die neu eingetrudelten E-Mails durchging, traf mich fast der Schlag: Jene Weberin, die zusagte mir eine römische Tunika anzufertigen - den Auftrag dazu bekam sie bereits im Frühjahr - war urplötzlich abgesprungen. 
Sie könne bestimmte Anforderungen mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erfüllen, meinte sie. Anforderungen, wohlgemerkt, von denen sie nicht erst kürzlich erfuhr, sondern die mit ihr schon im Zuge der ersten Kontaktaufnahme besprochen wurden. Dass der Auftrag ins Nirvana führen bzw. für sie nicht umsetzbar sein könnte, wurde mir damals nicht mitgeteilt.

Dass diese unzuverlässige Frau satte dreieinhalb Monate benötigte, um die Grenzen ihre handwerklichen Fähigkeiten auszuloten - dazu zählt etwa das beschädigungsgsfreie Bleichen feinen Wollgarns - lässt bei mir den Verdacht aufkommen, hier ein wenig gefrotzelt worden zu sein.
Dies ist umso ärgerlicher, da ja bereits meine Tunika-Bestellung im Vorjahr aufgrund der "Leseschwäche" und Schlamperei eines ihrer Berufskollegen mit Getöse gescheitert ist.
Zu Abschied gab mir meine Ex-Weberin jedenfalls noch den Ratschlag, ich möge mich mit meinem Auftrag doch an die Firma XY wenden. Das wären - im Gegensatz zu ihr - quasi Vollprofis ^^

Also wieder einmal zurück an den Start? Ich weiß nicht so recht, denn mich nervt dieses Thema nach rund einem Jahr des Herumärgerns und Hinhaltens dermaßen, dass ich Begriffe wie "Tunika", "Webdichte" oder "Garnstärke" mittlerweile schon gar nicht mehr hören kann. Mir fehlen im Moment die kniggekonformen Worte, um auszudrücken, wie geladen ich nach den jüngsten Entwicklungen wirklich bin. Deshalb kommt an dieser Stelle rasch der Deckel drauf.


4 Kommentare:

  1. Hallo!Wolle wurde schon in der Antike gebleicht, und zwar mit Urin , Schwefel oder Kaliumcarbonat. Man darf eben keinen Chlorreiniger, hochkonzentriertes Wasserstoffperoxid oder ähnlich aggresive Mittel aus dem Supermarkt oder der Apotheke verwenden, dann wird die Faser auch nicht so stark in Mittledenschaft gezogen. Alles schon selbst ausprobiert und auch Lehrgeld entrichtet ;o)
    Dass es ohne Rückgriff auf die alten Mittelchen nicht gut geht, müsste jemand mit Erfahrung ? eigentlich wissen. Und zwar von Anfang an, nicht erst nach einem Viereljahr. So ein Hinhalten der Kundschaft gehört sich nicht. Das würde mich auch ärgern. Lieber von Anfang an klipp und klar sagen was geht und was nicht.
    DerAgilulf

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  2. Ging mir mit meinem Fliesenleger ähnlich. Viel Gerede, dass er auch ein schönes Mosaik legen kann, und dann kam wenige Tage vor Arbeitsbeginn die überraschende Absage. Begründung: Zu zeitaufwendig und er habe ja noch anderes zu erledigen ....
    Lg,
    Erwin

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    1. Offensichtlich hast du wirklich nicht so viel Glück mit deinen Webaufträgen- und ich habe durch aus Verstädnis für deinen Ärger über Handwerker , die einem nicht von vorne herein mitteilen wollen was geht und was nicht geht .
      Anderseits muss man als Handwerkerin , besonders was Weben , Färben und und auch Schittmuster angeht , Versuche anstellen ., die - ich sags mal ganz deutlich - jede Menge Zeit und Geld kosten , die einem keiner ersetzt wenn der Versuch schief geht .Das sind Arbeiten , mit denen man in Vorleistung geht , ohne zu wissen ob es sich überhaupt lohnt.
      Wenn man für sich im stillen Kämmerlein einen Bleichversuch im Kleinen startet ist das eine Sache - aber im großen Stil das zu versuchen ist etwas anderes.
      Und Bleichen von Wolle in der Hauswerksatt : davon würde ich persönlich die Finger lassen ....im schlimmsten Fall sind etliche Kilo Wolle hinüber und / oder womöglich noch die Gesundheit ruiniert . Man kann auch gebleichtes Wollgarn kaufen .und damit arbeiten , wenn es der Kunde so will . Das wäre in dem Fall der bessere Weg gewesen.
      ( abgesehen davon : woher bekomme ich so viel Pisse ;-))
      Um noch eines klar zu stellen : um EINE Tunika zu weben , braucht man in der Regel eine Kette für etliche Meter Stoff - unter 15 m Kettlänge ist das ganze unrentabel . Da kommen einige Kilo Wolle zusammen , für die der Weber auch in Vorleistung geht . Je nach Wollqualität und Anbieter können das 40.- € pro Kilo und mehr sein .Wenn der Bleichversuch schiefgeht , ist das für eine kleine Werkstatt ein sehr empfindlicher Verlust .

      Was die Garnstärken betrifft : es ist nicht immer einfach das passende Garn zu bekommen. Für Spinnereien .sind so kleine Krauter nicht immer die gern gesehene Kunden . Wir nehmen zu wenig ab ( 10 kg - 20 kg .+/- ) , und im speziellen Handel für Kleinhandwerker bekommt man manches gar nicht mehr . Mein langjähriger Lieferant hat bestimmte Wollgarne komplett aus dem Sortiment genommen ..

      Ich möchte deine angefragten Handwerker nicht für alles in Schutz nehmen ,was sie so getan oder nicht getan haben .
      Aber ich sehe immer wieder in Kommentaren , auch zur Weberei Galz , dass die meisten Leute nicht den Schimmer einer Ahnung haben ,wie eine Kleinweberei ( oder auch größere ) arbeitet .Und was es alles für Vorarbeiten udn Vorüberlegungen braucht um überhaupt bloß mit dem Ausmustern zu beginnen .
      Weben ist kein Handwerk um mal geschwind loszulegen !

      es grüßt
      die Handwerkerin ( Meisterin im Weberhandwerk - aber sicher nicht perfekt )

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    2. Man kann auch gebleichtes Wollgarn kaufen und damit arbeiten , wenn es der Kunde so will . Das wäre in dem Fall der bessere Weg gewesen.

      Genau, aber auch das hat die Dame leider nicht hinbekommen.

      Offensichtlich hast du wirklich nicht so viel Glück mit deinen Webaufträgen

      Beim dritten Anlauf hat es dann ja geklappt :)

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