Dienstag, 16. Juni 2015

Hörbares und Videos: Heinrich Kusch und die vergessenen Tore zur versiegelten Unterwelt

Dr. Heinrich Kusch ist Prähistoriker, Anthropospeläologe, Buchautor und war Lehrbeauftragter an der Karl-Franzens-Universität Graz. Er studierte Alte Geschichte und Altertumskunde, Alt-Orientalistik, Ur- und Frühgeschichte sowie Archäologie. Seit über 50 Jahren erkundet er weltweit natürliche und künstliche Höhlen. Sein Forschungsschwerpunkt sind sogenannte Erdställe, deren trivial anmutende Bezeichnung täuscht, denn wahrscheinlich verbergen sich dahinter in einigen Fällen Jahrtausende alte Bodendenkmäler von möglicherweise enormer Ausdehnung. Vor allem in der Steiermark untersuchte Kusch gemeinsam mit seiner Frau Ingrid und anderen Wissenschaftlern solche verborgenen Gang-Systeme. In zumindest einem Fall geht man aufgrund einer aktuellen Oberflächenexpositionsdatierung von einem Entstehungszeitpunkt aus, der über 10.000 Jahren in die Vergangenheit zurückreicht.
Wohl noch faszinierender als das hohe Alter ist aber die Präzision, mit der unsere Vorfahren einige dieser Tunnel ins Gestein trieben. Akribische Untersuchungen der mit Bearbeitungsspuren übersäten Felswände förderten Stahlspäne zutage, die von den Werkzeug der prähistorischen Tunnelbauer stammen könnten. Dieser Umstand wirft aufgrund des angenommenen Entstehungszeitpunktes in der Steinzeit einige gravierende Fragen auf; doch hierbei handelt es sich nur um eines von vielen Rätseln.
Der Archäologe Kusch distanziert sich von jener Esoterik, die gelegentlich von Dritten in seine zum Teil ungewöhnlichen Entdeckungen hineininterpretiert wird. Andererseits ist er aber ein durchaus offener Mensch, der sich keine Denkverbote auferlegen lässt. Unter seinen Fachkollegen hat er genau deshalb nicht nur Freunde. Die Kritiker - die es vorziehen, nahezu sämtliche "Erdställe" ins Mittelalter oder die Neuzeit zu datieren - scheinen sich an ihm bisher allerdings die Zähne auszubeißen, denn seine Forschungsarbeit wird von der Karl-Franzens-Universität Graz durchaus wohlwollend unterstützt. 

Nachfolgende Radio-Interviews fanden in einem Abstand von mehreren Jahren statt. Das erste 2011, als Kuschs Buch Tore zur Unterwelt erschien. Das zweite Gespräch ist aus dem Vorjahr - Anlass war die Veröffentlichung des Nachfolgewerkes Versiegelte Unterwelt
Ich empfehle, die beiden Sendungen in der richtigen Reihenfolge anzuhören, da die zweite ein wenig auf der ersten aufbaut.

Interview 1Tore zur Unterwelt | Spieldauer 89 Minuten | CROPfm | Direkter Download
(Achtung, das eigentliche Gespräch beginnt bei 09:50)

Interview 2 - Versiegelte Unterwelt | Spieldauer 120 Minuten | CROPfm | Direkter Download
(Achtung, das eigentliche Gespräch beginnt bei 09:50)
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Bei meiner Suche nach zusätzlichen Informationen über die Arbeit von Heinrich Kusch stieß ich auch auf  nachfolgende, sehr interessante Video-Dokumentation aus dem Jahr 2014 - ihr Titel lautet Vergessene Welten: Klick mich
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Update: Zu meiner ausführlichen Rezension der beiden Bücher von Heinrich Kusch: Klick mich


4 Kommentare:

  1. Sehr interessante Interviews. Wenn man es in der Doku nicht sehen würde, man könnte es kaum glauben, welche vergessenen Bodendenkmäler unter unseren Füßen Schlummern. Die vorrömische Geschichte wird bei uns in der Steiermark bedauerlicherweise etwas stiefmütterlich behandelt, vielleicht abgesehen von den Nekropolen bzw. Grabhügeln der Hallstattzeit.
    LG,
    Erwin

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    1. Leider, es mangelt am Geld. Die Archäologie wäre daher grundsätzlich gut beraten, sich weniger auf den Staat zu verlassen, sondern vielmehr alternative Finanzierungsquellen anzuzuapfen -. Stichwort Krautfunding (oder so ähnlich).

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  2. In Orkney und entlang der schottischen Ostküste gibt es auch Erdkeller ("earth houses"). Siehe
    http://www.historic-scotland.gov.uk/propertyresults/propertydetail.htm?PropID=PL_231
    Die ursprüngliche Nutzung ist nicht ganz klar. Vielleicht dienten sie als Lagerräume oder Verstecke, evtl. auch als Grabstätten (im Rennibister Earth House wurden Skelettreste gefunden).

    - Exilwikingerin -

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    1. Bezüglich dieser mysteriösen "Erdhäuser" klingelt es bei mir irgendwo...
      Auch in sogenannten Erdställen hier in der Steiermark wurden schon Skelett-Reste entdeckt. Wobei diese (glaube ich) neuzeitlich waren. Oft scheinen ja selbst ursprünglich megalithische Ganganlagen bzw. Teile davon eine Zweitverwendung in späterer Zeit aufzuweisen - daher wohl die oft vorschnellen Fehldatierungen.

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