Freitag, 21. September 2018

🔥 Waldbrände, Starkregen und abschmelzende Gletscher: Vorboten eines historisch einmaligen Klimawandels?



Da ja so gerne übers Wetter und Klima geredet wird - besonders im Hinblick auf den vergangenen Sommer - möchte auch ich dazu meine Meinung kundtun. Und zwar, passend zum Blog, überwiegend hinsichtlich der geschichtlichen Aspekte dieser Thematik.
Mir geht es hier nicht darum, den mutmaßlich menschgemachten Klimawandel unbedingt zu widerlegen, sondern vielmehr sollen mit einigen Denkanstößen ernsthaft Interessierte zu einer differenzierteren und gelasseneren Betrachtungsweise ermuntert werden.


Waldbrände in Griechenland heute und vor über 2000 Jahren

Medien und viele Medienkonsumenten lieben Katastrophenpornos. Bad news sind ja bekanntlich good news. Entsprechend dankbar dürfte man insgeheim gewesen sein, dass im Sommer 2018 in Griechenland wieder einmal der Wald so richtig zünftig brannte. Diesbezüglich entsinne ich mich beispielsweise an eine sichtlich erregte Reporterin, die, vor rauchenden Baumstümpfen stehend, ungefähr das Folgende in die TV-Kamera sprach (aus dem Gedächtnis wiedergegeben):

Das Feuer überraschte die immer noch geschockten Urlauber und schloss sie ein; alles ging ganz schnell. So etwas gab es hier (in Griechenland) noch nie, erzählen mir ältere Einheimische.

Mit solchen kategorischen Aussagen sollte man äußerst vorsichtig sein - sofern man nicht Gefahr laufen möchte, sich als unseriöser Krawall-Journalist zu outen.
Dass nämlich in Wirklichkeit heftige Waldbrände im schönen Griechenland - wenig überraschend - ein sehr alter Hut sind, und es sich deshalb dabei auch nicht zwingend um eindeutig zu identifizierenden Vorboten einer kommenden Klima-Apokalypse handelt, legen u.a. mehrere Berichte antiker Autoren nahe.
Ein besonders anschauliches Beispiel stammt aus der Feder von Gaius Suetonius Tranquillus. In seinen bekannten und gerne zitierten acht Kaiserbiographien (De vita Caesarum libri VIII) weiß er über die während des republikanischen Bürgerkriegs nach Griechenland geflohene Familie des späteren Kaisers Tiberius folgende aufregende Episode zu berichten.
Auch durch Sizilien und Griechenland wurde er (der kindliche Tiberius) mitgeschleppt und den Lakedaimoniern (Spartanern) [...] anempfohlen; als man bei Nacht von dort aufbrach, geriet er in Lebensgefahr: Plötzlich stiegen überall aus den Wäldern Flammen auf, schlossen die Reisegesellschaft ein und kamen ihr so nahe, dass ein Teil der Kleidung und die Haare von Livia (der Mutter des Tiberius) versengt wurden. (Sueton, De vita Caesarum, Liber III, Tiberius 6,2)

Man sieht hieran: Plötzlich ausbrechende Waldbrände brachten in Griechenland auch schon vor über 2000 Jahren Menschen von einem Moment auf den anderen in die Bredouille. Wobei es im konkreten Fall etliche Römer bedauert haben dürften, dass einst Tiberius samt seiner Familie nicht vom Feuer geröstet wurde; den Menschen der Frühen Kaiserzeit wäre nämlich in diesem Fall mancherlei erspart geblieben - zuvörderst die Herrschaft von extrem verhaltensauffälligen Figuren wie Caligula und Nero.

Übrigens, auch das komplette Gegenteil von Waldbränden - nämlich heftige Unwetter mit Überschwemmungen - waren selbstverständlich in der Antike alles andere als unbekannt. So schreibt z.B. Vergil im 1. Jh. v Chr. in seinem landwirtschaftlichen Lehrgedicht Georgica, dass (zu seinen Lebzeiten) oft riesige Regenfronten großen Schaden auf den Feldern anrichteten.
Von wegen häufig auftretender, die Landwirtschaft schädigender "Starkregen" sei ein weitestgehend neues Phänomen; ein Blick in die Geschichtsbücher relativiert hier manch modernes Narrativ. Hinzu kommt, dass solche historisch belegten Wetterextreme dazu auffordern, das Klima der Antike mit jenem der Gegenwart zu vergleichen.


Tiefgefrorene Baumstämme nötigen zum Umdenken

Obwohl die Erkenntnis eine oft widerborstige Frucht ist, so kommen Glaubensgrundsätze (= Klimamodelle) auf Dauer nicht gegen harte/empirische Fakten an. Und diese Fakten sehen u.a. dergestalt aus, dass die seit Jahrzehnten unzweifelhaft abschmelzenden Alpengletscher immer häufiger Baumstämme aus der Römer-, Bronze- und sogar Kupfersteinzeit (Ötzi!) freigeben. Interessanterweise findet man diese Boten der Vergangenheit sogar oberhalb (!) der heutigen Baumgrenze (Artikel im StandardArtikel des ORF-Kärnten)

Eine vor Jahrtausenden höher liegende Baumgrenze deutet nun aber sehr stark darauf hin, dass es dazumal über längere Zeiträume hinweg ähnlich warm oder sogar einen Tick wärmer als in den letzten Jahrzehnten war - z.B. während des sogenannten Römischen Klimaoptimums (dieser Umstand dürfte es nicht nur 218 v. Chr. dem Karthager Hannibal, sondern auch rund 100 Jahren später den wanderlustigen Kimbern und Teutonen erlaubt haben, die damals weitestgehend gletscherfreien Alpen im Herbst bzw. im hereinbrechenden Winter zu überqueren).
Das wirft verschiedene Fragen auf. Vor allem: Wie groß ist der Einfluss des Menschen auf das Klima tatsächlich? Denn einen nennenswerten vom Menschen verursachten Ausstoß des angeblich so garstigen Klimagases CO2 gab es vor Jahrtausenden noch nicht.


CO2 - das unbekannte Wesen

In welchem Ausmaß sich Kohlenstoffdioxid (CO2) überhaupt auf die Erderwärmung auswirkt, ist auch in der arrivierten Klimawissenschaft umstritten - wie beispielsweise selbst aus den tendenziell auf Apokalypse gebürsteten Publikationen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) hervorgeht. So schwanken die vermuteten Temperaturanstiege im AR5-Bericht des IPCC zwischen 1,5 und 4,5°C pro Verdoppelung des vorindustriellen CO2-Niveaus. Hierbei handelt es sich um eine immense Bandbreite, die sich in Klimamodellen mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen wiederspiegelt (in die Massenmedien schaffen es freilich hauptsächlich jene wissenschaftlichen Arbeiten, in denen die Autoren eine eher hohe Klimasensitivität des CO2 annehmen und mit entsprechend steilen Temperaturkurven für maximale Gänsehaut beim Rezipienten sorgen). Hinzu kommt, dass nicht einmal die Definition des Begriffs "vorindustriell" einheitlich ist: Während viele Klimaforscher die Zeit um 1850 als entsprechende Grenze betrachten, so schlagen andere beispielsweise 1750 oder 1800 vor (was hinsichtlich des Beginns der Industrialisierung wesentlich realistischer sein dürfte).

Interessant und sehr wichtig ist auch folgendes Faktum: Im für Flora und Fauna extrem günstigen Kambrium - also vor rund 500 Millionen Jahren - war der CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre 12 mal (!) so hoch wie heute, während die globale Durchschnittstemperatur nur verhältnismäßig geringe 7°C über dem aktuellen Niveau lag - was nicht gerade für eine extrem hohe Klimasensitivität von CO2 spricht (Notiz am Rande: Unsere Pflanzen sind heute bezeichnenderweise CO2-unterversorgt - weshalb dieses Gas in Gewächshäuser gepumpt wird).
Selbst im Kambrium ist aber das Weltklima nicht in Richtung 'Venus' gekippt, auf deren Oberfläche höllische Temperaturen vorherrschen, die sogar Blei zum Schmelzen bringen. Schreckensszenarien wie dieses insinuiert jedoch manch Alarmist für die Erde bereits bei einer Verdoppelung oder Verdreifachung des relativ niedrigen vorindustriellen CO2-Niveaus - weil dann angeblich Vorgänge angestoßen werden würden, die zu einem unaufhaltsamen Aufheizen der Atmosphäre führen.
Freilich, wer wenig weiß, der muss bekanntlich viel glauben - auch Unsinn, der im offensichtlichen Widerspruch zur Erd- bzw. Klimageschichte steht.

Wenn nun die Natur - ohne menschliches Zutun - nachweislich aus eigener Kraft z.T. recht deutliche globale Temperatur- bzw. Klimaveränderungen hervorrufen konnte, warum wird dann die derzeitige Warmzeit nicht wesentlich gelassener diskutiert? Dürfte es der Erde bzw. dem Klimasystem nicht herzlich egal sein, ob das zusätzliche CO2 in der Atmosphäre aus Kraftwerksschornsteinen (Gegenwart) oder z.B. aus hyperaktiven Vulkanen (möglicherweise während des Kambriums) stammt? In beiden Fällen wird letztendlich nichts anderes als Materie verfeuert. In der Vergangenheit ist unser Planet damit augenscheinlich gut zurechtgekommen, und es ist nicht so recht ersichtlich, warum sich daran plötzlich etwas geändert haben sollte. Nach meiner bescheidenen Einschätzung nimmt sich der Mensch als Faktor wieder einmal zu wichtig - Stichwort "Anthropozentrismus".
Dabei übersieht man leicht den Einfluss, den z.B. solare Zyklen haben könnten - ein Bereich, der bisher nur leidlich untersucht wurde, nachdem sich viele Forscher (vorschnell?) aufs CO2 als Hauptübeltäter festgelegt hatten (und dabei gerne Korrelationen als Kausalitäten ausgeben).


Wärmer vs. kälter: Was sagt die Geschichtsforschung dazu?

Wer nun skeptisch einwendet, dem Ökosystem der Erde mag eine Warmphase langfristig gesehen zwar nicht übermäßig viel anhaben (es hat ja sogar große Meteoriteneinschläge mit anschließendem Massensterben überstanden), aber dem Menschen schon, der sei darauf hingewiesen, dass von der Geschichtsforschung Klimaerwärmungen (die der gegenwärtigen ähneln) tendenziell positiver als Kaltzeiten bewertet werden. Ein Umstand, der nicht von Ungefähr kommt, wie z.B. das folgende Beispiel besonders eindrücklich zeigt:
Auf das oben schon erwähnte "Römische Klimaoptimum" - während dem sogar in Britannien Wein angebaut wurde - folgte das "Klimapessimum der Völkerwanderungszeit". Letzteres löste mit seinen niedrigeren Temperaturen und der damit einhergehenden sinkenden Nahrungsmittelproduktion höchstwahrscheinlich die großen Völkerwanderungen der Spätantike aus. Die Donau fror damals im Bereich der Provinz Noricum (Oberösterreich, Niederösterreich) dermaßen stark zu, dass dieser von Zeitzeugen als außergewöhnlich betrachtete Vorgang sogar Niederschlag in der Vita des heiligen Severin fand (für Historiker eine der bedeutendsten Schriftquellen aus jenen so überaus unruhigen Tagen).

Zum Beweis für die entsetzliche Kälte dort kann bekanntlich die Donau als Zeuge gelten, die oft in solchen Eismassen erstarrt ist, dass sie auch Lastwagen (plaustrum) eine sichere Überfahrt ermöglichte. (Eugippius, Vita Sancti Severini 4,10)

Die weiteren Folgen des Absinkens der Temperaturen sind bekannt: Das Römischen Reich lag in Trümmern und Millionen Menschen waren durch Krieg und Hunger umgekommen. Getrost darf man annehmen, dass die Betroffenen damals viel dafür gegeben hätten, wenn es warm wie einige Generationen zuvor gewesen wäre. Oder eben auch warm wie heute.

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10 Kommentare:

  1. Dieses Phänomen der tiefgefrorenen Baumstämme in den Alpen war mir unbekannt. Sehr interessant!

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  2. Wir sollten uns wahrscheinlich weniger vor den direkten Auswirkungen eines wärmeren Klimas fürchten, sondern mehr davor, wie Außerirdische darauf reagieren könnten: ;-))
    https://www.theguardian.com/science/2011/aug/18/aliens-destroy-humanity-protect-civilisations

    Guinevere

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    1. hysterie treibt schon seltsame blüten :o) chris

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  3. Meiner Meinung nach sollten wir nicht hunderte und tausende Milliarden Euro in den teuren Versuch stecken, auf Teufel komm raus den CO2-Ausstoß zu reduzieren, ohne letztendlich sicher zu sein, was das für das Klima bedeutet. Chinesen und Inder, mit ihren ca 3 Milliarden Menschen, beteiligen sich ja nicht einmal daran. Die Amis neuerdings auch kaum noch. Stattdessen sollten wir das viele Geld sinnvoller anlegen um mögliche negative Auswirkungen einer Erderwärmung mit unseren modernen technischen Möglichkeiten abzufedern. Außerdem sollte man die positiven Auswirkungen einer Erwärmung nicht vergessen, wie das verstärkte Wachstum von Nutzpflanzen und Wäldern. Z B werden riesige Gebiete in Russland für die Landwirtschaft nutzbar. Zu diesen Dingen gibt es auch schon einige untadelige wissenschaftliche Arbeiten.

    Gregarius

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    1. Nicht zu vergessen, dass die Sahara seit Jahren in vielen Bereichen neu zu ergrünen beginnt. Darüber spricht man auch kaum in den Medien, obwohl zumindest bei Arte einmal in einer Dokumentation darüber ganz kompetent referiert wurde.

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  4. "Korrelationen als Kausalitäten ausgeben"

    Das fasst die Misere hervorragend in wenigen Worten zusammen!
    Außerde würde es sicher nicht schaden, wenn sich Klimaforscher nicht nur auf notorisch lückenhafte Proxydaten bei der Rekonstruktion des Klimas in der Vergangenheit verlassen würden, sondern auch intensiv Zeitzeugenberichten zurate zögen.
    Z.B. Klosterchroniken enthalten Informationen zu Extremwetterereignissen im Mittelalter, die alles was wir in den letzten Jahrzehnten in Europa erlebt haben in den Schatten stellen.

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  5. Dankeschön für die Beispiele. Das mit den Bäumen kannte ich noch nicht.
    Bisher bin in entsprechenden Diskussionen ich immer darauf abgehoben, wie Grönland zu seinem Namen kam.


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  6. Ich finde den unaufgeregten Blickwinkel aus der Geschichtswissenschaft interessant. Das ist etwas, das so in der breiten öffentlichen Klimadiskussion viel zu selten gemacht wird.
    Grüße aus Kärnten in die Steiermark!

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  7. Neben dem bereits erwähnten Grünland/Grönland möchte ich auch darauf hinweisen, dass die Wikinger Sagas von frostfreien Wintern in L'Anse aux Meadows/ Neufundland berichten statt dem nun üblichen tiefen Frost und Schnee.
    Zu den Bäumen: Auch im Ural läßt sich anhand fossiler Lärchen nachweisen, dass vor 1000 Jahren die Baumgrenze höher war (zB auch hier erwähnt: https://www.waldwissen.net/wald/baeume_waldpflanzen/oekologie/wsl_waldgrenze/index_DE) -- aber aus ideologischen Gründen wird dies alles weggeschoben, es kann nicht sein, was nicht sein darf.. Magz

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