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Vom Landei zum Kaiser
Titus Flavius Vespasianus, ein adeliges Landei mit ausgeprägter Vorliebe fürs bäuerliche Leben, verlässt auf Wunsch seines Vaters als 16jähriger das Elternhaus, um im Dienste des Römischen Imperiums Karriere zu machen. Sein Weg führt ihn dabei zuerst in die Hauptstadt Rom, wo er einflussreiche Förderer findet, die ihm einen Posten als Offizier in den Legionen des Kaisers Tiberius beschaffen. Doch die dafür verlangte Gegenleistung ist hoch: Vespasian soll im fernen römischen Klientelkönigreich Thrakien, wo gerade ein Aufstand tobt, Beweise für eine innerrömische Verschwörung sammeln.
Titus Flavius Vespasianus, ein adeliges Landei mit ausgeprägter Vorliebe fürs bäuerliche Leben, verlässt auf Wunsch seines Vaters als 16jähriger das Elternhaus, um im Dienste des Römischen Imperiums Karriere zu machen. Sein Weg führt ihn dabei zuerst in die Hauptstadt Rom, wo er einflussreiche Förderer findet, die ihm einen Posten als Offizier in den Legionen des Kaisers Tiberius beschaffen. Doch die dafür verlangte Gegenleistung ist hoch: Vespasian soll im fernen römischen Klientelkönigreich Thrakien, wo gerade ein Aufstand tobt, Beweise für eine innerrömische Verschwörung sammeln.
Der in geschichtlichen Dingen wenigstens halbwegs bewanderte Leser weiß natürlich, dass Vespasian (im Jahr 69) römischer Kaiser wurde. Aus seinen späten Jahren ist einiges überliefert worden. So nahm er unter Claudius am Britannienfeldzug teil und befehligte zu Zeiten Neros die römischen Truppen im Jüdischen Krieg. Doch über seine Jugend ist so gut wie nichts bekannt. Der Buchautor Robert Fabbri macht aus der Not eine Tugend und füllt diese Lücken mit einer fiktiven, aber plausiblen Geschichte. Dabei ist er offensichtlich bemüht, die Vergangenheit möglichst lebendig vor dem geistigen Auge des Lesers wiederauferstehen zu lassen und gleichzeitig geschichtliches Hintergrundwissen über das Alte Rom zu vermitteln. Genau so sollte ein wirklich guter historischer Roman sein.
Sesterz des Vespasian, 2-Euro-Münze, As des Tiberius für Augustus (bei den römischen Münzen handelt es sich um originalgetreue Replikate, also keine Originale) |
Freilich, trotz zweifellos eingehender Recherche findet sich auch historisch Fragwürdiges in dem Buch. Dass beispielsweise Vespasians älterer Bruder bereits eine Rohrpfeife raucht, ist aufgrund der diesbezüglich extrem dürren archäologischen Faktenlage bestenfalls als super-spekulativ zu bezeichnen. Nicht sehr realitätsnah ist auch die Schilderung, wonach bei einem Wagenrennen im Circus Maximus ausgerechnet (rund 27 Gramm schwere!) Sesterzen kübelweise und blindlings ins Publikum geworfen wurden. Das hätte zweifellos zu blauen Flecken und Platzwunden geführt. Robert Fabbri war hier offenbar nicht klar, wie groß und schwer diese dicke Messingmünze ist. Wenn, dann kämen für die beschriebene Aktion allerhöchstens Asse (und vielleicht silberne Denare) in Frage - siehe Bild. Doch nun genug Korinthen bzw. Sesterzen gekackt 😉
Die erzählte Geschichte hat kaum Längen, sondern wartet mit einem Höhepunkt nach dem anderen auf. Die Sprache der handelnden Personen ist - wohl um die 'Authentizität' zu steigern - oft reichlich derb:
"Das ist kein Schlachtruf", brüllte Faustus. "Das klang für mich wie das Kreischen von ein paar mesopotamischen Lustknaben, denen man es zum ersten Mal in den Arsch besorgt."
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😄
Freilich, mit dem subtilen Humor und der feinen Ironie, die man in John Maddox-Roberts SPQR-Romanen - und hier vor allem in den genialen Hörbüchern - findet, hat das wenig gemein. Unterhaltsam ist es meiner Meinung nach trotzdem. Wer sich hier an Bernard Cornwells Uhtred-Reihe erinnert fühlt, dürfte nicht falsch liegen. Auch die blutigen Schilderungen von Schlachten lassen mich vermuten, dass Cornwell das Vorbild war. Teilweise hatte ich den Eindruck, Fabbri wollte - fast im Stil eines Splatter-Films - sogar noch eins draufsetzen. Mir war das zum Teil allerdings schon zu viel des Blutigen.
Ebenfalls wie bei Cornwell wurde hier das obligatorische Liebesgezwitscher auf ein Minimum beschränkt. Die fast ausschließlich männlichen Leser solcher Bücher bedanken sich dafür recht herzlich.
Fazit: Der Verlag stellt Fabbris Vespasian mit Cornwells Uhtred auf eine Stufe. Ist das gerechtfertigt? Nicht ganz. Fabbris Protagonist ist mir nämlich bisher noch zu flach - zumindest wenn man ihn mit Uhtred in seinen Glanzzeiten vergleicht. Trotzdem hat mir das Buch einige vergnügliche Stunden beschert. Dementsprechend sehe ich der baldigen Veröffentlichung der Fortsetzung mit Interesse entgegen und hoffe, dass sich der Autor noch steigern wird.
Hinweis: Die Romane erscheinen auch als ungekürzte Hörbücher im Verlag Audiobuch. Der Sprecher ist durchaus ok, allerdings hat der Verlag noch bessere im Programm: Z.B. Gerd Andresen, der die oben schon erwähnten Uhtred-Romane Cornwells vertont.
Die einzelnen Files der MP3-CD lassen sich leicht auf die Festplatte kopieren und dann von dort weiter aufs Telefon - oder was auch immer man für ein Gerät zum Anhören verwendet.
Die einzelnen Files der MP3-CD lassen sich leicht auf die Festplatte kopieren und dann von dort weiter aufs Telefon - oder was auch immer man für ein Gerät zum Anhören verwendet.
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Weiterführende Informationen:
- Vespasian: Das Schwert des Tribuns (Taschenbuch) - bei Amazon
- Vespasian: Das Schwert des Tribuns (Hörbuch) - bei Amazon
Weitere interessante Themen:
- Buch: Der leere Thron - von Bernard Cornwell
- Buch: Das Heer des Varus - Römische Truppen in Germanien 9 n. Chr., Teil II
- Konstruktionsmethoden und Funktionsweise römischer Aquädukte
Schöne Rezensione!
AntwortenLöschenWas meinst du, hat es das überhaupt gegeben, dass man Münzen ins Publikum geworfen hat?
°Hikko°
Danke fürs Lob!
LöschenJa, von solchen Geschenken fürs Volk ist in den antiken Quellen die Rede. Nicht nur Geld, sondern auch kleine Schmuckstücke gab es z.B. anlässlich von Triumphzügen.
Am wahrscheinlichsten dürfte meiner Ansicht nach sein, dass man den Leuten die Münzen vor die Füße geworfen hat, und nicht unter sie. Im ersteren Fall hätten allerdings die ganz hinten Stehenden zumeist durch die Finger geschaut.
Hört sich nach Lesespaß für einen schönen Herbstabend an.
AntwortenLöschenDie Korinthenkacker ist schon richtig. Ambitionierte Autoren von hist. Romanen nehmen sich das zu Herzen und werden dadurch besser.
Der Wanderschmied