Alamannenmuseum Ellwangen und das 'böse Wort'
Eine Leserin aus Baden-Württemberg, die nebenberuflich in der Museumspädagogik arbeitet, hat mich mit dem Satz "Ob das etwas wird?" auf einen Artikel in der "Südwest Presse" aufmerksam gemacht. Auslöser ihrer Skepsis war weniger das darin angekündigte Vorhaben des Alamannenmuseums Ellwangen, Teile eines germanischen Dorfs nachzubauen, sondern folgender Absatz, in dem man quasi das Vorbild dafür nennt:
Andreas Gut macht auf Projekte wie den Bau der Klosterstadt „Campus Galli“ in Meßkirch aufmerksam. Dort wird „Geschichte gelebt“ und schon im Aufbau stößt diese mittelalterliche Siedlung auf enormes Interesse.
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Das Besucherinteresse am wissenschaftlich fragwürdigen Campus Galli ist in der Realität so "enorm", dass das Projekt seit seiner offiziellen Gründung vor sechs Jahren ununterbrochen Rote Zahlen schreibt - eine betriebswirtschaftliche Meisterleistung, die sonst wohl nur noch von der Hipster-Firma Tesla übertroffen wird 😃
Gemeinsam haben die beiden Unternehmungen auch, dass sie von unkritischen Medienvertretern maßlos hochgejazzt wurden und ohne massig Staatsknete längst wieder in der Versenkung verschwunden wären.
Bei aller Sympathie fürs Alamannenmuseum Ellwangen (ich war vor Jahren selbst schon mal dort), aber sucht euch bitte ein besseres Vorbild. Der Campus Galli taugt definitiv nicht.
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Bloß "Mittelalter-Fans" (=Spinner)
Nochmal Campus
Dafür hat es der gallige Campus in ein deutsches Geschichtsbuch 6. Klasse geschafft (vorliegend Ausgabe Sachsen-Anhalt !!!). Da darf das Projekt sogar in einem Kasten gegen Fein... äh, "Mittelalter-Fans" (Zitat) verteidigt werden "Aber das sind sehr wenige". 2 Seiten insgesamt. Das darf dann aber von den Schülern kritisch diskutiert werden.
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Wie schneidet Sachsen-Anhalt eigentlich beim Pisa-Test ab? Weil bei solchen Schulbüchern ...
Und warum findet der Campus Galli ausgerechnet in einem Schulbuch für Sachsen-Anhalt ein flauschig-warmes Plätzchen, und nicht in einem von Baden-Württemberg, wo sich der Projektstandort befindet? Oder kommt das noch?
Falls jemand Zugang zu dem Buch hat, würde ich mich über eine Kopie der inkriminierten Stelle per E-Mail sehr freuen. Ich glaube, es handelt sich dabei um "Forum Geschichte 6" (Ausgabe für Sachsen-Anhalt) des Verlages Cornelsen.
Der Text in diesem Schulbuch, auch wenn er tendenziös ist, zeigt übrigens eines: Die beharrliche Kritik an der unablässig Steuergeld verbrennenden Mittelalterbaustelle bleibt offenbar nicht ungehört. Und wenigsten das ist positiv.
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Ging Pompeji später unter?
Ganz neu ist die Überlegung nicht, dass das überlieferte Ausbruchsdatum des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. möglicherweise falsch ist. Nun spricht es sich aber langsam auch in den Dinosaurier-Medien herum, wie z.B. ein aktueller Spiegel-Artikel zeigt (danke für den Hinweis): Klick mich
Für Lesefaule hat Euro News dazu ein Video auf Youtube veröffentlicht: Klick mich
Für Lesefaule hat Euro News dazu ein Video auf Youtube veröffentlicht: Klick mich
Wer es dann aber doch genau wissen möchte, der werfe vielleicht einen Blick in meinen detaillierten und übersichtlichen Blogbeitrag, den ich zu diesem Thema geschrieben habe.
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Weitere interessante Themen:
- Statuen als Orte der Zuflucht in der Antike
- Buch: Die Baiuvaren - Archäologie und Geschichte
- Dreierlei Pfeilköcher aus dem frühen Mittelalter
Ich halte den Herrn Gut für einen vernünftigen Menschen. Aber auch vernünftige Menschen sagen manchmal leider sehr unvernünftige Dinge.
AntwortenLöschenGrüßle,
Maria
Wenn sie in Ellwangen die "Klosterkolchose" (Copyright Hiltibold) als Vorbild nehmen, dann am ehesten bezogen auf das Abzapfen öffentlicher Gelder. Weil auf diesem Gebiet ist dieser Campus Galli bestimmt unerreichte Spitzenklasse :-)
AntwortenLöschenIch kritisiere den Campus Galli, aber ich bin kein "Mittelalterfan", sondern Archäologin und archäologische Zeichnerin.
AntwortenLöschenEs ist doch das Letzte, Kritiker und Kritikerinnen ständig bloß in die Ecke unqualifizierter Spinner rücken zu wollen, weil man auf fachlicher Ebene nichts zu bieten hat!
Diese Masche ist mir schon auf deren Facebook-Seite negativ aufgefallen.
Tja, ich habe 14 Jahre Erfahrung in der Museumspädagogik und der angewandten Archäologie, aber auch ich durfte mir von diesen Blödeln schon anhören, dass ich nicht verstehen würde, worum es beim Campus Galli geht. Dabei verstehe ich sehr gut, zu gut wahrscheinlich, was diese Leute da in Ba-Wü treiben ...
LöschenPompeji bleibt auch nach über 200 Jahren Erforschung ein spannendes Thema. Dabei wurde noch bei weitem nicht alles freigelegt. Was da wohl noch für Überraschungen unter der Erde schlummern?? Kilian
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