Sonntag, 3. November 2019

📽️ Videos: 7000 Jahre alter Massenmord -- Antike Zauberpuppen und Flüche -- Spektakuläre Erdstall-Entdeckung -- Abora IV -- usw.



 Zähne klären 7000 Jahre alten Massenmord auf | Spieldauer 6 Minuten | ARD | Stream & Info

 WDR-Doku: Die Römer vom Rhein - Leben in Köln | Spieldauer 44 Minuten | WDR | Stream & Info
Informativer als die üblichen, oft auf Reenactment-Krawall gebürsteten Dokus mit Spielszenen. Wer aufpasst, findet freilich trotzdem Fehler, etwa bei der Kleidung oder hinsichtlich des pauschalisierenden Unsinns von der "Glaubensfreiheit im Römischen Reich". Ist Rom doch in Wirklichkeit etlichen Glaubensrichtungen und ihren Vertretern - die im Widerspruch zur staatlichen Ordnung bzw. den 'guten Sitten' standen - mit oft brachialen Methoden auf den Pelz gerückt. Z.B. den Christen, dem Bacchanalien-Kult, den keltischen Druiden in Gallien und Britannien, bestimmten philosophischen Schulen, den theokratischen Strukturen in Dakien - wo man sämtliche Heiligtümer bis auf die Grundmauern schliff; usw.
Auch der 'spannende' Aspekt, dass sich die Angehörigen unterschiedlicher Religionen und Kulturen besonders in städtischen "melting pots" immer wieder bis aufs Blut bekämpft haben, wäre in diesem Zusammenhang eine Erwähnung wert gewesen. Zu nennen sind hier beispielsweise die Unruhen in der Stadt Rom zwischen Juden und Judenchristen während der Regierungszeit von Kaiser Claudius sowie der große Judenaufstand unter Trajan, als sich in Endzeitstimmung geratenen Juden und Andersgläubige vor allem in den Provinzen Ägypten, Zypern und Cyrenaica zu Hunderttausenden gegenseitig bestialisch massakrierten (die entsprechenden Überlieferungen von Cassius Dio und Co. sind nichts für Leute mit schwachem Magen).
Dass der zu Ausgewogenheit und seriöser Recherche angehaltene öffentlich-rechtliche Rundfunk solche bedeutenden Sachverhalte gänzlich verschweigt, und stattdessen wieder einmal den undifferenzierten Mythos vom römischen Toleranz-Disney-Land perpetuiert, wird hoffentlich nicht daran liegen, dass man für gegenwärtige gesellschaftspolitische Anliegen Argumente in der Vergangenheit sucht? Man befürchtet doch wohl nicht etwa, dass der historische Rückgriff als erzieherischer Griff ins Klo endet, wenn dem Rezipienten ein vollständiges Bild präsentiert wird und ihn dieses in die Lage versetzt, tatsächliche Parallelen zwischen (unerfreulichen) Entwicklungen in unserer Gegenwart und ihren Entsprechungen in der Vergangenheit zu entdecken? 😉

 Geplantes Landesmuseum in der Kritik | Spieldauer 2 Minuten | MDR/ARD | Stream & Info

 Schwanke beim Deutschen Archäologischen Institut | Spieldauer 45 Minuten | BR | Stream & Info

 Muss das Burgmuseum in Ranis schließen? | Spieldauer 2 Minuten | MDR/ARD | Stream & Info

 Abora IV: Muss die Geschichte neu geschrieben werden? | Spieldauer 36 Minuten | Youtube | Stream & Info
Ein interessanter Bericht über die lange Seereise, die der Experimentalarchäologe Dominique Görlitz diesen Sommer auf dem Nachbau eines vorgeschichtlichen Schiffs vom Schwarzen Meer ins Mittelmeer unternahm.


 Vergessene Erdställe: Ein spektakulärer Fund bei Grafenau | Spieldauer 9 Minuten | BR/Youtube | Stream & Info
Wie hier durch bloße Inaugenscheinnahme eine Absolutdatierung des Erdstalls auf angeblich rund 1000 Jahre vorgenommen werden konnte, wird dem Seher interessanterweise vorenthalten. Sieht mir sehr nach 'Daumen mal Pi' aus. Aber über Heinrich Kusch und die KF-Uni Graz, die - wenn möglich - mit TCN naturwissenschaftlich datieren, wird gleichzeitig von einigen 'Experten' gemeckert ...


 Antike Zauberpuppen und Flüche: Ist Voodoo in Niederbayern erfunden worden? | Spieldauer 5 Minuten | BR/Youtube | Stream & Info


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11 Kommentare:

  1. Vorbesprechungen zur Doku zwischen einem WDR-Abteilungsleiter (A) und einem seiner Redakteure (B).
    Ein gänzlich (?) fiktiver Dialog:


    A: Also, lieber Kollege, das Konzept der geplanten TV-Doku ist simpel und sieht folgendermaßen aus: Wir erzählen anhand von Spielszenen ein bisschen was aus dem Leben von zwei römischen Provinzbewohnern. Zum einen wäre das eine einheimische Ärztin, die Augen operiert, zum anderen ein germanischer Söldner, der nebenher als Installateur arbeiten muss.

    B: Warum ein germanischer Söldner?

    A: Weil damit zeigen wir dem Publikum, dass fleißige Migranten schon damals die Drecksarbeit haben erledigen müssen.

    B: Aah, super Idee! Es wird die AFD-Wähler und die anderen Nazis sicher ärgern, wenn wir Migration in einem positiven Kontext darstellen.

    A: Genau.

    B: Und warum eine Ärztin? Warum keine Hausfrau und Mutter? Oder eine Marktfrau?

    A: Da würden uns die Feministinnen die Hölle heiß machen. Es muss schon eine gebildete Frau sein, auch wenn dass damals sicher die Ausnahme war. Aber das weiß der Zusehen ja nicht, der frisst sowieso alles.

    B: Das stimmt, hahaha.

    A: Ja, und weil wir die Frau als gebildet, aber gleich daneben den Mann als schlicht gestrickten Malocher darstellen, unterstreichen wir zusätzlich wie toll Frauen im Vergleich zu Männern sind. Das gibt weitere Bonuspunkte für uns.
    Außerdem ärgern sich die ganzen machistischen Rassisten in Deutschland , weil wir hier ihre germanischen Helden exemplarisch abwerten.

    B: Hervorragend. Aber welche politisch wichtigen Botschaften könnten wir den Sehern noch unterschwellig vermitteln? Irgendwas mit Klimawandel vielleicht? Das Thema läuft gerade saugut und hilft nebenbei auch noch den Grünen.

    A: Klima ist schlecht, weil zur Zeit der Römer war es um eine Ecke wärmer als heute, obwohl die CO2-Produktion durch den Menschen damals nicht im Entferntesten unser Niveau gehabt hat. Solche Informationen würden die Seher nur auf falsche Gedanken bringen.
    Wir könnten aber anhand der alten Römer zeigen, wie perfekt multikulturelle Gesellschaften funktionieren.

    B: War das damals wirklich so?

    A: Ich glaube nicht, aber es macht sich ohnehin kein renommierter Historiker die Mühe, uns deshalb zu kritisieren. Höchstens schickt irgend einer dieser Wutbürger eine E-Mail, die wir gegebenenfalls einfach im Papierkorb entsorgen.

    B: Also die übliche Prozedur.

    Ja, weil was interessiert uns die Meinung der Leute zu unserem Programm, solange sie so oder so gezwungen sind, ihren Rundfunkbeitrag zu leisten.

    B: Du bist ein Genie!

    A: Deshalb arbeite ich auch beim WDR. Aber jetzt legen wir den Rohentwurf für die Doku noch schnell der Gender- und Gleichstellungsbeauftragten zur Bewilligung vor und dann gehen wir feiern. Am besten in die neu eröffnete Striptease-Bar um die Ecke. Die osteuropäischen Schlampen dort sollen erstklassig sein!

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    1. :-)))

      Ich fürchte, dieses fiktive Gespräch könnte einige Körnchen Wahrheit enthalten, nur das in der Realität manch Agenda unausgesprochen bleibt und einfach in stillem Einvernehmen umgesetzt wird.

      Der Wanderschmied

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    2. Eine Theorie lautet, dass weibliche Ärzte die Töchter von männlichen Ärzten waren und manchmal die Praxis übernommen haben, wenn kein Sohn als Erben vorhanden war. Auf jeden Fall war das sehr selten. In gewisser Weise verhält es sich dabei so ähnlich wie mit weiblichen Gladiatoren, die ich mittlerweile bei vielen größeren Römerfesten sehe, obwohl für die weibliche Gladiatur fast gar keine Belege vorliegen und sie eher den Charakter einer außergewöhnlichen, ebenfalls sehr seltenen "Freakshow" gehabt haben dürfte.

      Guinevere

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  2. Warum ist die Doku eigentlich synchronisiert worden? Wo ist das denn gedreht worden? In den Cinecittà Studios in Italien? Zumindest die Außenaufnahmen sehen mir danach aus. Irgendwie eigenartig.

    Der Wanderschmied

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  3. Zwei Jahrzehnte nach dem Film "Gladiator" verwendet oder imitiert man für Römer-Filme und -Dokumentationen immer noch dessen Soundtrack. :-)

    Liebe Grüße,
    Martina

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  4. Hi Hiltibold,
    weißt du zufällig, ob Dr. Kusch sich noch mit den steirischen Erdställen und Lochsteinen beschäftigt?
    LG
    Gerhard

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    1. Tut er. Es ist wohl auch ein Buch geplant, in dem es wieder um diese Thematik gehen wird.

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    2. Das höre ich gerne und freue mich schon sehr darauf!!
      LG
      Gerhard

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  5. Ich sehe vor allem monotheistische Parallelen quer durch die Jahrtausende, angefangen bei Echnathon.
    Zufall oder Ausdruck einer besonders ausgeprägten Rechthaberei von Anhängern monotheistischer Religionen?

    C3PO

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  6. Bei vielen Medienmenschen paart sich Halbbildung mit Ignoranz und einer sehr konkreten Vorstellung, wie die Welt ihrer Meinung nach sein sollte (wenigstens der letzte Punkt ist empirisch nachgewiesen). Das tut der Qualität des Endprodukts naturgemäß nicht besonders gut.

    Schade finde ich, dass über die Abora IV das ÖR Fernsehen keine Dokumentation gedreht hat. Das wäre einmal eine sinnvolle Investition der Rundfunkbeiträge gewesen, statt die tausendsten Römerdokumentation zu produzieren. Zum Glück hat wenigstens jemand auf Youtube die Reise mit dem steinzeitlichen Schilfboot sehr schön dokumentiert.

    RR

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  7. "...und stattdessen wieder einmal den undifferenzierten Mythos vom römischen Toleranz-Disney-Land perpetuiert, wird hoffentlich nicht daran liegen, dass man für gegenwärtige gesellschaftspolitische Anliegen Argumente in der Vergangenheit sucht? "

    Wenigstens einer der mitdenkt. Danke!

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