Meine Buchbesprechungen sind ja in der Regel nicht auf Krawall gebürstet. Selbst bei den Fidelma-Romanen konnte ich mich nicht dazu durchringen, gänzlich den Stab über dem Autor und seinem Werk zu brechen. Im Falle von Franziska Langs Uni-Taschenbuch Klassische Archäologie sprang mir allerdings mehrmals, wie es hier so schön heißt, beinahe der Feitl im Hosensack auf ;)
Eigentlich las ich das Buch ja schon vor geraumer Zeit, doch aus aktuellem Anlass (es kam mir kürzlich beim Staubwischen unter die Augen und verursachte einen üblen Flashback) entschloss ich mich dazu, es hier als besonders abschreckendes Beispiel universitärer Fachliteratur zu besprechen.
Meine Stirn umwölkte sich das erste Mal, als ich bemerkte, dass die Autorin männliche und weibliche Form in in wirrem Wechsel benutzt. Aus dem "Archäologen" wird demzufolge plötzlich die "Archäologin", die"Läuferin" mutiert zum "Läufer" usw. usf.
Warum das alles? Weil der guten Frau die Schreibweise mit Binnen-I nicht behagt, wie sie selbst in der Einleitung meint. Nun, auch ich bin kein Freund dieses Unfugs. Deshalb bleibe ich bei der männlichen Form, die in der deutschen Sprache seit Jahrhunderten gegebenenfalls auch das weibliche Geschlecht miteinbezieht. Aber das erschien der Autorin offensichtlich viel zu altbacken und verstockt konservativ.
Ein völliges Übermaß an kryptointellektuellem Kauderwelsch sorgte außerdem dafür, dass das Lesevergnügen im gleichen Maß sank, wie mein Blutdruck stieg.
Eine Kostprobe: "Doch schon bald war sie mehr als nur eine kritische Reaktion, nämlich ein Amalgam verschiedener Theorien, wie etwa Strukturalismus (Poststrukturalismus), feministische Theorien, marxistische Ansätze (Kritische Theorie, Handlungstheorie (agency theory) oder Neo Marxismus), Hermeneuthik und Kommunikationstheorien. Gemeinsam ist ihnen die Betonung des Pluralismus, der Vielfältigkeit der Interpretation und einer Dialektik im Verhältnis von Theorie und Daten."
Die totale Überforderung der Autorin, sich einer etwas weniger hochtrabenden Sprache zu bedienen, ist unübersehbar.
Im Laufe des Buchs nimmt auch die Dichte an englischen Fremdwörtern massiv zu. Was allerdings keine Überraschung ist, da gerade Wissenschaftler aus dem deutschen Sprachraum für ihre diesbezügliche Unterwürfigkeit berüchtigt sind.
Dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt allerdings bereits das Vorwort, in dem darauf hingewiesen wird, dass für diese Einführung(!) in die Klassische Archäologie, Vorkenntnisse(!) wünschenswert seien!
Absurder und widersprüchlicher geht es wohl kaum noch. Hier von einer "Einführung" zu sprechen ist demnach nur dann statthaft, wenn man diesem Begriff eine ganz andere Bedeutung zugrunde legt... ^^
Was bleibt, sind einige wenige Kapitel, wie jene zur Feldforschung oder zur Chronologie, die halbwegs einen Gewinn darstellen. Aber das ist leider eindeutig zu wenig. Nicht nur für Studienanfänger ist dieses Buch deshalb weitestgehend ungeeignet. Man kann nur hoffen, dass es nicht neu aufgelegt wird.
Fazit: Machen wir es kurz - 0 von 5 möglichen Punkten.
Fazit: Machen wir es kurz - 0 von 5 möglichen Punkten.
Ich möchte dagegen protestieren, dieses Buch als "universitäre Fachliteratur" zu bezeichnen. An der Uni hat man uns deutlich geraten, die Finger von diesem Buch zu lassen - offenbar zu recht! :D
AntwortenLöschenWer eine nette übersichtliche Einführung in die Klassische Archäologie möchte, dem kann ich Hölschers "Grundwissen" empfehlen.
Ich möchte dagegen protestieren, dieses Buch als "universitäre Fachliteratur" zu bezeichnen. An der Uni hat man uns deutlich geraten, die Finger von diesem Buch zu lassen - offenbar zu recht! :D
LöschenAch, hätte bloß auch mir jemand geraten, von diesem Topfen (Quark) die Finger zu lassen. Leider stand es auf einer Leseliste.
Wer eine nette übersichtliche Einführung in die Klassische Archäologie möchte, dem kann ich Hölschers "Grundwissen" empfehlen.
Ein super Buch, das mir bedauerlicherweise erst beim dritten Anlauf untergekommen ist.
Wie mir das bekannt vorkommt ;-)
AntwortenLöschenIch habe da auch so meine leidvollen Erfahrungen mit Einführungswerken, die von didaktischen Nullen verbrochen worden sind...
Die verantwortlichen Nullen in den Verlagen, die so etwas in Druck gehen lassen, finde ich ehrlich gesagt noch viel schlimmer.
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