Große Transport-Amphore mit aufgesetztem Amphoriskos Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com . |
Nun las ich kürzlich allerdings das äußerst interessante Buch Pompeji - Die Größte Tragödie der Antike; dort wird der Begriff Amphoriskos in einen anderen, mir bisher unbekannten Zusammenhang gebraucht. Der Autor Alberto Angela verweist nämlich auf den spanischen Archäologen Emilio Rodríguez Almeida, der bestimmten Amphoriskoi (mit relativ großen Öffnungen) einen recht erstaunlichen Verwendungszweck zuschreibt: Sie könnten als Vakuum-Korkenzieher für große Amphoren benutzt worden sein. Es heißt dazu:
"Auf den mit Korken oder Terrakotta verschlossenen Deckel wurde eine Schicht kochenden Pechs aufgebracht. Dann stülpte man die Öffnung der kleineren Amphore auf. Das Pech wurde hart, der Amphoriskos war untrennbar mit dem Amphorendeckel verbunden. Die Luft im Amphoriskos erkaltete und zog sich dadurch zusammen. Dies führte zu einem Saugeffekt, mit dessen Hilfe man ohne große Mühe den mit Gips oder Mörtel versiegelten Amphorendeckel abheben konnte. Die Amphore wurde dabei kein bisschen beschädigt.
Bestätigt wird diese These durch den Fund von Amphoriskoi in Castrum Novum (Santa Severa), die noch Spuren von Pech tragen."
"Auf den mit Korken oder Terrakotta verschlossenen Deckel wurde eine Schicht kochenden Pechs aufgebracht. Dann stülpte man die Öffnung der kleineren Amphore auf. Das Pech wurde hart, der Amphoriskos war untrennbar mit dem Amphorendeckel verbunden. Die Luft im Amphoriskos erkaltete und zog sich dadurch zusammen. Dies führte zu einem Saugeffekt, mit dessen Hilfe man ohne große Mühe den mit Gips oder Mörtel versiegelten Amphorendeckel abheben konnte. Die Amphore wurde dabei kein bisschen beschädigt.
Bestätigt wird diese These durch den Fund von Amphoriskoi in Castrum Novum (Santa Severa), die noch Spuren von Pech tragen."
Eine interessante Überlegung, der man noch hinzufügen sollte, dass die Deckel von Amphoren und anderen Tongefäßen z.T. Griffe aufwiesen. Man benötigte in diesem Fall keinen 'Korkenzieher'.
Auch gab es Verschlüsse, die weniger als Deckel, sondern richtigerweise als Pfropfen bezeichnet werden sollten - siehe etwa hier und hier.
In der Praxis darf man sich den Vorgang des 'Entkorkens' vielleicht so ähnlich vorstellen, wie meine Skizze zeigt: Der festgesaugte Amphoriskos (hier eine Variante ohne Henkel) wird ein klein wenig hin und her gedreht, um den Pfropfen zu lockern, während man gleichzeitig kräftig daran zieht. Es bleibt eigentlich nur noch die Frage: Was würde wohl Otto von Guericke dazu sagen? 😉
Auch gab es Verschlüsse, die weniger als Deckel, sondern richtigerweise als Pfropfen bezeichnet werden sollten - siehe etwa hier und hier.
In der Praxis darf man sich den Vorgang des 'Entkorkens' vielleicht so ähnlich vorstellen, wie meine Skizze zeigt: Der festgesaugte Amphoriskos (hier eine Variante ohne Henkel) wird ein klein wenig hin und her gedreht, um den Pfropfen zu lockern, während man gleichzeitig kräftig daran zieht. Es bleibt eigentlich nur noch die Frage: Was würde wohl Otto von Guericke dazu sagen? 😉
—————–
Weiterführende Literatur / Quelle:
- Alberto Angela | Pompeji - Die Größte Tragödie der Antike | Goldmann Verlag | 2016 | Infos bei Amazon | Meine Rezension
Weitere interessante Themen auf diesem Blog:
Sehr spannend! Dass man sich damals schon das Vakuum zunutze gemacht hat, kann man sich heute kaum noch vorstellen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Britta
Man unterschätzt die Fähigkeiten unserer Vorfahren bedauerlicherweise am laufenden Band. Einige treiben es auf die Spitze, wenn sie beispielsweise beim Pyramidenbau außerirdische Einflüsse vermuten ...
LöschenDer alte Otto würde sagen, dass er sich sein Experiment in Magdeburg hätte schenken können, weil andere schon längst gezeigt haben, wie es geht ;-)
AntwortenLöschenLG,
Erwin
Geniales Konzept!
AntwortenLöschen