Mittwoch, 11. Juli 2012

Theaterverbot für Christen

Wandgemälde einer Theatermaske, Pompeji
(Bild: Wikimedia.org)
Das Frühmittelalter war eine ziemlich theaterlose Zeit. Warum? Nun ja, in seiner 198 n. Chr. verfassten Streitschrift "Über die Schauspiele", empfahl der christliche Schriftsteller Tertullian seinen Glaubensbrüdern, nicht ins Theater zu gehen, da dieses verdorben bzw. unsittlich sei. Und in der Tat ging es in römischen Theatern ziemlich zotig zu, um es höflich zu formulieren. Bereits in vorchristlicher Zeit hatte es deshalb diverse (erfolglose) Verbote gegeben.
Jedenfalls trug Terullian mit seiner kritischen Schrift dazu bei, dass das Theater im frühen Mittelalter nahezu gänzlich aus dem christlichen Europa verschwunden war. Die Ironie ist jedoch, dass sich im 10. und 11. Jahrhundert aus einer schauspielerisch dargestellten Szene der christlichen Ostergeschichte, ein beliebtes Volkstheater entwickelte. Ca 970 n. Chr. verfasste nämlich der angelsächsiche Bischof Aethelwald v. Winchester seine Regularis Concordia, in der für den Morgengottesdienst am Ostersonntag, vier kostümierte Klosterbrüder beschrieben werden, die den Engel und die Frauen darstellen sollen, welche nach der Auferstehung am leeren Grab des Jesus stehen. Daraus entwickelten sich umfangreiche Passions- und Weihnachtsspiele, die direkt in die prächtige (und nun wieder vermehrt zotige!) Theaterkultur der Renaissance und des Barock führten.




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