Außer der Priesterin der Demeter Chamyne, war es allen verheirateten Frauen verboten, den Veranstaltungen beizuwohnen. Jungfrauen war dies hingegen durchaus gestattet. Ein möglicher Grund hierfür könnte sein, dass in grauer Vorzeit die Spiele mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung standen und seit damals nur Jungfrauen als "rein" genug galten, um sich die Wettbewerbe ansehen zu dürfen.
Keine Frau durfte hingegen, egal ob nun jungfräulich oder verheiratet, aktiv an der Sportveranstaltung mitwirken. Dies ging sogar so weit, dass sich Athleten und Trainer im Vorfeld eines Bewerbes entblößen mussten, um zu zeigen, dass sie keine verkleideten Frauen waren.
Die konkrete Ursache für diese "Entkleidungsvorschrift" war angeblich folgender Vorfall: Eine Mutter, sie hieß entweder Pherenike oder Kallipateira, begleitete nach dem Tod des Ehemannes ihren boxsportbegeisterten Sohn Pisirodos als Trainerin nach Olympia. Als dieser dann tatsächlich den Wettkampf gewann, verrutschte der Mutter in ihrem Jubel die Verkleidung und sie wurde als Frau enttarnt.
Nun wäre eigentlich eine Strafe fällig gewesen; Pausanias schreibt beispielsweise, dass Frauen, die unerlaubt den Spielen beiwohnten, im Falle einer Entdeckung vom Berg Typaion gestürzt wurden. Wobei es hier durchaus möglich ist, dass der Autor des Effekts wegen etwas dick aufträgt...
Im Falle von Pherenike/Kallipteira sah man jedenfalls davon ab, hart durchzugreifen. Aus Respekt vor ihrem Vater, der ein berühmter Boxer aus Rodos war, wie es heißt. Lediglich besagtes Entblößen bei der Anmeldung zu den Spielen, wurde nun vorsorglich eingeführt, um zukünftig ähnliche Vorfälle zu vermeiden.
Eine besondere Ausnahme vom "Frauenverbot" stellten die Besitzer von an den Wagenrennen teilnehmenden Pferdegespannen dar. Die Pferde konnten nämlich auch einer (reichen) Frau gehören. War das Gespanne siegreich, dann durfte die Besitzerin, so wie ihre männlichen Kollegen, vor Ort ein Siegesdenkmal von sich errichten lassen (damals wurden in Griechenland in erster Linie die Pferdebesitzer bzw. Züchter als Sieger gefeiert, und weniger die Wagenlenker).
Frauen hatten übrigens ihre eigenen Spiele, die sogenannten Heraia, die, wie der Name bereits erahnen lässt, der Göttin Hera gewidmet waren - siehe das Bild einer Läuferin. Freilich, diese Sportveranstaltung hatte nicht eine dermaßen hohe Bedeutung wie die Olympischen Spiele der Männer. Es verhielt sich also so ähnlich, wie beim Frauenfußball unserer Tage ;)
Danke für diesen Blogbeitrag! Irgendwie vergesse ich dauernd, WARUM GENAU die Frauen nicht zuschauen durften und du hast es mir in Erinnerung gebracht *g*.
AntwortenLöschenAus heutiger Sicht, ist das auch eine etwas seltsame Begründung ;)
LöschenDie Begründung ist wirklich aus heutiger Sicht eigenartig. Wieso sollten VERHEIRATETE Frauen, die ja eben dadurch eine Familie gründet hatten und Kinder bekommen sollten, NICHT Spielen beiwohnen, die mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung standen.
AntwortenLöschenDer Vergleich mit dem heutigen Männer-/Frauenfußball ist brillant! Vor allem, wenn man bedenkt, wie lange es überhaupt erlaubt (!!) ist, dass Frauen offiziell Fußball spielen dürfen.
LG Calendula
Diese Logik erschließt sich mir auch nicht ganz, allerdings findet man diese Dinge immer wieder - auch bei diversen religiösen Bräuchen der Römer - zum Teil aber auch mit umgekehrten Vorzeichen, etwa bei den Riten der Bona Dea (wie Demeter auch eine Göttin der Fruchtbarkeit). Hier waren wahrscheinlich nur verheiratete Frauen zugelassen. Männern war der Zutritt überhaupt strikt untersagt.
LöschenLeider gibt es da ja echt wenige Quellen zu, eigentlich ja nur Pausanias und der schreibt immerhin gute 900 Jahre nach der Gründung der Spiele.
AntwortenLöschenDie olympischen Spiele waren in erster Linie Spiele für Zeus. Die Wettbewerbe bei den olympischen Spielen waren sehr auf Krieg und männliche Tugenden ausgerichtet, was zum Beispiel am Fehlen von musikalischen Wettbewerben, wie es sie bei den anderen drei großen Spielen der griechischen Antike durchaus gab, deutlich wird. Ich finde es durchaus denkbar, dass dieses Schauspiel männlicher Tugend eben den Männern vorbehalten war, während verheiratete Frauen eben in ihren eigenen Spielen die Ehe von Hippodameia und Pelops zelebrieren. Was die Jungfrauen angeht kann man nur spekulieren. Evtl. hat sich Pausanias ja vertippt und meinte Hetären? Man sollte noch erwähnen, dass auch die Jungfrauen nicht das Zeus-Heiligtum während der Spiele betreten durften.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass es aus dem 1. Jhd. nach Christus auch Belege für weibliche Sieger bei Läufen bei den istmischen, pythischen, und nemëischen Spielen gibt, nicht aber bei den olympischen Spielen.
Und zu guter Letzt: mehr griechisches Zeug! ;-)
Die Sache mit den Hetären ist eine interessante Theorie. Da müsste man eventuell den Originaltext zurate ziehen und sich dann ansehen wie man den verwendeten Begriff auslegen kann.
LöschenBezüglich musikalischer Wettbewerbe:
Davon ist auch mir in Bezug auf die Olympischen Spiele nichts bekannt. Allerdings wurde das Training, vielleicht zum Teil auch die Wettbewerbe selbst, häufig von Musik (meist Doppelflöte) begleitet - zumindest wenn man den Abbildungen auf antiken Gefäßen glaubt.
Da ich mich diesen Sommer schwer mit den Griechen in Süditalien beschäftigen werde, wird sich die Dichte an "Griechen-Zeug" ab September bestimmt spürbar erhöhen ;)
Ich hab mir die entsprechenden Stellen bei Pausanias nochmal durchgelesen (6.20.9 für die Jungfrauen). Interessant dabei ist, dass der Satz völlig aus dem Kontext fällt, mitten in einer Ortsbeschreibung des Heiligtums. Und er erwähnt eigentlich nur, dass Jungfrauen nicht ausgeschlossen werden. Die verheirateten Frauen sind an einer ganz anderen Stelle erwähnt. Evtl. will er über die Jungfrauen was ganz anderes aussagen, oder meint nur eine bestimmte Gruppe Jungfrauen (Dienerinnen im Heiligtum vllt?), und es gab gar keine generelle Ausnahme für Jungfrauen. Ich finde die beiden Stellen lassen schon mehr Spielraum zur Interpretation, als es die ganzen Websites vermuten lassen.
LöschenDie betreffenden Passagen stehen in der Tat getrennt voneinander, was an sich schon einen gewissen Interpretationsspielraum zulässt. Ich bin bei meiner Darstellung Judith Swaddling gefolgt ("Die Olympischen Spiele der Antike", Reclam), die allerdings selbst darauf hinweist, dass hier nichts in Stein gemeißelt ist.
LöschenIch bin mal so frei und liste die betreffenden Stellen kurz auf, damit sich jeder ein eigenes Bild davon machen kein:
Passage zum Berg Typayon, der Strafe für anwesende Frauen und der ersten Erwähnung der Kallipteira:
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0160%3Abook%3D5%3Achapter%3D6%3Asection%3D7
Passage zu Kallipteira:
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0160%3Abook%3D5%3Achapter%3D6%3Asection%3D8
Passage zu den Jungfrauen:
http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0160%3Abook%3D6%3Achapter%3D20%3Asection%3D9