Montag, 20. Januar 2014

Vorgeschichtliche Techniken der Textilherstellung


Obige Grafik (zum Vergrößern bitte drauf klicken) stellt einen groben Überblick der textilen Handwerkstechniken des vorgeschichtlichen Mitteleuropas dar. Wie diese Darstellung sehr gut veranschaulicht, waren die grundlegenden Herstellungs- und Veredelungsverfahren spätestens seit der Bronzezeit bekannt. Wobei allerdings die Feinheit/Qualität der Textilien bis zur Älteren Eisenzeit (Hallstatt C und D) noch zunahm und in manchen Fällen sogar Fadenstärken von lediglich 0,1 mm erreicht wurden; 0,2 bis 0,6 mm stellten allerdings bei Funden im Salzbergwerk Hallstatt die Regel dar.
In der Latènezeit pendelte sich die durchschnittliche Fadenfeinheit bei 0,3 bis 0,6 mm ein. Nach der römischen Machtübernahme betrug die übliche Dicke des Garns in Mitteleuropa 0,2 bis 0,4 mm.
Festzuhalten ist natürlich, dass es sich hierbei um eine Art Momentaufnahme des aktuellen Forschungsstandes handelt. Zukünftige Funde werden vermutlich noch zu leicht abweichenden Ergebnissen führen. So erscheint es mir beispielsweise unwahrscheinlich, dass man zwar in der mittleren Bronzezeit Stoffe gefärbt hat, diese Technik dann aber während der darauffolgenden späten Bronzezeit wieder vergaß. Solche Brüche bei grundlegenden, handwerklichen Techniken, sind einfach nicht logisch. Hier kann wohl eher davon ausgegangen werden, dass lediglich ein auf Zufall beruhender Mangel an Funden für dieses vierhundertjährige "Loch" verantwortlich ist.
Heribert Illig würde wahrscheinlich mutmaßen, dass es sich vielmehr um ein Indiz für eine fehlerhafte Chronologie handeln könnte. Aber zu Illig äußere ich mich dann am Mittwoch in einem gesonderten Beitrag ;)

Wichtige Fundorte vorgeschichtlicher Textilien in Mitteleuropa:
Frühe Bronzezeit -  Lago di Ledro, Franzhausen
Mittlere Bronzezeit - Mühlbach am Hochkönig, Irgenhausen
Späte Bronzezeit - Vösendorf, Sublaines, Gevlinghausen
Ältere Eisenzeit - Hallstatt, Verucchio, Hochdorf, Hohmichele
Jüngere Eisenzeit - Dürnberg, Nové Zamky


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Weiterführende Literatur:
  • Die Macht der Toga | Verlag Schnell + Steiner | 2013 | Meine Rezension | Infos bei Amazon
  • Das Textile Handwerk in der Urgeschichte - PDF (dieses und vier dazugehörende Dokumente, finden sich auch in der Rubrik PDFs - erkennbar an der Kennzeichnung "Naturhistorisches Museum")


4 Kommentare:

  1. Zu dem Thema kann ich auch die folgenden Bücher von Elizabeth Wayland Barber empfehlen:
    _Women's word: The First 20,000 Years_
    _Prehistoric Textiles: The Development of Cloth in the Neolithic and Bronze Ages with Special Reference to the Aegean_
    Sie hat sich hier mehr mit dem mediterranen Raum beschäftigt. Aber auch ihr Buch _The Mummies of Urumchi_ über die berühmten "europäisch" aussehenden Mumien aus dem Westen Chinas ist hochinteressant.

    - Exilwikingerin -

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    1. Hört sich interessant an, von diesen "Mummies of Urumchi" habe ich beispielsweise noch nichts gehört. Da lohnt es sich wohl näheres in Erfahrung zu bringen. Im Moment lese ich ein artverwandtes Buch über Moorlichen.

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    2. Hier ist ein Vortrag von Prof. Barber zu diesem Thema: http://www.youtube.com/watch?v=tUvB0lD8E5M

      - Exilwikingerin -

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    3. Danke für den Link!
      Wie ich festgestellte habe, gibt es auf dem Youtube-Kanal des Penn Museums noch ähnliche Video-Vorträge. Feine Sache!

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