Montag, 22. September 2014

Maulkörbe und Fußfesseln für antike Rinder

Dass es heutzutage bei der Haltung von Nutztieren einige unschöne Sitten und Praktiken gibt, ist leider eine traurige Tatsache. Man denke nur an jene armen Rinder, die beinahe ausschließlich im Stall gehalten werden und nur selten auf die grüne Wiese dürfen, um dort zu grasen.
Doch man sollte nicht in einer Art Agrarnostalgie schwelgen und sich einbilden, in der vorindustriellen Zeit wäre alles besser gewesen. Liest man beispielsweise in den Schriften antiker Autoren, dann kommt man mitunter aus dem Staunen nicht mehr heraus. Beispielsweise betont Cato der Ältere in seinem Werk De agri cultura, dass Rinder einerseits zwar sorgfältig gepflegt werden müssen - etwa indem man ihre Hufe mit flüssigem Pech bestreicht, so dass diese sich nicht auf der Straße abreiben. Andererseits wird jedoch geraten, man solle die Tiere - außer im (milden italienischen) Winter - lieber nicht weiden lassen, da sie sich sonst an frisches Grünfutter gewöhnen und immerfort danach verlangen würden. Man ging sogar soweit, den Rindern Maulkörbe zu verpassen, damit sie während dem Pflügen kein Gras fressen konnten und in weiterer Folge auch nicht von ihrer Arbeit abgelenkt wurden. Stattdessen gab man ihnen in Wasser eingeweichte Eicheln, gesammelte Blätter, Heu, Trester usw. 
Diese Praktik erinnert doch sehr an die heutige Stallhaltung, welche schon eingangs erwähnt wurde. Andererseits stellt sich die Frage, ob Cato sich hier nicht primär auf Ochsen bezieht - siehe die Erwähnung des Pflügens. Nun war die Ochsenzucht in der Antike zwar von herausragender Bedeutung, schließlich handelte es sich - etwa laut Plinius - um unverzichtbare Arbeitstiere, allerdings gab es daneben natürlich auch noch große Herden, die aus Kühen und Stieren bestanden. Hier war Weidehaltung durchaus üblich, wie Columella berichtet. Der spricht übrigens auch von den Erziehungsmethoden, mit denen man störrischen oder faulen Rindern beizukommen versuchte: Nicht schlagen solltem man sie, sondern die Disziplinierung durch Hunger und Durst herbeiführen. Wenn sich die Tiere dann nach einiger Zeit im Stall geschwächt auf den Boden gelegt hatten, wurden ihnen auch noch die Beine zusammengebunden. 
Columella kann sich freilich glücklich schätzen, dass es in der Antike keine Tierschutzorganisationen gab. Die wären vermutlich auch von seinen "sanften" Erziehungsmethoden wenig begeistert gewesen...


Weiterführende Literatur:


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