Montag, 6. Oktober 2014

Buch: Über die Landwirtschaft (De Agri cultura)

Der römische Politiker Marcus Porcius Cato der Ältere († 149 v. Chr.) genießt heute vor allem aufgrund seiner Senatsreden eine gewisse Bekanntheit, da er diese angeblich mit dem Satz beendet haben soll: "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss". 
Davon abgesehen, dass die Authentizität dieses Zitats höchst fragwürdig ist, war Cato weit mehr als der reaktionäre Polit-Sturschädel, als der er gerne dargestellt wird. Ein Beleg dafür ist das von ihm verfasste Werk De agri Cultura. Der Autor widmet sein Augenmerk hier in umfassender Weise den landwirtschaftlichen Methoden seiner Zeit, holt aber mitunter relativ weit aus und streift auch andere Bereiche - wie etwa die Küche (Kochrezepte) oder religiöse Praktiken.
Die Anordnung der einzelnen Themengebiete wirkt zum Teil etwas chaotisch. Forscher gehen deshalb davon aus, dass Cato bei seinem Tode das Buch noch nicht vollendet hatte. Trotz dieses mangelnden Feinschliffs wurde es von seinen Nachkommen herausgegeben und fand offenbar großen Anklang, denn selbst Plinius der Ältere zitiert noch über 200 Jahre später daraus.

Doch was genau erfährt der Leser im Detail? Nun, alles beginnt mit dem Ratschlag: Wie man ein Landgut kaufen und sich zulegen soll. In weiterer Folge geht es um die Wichtigkeit guter nachbarschaftlicher Verhältnisse, die Pflichten eines Gutsverwalters, wie man eine Kelterei einrichten muss, wie Schneckenkuchen oder Punischer Brei gemacht wird, aus welchen Bestandteilen Arzneien/Salben für Rinder herzustellen sind (unter anderem aus Schweinekot ^^), wie man herben Wein mild macht, wie Obstbäume durch Ableger vermehrt werden, wie helle Oliven eingelegt werden sollten, wie man Weintrauben haltbar macht, wie man eine Olivenpresse zusammenbaut, usw. usf.
Manche Themen - wie etwa das letztgenannte - sind ohne Vorkenntnisse oder Abbildung auf Anhieb eher schwer zu verstehen. Ansonsten sind die Ausführungen auch für Laien meist problemlos nachvollziehbar. Unterstützt wird man hierbei von Endnoten, die der Übersetzer erfreulicherweise in großer Anzahl eingefügt hat. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass etliche davon lediglich auf andere antike Autoren - wie etwa Plinius oder Columella - verweisen. Hier hätte man sich zum Teil ruhig die Mühe machen können, die betreffenden Textstellen kurz zu zitieren. Das Buch wäre dadurch nur unwesentlich dicker geworden, bei einer deutlichen Steigerung des Mehrwerts.

Fazit: Auf 272 Seiten - der lateinische Text liegt der deutschen Übersetzung immer gegenüber -  wird hier ein tiefer Einblick in die römische Landwirtschaft geboten. Im Gegensatz zu einigen anderen Reclam-Ausgaben antiker Werke ist dieses Buch weitaus angenehmer zu lesen, da sich Hartmut Froesch, der verantwortliche Übersetzer und Herausgeber, einer zeitgemäßen Sprache bedient und bei der Wortstellung nicht sklavisch dem lateinischen Original folgt.

Ich vergebe 5 von 5 möglichen Punkten  |  

Abschließend noch eine kleine Anmerkung: Aufgrund des schlechten Einbandes, der quasi alle Büchlein von Reclams Universalbibliothek kennzeichnet, müsste man hier eigentlich einen Punkt abziehen. Wie auch immer, ich habe in den letzten Monaten festgestellt, dass meine selbstgemachten Schutzumschläge diesbezüglich geradezu Wunder wirken; der originale Papiereinband sieht daher immer noch wie neu aus :)

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2 Kommentare:

  1. Hallo Hiltibold,

    Einige der kleinen Bücher von Reclam werden parallel zum weichen auch mit festem Einband herausgegeben. Besonders viele sind es leider nicht, dabei würden wahrscheinlich etliche Leser gerne ein paar Euro mehr für eine größere Haltbarkeit ausgeben.

    Liebe Grüße

    Britta

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    1. Hallo,
      zwei dieser Bücher mit festem Deckenband aus Reclams Universalbibliothek besitze ich sogar. Ich frage mich allerdings auch, warum einige wenige Bücher mit diesem Einband angeboten werden, der große Rest jedoch nicht. Was sind die Kriterien?
      Etwas seltsam, die Sache.

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