Donnerstag, 29. Oktober 2015

Krimskrams: Schummeleien -- Feuchte Füße in wendegenähten Schuhen -- Ein gestohlener Langsax

Schummeleien, feuchte Füße und ein Tragegurt

Nicht nur die Macher des Möchtegern-Klosters in Meßkirch beherrschen die hohe Kunst des Schummelns - siehe das neue Header-Bild des Blogs: Die beschauliche Landschaft wird in der Realität von zwei Strommasten verunstaltet, welche von mir wegretuschiert wurden. Ebenfalls modifiziert habe ich den Untergrund; der nett anzusehende Trampelpfad war nämlich ursprünglich eine doppelte, von Traktorreifen verursachte Spur. In Historienfilmen ist man übrigens meist zu faul, diese Dinge zu korrigieren (man denke nur an "Gladiator"). 
Ein bisschen bequem war ich dann allerdings doch, wie das kleine mit Mais bepflanzte Feld zeigt. Andererseits erkennen die Botaniker unter den Lesern wahrscheinlich ohnehin noch manch andere Pflanze, die es im 10. Jahrhundert hierzulande gar nicht gab :)

Leider stand die Wiese bei unserem Ausflug mehr oder weniger unter Wasser, da aus dem Hang große Mengen an Feuchtigkeit austraten. Meine wendegenähten Schuhe waren aus diesem Grund wieder einmal nach wenigen Schritten völlig durchnässt. Zwar hatte ich das Oberleder dick mit Bienenwachs eingerieben, vergaß aber, die Nahtstellen zur Sole mit Fett abzudichten. Wobei die praktische Erfahrung gezeigt hat, dass dies bei längeren Märschen ohnehin nur mäßig viel bringt, da sich das Fett mit der Zeit auflöst - ganz besonders bei höheren Temperaturen. Und ich kann mir offen gestanden auch nur schwer vorstellen, dass die Menschen des Mittelalters dermaßen viel Fett zur Verfügung hatten, um es in großer Menge für ihr Schuhwerk zu vergeuden. Das muss anders gegangen sein. Vorschläge kenne ich dazu zwar einige, überzeugt hat mich in der Praxis bisher aber noch keiner so richtig. Daher gehe ich mittlerweile davon aus, dass dereinst feuchte Füße einfach hingenommen werden mussten. Zum Teil wird man auf Wanderschaft vorübergehend sogar barfuß gelaufen sein, um die Schuhe trocken zu halten.

Der im Sommer angeschaffte Brustgurt bzw. Tragegurt, siehe nachfolgendes Bild, hat sich bestens bewährt, denn so kann der dicke Rechteckmantel einfach und praktisch mitgeführt werden. Bei Bedarf ist es möglich, daran noch allerlei andere Dinge zu befestigen, wie einen Jausenbeutel, Weinschläuche, usw. usf. Ich könnte mir vorstellen, damit auch ein kleines Leinenzelt zu transportieren.

| Bild in hoher Auflösung bei Flickr |

Ein gestohlener Langsax

Der Mittelalter-Kanal Kawau TV berichtet von einem Wikinger-Darsteller, dem im Zuge einer Veranstaltung der Sax gestohlen wurde. Nähere Informationen zu dieser Schandtat findet man in nachfolgendem Video.
Mir stellt sich hier übrigens die Frage: Nehmen derlei Diebstähle eventuell seit ein paar Jahren zu? Es werden mittlerweile ja schon ganze Freilichtmuseen geplündert - wie das Beispiel Ukranenland gezeigt hat.



9 Kommentare:

  1. Bei "Ötzi" waren die Schuhe mit Heu gepolstert und das soll wohl die Feuchtigkeit gut aufnehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch im MA gemacht wurde. Heu dürfte praktisch überall verfügbar gewesen sein.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Polsterung mit Heu haben wir im Vorjahr tatsächlich schon einmal ausprobiert, allerdings ist sie meiner Erfahrung nach vor allem eine recht gute Wärmeisolierung. Geht man damit längere Strecken auf feuchtem Untergrund, dann saugt sich das Heu mit Wasser voll.

      Löschen
  2. Aus Schweden habe ich eine Art "Lederteer" mitgebracht, der sehr gut imprägniert. Eine zähe Mischung mit Bienenwachs und Holzteer, wenn ich das richtig erinnere.
    Zum Polstermaterial habe ich mal was über ein bestimmtes Gras gelesen, das gesammelt wurde, um damit die Schuhe auszustopfen. Leider verläßt mich mein Gedächtnis zu weiteren Details, es war irgendwo in nördlichen Regionen.
    Wasser war wohl immer ein Problem. Ich vermute, daß man entweder tatsächlich barfuß ging oder Beinwickel bzw. Socken aus natürlich lanolinhaltiger Wolle dafür sorgten, daß die Füße trocken blieben.
    Interessanter Blick nach Irland, ein Bericht über die Aran-Inseln um 1900*. Dort trugen die Menschen eine Art Bundschuhe aus Rohhaut vom Rind, die über Nacht im Wasser gelagert wurden, um nicht trocken und hart zu werden. Diese "pampooties" seien sehr robust gewesen und hätten sogar scharfen Steinen widerstanden - naß, wohlgemerkt.
    * Field and Shore - Daily Life and Traditions, Aran Islands 1900. Verlag O'Brien, Dublin 1989.
    - Fränkin -

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. "Lederteer"
      Sollte das so klebrig sein, wie es sich anhört, dann könnte man damit vielleicht die Nahtstellen zwischen Oberleder und Sohle für einen längeren Zeitraum abdichten.

      "Socken aus natürlich lanolinhaltiger Wolle"

      Interessant, solange man nicht durch Pfützen latscht, könnte das durchaus etwas bringen.

      Löschen
    2. Ja, das ist sehr klebrig. Wahrscheinlich verwandt mit dem Zeug, mit dem man Schiffe kalfatert ;-) Aber eigentlich sollten zwischen Oberleder und Sohle keine Lücken sein, wenn der Schuh gut gemacht ist. Ausleiern sehe ich als Ausrede - damals wurden Schuhe wohl schneller ausgetauscht als heute, wo sie doch recht teuer sind. Fürs SMA gibt es eine Quelle, wonach Gesellen 4 Paar Schuhe pro Jahr bekommen.
      Durch Pfützen latschen - wer latscht denn freiwillig durch Pfützen, außer mit Gummistiefeln? Und waren die Leute damals wirklich bei jedem Wetter unterwegs, und wenn ja, wie lange? Wie empfindlich waren sie?
      In dem von mir genannten Buch von den Aran-Inseln steht, daß man mit den pampooties sogar immer wieder ins Wasser gestiegen ist, um sie schön feucht zu halten. So schlimm können nasse Lederschuhe also nicht sein ;-)
      - Fränkin -

      Löschen
    3. Hmm, Kalfaterungen mit Wachs, ein umstrittenes Thema. Das Problem mit reinem Wachs ist, dass es weich wird und aufgrund schlechter Klebefähigkeit herausfällt, wenn die Verbände des Schiffes arbeiten. Es gibt zwar irgendwo aus römischer Zeit einen Hinweis, dass Wachs, so ähnlich wie auch du es beschreibst, mit Pech vermischt wurde, aber man scheint sich nicht sicher zu sein, ob hier nicht eine Fehldeutung vorliegt bzw. ob beigemengtes Wachs nicht die Eigenschaften des Materials zum Kalfatern verschlechtern würde. Egal, ist ja auch nicht das Thema ;)

      wer latscht denn freiwillig durch Pfützen?

      Wir, da eine Wiese überquert werden musste, die aus einer einzigen Aneinanderreihung an gut getarnten Pfützen bestand. Da sind die Füße selbst bei Schuhen vom Knieriem schneller nass, als du "Wasser marsch" sagen kannst :)

      Löschen
    4. Ich hab dieses Zeug vor 26 Jahren gekauft und kann mich wirklich nicht erinnern, was genau drin ist. Grad finde ich auch die Schachtel nicht, und selbst wenn, stünde alles nur auf Schwedisch drauf ;-) Eine Mischung aus Wachs und Ölen bleibt geschmeidig (man macht z.B. Salben so). Und wie schon gesagt, ist auch Holzteer drin, und zwar nicht zu knapp. Und der wird ja wohl ans Schiff geschmiert ;-)
      Zu der nassen Wiese: ok, sowas kommt vor ;-) Ich glaube, da sind alle Schuhe außer fette Goretex-Wanderstiefel oder Gummistiefel pitschnaß! Grad finde ich auch die Schachtel nicht, und selbst wenn, stünde alles nur auf Schwedisch drauf ;-) Eine Mischung aus Wachs und Ölen bleibt geschmeidig (man macht z.B. Salben so). Und wie schon gesagt, ist auch Holzteer drin, und zwar nicht zu knapp. Und der wird ja wohl ans Schiff geschmiert ;-)
      Zu der nassen Wiese: ok, sowas kommt vor ;-) Ich glaube, da sind alle Schuhe außer fette Goretex-Wanderstiefel oder Gummistiefel pitschnaß!
      - Fränkin -

      Löschen
    5. Konkret müsste Wachs eigentlich die Adhäsionskraft des Pechs heruntersetzen (klebt weniger). Für den Einsatz beim Kalfatern scheint das kontraproduktiv zu sein. Bei einem Pflegemittel für Schuhe auf der anderen Seite, dürfte der Effekt absolut erwünscht sein, denn reines Pech wäre hier vermutlich ungeeignet, da nach wenigen Schritten die Halbe Wiese auf den Schuhen kleben würde ;) Wobei du aber beispielsweise mit Birkenteer provisorisch kleinere Löcher bei Schuhsohlen verstopfen kannst, wie die Praxis gezeigt hat.
      Wie ich übrigens gerade festgestellt habe, ist bei meiner Bienenwachsschuhpflegecreme neben Leinöl auch Harz enthalten. 3 Prozent nur, aber immerhin. Ich weiß das, weil die Aufschrift glücklicherweise auf Deutsch ist :)

      Löschen
    6. Oh weh, mit dem Schiffsvergleich hab ich mir was eingebrockt ;-) Egal was das für ein Zeug ist, es riecht genau wie Birkenpech oder auch das Holzteer-Zeug, das man Pferden unter die Hufe schmiert, oder mit dem man Holz imprägniert. Klebt irgendwie ein bißchen und macht wasserfest ;-)
      - Fränkin -

      Löschen

Kommentare werden entweder automatisch oder von mir manuell freigeschalten - abhängig von der gerade herrschenden Spam-Situation und wie es um meine Zeit bestellt ist.