Antike Mode
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Wikipedia und die Quellen
Der eine oder andere Leser dürfte den Autor Ritchie Pogorzelski kennen. Von ihm stammen beispielsweise die beiden bei Nünnerich-Asmus erschienen Bücher "Die Prätorianer. Folterknechte oder Elitetruppe?" sowie "Der Triumph: Siegesfeiern im antiken Rom - Ihre Dokumentation auf Ehrenbögen in Farbe". Letzteres Buch habe ich kürzlich mit Interesse gelesen und werde es in nicht allzu ferner Zukunft im Blog besprechen.
Nun hat Ritchie Pogorzelski ein neues Projekt in Angriff genommen, das den Titel "Antike Mode" trägt. Es soll diesmal - abseits eines Verlages - mittels Crowdfunding finanziert werden (siehe hier den bisherigen Fortschritt). Explizit wird darauf hingewiesen, dass auch Reenactors zur Zielgruppe dieser wohl mehrteiligen Publikation gehören.
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Wikipedia und die Quellen
Im Wiki-Watch-Blog widmet man sich der Frage, wie sorgfältig bei Wikipedia mit Quellen umgegangen wird. Es ist beispielsweise fraglich ...
"...wie viele Wikipedia Autoren tatsächlich vorrangig nach möglichst neutralen, aktuellen und fachlich hochwertigen Buchveröffentlichungen als Belege für ihre Artikel suchen."
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Attila, der Menschenfreund
Eines der Hauptprobleme der offiziösen Geschichtsforschung ist seit jeher ihr Hang, dem jeweils herrschenden Zeitgeist nach dem Mund zu reden. Unter anderem äußert sich das durch den Versuch, für ein in der Gegenwart beheimatetes Anliegen Belege in der Vergangenheit zu finden. Quellen, die das erhoffte Bild nicht bestätigen, werden zuerst relativiert und im Laufe der Zeit aussortiert. Beispielsweise wird Nero seit einigen Jahren zum missverstandener Pazifisten umgemodelt und selbst die große Völkerwanderung in der Spätantike soll in Wahrheit nur den Charakter einer etwas außer Kontrolle geratenen Strand-Party gehabt haben (demzufolge dürften die unzähligen Brandhorizonte jener Zeit bloß von übergroßen Barbecues herrühren).
In dieselbe Kerbe schlägt nun ein Artikel des Online-Standard, in dem es unter der beschönigenden Überschrift Hunnen brachten einen neuen Lebensstil wie folgt heißt:
"Der Einfall der Hunnen ließ das spätrömische Reich erzittern. Ihre Begegnung mit der Bevölkerung der Grenzregionen war aber nicht nur von Gewalt geprägt." [...] Dies ging sogar so weit, dass Angehörige der lokalen Bevölkerung hunnische Bräuche aufgriffen. Wie die Forscher [...] berichten, besaßen einige pannonische Bauern einen künstlich verlängerten Schädelknochen, eine Praxis, die unter zentralasiatischen Reiterstämmen weit verbreitet war. Während römische Schriften fast ausschließlich Konfrontationen mit den Hunnen schildern, zeigen unsere Funde, dass es in Grenzgebieten offenbar bis zu einem gewissen Grad auch zur Koexistenz und Kooperation gekommen sein muss" [...]. In den dunklen Zeiten am Rande des Untergangs dürften viele Menschen die plötzliche Wahlfreiheit zwischen zwei Lebensstilen als neue Chance angesehen haben."
Diese sogenannte "Wahlfreiheit" stand freilich unter dem Motto: Willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein. Entweder man biederte sich an die neuen Machthaber an oder man war - wenn schon nicht sofort tot - so doch zumindest ein Art Mensch zweiter Klasse mit geringen Aufstiegschancen und zumeist rechtlich minderem Status. Dieser soziale Mechanismus war bereits ein zentraler Aspekt der antiken Romanisierung. Zig andere Kulturen liefern dafür ebenfalls Beispiele.
Ein Leser kommentiert und entlarvt die naive Relativiererei des Artikelautors mit folgenden Worten:
😆
Ein Leser kommentiert und entlarvt die naive Relativiererei des Artikelautors mit folgenden Worten:
😆
Weitere interessante Themen auf diesem Blog:
- Vorgeschichtliche Techniken der Textilherstellung
- Buch: Die Olympischen Spiele der Antike
- Der Utrechter Psalter als Bildquelle frühmittelalterlicher Alltagskultur - Teil 3: Schilde
Diese Buchreihe sieht auf jeden Fall spannend aus. Danke für den Hinweis, Hiltibold!
AntwortenLöschenDer Wanderschmied
Der aktuelle Versuch Nero reinzuwaschen geht glaube ich vor allem auf einen einzigen Autor zurück (sein Name fällt mir leider gerade nicht ein). An dessen Überlegungen gab es zwar schon auch Kritik, aber einige Leute haben sie dann trotzdem teilweise übernommen und verwenden sie dazu, das moderne Nero-Bild zu relativieren. Ob zurecht, ist eine andere Frage. Ich halte die Interpretation, dass Nero kein militärischer Versager sondern ein Pazifist war, auch für an den Haaren herbeigezogen. Sein negatives Image nur auf die angeblich boshafte senatorische und spätere christliche Geschichtsschreibung zu schieben ist absurd, wenn man sich beispielsweise das Desaster in Judäa vor Augen führt, das Nero lange Zeit durch offensichtliche Untätigkeit gefördert hat. Das war kein Pazifismus, sondern Unfähigkeit. Nicht außer Acht lassen sollte man dabei aber auch nicht die Rolle von Neros Frau Poppaea Sabina, die sehr judenfreundlich war und möglicherweise als Beschwichtigungs-Tool jüdischer Kreise in Rom benutzt wurde, um ein militärisches Eingreifen Roms in die überwiegend innerjüdischen Streitigkeiten zu verhindern.
AntwortenLöschenRagner V.
Nicht zuletzt dürfte Poppaea zur Christenverfolgung unter Nero angestiftet haben, wie die frühchristlichen Autoren nahelegen. Nach Tertullian gingen auch danach die Verfolgungen der Christen von den Synagogen aus.
LöschenLeser
Das ist tatsächlich nicht unwahrscheinlich. Dazu habe ich übrigens vor geraumer Zeit mal etwas geschrieben: Klick mich
LöschenDas Fundingziel beim Buch ist erfüllt :D.
AntwortenLöschenDazu kann ich nur folgendes sagen
Löschen:)
Über diese Schädelveränderungen hab ich vor schon längerer Zeit eine damals schon ältere Dissertation gelesen.
AntwortenLöschenDiese war natürlich völlig wertungsfrei und stellte lediglich fest, dass für eine SEHR KURZE! Zeit diese "Mode" wohl von einigen Wenigen aufgegriffen wurde, dies aber recht schnell (zusammen mit den Hunnen) wieder verschwand.
War eine online verfügbare Arbeit der Uni Wien. Müsste man mal raussuchen, wenn es interessiert.
Ich hatte dazu auch schon mal eine umfangreichere Arbeit von der Uni Wien runtergeladen und überflogen (eventuell war es die gleiche). Allerdings ist die mittlerweile irgendwo in den Weiten meines Archivs versandet ...
LöschenBei diesen Lang- bzw. Turmschädeln muss man sowieso aufpassen. Weil nur um übernommene Modeerscheinungen von Fremden - wie gerne pauschal behauptet wird - scheint es sich dabei oft nicht zu handeln: Klick mich
Alles falsch. Diese menschlichen Langschädel lehnen sich an Aliens als Vorbilder an, die vor Jahrtausende die Erde besucht haben. Da muss man nur EvD fragen!
Löschen;-)
LG,
Erwin