Alle kennen heute das klassische Griechenland, in dessen Rahmen groĂe historische Persönlichkeiten wie Perikles, Themistokles und Platon wirkten. Doch hatte Griechenland davor gar nichts zu bieten? Doch, das hatte es - und zwar in Gestalt der mykenischen Kultur, die sich zeitlich vom 17. bis ins 12. Jahrhundert vor Christus erstreckte und ein ziemlich plötzliches bzw. gewaltsames Ende fand. Griechenland versank danach fĂŒr mehrere Jahrhunderte in einem kulturellen Dornröschenschlaf - vergleichbar mit unserem Mittelalter nach dem Ende der Antike.
Im Buch "Mykene - Die Sagenhafte Welt des Agamemnon" wird von verschiedenen Autoren auf 400 Seiten ein umfangreicher Ăberblick zur mykenischen Kultur und Geschichte gegeben. Man beginnt mit den Forscherpionieren wie Heinrich Schliemann und Wilhelm Dörpfeld. Es folgen Erörterungen zu den UrsprĂŒngen der mykenischen Hochkultur, die besonders stark von den Minoern Kretas beeinflusst worden war. Weiter geht es mit der mykenischen FrĂŒhzeit, der Zeit der PalĂ€ste, der Götterwelt (in der schon Vorformen der griechischen Klassik zu erkennen sind), dem Lebensalltag (Wohnen, Krieg, Landwirtschaft, Handwerk, Handel etc.) und schlussendlich dem Zusammenbruch.
Eine besondere StĂ€rke des Buchs sind ohne jeden Zweifel seine vielen groĂformatigen, mit ausfĂŒhrlichen Texten versehenen Abbildungen von mykenischen GegenstĂ€nden, Landschaften und archĂ€ologischen AusgrabungsstĂ€tten (es gibt auch einen eigenen Katalogteil). Ăberaus interessant fand ich auĂerdem die Rekonstruktionszeichnungen von GebĂ€uden. Die QualitĂ€t der BeitrĂ€ge schwankt hingegen, wie das ja meistens der Fall ist, wenn mehrere Autoren beteiligt sind. Der Buchinhalt wirkt dadurch nicht ganz homogen. Auch hĂ€tte es nicht geschadet, die DatierungsabkĂŒrzungen wie "SH III A" vorab zu erlĂ€utern - oder ganz darauf zu verzichten und stattdessen Zeitintervalle zu nennen.
Fazit: Die in der mittleren und spĂ€ten Bronzezeit angesiedelte mykenische Kultur war eine spannende Epoche, die wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient, als man ihr in den Medien bisher zugebilligt hat. SchlieĂlich lassen sich in den Ruinen der mykenischen Kultur sogar Antworten auf viele Fragen finden, die sich uns bei der Erforschung der klassischen Antike stellen.
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WeiterfĂŒhrende Informationen:
Weitere interessante Themen:
- Buch: Das mykenische Griechenland
- Der Amphoriskos als antiker Vakuum-Korkenzieher?
- Ottonisch-frĂŒhmittelalterlicher Feuerstahl
Ich war in der dazugehörigen Karlsruher Ausstellung und bin im Badischen Landesmuseum an dem Buch ohne reinsehen vorbei gelaufen. Ich habe schon seit Jahren ein Schwartenproblem. Mein Bruder und ich lagern fleiĂig in das Elternhaus im Raum Karlsruhe aus. Generell hat der BĂŒcherkauf nur einen Sinn, wenn ich die BĂŒcher auch spĂ€ter noch nutzen will. Da geht es in der Regel um einen oder zwei Artikel, die ich wegen irgendeinem Sachverhalt nachlesen will. Da ich aus PlatzgrĂŒnden vermutlich das Mykene-Buch nicht mal nach MĂŒnchen genommen hĂ€tte, stellt hier in MĂŒnchen die Stadtbibliothek die praktikabelste Lösung dar. Die Karlsruher Ausstellungskataloge stehen am Gasteig idR konkurrenzlos herum. Der Aufwand fĂŒr diese Lösung ist aber trotzdem genauso wenig zeitgemÀà wie das Schwartenkaufproblem. Wesentlich besser wĂ€re es, das Buch als eBook ausleihen zu können. Das lieĂe sich ideal in meinen Workflow am Rechner integrieren, so einen Zugriff auf einzwei Artikel wĂ€re unabhĂ€ng vom Ort schneller erledigt als das Anziehen, zum öffentlichen Verkehrsmittel Richtung Bibliothek zu laufen und auf dieses Verkehrsmittel zu warten. Diese eBooks gibt es aber vom Badischen Landesmuseum nicht.
AntwortenLöschenMan vergleiche dazu die "Metpublications". Neben kĂ€uflich erwerbbaren eBooks gibt es da schon seit Jahren den kostenlosen Zugriff auf alte Publikationen. Karlsruhe brĂ€uchte vielleicht fĂŒr so ein Angebot mangels Digitalisierung und geklĂ€rter Rechte einen teuren jahrelangen Vorlauf. Die Karlsruher RĂŒckstĂ€ndigkeit hat vermutlich auch Auswirkungen auf die neueren Katalog-Artikel. Wenn wirklich keine Digitalisate fĂŒr das Artikelgeschiebe unter Wissenschaftler vorhanden sind, kann ich mir nicht vorstellen, daĂ das keine Auswirkungen fĂŒr die Bedeutung der Publikation und deren Referenzierung hat. Entsprechend mĂŒĂte der Wert fĂŒr die Wissenschaftler sinken, in so einer Publikation einen Artikel unterzubringen.
Im ĂŒbrigen tönte das Karlsruher Landesmuseum schon seit Jahren (ohne fĂŒr mich erkennbare Entwicklung) hinsichtlich seines „Digitalen Katalogs“ herum: „Das Badische Landesmuseum betreibt mit Nachdruck die Digitalisierung seiner SammlungsbestĂ€nde...“. Ob man es jetzt geschafft hat, seine zur Mykene-Ausstellung passenden BestĂ€nde vorrangig zu digitalisieren und im Netz zu promoten?
Das ist interessant, weil ich habe erst vor zwei Tagen das BĂŒcherregal in meinem Arbeitszimmer erweitert, da mir der Platz ausgegangen ist :)
LöscheneBooks sind sicher nicht schlecht, vor allem wenn es um Àltere, lÀngst vergriffene Werke geht. Davon abgesehen bin ich allerdings eher ein Freund von Handfestem. Besonders wenn der Preisunterschied nur klein ist. Und das ist leider oft der Fall.
Lassen sich eigentlich irgendwelche mykenischen Persönlichkeiten historisch fassen?
AntwortenLöschenDenn Agamemnon und Menelaos sind ja wohl vermutlich eher mythische Figuren.
Vor einigen Jahren habe ich in einem Buch gelesen (ich weià leider nicht mehr in welchem), dass man z.B. in kleinasiatischen Keilschrifttafeln Namen von Herrschern findet, die möglicherweise dem mykenischen Griechenland zuzuordnen sind. Agamemnon und Co. waren aber wohl nicht dabei. Hingegen sollen vage Hinweise auf Trojaner existieren, die ungefÀhr zu der Zeit herrschten, in der die Forschung DEN Trojanischen Krieg ansiedeln. z.B. gab es einen Alexander, der mit Paris gleichgesetzt wird.
LöschenLetztendlich sind diese Erkenntnisses aber alle mit einer groĂen Portion Glaskugelleserei verbunden.