Samstag, 16. März 2019

📖 Buch: Mykene - Die sagenhafte Welt des Agamemnon

Alle kennen heute das klassische Griechenland, in dessen Rahmen große historische Persönlichkeiten wie Perikles, Themistokles und Platon wirkten. Doch hatte Griechenland davor gar nichts zu bieten? Doch, das hatte es - und zwar in Gestalt der mykenischen Kultur, die sich zeitlich vom 17. bis ins 12. Jahrhundert vor Christus erstreckte und ein ziemlich plötzliches bzw. gewaltsames Ende fand. Griechenland versank danach für mehrere Jahrhunderte in einem kulturellen Dornröschenschlaf - vergleichbar mit unserem Mittelalter nach dem Ende der Antike.

Im Buch "Mykene - Die Sagenhafte Welt des Agamemnon" wird von verschiedenen Autoren auf 400 Seiten ein umfangreicher Überblick zur mykenischen Kultur und Geschichte gegeben. Man beginnt mit den Forscherpionieren wie Heinrich Schliemann und Wilhelm Dörpfeld. Es folgen Erörterungen zu den Ursprüngen der mykenischen Hochkultur, die besonders stark von den Minoern Kretas beeinflusst worden war. Weiter geht es mit der mykenischen Frühzeit, der Zeit der Paläste, der Götterwelt (in der schon Vorformen der griechischen Klassik zu erkennen sind), dem Lebensalltag (Wohnen, Krieg, Landwirtschaft, Handwerk, Handel etc.) und schlussendlich dem Zusammenbruch.

Eine besondere Stärke des Buchs sind ohne jeden Zweifel seine vielen großformatigen, mit ausführlichen Texten versehenen Abbildungen von mykenischen Gegenständen, Landschaften und archäologischen Ausgrabungsstätten (es gibt auch einen eigenen Katalogteil). Überaus interessant fand ich außerdem die Rekonstruktionszeichnungen von Gebäuden. Die Qualität der Beiträge schwankt hingegen, wie das ja meistens der Fall ist, wenn mehrere Autoren beteiligt sind. Der Buchinhalt wirkt dadurch nicht ganz homogen. Auch hätte es nicht geschadet, die Datierungsabkürzungen wie "SH III A"  vorab zu erläutern - oder ganz darauf zu verzichten und stattdessen Zeitintervalle zu nennen.

Fazit: Die in der mittleren und späten Bronzezeit angesiedelte mykenische Kultur war eine spannende Epoche, die wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient, als man ihr in den Medien bisher zugebilligt hat. Schließlich lassen sich in den Ruinen der mykenischen Kultur sogar Antworten auf viele Fragen finden, die sich uns bei der Erforschung der klassischen Antike stellen.

4 Kommentare:

  1. Ich war in der dazugehörigen Karlsruher Ausstellung und bin im Badischen Landesmuseum an dem Buch ohne reinsehen vorbei gelaufen. Ich habe schon seit Jahren ein Schwartenproblem. Mein Bruder und ich lagern fleißig in das Elternhaus im Raum Karlsruhe aus. Generell hat der Bücherkauf nur einen Sinn, wenn ich die Bücher auch später noch nutzen will. Da geht es in der Regel um einen oder zwei Artikel, die ich wegen irgendeinem Sachverhalt nachlesen will. Da ich aus Platzgründen vermutlich das Mykene-Buch nicht mal nach München genommen hätte, stellt hier in München die Stadtbibliothek die praktikabelste Lösung dar. Die Karlsruher Ausstellungskataloge stehen am Gasteig idR konkurrenzlos herum. Der Aufwand für diese Lösung ist aber trotzdem genauso wenig zeitgemäß wie das Schwartenkaufproblem. Wesentlich besser wäre es, das Buch als eBook ausleihen zu können. Das ließe sich ideal in meinen Workflow am Rechner integrieren, so einen Zugriff auf einzwei Artikel wäre unabhäng vom Ort schneller erledigt als das Anziehen, zum öffentlichen Verkehrsmittel Richtung Bibliothek zu laufen und auf dieses Verkehrsmittel zu warten. Diese eBooks gibt es aber vom Badischen Landesmuseum nicht.

    Man vergleiche dazu die "Metpublications". Neben käuflich erwerbbaren eBooks gibt es da schon seit Jahren den kostenlosen Zugriff auf alte Publikationen. Karlsruhe bräuchte vielleicht für so ein Angebot mangels Digitalisierung und geklärter Rechte einen teuren jahrelangen Vorlauf. Die Karlsruher Rückständigkeit hat vermutlich auch Auswirkungen auf die neueren Katalog-Artikel. Wenn wirklich keine Digitalisate für das Artikelgeschiebe unter Wissenschaftler vorhanden sind, kann ich mir nicht vorstellen, daß das keine Auswirkungen für die Bedeutung der Publikation und deren Referenzierung hat. Entsprechend müßte der Wert für die Wissenschaftler sinken, in so einer Publikation einen Artikel unterzubringen.

    Im übrigen tönte das Karlsruher Landesmuseum schon seit Jahren (ohne für mich erkennbare Entwicklung) hinsichtlich seines „Digitalen Katalogs“ herum: „Das Badische Landesmuseum betreibt mit Nachdruck die Digitalisierung seiner Sammlungsbestände...“. Ob man es jetzt geschafft hat, seine zur Mykene-Ausstellung passenden Bestände vorrangig zu digitalisieren und im Netz zu promoten?

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    1. Das ist interessant, weil ich habe erst vor zwei Tagen das Bücherregal in meinem Arbeitszimmer erweitert, da mir der Platz ausgegangen ist :)

      eBooks sind sicher nicht schlecht, vor allem wenn es um ältere, längst vergriffene Werke geht. Davon abgesehen bin ich allerdings eher ein Freund von Handfestem. Besonders wenn der Preisunterschied nur klein ist. Und das ist leider oft der Fall.


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  2. Lassen sich eigentlich irgendwelche mykenischen Persönlichkeiten historisch fassen?
    Denn Agamemnon und Menelaos sind ja wohl vermutlich eher mythische Figuren.

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    1. Vor einigen Jahren habe ich in einem Buch gelesen (ich weiß leider nicht mehr in welchem), dass man z.B. in kleinasiatischen Keilschrifttafeln Namen von Herrschern findet, die möglicherweise dem mykenischen Griechenland zuzuordnen sind. Agamemnon und Co. waren aber wohl nicht dabei. Hingegen sollen vage Hinweise auf Trojaner existieren, die ungefähr zu der Zeit herrschten, in der die Forschung DEN Trojanischen Krieg ansiedeln. z.B. gab es einen Alexander, der mit Paris gleichgesetzt wird.
      Letztendlich sind diese Erkenntnisses aber alle mit einer großen Portion Glaskugelleserei verbunden.

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