Mittwoch, 10. April 2019

Krimskrams: Menschenfreund Nero? -- Buchneuerscheinung -- Filter in der Wikipedia

Menschenfreund Nero?

Vor noch nicht allzu langer Zeit habe ich den Hinweis auf einen Artikel bekommen, in dem es darum geht, dass der römische Kaiser Nero eigentlich ein ganz Lieber war und sein schlechter Ruf nicht gerechtfertigt ist: Klick mich

Das ist keine ganz neue Theorie. Und neu ist auch nicht ein in diesem Zusammenhang gebrachtes Argument, dass ich so schon in mehreren ähnlichen Texten gefunden habe:

Allgemein schreiben die römischen Geschichtsschreiber wie Tacitus oder Sueton, dass Nero sehr unbeliebt bei seinem Volk gewesen sei. Funde aus der Stadt Pompeji beweisen jedoch das Gegenteil. [...] Die archäologischen Beweise deuten darauf hin, dass Nero unerwartet beliebt unter den gewöhnlichen Menschen war.

Das stimmt so einfach nicht, denn gerade antike Autoren wie Tacitus haben sehr wohl eingeräumt, dass Nero beim Volk beliebt war. Und nicht nur beim Volk, sondern auch bei Teilen der Oberschicht, die davon profitiert hatten, dass Nero das Staatsvermögen verschleuderte (alleine 200 Millionen Sesterzen durch Schenkungen).  Unter einem von Neros Kurzzeitnachfolgern - dem Kaiser Otho - stellte das Volk Neros umgestürzte Standbilder wieder auf:

Man glaubte, er (Otho) habe auch daran gedacht, Neros Andenken zu feiern - in der Hoffnung, die Masse des Volkes zu gewinnen. Und wirklich fanden sich Leute, die Standbilder Neros öffentlich aufzustellen. Otho riefen Volk und Soldaten an einigen Tagen sogar zu, als wollten sie ihm einen höheren Adel und Ruhm verleihen: "Nero Otho!" (Tacitus, Historien, Buch 1, 78, 2)

Man sieht hieran: Tacitus verschweigt keinesfalls, dass Nero auch etliche Fans hatte. Es heißt dann auch noch, Vitellius, der dem nur kurz regierenden Otho nachfolgte, ließ nachträglich sogar eine Totenfeier für Nero abhalten.

All diese Informationen findet man in den "Historien" des Tacitus. Vielleicht sollten also die, die über Nero schreiben, diesen Text lesen, bevor sie es immer so darstellen, als ob sämtliche antike Autoren Neros Popularität in bestimmten Kreisen verschwiegen. Denn das ist offensichtlich unrichtig.

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Interessante Buch-Neuerscheinung

Für Frühmittelalter-Interessierte wie mich, erscheint im kommenden Juni ein interessantes Buch, in dem einer der herausragendsten Schatzfunde der letzten Jahrzehnte behandelt wird. Der Titel lautet: The Staffordshire Hoard - An Anglo-saxon Treasure | Infos bei Amazon

Sollte mein Buch-Budget es erlauben, werde ich mir den umfangreichen, 640seitigen Band eventuell zulegen.
Und hier noch zwei relativ neue Videos über diesen beeindruckenden Schatz, den ein Metallsucher 2009 im Boden Englands entdeckt hat.





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Filter in der Wikipedia

Ein Leser hat mich auf einen Artikel des IT-Portals Heise.de hingewiesen, in dem es wieder einmal um Zensur in der Wikipedia geht. Diese wurde allem Anschein nach mittels obskurem Filter voll automatisiert: Klick mich

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2 Kommentare:


  1. Zu Nero: Das Gefühl, dass viele Autoren sich nicht mehr ernsthaft mit den Originalquellen auseinandersetzen, habe ich immer öfter. Bereitet ihnen wahrscheinlich zu viel Arbeit...

    Zu: Wikipedia: Es ist schon ein starker Stück, die Löschung einer rechtswidrigen Quelle mittels Automatisierung in der gesamten Wikipedia zu schützen. Aber erst wenn dieser Skandal in die Medien gelangt, schaltet man diesen Filter ab. Eigentlich unfassbar, dass Wikipedia, mit ihren vielen Manipulationsskandalen, nicht längst an Schulen als Recherchequelle verboten worden ist. Wo bleibt hier die von Schülern ständig eingeforderte Medienkompetenz? Nicht einmal Lehrer und Schuldirektoren besitzen sie offenbar, wie ihre Untätigkeit bezeugt.

    Karl0

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    1. Lehrer sind so ziemlich die letzten Personen, die Medienkompetenz besitzen, besonders hinsichtlich des Internets. Das war sogar in meiner Schulzeit schon so ;)
      Ähnliches gilt übrigens auch für den Durchschnittsjournalisten. Außer Twittern kann der nicht viel. Deshalb hält er Wikipedia auch für eine seriöse Quelle.

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