Montag, 8. April 2019

📖 Buch: Werke und Tage - von Hesiod, dem Frauenkenner!

Geile Frauen und schlappe Männer

Hesiod (eigentlich 'Hesiodos') lebte ca. zwischen 740 und 670 v. Chr. als Bauer in der griechischen Landschaft Böotien. Da sein landwirtschaftlicher Betrieb genügend Profit für das Beschäftigen von Knechten und Mägden abwarf, verfügte er über ausreichend Freizeit, um als Rhapsode (Sänger/Dichter) aufzutreten und sich außerdem als Schriftsteller zu betätigen. Er gilt heute als Begründer des Lehrgedichts.

In der Schrift "Werke und Tage", die vordergründig an seinen Bruder Perses gerichtet ist, mahnt Hesiod in 828 Hexametern vor allem Fleiß und das sorgsame Erledigen bestimmter landwirtschaftlicher Tätigkeiten im Einklang mit den Jahreszeiten ein. Der faule Bauer nämlich, so betont er immer wieder, wird unausweichlich mit den negativen Konsequenzen seiner Untätigkeit konfrontiert werden.

Zu Beginn des Buchs ist Hesiods Augenmerk noch sehr auf die Götterwelt gerichtet (ein Thema, dass er in seinem Werk Theogonie wesentlich ausführlicher behandelt). Für meinen Geschmack sind die hier vom Übersetzer gewählten Formulierungen etwas zu schwülstig und daher relativ zäh zu lesen.
Doch bald schon wird zu historisch Handfesterem übergegangen. Will heißen, der Autor gibt Einblick in den landwirtschaftlichen Alltag seiner Zeit. Ich möchte im Folgenden davon einige interessante Beispiele herausgreifen.

Hesiod rät, nach Krummhölzern in der Natur Ausschau zu halten, da diese für den Pflug benötigt werden. Wobei das Holz von Steineichen am langlebigsten sei. Und den Pflug sollte am besten ein vierzigjähriger Mann steuern, da dieser sich angeblich nicht so sehr von der Arbeit ablenken lässt wie junge Männer, die nach "Gleichaltrigen" (Frauen?) schielen. (425-445) 

Auch auf die bedeutende Frage, zu welchem Zeitpunkt Frauen besonders stark in 'romantischer Stimmung' sind, weiß Hesiod eine Antwort: "Blüht dann die Distel, sitzt die Zikade schrillend im Baum und gießt endlos helle Töne nieder, unter den Flügeln hervor, zur Zeit des lähmenden Sommers, dann sind die Geißen am fettesten und der Wein am besten, sind die Frauen am geilsten, die Männer aber am schlappsten [...].(575-585). Pech für die Frauen! 😊

➣ Überhaupt dürfte sich Hesiod für einen echten Frauenkenner gehalten haben. Er rät seinem Bruder nämlich: "Lass dir auch nicht den Sinn vom süßen Geschwätz einer sterzwedelnden Weibes, das auf dein Häuschen aus ist, betören. Denn wer einer Frau traut, der traut auch Dieben." (370) 
Starker Tobak, der bei Feministinnen akute Schnappatmung hervorrufen dürfte. Doch manch frisch geschiedener Mann dürfte diese Aussage - nach einem Blick auf sein Bankkonto - auch heute noch unterschreiben. 😋

Apropos Ehe: Zum optimalen Heiratsalter heißt es, der Mann sollte um die 30 Jahre alt sein, "die Frau aber sei vier Jahre schon mannbar und heirate im fünften." (690-695)) 
Im Klartext: Das optimale Heiratsalter für die Frau war Hesiods Ansicht nach ca. 15 Jahre. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass rund 850 Jahre später auch der berühmte römische Arzt Galenos dazu riet, mit dem Vollzug der Ehe bzw. einer Schwangerschaft mindestens bis zum 15. Lebensjahr zu warten, weil davor die gesundheitlichen Risiken für die Mutter (und das Kind) zu groß seien.

➣ Hesiod zählt die Winterkleidung auf, welche zu seiner Zeit getragen wurde: ein flauschiger Mantel;  ein fußlanger Leibrock (eine Art Untertunika); mit Filz gefütterte Schuhe; ein mit Rindersehnen (!) vernähter Überwurf aus Lammfell, der als Regenschutz dient (das erinnert mich übrigens daran); (eine nicht näher beschriebene) Kopfbedeckung aus Filz, welche die Ohren vor der Kälte schützt (vielleicht so ähnlich wie im Fall dieser makedonischen Kappen)(535) 

➣ Nicht alle Ratschläge leuchten dem heutigen Leser ein. So heißt es etwa: "Baust du ein Haus, lass es nicht ohne Verputz, damit sich nicht die krächzende Krähe draufsetzt". (745) 
Immerhin, dieses Beispiel legt zumindest die Annahme nahe, dass dazumal selbst einfache Bauernhäuser verputzt wurden.


Fazit: "Werke und Tage" ist eine informationsreiche antike Quelle. Die vorliegende, bei Reclam erschienene zweisprachige Ausgabe ist überwiegend recht leserlich, wirkt z.T. aber etwas geschraubt.
Nur ca. die Hälfte des rund 120 Seiten umfassenden Büchleins werden vom griechischen Originaltext und der deutschen Übersetzung in Beschlag genommen. Den Rest füllen ein umfangreicher Anmerkungsteil, ein ausführliches Nachwort des Übersetzers Otto Schönberger und ein Literaturverzeichnis aus. Der Kaufpreis beträgt bescheidene 4 Euro.


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