Irgendwann musste ich etwas über das nachfolgende Thema schreiben, schließlich ist ein Schwerpunkt des Blogs das historische Alltagsleben. Und was könnte alltäglicher sein, als der Gang aufs Klo? ;)
Bereis in der Bronzezeit hatte man in den orientalischen Hochkulturen technisch relativ ausgeklügelte Toiletten entwickelt, die mehr oder weniger über eine funktionierende Fäkalienbeseitigung sowie eine ausreichende Durchlüftung verfügten. Neben diesen bis heute nie völlig aus der Mode gekommenen Hocktoiletten scheinen im Römischen Reich vor allem Latrinen mit Sitzen gebräuchlich gewesen zu sein - siehe obiges Bild einer entsprechenden Rekonstruktion im Archäologiepark Carnuntum.
Die Sitzflächen der oft "hufeisenförmig" gestalteten Anlagen (Bild) waren aus einfachem Stein, relativ teurem Marmor oder Holz gefertigt, wie archäologische Funde belegen (Artikel). Die hölzerne Variante dürfte dem Hinterteil zwar besonders geschmeichelt haben, muss andererseits aber auch als vergleichsweise unhygienisch eingestuft werden, da sich Krankheitserreger auf diesem organischen Material im Falle nachlässiger Reinigung relativ leicht vermehren.
Bei den meisten der untersuchten Klosetts scheinen die Öffnungen etwas klein geraten zu sein (18-20 cm), auch ist der Abstand zwischen den einzelnen "Sitzplätzen" eher knapp bemessen (55-60 cm). Die Forschung erklärt dies mit der geringen Körpergröße der alten Römer. Einige Anlagen weisen allerdings selbst für heutige Menschen verhältnismäßig hohe Sitze auf, was wiederum zu der Vermutung Anlass gab, dass auf den Böden zusätzlich Holzroste ausgelegt waren. A rchäologisch konnten diese, soweit mir bekannt ist, aber noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Unter den Klositzen verlief eine Wasserrinne, die der unkomplizierten Fäkalienbeseitigung diente. Ob das Wasser jedoch kontinuierlich floss - oder ob der Abfluss in einigen Fällen einfach nur von Zeit zu Zeit mit einem Kübel durchgespült wurde - ist zum Teil ungewiss. Die vorübergehende Geruchsunterdrückung hätte jedenfalls auch mithilfe von ungelöschtem Kalk halbwegs funktioniert. Gerade bei Latrinen, die aufgrund ihrer Lage über kein oder nur wenig fließendes Wasser verfügten, ist diese Variante naheliegend.
Übrigens, dass es im Alten Rom tatsächlich die übliche Methode war, das Hinterteil mit einem Schwamm zu reinigen, der am Ende eines Stockes befestigt wurde (--> Video!), wird heute zunehmend angezweifelt. Vielmehr dürfte es sich beim sogenannten Xylospongium um eine Art Klobürste handeln, mit der die Toilette von Missgeschicken gesäubert werden konnte. Bei der relativ geringen Größe vieler Abortlöcher - sowie der senkrechten Öffnung an der Frontplatte - ist dieses Anwendungsszenario nicht völlig unlogisch; wer etwa von Durchfall geplagt wurde... aber lassen wir das.
Nachdem man sein "Geschäft" verrichtet hatte, wurden die Hände entweder in einem am Ausgang aufgestellten Wasserbecken gewaschen oder in einer vor den Toiletten verlaufenden Rinne. Letzteres ist allerdings mit einem Fragezeichen behaftet, denn möglicherweise diente dieser Wasserdurchlauf vor allem dem Anfeuchten von Reinigungsutensilien und dem Abtransport von beim Putzen anfallendem Schmutzwasser.
Latrinen konnten gesonderte Anlagen sein, waren aber in der Regel auch ein fester Bestandteil von öffentlich zugänglichen Bädern. Nicht selten lagen sie hierbei in der Nähe des Umkleideraums (Apodyterium) und wurden von diesem und der restlichen Badeanstalt durch eine "Geruchsschleuse" getrennt. Bei größeren bzw. nobleren Thermen verbaute man sogar im Toilettenbereich eine Fußbodenheizung (Hypokaustum), sodass sich auch in der kalten Jahreszeit niemand beim Verrichten seiner Notdurft das Hinterteil abfror.
Unklar ist, ob öffentliche Latrinen zumindest fallweise durch einen Vorhang oder eine hölzerne Wand für Mann und Frau in zwei Bereiche unterteilt wurden.
Räumlich getrennt waren die Latrinen aber auf jeden Fall bei römischen Landgütern. Archäologisch lassen sich kleinere Anlagen für die Herrschaft (Ein- bis Zweisitzer) und deutlich größere für das Gesinde nachweisen.
Eine ähnliche Unterscheidung gab es in Militärlagern, wo Offizieren und einfachen Soldaten jeweils eigene Latrinen zur Verfügung standen. Hohe Offiziere durften sich in ihrer Unterkunft mitunter sogar über ein ganz privates "Stilles Örtchen" freuen, das sie allenfalls mit ihrer Familie teilen mussten, sofern sie diese bei sich hatten.
Auch die im militärischen Umfeld errichteten Toiletten verfügten über eine "Spülung". War es jedoch um die Versorgung mit Wasser schlecht bestellt, dann wurde die Latrine einfach in Form eines "Donnerbalkens" über einer Sammelgrube errichtet, die, sobald sie ihren maximalen Füllstand erreicht hatte, wieder mit Erde zuschüttet werden konnte. Diese Form der Fäkalienbeseitigung war sicher nicht die hygienischste, ersparte den Soldaten im Alltag aber zumindest einen Großteil des unbeliebten Latrinen-Dienstes, der bezeichnenderweise ad stercus ("zum Kot") genannt wurde.
Öffentliche Latrinen dürften primär fürs "große Geschäft" genutzt worden sein, denn in den römischen Städten waren unzählige Tongefäße aufgestellt, in die zumindest die männlichen Bewohner bei Bedarf urinieren konnten. Auch in den Stiegenhäusern städtischer Mietskasernen (insulae) fand man solche Sammelbehälter, deren Inhalt regelmäßig abgeholt und für das Gerben von Leder oder das Bleichen und Färben von Textilien verwendet wurde.
Manch ein Römer dürfte dem Ruf der Natur freilich auch an Orten nachgekommen sein, die nicht dafür vorgesehen waren. So findet sich beispielsweise in Pompeji ein Graffito, das Fremde eindringlich davor warnt, die Hauswand zu besudeln (Blog-Beitrag).
Unter den Klositzen verlief eine Wasserrinne, die der unkomplizierten Fäkalienbeseitigung diente. Ob das Wasser jedoch kontinuierlich floss - oder ob der Abfluss in einigen Fällen einfach nur von Zeit zu Zeit mit einem Kübel durchgespült wurde - ist zum Teil ungewiss. Die vorübergehende Geruchsunterdrückung hätte jedenfalls auch mithilfe von ungelöschtem Kalk halbwegs funktioniert. Gerade bei Latrinen, die aufgrund ihrer Lage über kein oder nur wenig fließendes Wasser verfügten, ist diese Variante naheliegend.
Übrigens, dass es im Alten Rom tatsächlich die übliche Methode war, das Hinterteil mit einem Schwamm zu reinigen, der am Ende eines Stockes befestigt wurde (--> Video!), wird heute zunehmend angezweifelt. Vielmehr dürfte es sich beim sogenannten Xylospongium um eine Art Klobürste handeln, mit der die Toilette von Missgeschicken gesäubert werden konnte. Bei der relativ geringen Größe vieler Abortlöcher - sowie der senkrechten Öffnung an der Frontplatte - ist dieses Anwendungsszenario nicht völlig unlogisch; wer etwa von Durchfall geplagt wurde... aber lassen wir das.
Nachdem man sein "Geschäft" verrichtet hatte, wurden die Hände entweder in einem am Ausgang aufgestellten Wasserbecken gewaschen oder in einer vor den Toiletten verlaufenden Rinne. Letzteres ist allerdings mit einem Fragezeichen behaftet, denn möglicherweise diente dieser Wasserdurchlauf vor allem dem Anfeuchten von Reinigungsutensilien und dem Abtransport von beim Putzen anfallendem Schmutzwasser.
Latrinen konnten gesonderte Anlagen sein, waren aber in der Regel auch ein fester Bestandteil von öffentlich zugänglichen Bädern. Nicht selten lagen sie hierbei in der Nähe des Umkleideraums (Apodyterium) und wurden von diesem und der restlichen Badeanstalt durch eine "Geruchsschleuse" getrennt. Bei größeren bzw. nobleren Thermen verbaute man sogar im Toilettenbereich eine Fußbodenheizung (Hypokaustum), sodass sich auch in der kalten Jahreszeit niemand beim Verrichten seiner Notdurft das Hinterteil abfror.
Unklar ist, ob öffentliche Latrinen zumindest fallweise durch einen Vorhang oder eine hölzerne Wand für Mann und Frau in zwei Bereiche unterteilt wurden.
Räumlich getrennt waren die Latrinen aber auf jeden Fall bei römischen Landgütern. Archäologisch lassen sich kleinere Anlagen für die Herrschaft (Ein- bis Zweisitzer) und deutlich größere für das Gesinde nachweisen.
Eine ähnliche Unterscheidung gab es in Militärlagern, wo Offizieren und einfachen Soldaten jeweils eigene Latrinen zur Verfügung standen. Hohe Offiziere durften sich in ihrer Unterkunft mitunter sogar über ein ganz privates "Stilles Örtchen" freuen, das sie allenfalls mit ihrer Familie teilen mussten, sofern sie diese bei sich hatten.
Auch die im militärischen Umfeld errichteten Toiletten verfügten über eine "Spülung". War es jedoch um die Versorgung mit Wasser schlecht bestellt, dann wurde die Latrine einfach in Form eines "Donnerbalkens" über einer Sammelgrube errichtet, die, sobald sie ihren maximalen Füllstand erreicht hatte, wieder mit Erde zuschüttet werden konnte. Diese Form der Fäkalienbeseitigung war sicher nicht die hygienischste, ersparte den Soldaten im Alltag aber zumindest einen Großteil des unbeliebten Latrinen-Dienstes, der bezeichnenderweise ad stercus ("zum Kot") genannt wurde.
Öffentliche Latrinen dürften primär fürs "große Geschäft" genutzt worden sein, denn in den römischen Städten waren unzählige Tongefäße aufgestellt, in die zumindest die männlichen Bewohner bei Bedarf urinieren konnten. Auch in den Stiegenhäusern städtischer Mietskasernen (insulae) fand man solche Sammelbehälter, deren Inhalt regelmäßig abgeholt und für das Gerben von Leder oder das Bleichen und Färben von Textilien verwendet wurde.
Manch ein Römer dürfte dem Ruf der Natur freilich auch an Orten nachgekommen sein, die nicht dafür vorgesehen waren. So findet sich beispielsweise in Pompeji ein Graffito, das Fremde eindringlich davor warnt, die Hauswand zu besudeln (Blog-Beitrag).
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Weiterführende Literatur und Quellen:
Weitere interessante Themen auf diesem Blog:
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