Freitag, 20. Dezember 2019

📖 Buch: Die Wikinger - Entdecker und Eroberer

Ein umfangreicher Überblick zum aktuellen Stand der Wikingerforschung

Das im Frühmittelalter auftretende Phänomen der Wikinger begeistert viele Menschen bis heute. Gerade in den letzten Jahren feierten diese für ihre gewalttätigen Raubzüge berühmt gewordenen skandinavischen Seefahrer in Romanen, Filmen und TV-Serien wieder große Erfolge.
Doch nicht nur die Unterhaltungsindustrie setzt sich mit diesem Thema auseinander, sondern viel mehr noch die Geschichtswissenschaft. Und deren Ergebnisse widersprechen oft genug dem gängigen, von Klischees überwucherten Bild, das sich die meisten Menschen heute von den Wikingern machen.

Im Buch "Die Wikinger - Entdecker und Eroberer" geben verschiedene Fachleute Einblick in den aktuellen Stand der Wikingerforschung. Man beginnt bei Grundsätzlichem - wie etwa der immer noch strittigen Frage, woher überhaupt der Begriff "Wikinger" stammt. Weiter geht es mit der zeitlichen Eingrenzung der Wikingerzeit, die nur scheinbar so einfach vorzunehmen ist wie viele Autoren seit Jahrzehnten aus Bequemlichkeit suggerieren. Natürlich werden neben der Heimat der Wikinger auch ihre Seereisen ausführlich behandelt, ebenso ihre gesellschaftliche Ordnung: Wie darf man es beispielsweise deuten, dass sich im Grab einer Frau Waffen als Beigaben fanden? Ist das ein beweis für "Walküren" bzw. weibliche Kriegerinnen? Oder ist die Erklärung - im Gegensatz zu feministischen Wunschvorstellungen - möglicherweise wesentlich unspektakulärer? Am Ende des Buchs wird noch die Religion der Wikinger unter die Lupe genommen, die sich im Laufe der Jahrhunderte stark veränderte.

Das Buch ist in viele einzelne Abschnitte unterteilt und sehr übersichtlich gestaltet bzw. gut strukturiert. Auch einige Abbildungen sind enthalten, aber insgesamt ist es textlastig - was freilich keineswegs negativ ist, denn Publikationen mit großen Abbildungen und relativ wenig erhellendem Text gibt es zu diesem Thema ohnehin wie Sand am Meer.
Doch wo Licht ist, ist in der Regel auch Schatten: Es heißt, viele Köche würden den Brei verderben. Nun kann beim vorliegenden Buch zwar von "verdorben" keine Rede sein, allerdings ist durchaus bemerkbar, dass hier verschiedene Autoren mit unterschiedlicher Begabung am Werk waren. Während nämlich die meisten eine allgemein verständliche Sprache verwendeten, konnten es andere nicht lassen, mit Fachvokabeln hausieren zu gehen, die geschätzte 95 Prozent der Zielgruppe eines solchen Sachbuchs nicht verstehen werden. Schließlich gehören Begriffe wie z.B. "Subsistenzstrategien" definitiv nicht zum allgemeinen Wortschatz - auch nicht von sogenannten Bildungsbürgern. Es wäre daher die Aufgabe des Verlagslektors gewesen, dazwischenzugrätschen und eine Umformulierung zu veranlassen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass dies Ausnahmen sind, die das Lesevergnügen insgesamt nicht nachhaltig beeinträchtigen können.

Fazit: Insgesamt handelt es sich hier um ein durchaus gelungenes Buch, das sich besonders gut für Einsteiger in die Thematik eignet. Aber auch jene Leser werden es mit Gewinn lesen können, die ihren Wissensstand zu den Wikingern punktuell aktualisieren wollen; das wird durch die übersichtlich gestalteten Kapitel begünstigt.



4 Kommentare:

  1. Kann ich bestätigen, das Buch ist tatsächlich sehr übersichtlich gemacht.
    So etwas würde ich mir öfter von Sachbüchern dieser Art wünschen.

    Hagen

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  2. Hallo Hiltibold! Ich überlege mir, das Buch unserem Sohn zu Weihnachten zu schenken, die Buchhandlung meiner Wahl hat es auch lagernd.
    Jetzt würde mich interessieren, ob du das Buch als Lesestoff für einen wikingerbegeisterten Vierzehnjährigen geeignet hältst?

    Wünsche dir frohe Weihnachten,
    Flo

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    1. Ja, ist es. Allzu 'elaborierte' Formulierungen, die man in dem Alter wohl noch nicht versteht, sind wie gesagt eine Ausnahme.
      Frohe Weihnachten!

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    2. Danke für die schnelle AW!

      Flo

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