Sonntag, 8. Dezember 2019

📽️ Videos: Fälschung in der Bayerischen Staatsbibliothek -- Vorgeschichtliche Pioniere der Meere -- Weltkarten aus der Antike?



 Dänen vs. Slawen: Mittelalterlicher Burgwall am Kap auf Rügen wird archäologisch untersucht | Spieldauer 3 Minuten | NDR/ARD | Stream & Info

 Steuergeld verballert: 2 Millionen DM teure Fälschung in der Bayerischen Staatsbibliothek | Spieldauer 5 Minuten | BR/Youtube | Stream & Info
Schon wieder "Titanweiß"! Dieser Farbstoff hat bereits Wolfgang Beltracchi zu Fall gebracht 😄


 Weltkarten aus der Antike? - Prof. Dr. Manfred Buchroithner | Spieldauer 7 Minuten | Youtube | Stream & Info
Das Thema dieses Videos habe ich schon länger auf dem Radar. Es ist freilich ein bisschen verbrannt, weil auch ein Erich von Däniken geraume Zeit darauf herumgeritten ist und diverse steile Thesen dazu entwickelt hat. Trotzdem möchte ich mich jetzt einmal näher damit auseinandersetzen. Zu diesem Zweck habe ich mir ein Buch kommen lassen, und zwar eine Neuauflage von "Die Weltkarten der alten Seefahrer: Beweise für eine Hochkultur in vorgeschichtlicher Zeit" vom us-amerikanischen Historiker Charles H. Hapgood. Auf diese Quelle bezieht sich ja auch Däniken gerne. Mal sehen, was darin wirklich geschrieben steht.
Ebenfalls interessant dürfte das Buch "Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte: Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?" sein, das vom Experimentalarchäologen Dominique Görlitz stammt (siehe auch das weiter unten verlinkte Video).
Eigentlich hatte ich vor, mir außerdem noch Susanne Billigs "Die Karte des Piri Re'is: Das vergessene Wissen der Araber und die Entdeckung Amerikas" zu besorgen. Nachdem ich mir allerdings die teils vernichtenden Rezensionen durchgelesen hatte, habe ich davon Abstand genommen. Das Buch scheint eine tendenziöse Mogelpackung zu sein, in dem es nur ganz am Rande um die berühmten Karte geht, auf der - lange vor ihrer Entdeckung in der Neuzeit - Teile der Antarktis eingezeichnet sein sollen...



 Vorgeschichtliche Pioniere der Meere | Spieldauer 51 Minuten | Youtube | Stream & Info
Zusammenschnitt von interessanten wissenschafltichen Vorträgen zu vorgeschichtlichen Aktivitäten des Menschen auf dem Meer. Der Experimentalarchäologe Dominique Görlitz kommentiert zwischendurch. Passt thematisch zum vorangegangenen Video.(Danke für den Hinweis)

 Primitive Technology: Brick Firing Kiln | Spieldauer 10 Minuten | Youtube | Stream & Info

 Mit außergewöhnlichen Fotos zurück in die 20er: Die Fotografin Tanja Kraus | Spieldauer 8 Minuten | BR/Youtube | Stream & Info
Dieses Video passt zwar inhaltlich bzw. zeitlich nicht ganz zum Blog, ist aber doch interessant. Die vorgestellte Aktivität erinnert zudem ein wenig an Living History.
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7 Kommentare:

  1. Die Karte des Piri Re'is ist doch die, von der EvD behauptet hat, dass sie auf Luftaufnahmen beruhen müsse, oder täusche ich mich??

    Hagen

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  2. Richtig, die Piri-Reis-Karte soll laut Däniken auf fotografierende Außerirdische zurückgehen. Da genügt ein kurzer Blick, um zu sehen, dass die Karte alles andere als präzise ist – wie alle Weltkarten jener Zeit (1513).

    Hapgood postulierte statt dessen eine Jungsteinzeitliche "globale Zivilisation", die schon die exakte astronomische Positionsbestimmung und die sphärische Trigonometrie beherrscht habe. Sein Buch enthält eine Menge komplexer mathematischer Exkurse. Ich konnte die mangels mathematischen Wissens nicht im Detail nachvollziehen, viel Spaß beim Nachrechnen ;)

    Ein (zugegebenermaßen oberflächlicher) Vergleich der Piri-Reis-Karte mit der Cantino-Karte von 1502 und einer modernen Weltkarte konnte für mich Hapgood nicht bestätigen. Seine ganze Herangehensweise ist für mich eindeutig der Pseudowissenschaft zuzuordnen.

    Über Hapgood und die Piri-Reis-Karte habe ich hier etwas geschrieben:
    http://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2018/10/08/die-karte-des-piri-reis-das-mysterioese-meisterwerk

    Und hier habe ich das Buch von Susanne Billig rezensiert:
    http://dampierblog.de/die-karte-des-piri-reis-das-buch

    Wobei ich heute sagen muss, dass die Rezension etwas zu positiv ausgefallen ist. Später habe ich feststellen müssen, dass die Autorin in ihrem Versuch, den europäischen Seefahrern des 15./16. Jahrhunderts jegliche nautische Kompetenz abzusprechen, in ihren Beispielen sehr selektiv vorgegangen ist und überhaupt der Bias im Buch viel größer ist, als ich zunächst wahrnahm. Siehe dazu auch meine Rezension der (sehr empfehlenswerten) Magellan-Biografie von Chr. Jostmann, die betreffs der Fähigkeiten portugiesischer Navigatoren zu ganz anderen Schlüssen kommt.

    Das Buch von Frau Billig ist aber, wenn man ihren antieuropäischen Bias außer Acht lässt, ein gutes und interessantes Kompendium der arabisch-islamischen Wissenschaft des Mittelalters. Da habe ich durchaus viel Neues und interessante Geschichten erfahren. Und die Lebensleistung Fuat Sezgins ist durchaus eine Würdigung wert.

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    1. Du hast da eine interessante, lesenswerte Übersicht zusammengestellt. Das Überlagern historischer Karten ist z.B. eine sehr sinnvolle Vorgehensweise, wenn man die Validität von Hapgoods Aussagen besser einschätzen können möchte.

      Mich interessiert Hapgoods Publikation vor allem aus folgenden Gründen:
      - wie alt sind die behandelten Karten mindestens
      - was ist drauf zu sehen
      - wie verlässlich lassen sich die dargestellten Landmassen identifizieren
      - inwieweit waren die dargestellten Landmassen zur Zeit der Kartenentstehung tatsächlich bekannt

      Natürlich muss man seine Erörterungen und Schlüsse kritisch betrachten und mit aktuellen Forschungsergebnissen vergleichen. Was er darüber hinaus hineininterpretiert - Stichwort globale hochentwickelte jungsteinzeitliche Kultur - ist für mich eigentlich gar nicht so sehr von Bedeutung. Dass es Hochseefahrt sogar schon in der Altsteinzeit gegeben haben muss, belegen archäologische Untersuchungen nämlich schon länger. Trotzdem bleibt die Frage, in welchem Umfang sich diese Hochseefahrt abspielte und ob sich daraus länger anhaltende Kulturkontakte - etwa über den Atlantik hinweg - entwickelt hatten, die dann, aus welchen Gründen auch immer, aber wieder abrissen und in Vergessenheit gerieten.
      Gerade die Verbreitungswege von Kulturpflanzen - wie sie Dominique Görlitz erforscht - scheinen hier spannende Schlüsse zu erlauben. Aber bei meinem jetzigen Wissensstand würde ich mich noch nicht auf ein Fazit festlegen wollen.

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  3. Professor Hapgoods Buch (ich besitze nur das englischsprachige Original und kann über die deutsche Ausgabe nichts sagen) ist auf jeden Fall als Einstieg in die Thematik kein Fehlkauf, da er einen umfangreichen Ein- und Überblick gibt. Der Autor behandelt ja nicht nur die Piri-Reis-Karte, sondern auch einige weitere.
    Seinem Fazit mag man folgen oder nicht, mMn agiert er dabei aber im Rahmen dessen, was in den Geisteswissenschaften Standard ist: Viele Vermutungen, wenig Greifbares. Damit muss man einfach leben, wenn man Interesse für dieses spekulative Thema hat ;-)

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    1. Lesenswert ist das Buch schon, ich finde, man sollte es im Regal haben. Es ist ein guter Einstieg in die Materie, besonders weil es viele Karten aufführt, die tatsächlich erstaunlich akkurat erscheinen. Vor allem die Reis-Karte, aber auch zB. die Terra-Australis-Karte von Oronce Finé. Da hat Hapgood besonders viel gedreht und skaliert, um es irgendwie passend zu machen. Die Landmasse ist bei Finé (oder Finaeus) VIEL größer als die Antarktis, sie reicht im Indik/Pazifik fast bis an Südostasien heran. Und zufällig ähnelt die Küste in dem Teil der Nordküste Australiens ... Ich vermute eine Mischung aus dem seit der Antike postulierten, spekulativen Südkontinent und evtl. Berichten über Sichtungen von Landmassen im Süden. 1531 waren die Portugiesen schon recht weit in Südostasien rumgekommen.

      Man muss bedenken, dass viele, die zu Hapgoods Zeiten über alte Weltkarten spekulierten, nur ziemlich minderwertige Kopien hatten. Die Karten sind im Buch nur klein und miserabel reproduziert. Ohne die heute verfügbaren hochauflösenden Digitalisate fast aller dort genannten Karten könnte man Hapgoods Thesen noch viel weniger nachvollziehen. In diesem Falle: ein Hoch auf das Internet :)

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    2. Stimmt, die Qualität der Abbildungen ist im Schnitt nicht gerade ein Brüller. Das ist mir auch aufgefallen, nachdem ich das Buch mittlerweile erhalten habe.
      Immerhin gibt es - wie du sagst - im Netz das entsprechende Bildmaterial auch.

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