Die hier fürs Blog verfassten Rezensionen lade ich immer auch zu Amazon hoch. Sicher, davon habe ich an sich nichts, aber warum seine Ergüsse nicht mit einem größeren Publikum teilen?
Leider funktioniert das mit dem Veröffentlichen bei Amazon nicht immer so reibungslos wie es wünschenswert wäre. So hat man mir kürzlich in einem automatisierten Schimmelbrief mitgeteilt, dass meine Seneca-Rezension abgelehnt wurde. Begründung:
Vielen Dank für die Übermittlung einer Kundenrezension auf Amazon. Nach einer sorgfältigen Prüfung kann Ihre Rezension in dieser Form nicht auf der Website veröffentlicht werden. Wir wissen Ihre Zeit und Ihr Feedback zu schätzen. Bei Rezensionen müssen jedoch die folgenden Richtlinien beachtet werden: Amazon-Community-Richtlinien [...] Hier sind einige allgemeine Punkte, die beachtet werden sollten: •Ihre Rezension sollte sich auf die spezifischen Eigenschaften des Produkts und Ihre Erfahrungen mit dem Produkt konzentrieren. Feedback zum Verkäufer oder über Ihre Liefererfahrung sollte bei www.amazon.de/feedback hinterlassen werden. •Vulgäre oder obszöne Inhalte sind unzulässig. Dies gilt auch für nicht jugendfreie Produkte. •Anzeigen, Werbematerial oder übermäßig wiederholte Beiträge zum selben Thema gelten als Spam. •Bitte erwähnen Sie in Ihrer Rezension keine URLs, die nicht von Amazon stammen oder Inhalte, die Sie persönlich identifizieren. •Jeder Versuch, die Inhalte oder Funktionen der Community zu manipulieren, einschließlich Beiträgen mit falschen, irreführenden und unechten Inhalten, ist strengstens untersagt. |
Verärgert über diesen unkonkret-belämmerten Schrieb, kontaktierte ich den Kundendienst via Chat. Was für ein aberwitziges Erlebnis aber das erst war! Ich wurde von einem Mitarbeiter zum nächsten weitergereicht; keiner hatte einen deutsch klingenden Namen, sodass mir bald klar war, dass hier die Anlaufstelle geographisch sehr weit östlich liegen dürfte - und zwar in irgend einem Billiglohnland zwischen der Arabischen Halbinsel und Indien. Mal hat sich dabei jemand kurz in deutscher Sprache gemeldet, mal in englischer. Dazwischen kamen irgendwelche Bots daher. Nach gut 10 Minuten erhielt ich wenigstens die Zusage, dass ich vom Kundendienst per E-Mail angeschrieben werden würde.
Am nächsten Tag war es soweit und man teilte mir mittels Textbausteinkasten folgendes mit:
Guten Tag, wir ermutigen Kundenbeiträge auf Amazon.de, sowohl positiv als auch negativ. Ihr Beitrag entspricht allerdings nicht unseren Rezensionsrichtlinien, da er das Wort: 'Hirnwichserei' enthält. Aus diesem Grund wurde Ihre Rezension von der Webseite entfernt. Sollten Sie weiterhin gegen die Rezensionsrichtlinien verstossen, behalten wir uns das Recht vor, gemäß unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen, ihr Kundenprofil für weitere Beiträge zu sperren. Sie können versichert sein, dass wir alle Meldungen auf unsere Richtlinien hin überprüfen. Der Ausgang unserer Überprüfung wird dann auf der Webseite ersichtlich sein. [...] |
Woraufhin ich - mittlerweile stinksauer und auf Krawall gebürstet - in meiner unnachahmlich liebenswürdigen Weise wie folgt antwortete:
Guten(?) Tag! Mit Verlaub, will mich Amazon veräppeln? Woher soll ich wissen, welche exakten Wörter in Rezensionen erlaubt sind und welche nicht? Solange keine entsprechende Liste veröffentlicht wird, ist das völlig unmöglich. Ihre gerade für US-Firmen so typischen Wischi-waschi-Richtlinien helfen da nicht in ausreichendem Maße weiter. Und als Dreingabe wird mir nicht einmal mitgeteilt, welches Wort es ist, an dem man sich gestoßen hat. Da muss man erst den Kundendienst kontaktieren und Lebenszeit vergeuden (alleine der Chat gestern war eine Zumutung). Ach ja, die Drohung, mir im Wiederholungsfall das Konto abzudrehen, hat es ja auch noch gegeben. In Summe ein wirklich überaus kundenfreundliches und seriöses Verhalten. Übrigens, wenn Ihre krude AI es nicht kapiert, dass der saloppe Begriff “Hirnwichserei” hier im psychologischen Sinn, nicht aber im sexuellen oder beleidigenden zu verstehen ist, dann kann ich das noch nachvollziehen. Hingegen ein Mensch, der den Krempel manuell überprüft, sollte schon in der Lage sein, den semantischen Unterschied zu erkennen und entsprechend handeln. Gut, vielleicht hat der Sichter diesbezüglich keinen Spielraum, das macht die Situation für Rezensenten aber auch nicht besser! Wissen Sie aber, was der absolute Brüller an der Sache ist? Ihr Laden bietet ein Buch an, bei dem der Begriff “Hirnwichserei” sogar im Titel vorkommt! LINK PS: Sorry, dass ich meinen Ärger auf Ihnen abladen muss, aber Ihrem obersten Boss kann ich ja leider schlecht schreiben. |
Der Person vom Kundendienst mache ich hier den geringsten Vorwurf. Wahrscheinlich arbeitet die nur eine Liste mit verpflichtenden Anweisungen ab, die sich irgend ein Pseudoschlauberger mit Laberfach-PhD aus den Fingern gesogen hat. Trotzdem, das muss man sich einmal geben: Der Begriff "Hirnwichserei" ist Amazon für Rezensionen allen ernstes zu vulgär, aber bei einem Buchtitel erlaubt man ihn.
Doch halt, nicht einmal das stimmt so ganz! Im Nachhinein habe ich nämlich festgestellt, dass sogar mehrere Rezensionen bei Amazon zu finden sind, die "Hirnwichserei" offenbar unbeanstandet enthalten dürfen: Beispiel
Zu diesen doppelten Maßstäben fällt mir ehrlich gesagt gleich ein ganzes Potpourri an vulgären Begriffen und einschlägigen Handzeichen ein ...
Update 1: Ich habe Amazon in einer weiteren E-Mail darauf hingewiesen, dass in der oben verlinkten Rezension "Hirnwichserei" enthalten ist. Daher wollte ich wissen, warum dieser Rezensent das anscheinend so böse Wort verwenden darf, ich aber nicht. Als Antwort hat mir ein roboterhaft agierender Kundendienstmensch - wieder mittels Textbausteinen - gerade lapidar mitgeteilt, dass man nun auch diese Rezension gelöscht hat. ^^
Update 2: Anscheinend haben die mittlerweile meinen Blogbeitrag hier gelesen und mich in einer ausweichenden E-Mail wissen lassen, dass man mein Feedback begrüßt und meine Kritik weiterleiten würde. Jaja...🙄
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Das ist leider bei diesen ganzen gruseligen IT-Giganten aus den USA so, die sich der vermeintlichen Weltverbesserung über den Weg der Zensur verschrieben haben. Sie löschen ständig ohne den konkreten Grund zu benennen. Im Fall von FB, Twitter und Youtube ist es nicht anders. Wer sichs leisten kann, klagt die Inhalte mittels Anwalt wieder zurück auf die Seite. LG Lena
AntwortenLöschenHallo, diese maßlos überzogene Form der Sprachkontrolle im Internet durch irgendwelche privaten Firmen kann ich auch nicht leiden. Die führen sich auf wie Gouvernanten.
LöschenDas Problem kenne ich. Wenn sie bei Amazon etwas Hirn besitzen würden, dann würden sie das Abschicken der Rezension gleich von Anfang an unterbinden, sobald ein aus ihrer Sicht schlimmes Wort darin enthalten ist und dieses auch gleich markieren. Der Rezensent könnte dann ohne Umstände unmittelbar eine Änderung vornehmen.
AntwortenLöschenRR