Der Verlag Friedrich Pustet veröffentlicht schon seit einigen Jahren eine Reihe an "Archäologischen Führern", in denen jeweils ein bayerisches Bodendenkmal der Ur- und Frühgeschichte näher unter die Lupe genommen und für Interessierte erschlossen wird. Darunter befinden sich das römische Reiterkastell Weißenburg sowie das ebenfalls von den Römern errichtete Kohortenkastell Eining. Im vorliegenden Buch steht wiederum der in Beutebayern gelegene fränkische Staffelberg im Mittelpunkt der Betrachtung. Vor allem die Kelten haben im Boden deutliche Spuren hinterlassen, wobei die Siedlung auf dem Staffelberg offenbar vor allem in der späten Latènezeit einige Bedeutung erlangte, wie etwa lange Erdwälle und Trockenmauern bezeugen. Archäologen und Historiker glauben deshalb, dass es sich hier um die in antiken Schriften erwähnte Stadt "Menosgada" handelt. Ob dem tatsächlich so ist - oder ob bei der Einordnung nicht vielmehr touristische und lokalpatriotische Beweggründe ihre Wirkung entfalten - ähnlich wie bei der keltischen Heuneburg in Baden-Württemberg, die man als Pyrene deutet - vermag ich nicht zu beurteilen. Eine gewisse Skepsis ist bei dergleichen aber grundsätzlich angebracht.
Der Autor und Prähistoriker Markus Schußman gibt in "Menosgada - Die Keltische Stadt auf dem Staffelberg" einen guten Überblick. Angefangen bei der Forschungs- und Besiedlungsgeschichte bis hin zu den archäologischen Funden und Befunden. Sehr vorbildlich ist die reichhaltige Bebilderung mit Fotos und Rekonstruktionszeichnungen keltischer Bauten und kleinerer Objekten - darunter etwa eine Pfostenschlitzmauer, eine Drehmühle, Waffen usw. In einigen wenigen Fällen waren mir die Abbildungen allerdings zu klein, beispielsweise auf Seite 33 die in Vogelperspektive dargestellte 3D-Rekonstruktion der Siedlung; das Bild hätte man besser drehen und über die gesamte Seite legen sollen. Auch die eine oder andere LIDAR-Aufnahme ist mir zu winzig geraten. Das ist etwas, dass ich bei den an sich sehr guten Archäologiebüchern von Pustet immer wieder zu bemängeln habe.
Neben den konkreten archäologischen Befunden werden in Exkursen auch allgemeine Informationen zum Thema vermittelt - darunter der Aufbau der keltischen Gesellschaft, die typische Bekleidung usw.
Am Ende wurde dem 128seitigen-Büchlein ein Anhang mit Quellenverzeichnis und nützlichem Glossar spendiert.
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Weiterführende Informationen:
Halte es auch für problematisch, dass die Touristiker bei sich zuhause immer gleich ein neues Troja sehen wollen. Zur Theorie, dass der Staffelberg Menosgada war, gibts auch kritische Stimmen. Aber die Mahner möchte man nicht so gerne hören. Es ist wie bei Kalkriese und der Varusschlacht.
AntwortenLöschenHallo! Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass der Staffelberg mit der Stadt Menosgada ident ist, ist größer, als dass er es nicht ist. Denn man hat nirgendwo in der Gegend einen ähnlich großflächigen Siedlungsplatz aus der entsprechenden Zeit entdeckt, und man wird das wahrscheinlich auch nicht mehr. Weil die damals übliche Form, die Höhensiedlung, wäre anderenorts längst aufgefallen. LG Trimini
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