Dienstag, 25. Januar 2022

📖 Buch-Empfehlung: Geheime Unterwelt - Auf den Spuren von Jahrtausende alten Völkern

Einleitung

Wer meine Rezensionen kennt, der weiß, dass mir nur selten ein Buch ausreichend gut gefĂ€llt, um dafĂŒr klar eine Empfehlung aussprechen zu können. "Geheime Unterwelt" ist nun aber ein bisher einzigartiger Sonderfall. Ich empfehle es trotz gewisser UnzulĂ€nglichkeiten: 1. Die darin vertreten Theorien sind teilweise noch zu dĂŒrftig belegt (die Autoren selbst rĂ€umen ein, dass sie nicht alle bisherigen Erkenntnisse veröffentlicht haben und es noch viel zu erforschen und zu ĂŒberprĂŒfen gibt). 2. Das Vertrauen der Autoren in alte Schriftquellen und Augenzeugenberichte scheint mir oftmals zu groß zu sein. 3. Vereinzelt kommen kleinere Fehler vor, die meiner Ansicht nach unnötig sind und relativ leicht zu vermeiden gewesen wĂ€ren (wie die Fehldatierung einer Freskenmalerei aus Klosterneuburg ins 11. Jahrhundert, obwohl etwa anhand der dargestellten Personen bzw. deren Kleidung klar ersichtlich ist, dass das Kunstwerk aus dem SpĂ€tmittelalter stammen muss). 
Warum ich hier trotzdem 'ein Auge zudrĂŒcke'? 1. Weil das Buch mit unzĂ€hligen naturwissenschaftlich bestens belegten Forschungsergebnissen aufwartet. 2. Weil beim Generieren dieser Forschungsergebnisse nicht nur ein großer finanzieller Aufwand betrieben wurde (getragen u.a. von Hans-Adam II. von Lichtenstein), sondern auch ein erheblicher technischer (zwischen 2008 und 2021 ĂŒber 50 Geo-Bodenradar-Untersuchungen, mehr als 20 Bohrungen in z.T. ĂŒber 50 Meter Tiefe, 4 TCN-Datierungsserien usw.). DarĂŒber hinaus waren mehrere UniversitĂ€ten (TU Graz, MontanuniversitĂ€t Leoben,...) bzw. renommierte Experten aus verschiedener Fachbereiche beteiligt. Die Autoren Heinrich und Ingrid Kusch selbst sind ausgebildete Wissenschaftler mit jahrzehntelanger Berufserfahrung; beispielsweise haben sie weltweit ĂŒber 2000 Höhlen 'befahren'. Will heißen: Es waren hier keine Dilettanten und Hobbyforscher am Werk.

Formulieren wir es am besten so: Die vielen faktenbasierenden Erkenntnisse sind die eine Sache, deren Einfließen in die unorthodoxe These der beiden Autoren eine andere. Ich werde in der folgenden Rezension versuchen, eine in alle Richtungen kritische, aber auch faire Bewertung vorzunehmen.


Ein verbranntes Thema

"PrĂ€-Astronautik" - ich glaube, diesen Begriff habe ich im gesamten Buch kein einziges Mal gelesen; falls er doch vorkommt, dann muss er ziemlich versteckt gewesen sein, sodass ich ihn ĂŒbersehen habe. Und doch lĂ€uft alles genau auf dieses 'verbrannte' Thema hinaus, das der Schweizer Sachbuchautor und Privatforscher Erich von DĂ€niken Ende der 1960er-Jahre mit seinem millionenfach verkauften Bestseller "Erinnerungen an die Zukunft" weltweit populĂ€r gemacht hat. Im Kern geht es bei der PrĂ€-Astronautik um die Frage, ob in der weiter zurĂŒckliegenden Vergangenheit bereits intelligente außerirdische Lebensformen die Erde besucht und entsprechende Spuren hinterlassen haben - materielle wie auch immaterielle, etwa in Form von religiösen Vorstellungen (da nĂ€mlich unsere einfach gestrickten Vorfahren die fremden Besucher fĂŒr Götter gehalten haben könnten). Viel FragwĂŒrdiges wurde dazu im Laufe der Zeit publiziert, etwa in der Form, dass religiöse Texte maximal schrĂ€g im Sinne der PrĂ€-Astronautik uminterpretiert wurden (was nicht automatisch im Umkehrschluss bedeutet, dass beispielsweise die offizielle Exegese richtig ist).
Es gab und gibt jedoch vereinzelt Forscher, die sich der Thematik durchaus ernsthaft genĂ€hert haben. Deren Arbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung - und zwar im Angesicht der Tatsache, dass etwa in den USA seit wenigen Jahren von Politik und Leitmedien (NYT, WaPo),...) das UFO-PhĂ€nomen als real anerkannt wird ("UFO" im Sinne von: ein verlĂ€sslich dokumentiertes unbekanntes Flugobjekt zeigt Eigenschaften, die auf Grundlage der gegenwĂ€rtigen menschlichen Technik mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht reproduzierbar sind - siehe dazu etwa ein außerordentlich interessantes Youtube-Interview des Computerwissenschaftlers und Podcasters Lex Friedman mit dem ehemaligen MilitĂ€rpiloten David Fravor zum Thema "Tic-Tac-UFO"). Auch innerhalb der Wissenschaft wird das Thema immer öfter ohne ĂŒberzogene Vorbehalte betrachtet. Dies geht beispielsweise aus internen E-Mails der NASA hervor, deren Veröffentlichung kĂŒrzlich im Rahmen des US-Informationsfreiheitsgesetzes erwirkt wurde.

Wie fĂŒgt sich nun "Geheime Unterwelt" in die UFO- und PrĂ€-Astronautik-Forschung ein? Ist das Buch der großen unseriösen oder der winzigen seriösen Sparte zuzuordnen? Unterm Strich letzterer, trotz der in der Einleitung genannten Kritikpunkte. Freilich, die Theorie, welche die Autoren auf Grundlage mittelalterlicher und frĂŒhneuzeitlicher Texte sowie archĂ€ologischer und naturwissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt haben ist nichtsdestotrotz starker Tobak! Werfen wir daher einen nĂ€heren Blick darauf, um zu einer probaten EinschĂ€tzung kommen zu können.


Himmelserscheinungen und die mysteriöse 12-Apostel-Zeche in Klosterneuburg 
12-Apostel-Zeche in Klosterneuburg
Ein Blick in einen 40 Meter langen Gangabschnitt der 12-Apostel-Zeche in Klosterneuburg. Der ursprĂŒnglich bis an die Decke verfĂŒllte Gang wurde vom Besitzer in jahrelanger Arbeit mĂŒhevoll freigelegt. | Quelle: "Geheime Unterwelt", Seite 144, Abb. 192 | (C) Heinrich und Ingrid Kusch

Zentraler Dreh- und Angelpunkt des Buchs ist die in vielerlei Hinsicht Ă€ußerst bemerkenswerte 12-Apostel-Zeche in Klosterneuburg (Niederösterreich). Diese unterirdische, in den Felsen gegrabene Anlage erstreckte sich ursprĂŒnglich mehrere Hundert Meter unter der Stadt, wurde jedoch ab dem 16. Jahrhundert mit ungewöhnlich großem Aufwand komplett verfĂŒllt. Lediglich ein Zehntel jener drei bis fĂŒnf Meter unter der Erde liegenden GĂ€nge haben engagierte Privatpersonen bisher wieder freigelegen können. ArchĂ€ologisch begleitet wurde das Vorhaben zeitweise von Heinrich und Ingrid Kusch. Zu ihren ungewöhnlichen Grabungsbefunden spĂ€ter mehr.

Interessanterweise war nicht alleine die 12-Apostel-Zeche vor rund 500 Jahren vom systematischen ZuschĂŒtten betroffen; unzĂ€hligen anderen menschgemachten europĂ€ischen Gangsystemen erging es vielmehr ebenso. Wie die Autoren ausfĂŒhren, war dafĂŒr in erster Linie die Katholische Kirche verantwortlich: Die "ZugĂ€nge zur Erde und somit zur Hölle" sollten verschlossen werden, ließ etwa schon 1447 der Diözesan- und FĂŒrstbischof  Johann III. von Eych laut ĂŒberlieferter Synodalakten verkĂŒnden. Möglicherweise war die Idee dafĂŒr auf dem Konzil von Basel entstanden, das 1431-1449 tagte. Da jedoch der Anweisung anscheinend nicht in ausreichendem Maß Folge geleistet wurde, kam es rund 100 Jahre spĂ€ter auf dem großen Konzil von Trient (1543-1554) zu einer BekrĂ€ftigung des Ansinnens. 1550 forderte man wieder, alle ZugĂ€nge zu den "Völkern der Unterwelt" zu verschließen.
War dies lediglich ein Randaspekt der damals aufkommenden Hexen- und Zauberer-Hysterie? Vielleicht. Bemerkenswerterweise wurden allerdings als Anlass "Himmelserscheinungen" genannt, welche in Verbindung zu ominösen Wesen gestanden haben sollen, die unter der Erde hausten. Die entsprechenden Beschreibungen in den alten Quellen deuten auf PhĂ€nomene hin, welche man heute schlicht als UFOs (Unidentifizierte Flugobjekte) bezeichnen wĂŒrde und die dazumal von unzĂ€hligen Menschen beobachtet worden sein sollen. Beispielsweise ist ĂŒberliefert, dass im JĂ€nner 1520 ĂŒber Wien angeblich ein großes stabförmiges Objekt mit leuchtender Spitze sowie diverse kugelförmige Flugkörper zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu sehen waren. Ähnliches wird auch aus den Jahren 1551 (Schwaben, Lothringen), 1561 (NĂŒrnberg) und 1566 (Basel) berichtet - siehe Bild.

Auch wenn es im Buch keine ErwĂ€hnung findet, so sei an dieser Stelle auf ein weiteres bemerkenswertes Ereignis hingewiesen, das 1680 der Gelehrte Erasmus Francisci beschreibt: 1656 soll ĂŒber Stralsund ein Objekt aufgetaucht sein, das die Form eines MĂ€nnerhutes hatte - Stichwort 'Untertasse mit Kuppel'! Sechs in der NĂ€he befindlichen Fischer erkrankten daraufhin, heißt es. Heutige Forscher sprechen von Symptomen, die an eine Strahlenkrankheit erinnern. 
Man sieht hieran: Das Klischee-UFO schlechthin, dessen Herkunft gerne Hollywood und der in den spĂ€ten 1940ern aufkommenden  Science-Fiction-Begeisterung zugeschrieben wird, ist in Wirklichkeit wesentlich Ă€lter. Anzumerken ist, dass sogar schon antike Autor wie Titus Livius dergleichen beschreiben. In seinem umfangreichen Geschichtswerk ĂŒber Rom - "Ab urbe condita" - zĂ€hlt er etliche  'Himmelserscheinungen' auf, darunter durch die Luft fliegende Objekte, welche die Form von Rundschilden gehabt haben sollen ("parma" = Scheibe mit Schildbuckel = Untertassen mit Kuppel); die damaligen Menschen interpretierten derlei durch die Bank als göttliche Vorzeichen bzw. "Prodigien".

Nun ist Papier bekanntlich geduldig. Zurecht muss man hier deshalb vorsichtig sein und darf keinesfalls alles automatisch fĂŒr bare MĂŒnze nehmen. Selbst der besagte Livius rĂ€umte ein, dass er den von ihm weitergereichten Berichten ĂŒber Prodigien nicht vorbehaltslos traut. Doch egal wie man die GlaubwĂŒrdigkeit der Schilderungen im Einzelnen bewertet, so wird doch klar, dass das UFO-PhĂ€nomen mitnichten erst im mittleren 20. Jahrhundert als Reaktion auf die PopulĂ€rkultur rund um die aufkommenden Raumfahrt und den damaligen Science-Fiction-Hype entstand - wie von notorischen Skeptikern immer noch fĂ€lschlicherweise verbreitet wird. Heinrich und Ingrid Kusch zitieren hierzu den bekannten Psychiater C. G. Jung, den diese Thematik in seinen spĂ€ten Lebensjahren umtrieb: 

"Die PublizitĂ€t des Ufos hat zwar erst gegen das Ende des Zweiten Weltkrieges eingesetzt, aber das PhĂ€nomen war schon vorher bekannt und ist nicht erst in der ersten HĂ€lfte des XX. Jahrhunderts beobachtet worden, sondern schon in frĂŒheren Jahrhunderten und vielleicht auch schon zur Zeit der Antike gesichtet und beschrieben worden." 
S 68

Es verlangt nun die intellektuelle und wissenschaftliche Redlichkeit, dass im Angesicht der großen Anzahl solcher Überlieferungen die ernsthafte Frage gestellt wird: Verbirgt sich darin ein wahrer Kern? Umso drĂ€ngender ist diese Frage, da wir Ă€hnliche Beobachtungen auch heute machen und zunehmend verlĂ€sslich dokumentieren (siehe oben). Die PrĂ€-Astronautik-Theorie - bei aller gerechtfertigter Kritik daran - undifferenziert als pseudowissenschaftliche Geldmacherei und Bullshit abzutun ist lĂ€ngst nicht mehr haltbar. 

ZurĂŒck zur 12-Apostel-Zeche. Diese wurde, wie wir jetzt wissen, im 16. Jahrhundert vermutlich aus Angst vor damals vermehrt auftretenden HimmelsphĂ€nomenen verfĂŒllt. Doch wie lange existierte die unterirdische Anlage zu diesem Zeitpunkt schon? Betrachtet man die archĂ€ologischen Grabungsergebnisse, dann fĂ€llt die Antwort darauf bemerkenswert aus!
Das Mauerwerk scheint auf den ersten Blick wenig aufregend zu sein, ist es doch 'nur' römischen Ursprungs, mit ErgĂ€nzungen aus dem Mittelalter. Doch unter den römerzeitlichen Einbauten - etwa unter einem Hypocaustum (=Fußbodenheizung) - findet sich ein mit etlichen spannenden Funden gefĂŒllter vorgeschichtlicher Bereich, der zehntausende Jahre weit in die Altsteinzeit zurĂŒckreicht! Siehe die nachfolgende Abbildung.
Lochbeile und GefĂ€ĂŸe in der12-Apostel-Zeche
PrĂ€historische Fundstelle in der 12-Apostel-Zeche, deren Objekte pfeilartig in Richtung Norden ausgerichtet sind. Das Alter wurde mittels C14 auf ĂŒber 56000 (sic!) Jahren datiert; Grundlage dafĂŒr waren fĂŒnf Hölzer, die aus einem verschlossenen GefĂ€ĂŸ (links oben) geborgen wurden. | Quelle: "Geheime Unterwelt", Seite 122,  Abb. 159 | (C) Heinrich und Ingrid Kusch

Der Kenner wird an dieser Stelle sofort einwenden, dass zumindest einige der Objekte in typologischer Hinsicht keinesfalls aus der Altsteinzeit stammen bzw. zehntausende Jahre alt sein können. Trotzdem steht dem gegenĂŒber die im Bildtext genannte naturwissenschaftliche Datierung (zu der sich noch weitere, hier nicht extra angefĂŒhrte, gesellen). Und das wirft Fragen auf. Etwa: Wurde die Höhlenanlage schon vor rund 56000 Jahren aus dem Felskörper gegraben? Oder zumindest Teile davon, die man viel spĂ€ter - vor allem in der Römerzeit - im Rahmen einer SekundĂ€rnutzung erweitert hatte? Interessanterweise setzen die ins 3./4. Jahrhundert nach Christus datierten römischen Mauern tatsĂ€chlich auf vorgeschichtlichen Trockenmauern auf. Hinter diesen liegen wiederum megalithische Blöcke, die wohl Teil der ursprĂŒnglichen Höhlenanlage gewesen sind.

Werfen wir noch einmal einen Blick auf die oben abgebildete Fundstelle. Heinrich und Ingrid Kusch glauben, dass besonders die anthropomorphen Objekte nicht bloße Produkte steinzeitmenschlicher Fantasie sind, sondern - vermutlich in abstrahierter Form - tatsĂ€chliche Lebensformen darstellen. NĂ€mlich jene, die noch in verschiedenen schriftlichen Quellen des SpĂ€tmittelalters sowie der FrĂŒhen Neuzeit als Bewohner der Unterwelt beschrieben werden und die ĂŒber sehr fortgeschrittene technologische Fertigkeiten verfĂŒgt haben sollen - wie z.B. den Materie-Transport mittels bestimmter Schallfrequenzen innerhalb von dafĂŒr speziell dimensionierten Höhlen. Ihr Herkunftsort könnte - so wird von den Autoren gemutmaßt - außerhalb der Erde liegen. Und weiter heißt es, dass sie möglicherweise in grauer Vorzeit auf der Erde gestrandet sind; ihre Nachfahren mussten dann, nachdem das gerettete technisches Equipment im Laufe der Jahrhunderte sukzessive den Geist aufgab, eine primitivere Lebensweise annehmen, welche aber immer noch ĂŒber jener der steinzeitlichen Menschen lag. Diese Menschen hĂ€tten die Fremden deshalb wie Götter verehrt ... womit wir voll in der PrĂ€-Astronautik-Theorie stecken.
Und ja, ich sehe schon, wie der eine oder andere Leser spĂ€testens hier wild die Augen verdreht. Und auch ich tue mir Ă€ußerst schwer, solchen Überlegungen beizupflichten. Es kommt aber noch heftiger, wie der folgende Fund zeigt:
12-Apostel-Zeche: Steinplatte mit fliegenden Untertassen / UFOs?
Eine von mehreren, mit Gravuren versehenes Steinplattenfragment aus dem prĂ€historischen Horizont der 12-Apostel-Zeche. Die Autoren interpretieren die Darstellungen folgendermaßen: "... zeigt zwei FluggerĂ€te in Bewegung, und ein Flugobjekt, das sich in drei Sektoren aufteilt. Rechts davon sind Diagramm- und Inschriftenreste zu sehen."  | Quelle: "Geheime Unterwelt", Seite 162,  Abb. 226 | (C) Heinrich und Ingrid Kusch

Manch einer wird nun einwenden, dass es sich bei dem obigen Objekt bestimmt um eine FĂ€lschung handelt. Und in der Tat ist zu bedenken, dass die mit bemerkenswerten Gravuren versehene Steinplatte (eine von mehreren) nicht von den Kuschs selbst im Zuge ihrer professionellen archĂ€ologischen Grabungen entdeckt worden ist, sondern vom Besitzer der 12-Apostel-Zeche, und zwar wĂ€hrend seinen langjĂ€hrigen Freilegungs- und Restaurierungsarbeiten. Ich unterstelle dem Mann nichts, aber ich wĂŒrde ihm auch nicht blind vertrauen. Andererseits weisen die Autoren - nach entsprechenden Laboruntersuchungen - auf Indizien hin, welche die Steingravuren in ihren Augen sehr authentisch erscheinen lassen. 


Die ungewöhnlichen PhÀnomene im steirischen "Streblgang"
Sogenannter "Streblgang" (Oststeiermark), der von den Autoren in die Steinzeit datiert wird. Trotz der stark fortgeschrittenen Verwitterung ist immer noch die große Sorgfalt zu erkennen, mit der hier einst gearbeitet wurde. Bergwerksstollen aus der Römerzeit oder dem Mittelalter weisen eine weitaus gröbere OberflĂ€che, mit unzĂ€hligen grĂ¶ĂŸeren und kleineren AusbrĂŒchen auf. In alten kirchlichen Aufzeichnungen werden solche in den Felsen gegrabene GĂ€nge als "Steinschratteln" bezeichnet. Teilweise fand in deutlich spĂ€terer Zeit eine SekundĂ€rnutzung als "Wassergang" statt.  | Quelle: "Tore zur Unterwelt", S 47,  Abb. 32 | (C) Heinrich und Ingrid Kusch

SpĂ€testens bei dem im Buch behandelten "Streblgang" muss auch der eine oder andere Skeptiker einrĂ€umen, dass meine steirischen Landsleute Heinrich und Ingrid Kusch wohl einem PhĂ€nomen auf der Spur sind, das sich hinter unserem ĂŒblichen Denkhorizont befindet. Zu diesem Schluss kann man hier nĂ€mlich unabhĂ€ngig davon kommen, ob man nun jedem ihrer archĂ€ologischen Befunde trauen oder gar ihrer Theorie von den einst unterirdisch lebenden Wesen extraterrestrischen Ursprungs folgen möchte. Wie schon ganz oben von mir erklĂ€rt wurde, macht es unbedingt Sinn, die naturwissenschaftlichen Fakten von der Theorie zu trennen, um nicht voreilig das Kind mit dem Bade auszuschĂŒtten. 
Beim besagten "Streblgang" handelt es sich um eine unterirdische, in der Oststeiermark befindliche Anlage, welche von den Kuschs aufgrund von TCN-datierten Trockenmauern als steinzeitlich betrachtet wird (siehe dazu auch das VorgĂ€ngerbuch "Tore zur Unterwelt"). Dieser Gang wurde und wird zwischenzeitlich von Spezialisten genauestens unter die Lupe genommen. Nicht nur sind die dabei gewonnenen Messergebnisse hochinteressant, sondern es konnten auch PhĂ€nomene von den Beteiligten beobachtet werden, welche die Bezeichnung "extrem ungewöhnlich" verdienen. Aus diesem Grund ist es lohnenswert, hier einige der betreffenden Textstellen zu zitieren: 

Unsere wissenschaftlichen Untersuchungen im Streblgang in Puchegg sind bis heute noch nicht abgeschlossen und erfolgen nach ausgesuchten Kriterien seit mehr als sechs Jahren durch viele anerkannte Wissenschaftler. Auffallend sind bei den Resultaten Anomalien, die es eigentlich nicht geben dĂŒrfte. So konnten wir in der Winterzeit Dampfwolken beobachten, die Stoßweise aus der Eingangsöffnung kamen, als ob es eine WetterfĂŒhrung im Gang gĂ€be. Jedoch ist die Bewetterung des Feldganges nicht möglich, weil er blind ohne Fortsetzung endet und kaum eine Niveaudifferenz aufweist. Das heißt, dass die Luft im Gang kaum in Bewegung sein sollte. Aber das ist nicht der Fall, denn periodisch entsteht ein kĂŒhler Luftstrom, der aus dem Nichts zu kommen scheint. Dies konnten fĂŒnf Wissenschaftler von verschiedenen österreichischen UniversitĂ€ten beobachten, die auch keine Antwort auf diese Anomalien hatten. Die besagte Stelle, wo der Luftstrom im Gang entsteht, liegt 72 Meter vom Eingang entfernt im Berginneren und es konnte bei Untersuchungen von einer Messgruppe dort an den WĂ€nden unter bestimmten Frequenzbeschallungen der verstĂ€rkte Aufbau eines ringförmigen elektrischen Magnetfeldes festgestellt werden. Experten der Technischen UniversitĂ€t Graz fĂŒhrten zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Langzeitmessungen, wie Radon-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessungen sowie der Gammastrahlung, im Gang durch, bei denen sich in einigen FĂ€llen die neuen Batterien in den MessgerĂ€ten schlagartig entleerten und versagten, obwohl diese eine Laufzeit von mindestens einem Jahr hĂ€tten haben sollen. Dies passierte uns auch mit Filmteams, bei denen die frisch geladenen Akkus der Kameras und der Beleuchtung auf einmal ohne ersichtlichen Grund entleert waren. Hat man die Batterien jedoch aus dem Gang wieder ins Freie gebracht, so funktionierten sie nach kurzer Zeit mit voller Ladung wieder einwandfrei.
[...]
Noch mysteriöser war ein Vorfall, der eine der Langzeitmessungen plötzlich beendete. Es war am 23. Mai 2017, als es am sonnigen Nachmittag um 16:46 Uhr einen heftigen Knall gab, der in der Folge beide FernsehgerĂ€te im benachbarten Bauernhof unbrauchbar machte, und auch unsere zehn Temperatur-Logger nahmen daraufhin keine Messungen mehr vor. Auf der Speicherkarte der Videokamera, welche im Gang installiert war, um eventuelle VerĂ€nderungen zu dokumentieren, waren alle Dateien komplett gelöscht und die Karte danach unbrauchbar. Laut der Wetterstation am Masenberg gab es in diesem Zeitraum weder ein Gewitter noch sonstige auffallende Ereignisse. Stellt sich die Frage: Was war der Auslöser fĂŒr dieses Geschehen?
Noch interessanter waren chemische Untersuchungen, bei denen die Schwefeldetektion [...]

S 99-101

Als schwerer Skeptiker mag man nun einwenden, dass ja beispielsweise die Akkus eventuell gar nicht vorĂŒbergehend geleert waren, sondern genauso gut die Elektronik der GerĂ€te gestört gewesen sein könnte, weshalb diese fĂ€lschlicherweise annahmen, die Akkus seien komplett entladen. Doch letztendlich ist dergleichen 'Jacke wie Hose' bzw. 'ghupft wie gsprungen', da in beiden FĂ€llen die Ursache fĂŒr das extrem ungewöhnliche gerĂ€teĂŒbergreifende (!) Fehlverhalten nicht klar benannt werden kann. Will heißen: Eine technisch-naturwissenschaftlich plausible ErklĂ€rung fehlt. Selbiges gilt fĂŒr zig weitere im Buch dokumentierte Anomalien, welche den Autoren Heinrich und Ingrid Kusch im Zuge ihrer wissenschaftlichen TĂ€tigkeit untergekommen sind. Doch kann ich im Rahmen dieser Buchbesprechung leider nicht einmal ansatzweise alle aufzĂ€hlen.


Mein Fazit

Es war nicht einfach, diese Rezension zu schreiben. HauptsĂ€chlich deshalb, weil das vorliegende Buch dermaßen mit z.T. ungewöhnlichen Informationen und hervorragenden Abbildungen vollgestopft ist, dass es schwer fĂ€llt, eine gute Auswahl zu treffen. Hier nicht nĂ€her eingehen konnte ich beispielsweise auf das auffĂ€llige Kaufinteresse, welches die Katholische Kirche und andere internationale Player an der 12-Apostel-Zeche entwickelten; sogar einen Mordanschlag auf den verkaufsunwilligen Besitzer soll es gegeben haben. Und schließlich wurden auch Heinrich und Ingrid Kusch nach eigenem Bekunden aufgrund ihres Forschungsinteresses bedroht.
Dem einen oder anderen Leser wird das alles zu sehr nach 'RĂ€uberpistole' klingen. Vor allem aber mit der Theorie von den außerirdischen Besuchern, die sich in der irdischen Unterwelt einquartiert hatten, dĂŒrfte nicht jeder warm werden. Und ich sage es ganz offen: Mir geht es da mitunter Ă€hnlich. Aber kann ich zumindest Indizien vorlegen, dass es nicht stimmt? Nein. Im Gegenteil, die unzĂ€hligen gut dokumentierten Anomalien und naturwissenschaftlichen Analyseergebnisse lassen mich an meinem eigenen Zweifel zweifeln; zumindest was Teilaspekte der Theorie betrifft.
Vom wissenschaftlichen Niveau her dĂŒrfte das vorliegende Buch meiner EinschĂ€tzung nach weit ĂŒber allem angesiedelt sein, was zum Themenkomplex der PrĂ€-Astronautik bisher publiziert wurde. Kein Wunder, bei dem von Heinrich und Ingrid Kusch betriebenen Forschungsaufwand. "Geheime Unterwelt" ist freilich nicht perfekt - z.B. sind Formulierung vereinzelt missverstĂ€ndlich bzw. etwas ungeschickt gewĂ€hlt; auch wenige kleine Fehler haben sich eingeschlichen. Aber unterm Strich gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung. Der Leser sollte freilich - um es ein drittes und letztes Mal zu betonen - in der Lage sein, die harten Fakten von der 'mutigen' Theorie getrennt zu bewerten. Wer sich allerdings von der PrĂ€-Astronautik per se 'getriggert' fĂŒhlt, dem sei empfohlen, lieber weiterhin 'allwissenden' TV-Professoren wie Harald Lesch zu lauschen. 😉


⚠ HINWEIS! Nachdem mittlerweile eine aktualisierte Ausgabe des Buchs erschienen ist, habe ich eine ebenfalls aktualisierte Rezension dazu veröffentlicht, die ĂŒberdies am Ende ein Interview mit Heinrich Kusch enthĂ€lt: Klick mich

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WeiterefĂŒhrende Informationen:


23 Kommentare:

  1. Hallo Hilti, man merkt, dass du bei Kuschs Buch hin- und hergerissen bist ;-). So ist es mir beim Lesen auch gegangen, aber ich gebe dir völlig recht, dass wenn man Theorie und Fakten trennt, auch als skeptisch eingestellter Leser einen sehr großen Gewinn daraus ziehen kann. Liebe GrĂŒĂŸe, Waldo

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  2. Weniger ist manchmal mehr. Ich hĂ€tte Frau und Herrn Kusch geraten, die nackten Forschungsergebnisse gesondert von der Theorie zu veröffentlichen. Weil die wird dafĂŒr sorgen, dass man ihre Arbeit in Fachkreisen von Vornherein ignoriert. Und das ist ein Verlust fĂŒr die Wissenschaft, weil die zwei Steirer wirklich auch sehr spannende Dinge ans Tageslicht befördert haben, die sie empirisch bestens belegen können.

    GrĂŒĂŸe aus Bludenz
    Daniel G.

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  3. Sehr interessant, besonders die alten UFO Sichtungen. Tolle Rezension!

    Diese 12 Apostelzeche wĂŒrde ich mir gerne mal selbst ansehen. Teile der freigelegten Anlage kann man anscheinend sogar fĂŒr Veranstaltungen mieten.

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  4. Ich habe mich schon gefragt, wann endlich die Besprechung kommt, nachdem du sie bereits im Herbst angekĂŒndigt hast ;)
    Waren die archÀologischen Grabungen in Klosterneuburg eigentlich bewilligungspflichtig? Ich meine jetzt nicht nur die von Heinrich Kusch, sondern auch die vom Besitzer der Höhle.
    Carel

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    1. ArchĂ€ologische Maßnahmen - besonders Grabungen - mĂŒssen in Österreich vom Bundesdenkmalamt bewilligt werden. Wenn die Behörde freilich dem Besitzer nach dessen Kontaktaufnahme rechtswirksam erklĂ€rt, konkret haben wir an einer archĂ€ologischen Erforschung bzw. einer Unterschutzstellung kein Interesse - was hier wohl mehr oder weniger der Fall war - dann kann man auch ohne Genehmigung graben bzw. freilegen.

      Wie ich im Blog schon mehrmals ausgefĂŒhrt habe, sind die österreichische 'StaatsarchĂ€ologie' und Bodendenkmalpflege ein einziger Sauhaufen. Ich empfehle dazu die Publikationen des ArchĂ€ologen Raimund Karl auf Academia.edu. Der hat auch jĂŒngst erst wieder gegen das BDA wegen einem Bauvorhaben bzw. mutmaßlich vorsĂ€tzlich falscher Auslegung des Denkmalschutzgesetzes prozessiert.

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    2. Dito. In Kenntnis dieses "Sauhaufens" habe ich gefragt :)
      Ich habe damit auch schon mal persönliche Erfahrungen machen mĂŒssen. Aber das ist eine andere Geschichte.
      Prof. Raimund Karl ist mir bekannt, ein guter Mann, obwohl er gendert ;)
      Carel

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    3. "Prof. Raimund Karl ist mir bekannt, ein guter Mann, obwohl er gendert ;)"

      Nobody is perfect ;)

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  5. Ich lese hier schon etwas lÀnger mit Interesse mit (ich glaube seit 2016), hÀtte mir aber nicht gedacht, dass du auch mal so ein Thema angreifst. :-)
    Ich ware dazu eine Ă€hnlich kritische Distanz wie du, aber wenn etwas Hand und Fuß zu haben scheint und interessant ist, dann schaue ich mir das gelegentlich an. Ich denke, ich werde mir deshalb die BĂŒcher zulegen.

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  6. Da hast du mich mit dieser Rezension aber sehr neugierig gemacht! Ich habe mir auch das verlinkte Interview durchgelesen, das du mit Heinrich Kusch gemacht hast. Gibt es auch zu den darin besprochenen Lochsteinen neue Erkenntnisse? Bzw sind die Teil dieser Theorie?

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    1. Nein, im aktuellen Buch spielen die Lochsteine keine Rolle. Ich habe mich darĂŒber ein bisschen gewundert, da ich den Eindruck gehabt habe, dass Heinrich Kusch ihnen bisher einige Bedeutung beigemessen hat.

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  7. PrÀastronautik-Interessierter bin ich zwar keiner, aber das Buch muss ich mir kaufen, besonders als Niederösterreicher, der nur 30 Kilometer von Klosterneuburg entfernt wohnt.
    Ich finde es toll, dass hier Leute privat so intensiv forschen, ohne staatliche UnterstĂŒtzung. ArchĂ€ologie findet ja leider ansonsten aus Geldmangel in Österreich fast nur noch in Form von Notgrabungen statt.
    Das Thema "UFO" wird im deutschen Sprachraum bis heute pauschal lĂ€cherlich gemacht, obwohl selbst Physiker-GrĂ¶ĂŸen wie Avi Loeb von der UniversitĂ€t Harvard in diese Richtung ernsthaft forschen. Ein Harald Lesch ist im Vergleich dazu ein akademischer Zwerg.
    GrĂŒĂŸe,
    Harald

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  8. Ohne Exzentriker wĂ€re der wissenschaftliche Fortschritt auf IrrtĂŒmer und Zufallsfunde des, das Bekannte hegenden und pflegenden, Mainstreams angewiesen.

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  9. Harald Lesch, oder wie ich ihn nenne: "Harald Lusch(e)". Außer seinen fast schon krankhaften Skeptizismus, den er frech als AufgeklĂ€rtheit ausgibt, ist dem Herrn nicht viel geblieben. Als Wissenschaftler keine ĂŒberragende Leuchte, aber als mainstreamtauglicher Fernsehheini perfekt. Hirschhausen ist so ein weiteres SchwĂ€tzer-Beispiel.

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  10. (1/2): Sorry. Ich finde Heinrich Kusch – denn ich nur aus seinen BĂŒchern und aus Internet-Auftritten (vor allem bei cropfm) kenne – ja sympathisch, faszinierend und auch echt mutig. Aber was er uns in diesem Buch zumutet, das bereitet mir brutalste Bauchschmerzen.
    Er hat sich ja vorher schon mit seinen abenteuerlichen FrĂŒhdatierungen von ErdstĂ€llen heftige Kritik von anderen Erdstallforschern eingehandelt:
    http://www.erdstallforschung.at/kuschkritik/
    Aber mit seiner These von den unterirdischen Zivilisationen außerirdischer Herkunft, die er in seinem neuesten Buch vertritt, hat er sich selbst derart meilenweit aus jedem wissenschaftlichen Konsens herauskatapultiert, dass seine Funde und Forschungsergebnisse – wie immer man sie bewerten mag – bis auf weiteres fĂŒr die Wissenschaft praktisch verloren sind und damit derzeit allenfalls als Unterhaltung fĂŒr grenzwissenschaftlich Interessierte dienen können.
    FĂŒr alle anderen ist er leider „unten durch“ und gilt schon lange nur noch als spinnerter „Esoteriker“ und „Verschwörungstheoretiker“, von dem man die Finger lassen sollte. Siehe zum Beispiel die Organisatoren des Angerer „KOMM.ST-Festival“, denen es schon 2015 im Nachhinein ein „bisschen peinlich“ war, dass sie Kusch zu einem Vortrag eingeladen hatten und so „aufgrund mangelnder Recherche einem Verschwörungsesoteriker eine öffentliche Plattform geboten“ haben:
    https://web.archive.org/web/20150521074029/http://www.kleinezeitung.at/s/steiermark/weiz/peak_weiz/4734826/Festival-KOMMST_Wirbel-um-Vortrag-von-Verschworungsesoteriker

    Gerne wĂŒrde ich ihn ja verteidigen und ihm glauben wollen. Aber was er in „Geheime Unterwelt“ darbietet, ist derart „fishy“ - sorry, ich kann es nicht anders sagen:
    Angefangen von den Dokumenten aus dem Adels Verwaltung Archiv (AVA), die ĂŒber unterirdische Völker berichten. (Seite 39 ff. und 54 ff.): Angeblich sollen es aus dem Jahr 1665 und dem frĂŒhen 18. Jahrhundert stammende Abschriften Ă€lterer Dokumente sein. Doch sind sie in „SĂŒtterlin minusceln“ abgefasst (schreibt Kusch selber); Ludwig SĂŒtterlin hat die nach ihm benannte SĂŒtterlinschrift aber erst 1911 entwickelt. Auch von Wortstand („Reptil“, „Monster“, „Transportwesen“, „technische Details“ etc.), Orthographie und, wie gesagt, – aber da bin ich mir nicht ganz sicher – von der verwendeten Schrift her, können diese Dokumente meiner Meinung nach nicht aus der frĂŒhen Neuzeit stammen, sondern höchsten aus dem spĂ€ten 19. und frĂŒhen 20. Jahrhundert. Vielleicht hat ja ein Archivar aus dieser Zeit Ă€ltere Dokumente in der Sprache seiner Zeit zusammengefasst. - Kann sein. Aber das schreibt Kusch nicht; er schreibt es handele sich um Dokumente aus dem spĂ€ten 17. und frĂŒhen 18. Jahrhundert – nie und nimmer!

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  11. (2/2): Ebenso, wenn nicht noch mehr „fishy“ sind die vorgestellten archĂ€ologischen Funde und Artefakte aus der Zwölf-Apostel-Zeche: Wenn man „echte“ Funde aus dem PalĂ€olithikum sieht und sie mit den von Kusch prĂ€sentierten FundstĂŒcken vergleicht, die angeblich ebenfalls aus palĂ€olithischen Zeiten „unbekannter Zeitstellung“ stammen sollen - jedenfalls aus einer Zeit, in der nach „Mainstream“-Konsens nur Neanderthaler in Europa gelebt haben - dann fĂ€llt auf, wie bemerkenswert gut und makellos die Funde sind. WĂ€hrend die ArchĂ€ologen sonst ihre FundstĂŒcke aus dem PalĂ€olithikum mĂŒhsam aus zusammengekehrten Splitterchen zusammenpuzzeln mĂŒssen, sehen die von Kusch in den Fotos prĂ€sentierten Keramiken wie frisch poliert aus der Museumsvitrine aus – sind aber angeblich 50000, 60000 Jahre und Ă€lter. (Abb. 159, S. 122) Auch die angeblich ebenso alten Ritzzeichnungen sind echt verdammt frisch und bestens erhalten.
    Warum sehen die angeblich ĂŒber 50 000 Jahre alten Keramiken der angeblichen Außerirdischen den Keramiken der zirka 5400 bis 4600/4550 v. Chr. florierenden Vinča-Kultur der Jungsteinzeit (also mehr als 40 000 Jahre spĂ€ter) so verdammt Ă€hnlich?
    Warum sehen andere StĂŒcke aus wie aus dem FrĂŒhmittelalter? Ein Beinkamm (also ein aus Knochen geschnitzter Kamm) „aus den palĂ€olithischen Schichten“ (Abb. 148, S. 115) hat sogar noch alle seine filligranen Zacken dran und sieht aus wie aus dem FrĂŒhmittelalter! Auch ein weiteres SchmuckstĂŒck, dass man angeblich „im prĂ€historischen Horizont“ geborgen hat, sieht auffallend wie eine frĂŒhmittelalterliche Adlerfibel aus – enthĂ€lt aber Messing und Aluminium! (Abb. 229, S.l 163) All das passt irgendwie nicht zusammen.
    Ich hasse ja eigentlich die ĂŒblichen pseudo-skeptischen Phrasen. Aber hier muss ich jetzt auch sagen: „Außergewöhnliche Behauptungen verlangen außergewöhnliche Beweise.“ Wenn das alles so stimmt, wie von Kusch prĂ€sentiert, wĂ€re das dermaßen sensationell, dass sich jetzt unbedingt Scharen von Wissenschaftlern drauf stĂŒrzen mĂŒssten, um all die unzĂ€hligen Fragen und Probleme zu klĂ€ren, die durch diese Funde aufgeworfen werden.
    Aber warum stellt Kusch seine Funde nicht der Forschung und anderen Wissenschaftlern zur VerfĂŒgung? Wo sind diese Funde jetzt ĂŒberhaupt? Warum hat er seine absolut sensationellen Forschungen und Untersuchungsergebnisse – die selbst die weltberĂŒhmten Funde von Göbekli Tepe an Bedeutung weit in den Schatten stellen wĂŒrden – nicht ausfĂŒhrlichst in entsprechenden Fachzeitschriften vorgestellt und zur Diskussion gestellt? Wissenschaft funktioniert nur in einem langen und kritischen Diskussionsprozess – nicht mit populĂ€rwissenschaftlichen BildbĂ€nden.
    So aber sind die FundstĂŒcke ganz buchstĂ€blich fĂŒr die Wissenschaft verloren, können und werden unser Wissen ĂŒber die FrĂŒhgeschichte nicht erweitern oder verĂ€ndern. So ist das ein reines vom FĂŒrsten von Liechtenstein finanziertes „PrivatvergnĂŒgen“, das außer – zugegebenermaßen sehr schönen und gut gemachten – populĂ€ren BildbĂ€nden fĂŒr Esoteriker nichts Produktives hervorbringt. ArchĂ€ologen und Wissenschaftler dagegen werden und mĂŒssen sie ignorieren.

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    1. Aber was er uns in diesem Buch zumutet, das bereitet mir brutalste Bauchschmerzen.
      Ja eh. Auch ich sehe die Theorie und gewisse Fundinterpretationen tendenziell kritisch. Aber man sollte hier tunlichst nicht nur die scheinbaren oder tatsĂ€chlichen MĂ€ngel herausgreifen, sondern auch auf jene Punkte nicht vergessen, die fĂŒr sich betrachtet Hand und Fuß haben. Etwa die Messreihen im Streblgang und die chemischen Tests dort. Es war nicht Herr Kusch, der das durchgefĂŒhrt hat, sondern Mainstream-Wissenschaftler aus dem UniversitĂ€tsbereich. Die allerdings konnten sich die ungewöhnlichen Ergebnisse offenbar ebenfalls nicht erklĂ€ren.

      Aber mit seiner These von den unterirdischen Zivilisationen außerirdischer Herkunft, die er in seinem neuesten Buch vertritt, hat er sich selbst derart meilenweit aus jedem wissenschaftlichen Konsens herauskatapultiert,
      Einfach wird er es dadurch in der Tat nicht haben. "Konsens" ist andererseits kein wissenschaftlicher, sondern ein politischer Begriff.

      https://web.archive.org/web/20150521074029/http://www.kleinezeitung.at/s/steiermark/weiz/peak_weiz/4734826/Festival-KOMMST_Wirbel-um-Vortrag-von-Verschworungsesoteriker
      Das hatte, wenn ich mich richtig entsinne, damals ein juristisches Nachspiel - und zwar zu Ungunsten des Festivalveranstalters. Die Kleine Zeitung hatte sich ebenfalls genötigt gesehen, den Artikel zeitnah wieder zu entfernen. Daher ist er heute nur mehr im Web-Archiv vorhanden.
      Dass freilich der Hinweis auf die reptilienartigen Wesen (siehe auch das entsprechende Foto in meiner Rezension mit den anthropomorphen Keramikobjekten) sich Ă€hnlich auswirken wird, als ob sich Herr Kusch eine riesige Zielscheibe auf den Bauch malen wĂŒrde, ist gar keine Frage. Spott ist hier garantiert - Stichwort "Reptiloiden". Ich hĂ€tte den Reptilien-Begriff jedenfalls tunlichst vermieden und eine Alternative gewĂ€hlt. Herr Kusch stand/steht allerdings (laut CropFM-Podcast) in Kontakt mit dem dir vermutlich bekannten Physiker und UFO-Forscher Illobrand von Ludwiger. Da könnte etwas abgefĂ€rbt haben.

      Aber das schreibt Kusch nicht; er schreibt es handele sich um Dokumente aus dem spĂ€ten 17. und frĂŒhen 18. Jahrhundert – nie und nimmer!
      Es wĂ€re nicht die einzige Stelle im Buch, bei der eine Formulierung zumindest wenig geschickt/unklar ausgefallen ist. Ich kontaktierte Herrn Kusch wegen - aus meiner Sicht - anderen "ProblemfĂ€llen" (darunter die von dir unten angesprochene Adlerfibel). Er konnte die MissverstĂ€ndnis ĂŒberwiegend ausrĂ€umen.

      dann fÀllt auf, wie bemerkenswert gut und makellos die Funde sind
      Naja, so gut erhaltene anorganische steinzeitliche Funde gibt es anderenorts schon auch. Es kommt eben auf das Bodenmilieu an - und gerade darĂŒber schreibt Kusch, dass es in der 12-Apostel-Zeche außergewöhnlich vorteilhaft sein soll. Keramik ist ja eine Art Kunststein, da altert per se kaum etwas, besonders dann nicht, wenn das Objekt vor der Witterung geschĂŒtzt ist. Und die 12-Apostel-Zeche ist eine unterirdische Höhle. Auch die erwĂ€hnten Inkrustationen können sich so gut erhalten.
      Bei einigen der inkriminierten Funde - und zwar bei Fibeln mit hohem Aluminiumanteil - soll eine Sinterschicht vorhanden sein, die nicht fĂ€lschbar ist. Wobei ich einrĂ€umen muss: Aluminium kommt auch in gediegener Form vor, ich persönlich wĂŒrde in die fĂŒr die Zeit ungewöhnliche Materialzusammensetzung deshalb nicht zu viel hineininterpretieren.

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    2. "Warum sehen die angeblich ĂŒber 50 000 Jahre alten Keramiken der angeblichen Außerirdischen den Keramiken der zirka 5400 bis 4600/4550 v. Chr. florierenden Vinča-Kultur der Jungsteinzeit (also mehr als 40 000 Jahre spĂ€ter) so verdammt Ă€hnlich?"
      Wobei er selber darauf hinweist, dass das typologisch nach offizieller Lehrmeinung nicht recht zusammenpasst. Wenn er aber nun vorgehabt hĂ€tte, hier bewusst die Öffentlichkeit hinter die Fichte zu fĂŒhren, warum hĂ€tte er es dann nicht gleich richtig machen und wirklich altsteinzeitlich anmutende Funde - eventuell mit ein paar typologisch ungewöhnlichen 'Extras' - produzieren sollen?
      Nein, ich kann mir hier keinen Vorsatz vorstellen. Was ich aber fĂŒr möglich halte: Die Stratigraphie in der Höhle ist nicht ganz koscher. Will heißen, da wurde im Laufe der langen Phase der SekundĂ€rnutzungen einiges durcheinandergewirbelt. Ob sich das nicht bei der Grabung im Bodenprofil hĂ€tte abzeichnen mĂŒssen, ist eine andere Frage. Heinrich Kusch war der hauptverantwortliche ArchĂ€ologe vor Ort und kennt die geologischen Gegebenheiten - er mĂŒsste das daher beantworten können.

      Aber warum stellt Kusch seine Funde nicht der Forschung und anderen Wissenschaftlern zur VerfĂŒgung?
      Wer sagt, dass er das nicht macht? Soweit ich sehe, arbeitet er mit etlichen Forschern aus allen möglichen Fachbereichen zusammen. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung - abseits der durchaus detailreichen SachbildbĂ€nde - wĂŒrde aber auch ich begrĂŒĂŸen. Man mĂŒsste ihn fragen, warum er bisher darauf verzichtet hat. Allerdings macht eine solche Publikation aus wissenschaftlicher Sicht nur dann Sinn, wenn man sich seiner Sache bereits weitestgehend sicher ist. Im Buch wird allerdings mehrfach von den Autoren explizit darauf hingewiesen, dass noch vieles im Ungewissen liegt und weiterer Erforschung bedarf.
      Im Übrigen: Der durchschnittliche archĂ€ologische Grabungsbericht - und ich habe davon im Laufe der Zeit etliche Hundert gelesen - ist wesentlich weniger auskunftsfreudig als etwa Kuschs Buch-Text ĂŒber die 12-Apostel-Zeche.

      populĂ€ren BildbĂ€nden fĂŒr Esoteriker nichts Produktives hervorbring
      Das halte ich, bei aller gerechtfertigter Kritik, fĂŒr eine ungerechte Beurteilung. Das Buch enthĂ€lt auch jede Menge empirische Forschungsergebnisse, an denen schwerlich zu rĂŒtteln ist. Auch hat sich manch scheinbar verschrobene bzw. esoterisch anmutende Überlieferung unserer Altvorderen - wie etwa zu den leuchtenden Steinen in der 12-Apostel-Zeche - nachtrĂ€glich als Tatsache herausgestellt.
      Man sollte daher - wie ich schon in der Rezension betont habe - das Kind nicht mit dem Bade ausschĂŒtten.

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  12. Es sind mir die Kusch`s schon einige Zeit bekannt, jedoch kann sich wirklich keiner von euch vorstellen wie ihre Recherchen funktionieren. NĂ€mlich gar nicht - ihre "Forschungen" zum Teil die reinsten LĂŒgengeschichten, Erfindungen und AusschmĂŒckungen! Beweise? Da kann ich mit genug Beweisen dienlich sein. Es geht nur um die reine Abzocke!! Ich selbst habe einen unterirdischen Gang, lt. Kusch von ihnen bestens untersucht und sogar im Buch beschrieben. Jedoch waren sie weder in diesem Gang, noch wurden dort jemals Untersuchungen getĂ€tigt! LG

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    1. Dann bitte nur her mit den "Beweisen". Andernfalls stehen die wissenschaftlich gut dokumentierten Untersuchungsergebnisse im Buch, die nachweislich unter Mitwirkung mehrere UniversitĂ€ten generiert wurden, einer schlichten Behauptung gegenĂŒber. Was da glaubwĂŒrdiger ist, muss jeder selbst entscheiden.

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  13. Bergbauingenieur untersucht Strebl-Gang.Seine Meinung:mittelalterlich,von Hand geschrÀmt.Laut Aufzeichnungen wurden die Platten im Eingangsbereich erst in den 60ger-Jahren des vorigen Jahrhunderts plaziert,die Datierung von Kusch wÀre damit falsch. https://issuu.com/celine1001997/docs/weber_bearbeitung_g_ltig

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    1. Danke fĂŒr den Link, ich werde mir das komplett durchlesen und dann Herrn Kusch fragen, was er davon hĂ€lt.

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    2. Dann bin ich mal gespannt auf die Antwort.

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    3. Gegebenenfalls werde ich die Antwort in einem eigenen Blogtext veröffentlichen.

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