Donnerstag, 13. November 2025

☠️ Die KI lügt und lügt und lügt - und will das auch noch vertuschen! - Beispiel "Spanischer Bürgerkrieg"

Es ist ein immenses Problem, das immer mehr Nutzern auffällt, je weiter verbreitet der Einsatz von KIs ist: Diese Dinger lügen aufgrund ihres softwaretechnischen Grundkonzepts, dass sich die Balken biegen. Und sie versuchen auch noch, das mit einigem Geschick zu kaschieren. 
Kürzlich habe ich ein Interview gelesen, in dem ein Hochschulprofessor erklärte, dass er mittlerweile reihenweise in Arbeiten von Studenten komplett erfundene Quellenangaben entdeckt. Allerdings haben sich nicht die Studenten selbst diese Quellenangaben ausgedacht, sondern jene KIs, die Studenten aus Faulheit benutzten, um sich Schreibarbeit zu ersparen (wir dürften da gerade eine ganze Akademikergeneration heranzüchten, die am Ende des Studiums hochgradig inkompetent ist und diesen Umstand nur mithilfe von KI-Content kaschieren kann; das wird noch manch Katastrophe und menschliches Leid verursachen).

Mir fällt diese Problematik auch immer öfter auf. Beauftrage ich einer KI beispielsweise, sie möge mir zehn Beispiele zum Thema XY nennen, dann liefert sie mir nicht selten komplett erfundenen Schrott, sobald sie nicht ausreichend Content in ihrer Datenbank und im Internet findet. Hierzu ein aktuelles Beispiel: Ich wollte von GROK wissen, wer zuerst - im Hintergrund - in den Spanischen Bürgerkrieg eingegriffen hat, die UDSSR oder das Deutsche Reich. Es entspann sich mit der KI ein Dialog, in dem ich noch nachfragte, wie die Mitglieder der deutschen Legion Condor in Spanien auftraten bzw. wie sie von der dortigen Bevölkerung betrachtet wurden. Und auch umgekehrt, wie die deutschen Soldaten in Spanien ihre Situation einschätzten (hier kann mir die KI potentiell wesentlich schneller Informationen liefern, als eine manuelle Suche mittels Suchmaschine). Auf letztere Frage gab mir GROK folgende Antwort.

Ganz schön farbige Formulierungen, dachte ich mir. Stutzig machte mich aber letzteres Zitat, denn dass ein Adeliger als Unteroffizier in der Wehrmacht gedient haben soll, erschien mir ungewöhnlich (auch wenn das vereinzelt vorgekommen sein wird). Hinzu kam, dass mir der Name Ledebur in einem anderen Zusammenhang irgendwie bekannt vorgekommen ist; und tatsächlich, aus diesem Adelsgeschlecht gingen während des Kaiserreichs und davor mehrere hochrangige Militärs hervor. Außerdem war das berühmt-berüchtigte Heulen deutscher Stukas kein Zufall, sondern das Resultat einer eigens dafür konstruierten Sirene. Die kam aber, wie ich wusste, erst zu Beginn des 2. Weltkrieges in Gebrauch - also nach dem Spanischen Bürgerkrieg!
Aufgrund dieser Indizien fragte ich die KI, ob sie das Zitat erfunden hat. Woraufhin sie mir das mit einem Lach-Smiley (!!!) eingestand. Aber die beiden anderen Zitate würden stimmen, hieß es. Was aber auch nur die halbe Wahrheit ist, denn die angeblichen Aussagen wurden in Anführungszeichen gesetzt, obwohl - wie ich herausfand - es sich nur um sinngemäße Wiedergaben handelt, nicht um wortwörtliche.

Man sollte KIs bei der Textrecherche selbst dann nicht trauen, wenn sie Quellen angeben, denn diese können dazu dienen, frei erfundene Inhalte quasi zu legitimieren. Da stellt sich freilich die drängende Frage, wozu man die Dinger dann überhaupt noch brauchen kann? Sicher, es gibt Bereiche, da sind KIs eine Hilfe. Aber im konkreten Anwendungsgebiet ist der Krempel schlicht Schrott (ich habe mit ChatGPT usw. ähnliche Erfahrungen gemacht). Mittlerweile gibt es Rückmeldungen aus Branchen, wonach KIs mehr Probleme verursachen, als sie lösen. 

Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis diese Technik halbwegs verlässlich arbeitet. Zurzeit läuft nichts anderes als ein globales Beta-Testprogramm. Nach dem Motto "das Produkt reift beim Kunden".
Übrigens, es ist sinnvoll, die KI im Nachhinein selbst zu fragen, warum sie einem Fehlinformationen vorgesetzt hat (sofern man diesen Umstand überhaupt bemerkt ^^). Die Erläuterungen sind oft sehr erhellend - obschon sie das Vertrauen in diese Technik noch weiter untergraben...


Freitag, 7. November 2025

🎧 Hörbares: Der deutsch-ägyptische Nofretete-Zirkus und seine Betreiber -- Der Mord am Kölner Erzbischof Engelbert I. schrieb Geschichte -- Schmähplastik im Dom zu Brandenburg -- usw.


 Gerecht oder getrickst? Historiker Conrad über Nofretete und die Fundteilung | Spieldauer 6 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
"Nazirecht"?  Was ist das eigentlich für ein intellektuell insuffizienter Heini, der in diesem Beitrag des Deutschlandfunks gleich am Beginn zu Wort kommt? Die bei einer archäologischen Grabung entdeckte Nofretete-Büste wurde doch zwei Jahrzehnte vor der nationalsozialistischen Machtergreifung - nach dem damals in Ägypten geltenden Recht - völlig legal nach Deutschland überführt! Diesen Vorgang rückwirkend auf eine Stufe mit den viel späteren Zwangsarisierungen in der Hitler-Diktatur zu stellen, als man Menschen mit quasi vorgehaltener Pistole ihr Privatvermögen abgepresst hat, ist so offensichtlich blödsinnig, dass mir hierfür die Bezeichnung "Bullshit" schon fast als zu milde erscheint. Freilich, wenn einer als "Kolonialismusforscher" an einer Uni seine Brötchen verdient, dann ist von Vornherein klar, wohin die ideologische Reise geht. Wiederum die andere Luftpumpe sabbelt davon, die entsprechenden Gesetze am Anfang des 20. Jahrhunderts seien nach heutigen Maßstäben nicht legitim. Das heißt, der altrömische Rechtsgrundsatz "pacta sunt servanda" (Verträge müssen eingehalten werden) wird einfach negiert. Absolut köstlich! Wenn es nämlich einreißen würde, dass man alte Verträge einfach nach Lust und Laune für ungültig erklären kann, sobald sie ein paar ideologietrunkenen Pseudoschlaubergern heutzutage als unmoralisch erscheinen (was außerdem eine völlig subjektive Einordnung ist), dann produziert man eine dermaßen großflächige Rechtsunsicherheit, dass diese nur im totalen Chaos enden kann; zuerst für archäologische Museen, dann auch in anderen Bereichen. Davon abgesehen: Gerade in Ägypten wurden die Altertümer über Jahrhunderte hinweg von der eigenen Bevölkerung in einem gewaltigen Ausmaß zerstört - so hat man etwa Marmorstatuen verbrannt, um Kalk für das Düngen der Felder zu produzieren. Wir können heute froh sein, dass europäische Sammler zumindest einige Objekte gerettet haben; völlig wurscht ist es hierbei, ob man dazumal von Altruismus oder Sammelwut getrieben war. Und: Es wurden in Ägypten noch bis in die frühen 1980er-Jahre (!) archäologische Funde - teils durchaus bedeutende - ins Ausland verscherbelt! Die Einnahmen daraus haben die klammen Staatskasse Ägyptens gefüllt. Es handelte sich dabei um eine ganz gezielte Finanzierungsstrategie. Heute will man von diesen Tatsachen natürlich nichts mehr wissen. Weder in Ägypten, noch in den Elfenbeintürmen sogenannter Kolonialismusforscher.

 Grand Egyptian Museum eröffnet: Wolfgang David, Archäologisches Museum Frankfurt | Spieldauer 4 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Vor 17.000 Jahren: Lascaux und der Steinzeit-Blick an den Himmel | Spieldauer 3 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Anthropologie: Monumentalbau in Mexiko ohne herrschende Eliten | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Der Mord am Kölner Erzbischof Engelbert I. schrieb Geschichte | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Schmähplastik im Dom zu Brandenburg: eine besonders alte und perfide „Judensau“ | Spieldauer 8 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
Man beachte die Formulierungen "viele  fordern" und "andere wollen". Diese sprachliche Gegenüberstellung ist manipulativ und daher eine Form der Lüge. Denn was bedeutet im vorliegenden Kontext "viele" konkret? Man mache doch eine repräsentative Umfrage, um herauszufinden, wer jemals von diesen sogenannten "Judensäuen" etwas gehört hat. Das Ergebnis wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sein: So gut wie kein Aas. Von daher kann "viele fordern" [ein uraltes Baudenkmal zu demolieren] schwerlich zutreffen. Allerdings eignet sich das Thema natürlich hervorragend, um seine Tugend in einer sozialen Blase zu signalisieren...

  Peter J. Brenner: Friedrich Nietzsche, der Philosoph des Verhängnisses | Spieldauer 56 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download


Dienstag, 4. November 2025

🗞️ Was in der alten Zeitung steht: Feurige Kugeln am Himmel von Hausmannstätten (1928) -- Heuchelei brachte den Messkelch zum Überlaufen (1926) -- Die gute alte "Irrsinnigkeitserklärung" (1827, 1859)

Feurige Kugeln am Himmel von Hausmannstätten 

Über ein Himmelsphänomen, das man heutzutage vermutlich als UAP (Unidentified Aerial Phenomenon) bezeichnen würde, berichtete das Grazer Tagblatt am 23. Juli 1928.


    Feurige Kugeln am Himmel. Sonntag gegen sieben Uhr abend beobachtete man in der Gegend von Hausmannstätten eine seltsame Himmelserscheinung. Am wolkenlosen Himmel zeigte sich plötzlich eine große feurige Kugel, die sich nach einiger Zeit in zwei kleinere Kugeln teilte. Ihr feuerroter Schein blendete geradezu das Auge. Die Erscheinung dauerte etwa zehn Minuten und erregte lebhaftes Aufsehen. Um Wetterleuchten könne es sich nach den Aussagen der Beobachter nicht gehandelt haben.

Ebenfalls  wird es sich nicht um einen niedergehenden und auseinanderbrechenden Meteor gehandelt haben, denn der wäre in keinem Fall dermaßen lange zu sehen gewesen. Daher stellt sich auch heute noch die Frage: Um was handelte es sich bei den auffälligen Objekten über der steirischen Gemeinde Hausmannstätten, die am 22. Juli 1928 (am Vortag der Zeitungsmeldung) offenbar von mehreren Personen beobachtet wurden? 

Kann es dafür eine ganz unspektakuläre Erklärung geben? Natürlich. Die Beschreibung geht ja nicht sehr ins Detail und lässt daher einiges offen. Klar ist aber auch, dass in der wissenschaftlichen UAP- bzw. UFO-Forschung das Phänomen der leuchtenden Kugeln am Himmel, die sich mitunter teilen, äußerst bekannt ist. Auch die Farbgebung passt zu ähnlichen Beobachtungen in der Vergangenheit. Siehe außerdem "Eine UFO-Sichtung im Mittelalter und die 'extraterrestrischen' Prodigien des Livius".

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"Der perverse Priester": Heuchelei war der Tropfen, der den Messkelch zum Überlaufen brachte

Die (mittlerweile verblichene) Wiener "Arbeiter-Zeitung" hat als Haus- und Hofmedium der österreichischen Sozialdemokraten schon immer ein besonderes ideologisches Interesse gehabt, genussvoll über die sexuellen Verfehlungen von Priestern zu berichten. Entsprechend sind die einschlägigen Artikel oft bis zum Rand mit Sarkasmus und Polemik vollgestopft. Man merkt, dass es den Journalisten nicht nur um das Vermitteln von Informationen ging, sondern auch die Unterhaltung der eher nicht sehr kirchenfreundlichen Leserschaft von einiger Bedeutung war; selbst bei einem vergleichsweise ernsten Thema.
Übernommen wurde der 1926 veröffentlichte Artikel-Text weitestgehend aus einem sozialdemokratischen Bruder-Medium, nämlich der in Graz ansässigen Zeitung "Arbeiterwille" - wo man natürlich weltanschaulich/journalistisch mit der "Arbeiter-Zeitung" im Gleichschritt marschierte.


Eltern, achtet auf eure Kinder!
    Die katholischen Bischöfe wettern in Hirtenbriefen gegen die Verderbtheit unserer Zeit, der Prälat Seipel predigt Moraltheologie, und die Chronik unserer Tage meldet Woche für Woche, daß gerade die nächsten Angehörigen der Moralprediger gegen Hirtenbrief und Gesetz, Moral und öffentliche Sittlichkeit verstoßen und der Geld- und Fleischgier unterliegen wie kein andrer Mensch. So wird dem "Arbeiterwillen" wieder aus [der südsteirischen Gemeinde] Gamlitz berichtet: Bis vor kurzer Zeit waltete in Kirche, Schule und Pfarrhof von Gamlitz der Kaplan Alois Sindler seines staatlich besoldeten Amtes, anscheinend ohne jede Unzukömmlichkeit. Erst als er in flammender Rede von der Kanzel gegen den Teufel im Radio gewettert hatte, weil einige Bauern sich neben dem Orgelsang und der verstimmten Wirtshausklarinette drahtlos mit der besseren Musik des Radios verbinden wollten, sickerten plötzlich über die Lebensgewohnheiten des frommen Herrn Nachrichten in die Öffentlichkeit. Allmählich wurde es zur Gewissheit, dass Sindler in schamloser Weise kleine Kinder verdorben hatte. Der Herr Kaplan lockte die Ministrantenbuben auf sein Zimmer und während des Kartenspiels - übrigens auch eine sehr zweckmäßige Kinderunterhaltung - verging er sich an den Knaben und zwang sie, auch ihm "Liebe" zu bezeigen. Es ist nicht festgestellt, wie weit diese Vergiftung junger Kinderseelen schon zurückreicht und welche Kreise sie gezogen hat. Aufgekommen ist die Sache dadurch, daß einer der Knaben von dem Tun des ehemaligen Kaplans von Gamlitz Mitteilung machte. Die Nachforschungen bei den noch in Frage kommenden Knaben ergaben die Richtigkeit der Behauptungen. Der perverse Priester wurde in Untersuchung gezogen.

Das Radio als Quelle der Unmoral? Mein lieber Mann, wenn man damals schon etwas vom Internet und dessen Unmoral-Potential geahnt hätte ...

Nachdem ich einen historischen Zeitungsartikel wie diesen gelesen habe, frage ich mich oft: Und wie ging es weiter? Nun, über einen Prozess konnte ich nichts finden. War also der Herr Kaplan unschuldig? Nicht unbedingt, denn es scheint hier die in der Katholischen Kirche bis heute äußerst beliebte Strategie des Versetzens von unsittlichen Klerikern angewendet worden zu sein; was man zumindest als indirekten Hinweis auf seine Schuld werten kann (wenn man mag).
Bereits kurz vor dem Erscheinen des Artikels wurde der Kaplan von Gamlitz in das nicht allzu weit entfernte Leibnitz versetzt; das Gerede in Gamlitz dürfte also bereits das akzeptable Maß überschritten haben. Möglicherweise lag Leibnitz aber zu nahe am Ort der inkriminierten Missetaten. Denn besonders lange war er nicht an seinem neuen Wirkungsort, sondern wurde schon bald in das obersteirische Murau transferiert. Quasi die Translation eines Unheiligen 😄.
In Murau scheint er dann auch geblieben zu sein. Der letzte auffindbare Zeitungsbericht über den Herrn datiert auf das Jahr 1937. Nach dem Vorfall in Gamlitz scheint der "perverse Priester" nicht mehr öffentlich negativ aufgefallen zu sein.

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Die gute alte "Irrsinnigkeitserklärung"!

Bitte, unbedingt wieder dieses Prozedere einführen! Speziell im Hinblick auf Parteipolitiker wäre das geradezu dringend erforderlich. Damit nämlich die breite Öffentlichkeit zeitnah gewarnt ist, mit welchen Deppen sie es zu tun hat 😁


1267.                                                                                Erh. 9. März.
Irrsinnigkeitserklärung
des Mathias Dworžak, Besitzers der Bauernwirthschaft 
K. K. 27 in Langendorf.
    Von dem Ortsgerichte der Herrschaft Reichenau, kösniggrätzer Kreises, wird mittelst gegenwärtigen Edikts zu Jedermanns Wissenschaft und Darnachachtung bekannt gemacht: Es sen der Mathias Dworžak, Besitzer der Bauernwirthschaft K. K. 27 in Langendorf, auf die Grundlage der gerichtsärztlichen Untersuchung seines Geisteszustandes für irrsinnig, und zur eigenen Vermögensverwaltung unfähig erklärt, und somit unter die kuratorische Aufsicht seines Bruders Franz Dworžak gesetzt worden.
        Reichenau den 20. Februar 1827.                         (2)


Rund 50 Jahre später war die Irrsinnigkeitserklärung bereits etwas weniger sperrig bzw. moderner formuliert - wie das folgende Beispiel zeigt. 



Zahl 194.                                                                                    [238]
Irrsinnigkeits-Erklärung.
Nachdem das k. k. Landesgericht in Graz den diesämtlichen k. k. Kanzellisten Friedrich Rose wegen gerichtlich erhobenen Wahnsinnes mit Beschluß vom 21. Jänner 1853, Zahl 793, unter Curatel zu setzen befunden habe, so wird dieses mit der Erinnerung zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß man den bürgerlichen Handelsmanne Herrn Johann Glötzl für den irrsinnigen Friedrich Rose zum Curator bestellt habe.
K. k. Bezirksamt D. Landsberg als Gericht am 14. Februar 1859.
                                                    Der k. k. Bezirks-Vorsteher: 
                                                        Marv. Appeltauer.

Die Originalquellen für die beiden Irrsinnigkeitserklärungen findet man hier und hier im Zeitungsarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.

Übrigens, die letzte öffentlichen Bekanntmachung dieser Art, welche ich im finden konnte, stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. Es scheint schließlich der persönlichkeitsrechtliche Aspekt mehr Gewicht gewonnen zu haben als ein etwaiges öffentliches Interesse. Diese Sichtweise hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und führt heute mitunter dazu, dass selbst verurteilten Schwerkriminellen Rechte eingeräumt werden, die in breiten Teilen der Bevölkerung auf Unverständnis stoßen. 


Samstag, 1. November 2025

📽️ Videos: Freilichtlabor Lauresham und das Leben im Frühmittelalter -- Archäologie und Pest -- Mittelalterfans auf der Trimburg -- Avi Loeb -- usw.


 Freilichtlabor Lauresham und das Leben im Frühmittelalter | Spieldauer 4 Minuten | HR | Stream & Info
Um Himmels Willen, wie die Reporterin den Hammer beim Schmieden hält! 😁 Viel zu weit vorne! Das erinnert mich an die Schulzeit, als einer meiner Schulkollegen in unserer allerersten Stunde beim Schmieden es auch so gemacht hat. Der Lehrer hat ihm sofort den Hammer aus der Hand gerissen, ihn zur Seite gedrängt und mit wilden, kraftvollen Schlägen gezeigt, wie es richtig gemacht wird. Ich habe die unterhaltsame Szene noch vor meinem geistigen Auge, als ob es gestern war. 😀

 Zeitreise ins mittelalterliche England: Ein Überlebensratgeber | Spieldauer 50 Minuten | Modern History TV | Stream & Info 
Auch wenn es für mich persönlich aufgrund eines ausgeprägten Vorwissens in diesem Video nicht mehr ganz so viele Neuigkeiten zu erfahren gibt, so habe ich es mir trotzdem gerne angeschaut. Der Mann darin - ein echter Knight und außerdem Reeanactor - ist nämlich sympathisch und ein kompetenter Wissensvermittler. Sehr empfehlenswert, so wie auch sein ganzer Youtube-Kanal.


 Wie übersetzt man die Asterix-Comics? | Spieldauer 3 Minuten | arte | Stream & Info 
Vielleicht sollte man es wie bei den Bud-Spencer- und Terence-Hill-Filmen in den 1970ern machen, als die deutschen Übersetzer das Original an vielen Stellen komplett ignoriert und stattdessen eigene, oft viel lustigere Texte verwendet haben. Der Erfolg im deutschsprachigen Raum war damit sehr groß und - so heißt es - in Italien hat man daraufhin begonnen, die Dialoge von Haus aus lustiger zu gestalten. Den neueren Asterix-Geschichten würde etwas in der Art auch nicht schaden...

 Ältester Münzfund Sachsens bei Leipzig | Spieldauer 2 Minuten | MDR | Stream & Info 

 Eines der wichtigsten Kulturereignisse der Welt: Großes Ägyptisches Museum in Kairo wird eröffnet | Spieldauer 2 Minuten | ZDF | Stream & Info

 Archäologie und Pest: Wenn der Fund überraschend groß ist | Spieldauer 3 Minuten | BR | Stream & Info 

 Mittelalterfans auf der Trimburg | Spieldauer 5 Minuten | BR | Stream & Info 
"Trotz schwerer Arbeit reichte es nach den Abgaben gerade so zum Überleben". Und worin unterscheidet sich das von der Lebensrealität vieler heutiger Menschen? Wie viele können sich denn beispielsweise noch ein Haus oder wenigstens eine kleine Eigentumswohnung leisten? Und selbst wenn, dann muss der Bürger dafür Steuern und Abgaben blechen, sonst wird es ihm weggenommen. Hingegen war die Steuer- und Abgabenquote üblicherweise im Mittelalter und der Frühen Neuzeit insgesamt deutlich geringer als heute. Natürlich waren auch die staatlichen Leistungen für den Bürger damals geringer, allerdings ist es ja nicht so, dass heutzutage die staatlichen Einnahmen nur dergestalt sinnvoll verwendet werden. Vielmehr verballert man Unsummen für Schwachsinn und der Sozialstaat wird seit Jahrzehnten gerade deshalb scheibchenweise rückgebaut. Bis man diesbezüglich vielleicht irgendwann wieder auf Mittelalter-Niveau angelangt ist, allerdings bei gleichzeitiger hoher Steuerlast...

 Joe Rogan Experience #2401 - Avi Loeb | Spieldauer 134 Minuten | PowerfulJRE | Stream & Info 
Dieses Video hat zwar nicht wirklich viel mit Geschichte zu tun, ist aber äußerst spannend. Zitat: Avi Loeb, PhD, is a theoretical physicist and Frank B. Baird, Jr., Professor of Science at Harvard University. He is the author of several books, the most recent of which is "Interstellar: The Search for Extraterrestrial Life and Our Future in the Stars." Loeb ist ein äußerst umtriebiger Forscher und "out of the box thinker", der sich seit ein paar Jahren medial recht großer Beliebtheit erfreut, aber gleichzeitig von bornierten und möglicherweise auch neidischen Fachkollegen angefeindet wird.



Donnerstag, 30. Oktober 2025

🎧 Hörbares: Wie lebte es sich zur Zeit des Römischen Friedens? -- Päpstin Johanna, Legende oder Skandal? -- Megalithische Besiedlung per Seeweg -- Die Geschichte der Todesstrafe -- Kräftige Werkzeugmacher -- usw.


Pax Romana: Wie lebte es sich zur Zeit des Römischen Friedens? | Spieldauer 19 Minuten | WDR | Direkter Download

 Päpstin Johanna: Legende oder Skandal? | Spieldauer 14 Minuten | WDR |  Direkter Download
Legende oder Skandal? Nein, schlicht und ergreifend Blödsinn. Weil aber der moderne Feminismus immer nach historischen Idolen sucht, exhumiert man die imaginäre Frau besonders in der Vorweihnachtszeit alle Jahre wieder. Quasi eine Form der Leichenschändung ^^

 Dom Pérignon: Der Mönch und der Champagner-Mythos | Spieldauer 16 Minuten | WDR |  Direkter Download

 Kulinarische Zeitreisen – Kochvideos mit Rezepten aus dem Mittelalter | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Die lange Geschichte der Todesstrafe: Kreuzigen, steinigen, enthaupten, erschießen, erhängen, vergiften | Spieldauer 45 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Kräftige Werkzeugmacher: Erste fossile Hand von Paranthropus boisei entdeckt | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Ausgrabung in Schweden: Megalithische Besiedlung per Seeweg | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Archäologisches Trümmerland Gaza. Wolfgang Zwickel im Gespräch | Spieldauer 10 Minuten | DF | Stream & Info Direkter Download

 Aquavit als Hausmittel: Anna, die patente Kurfürstin | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download


Mittwoch, 29. Oktober 2025

📖 Comic-Rezension: "Asterix in Lusitanien" (und in kreativer Hinsicht auf der Lusitania!)


Die (unfreiwillig) komischste Stelle im ganzen Comic findet sich weit vorne. Dort steht schwarz auf weiß: "Goscinny und Uderzo präsentieren ein neues Abenteuer von Asterix". Als ich das las, dachte ich mir: Beim Belenus, haben die zwei längst verstorbenen Asterix-Erfinder etwa den Fährmann Charon mit einem Hinkelstein bestochen, um aus der Unterwelt zurückkehren zu können!? 😄 
 
Die eigentliche Story hat mir zwar ab und zu ein kleines Schmunzeln entlockt, aber wirklich warm bin ich damit nicht geworden. Das scheitert bereits am Ort der Handlung: Portugal bzw. Lusitanien (wie nämlich die Gegend in der Antike einige Zeit lang hieß). Nichts gegen das Land und seine heutigen Einwohner, aber was weiß man denn schon über das kleine, am Rand von Europa liegende Portugal? Welche allgemein bekannten Klischees gibt es im Zusammenhang damit, über die man sich in einer Asterix-Geschichte lustig machen könnte? Fast nichts - wie man beim Lesen rasch feststellt. Auch wenn die tatsächlichen Macher dieses Bandes - Didier Conrad und Fabcaro - sich offenbar einbilden, der angeblich exzessive Kabeljau-Konsum der Lusitanier/Portugiesen wäre genau so ein Klischee, weshalb man dies dann auch die ganze Handlung hindurch immer und immer wieder bemüht. Doch mich hat das, und einiges mehr, einfach nur rat- und emotionslos zurückgelassen. Vielleicht ist ja in wenigen Ausnahmefällen wie im Fast-Nachbarland Frankreich der kulinarische Kabeljau-'Fetisch' der Portugiesen bekannt, hingegen der großen Masse der internationalen Asterix-Leserschaft wird es dabei wohl wie mir ergehen.
 
Trotz des eher uninteressanten Handlungsorts hätte es noch eine gute und unterhaltsame Geschichte werden können - wenn diese entsprechend geistreich gewesen wäre. Aber das ist sie nicht. Stattdessen ist es das übliche Aneinanderreihen der immer gleichen Elemente, die dem langjährigen Leser nur zu bekannt sind. Mein Gott, z.B. die Touristen mit dem Haus auf einem Ochsenkarren (=Wohnmobil) hatten wir doch schon zigfach! Wer soll sich denn darüber noch amüsieren? Vom Versenken des Piratenschiffs will ich gar nicht erst anfangen. All das wirkt nur noch wie liebloser Fan-Service bzw. wie ein Pflichtprogramm. Dabei bietet die Welt der Antike dermaßen viel, das sich stattdessen wunderbar persiflieren ließe. Aber wenn man als Autor bzw. als Zeichner nicht über das entsprechende Vorwissen verfügt, dann führt das natürlich zu nichts. Man müsste den Verantwortlichen wahrscheinlich einen Archäologen, Althistoriker oder Altphilologen zur Seite stellen...

Wobei man nicht jeder Veränderung gegenüber abgeneigt ist. So wurde nicht nur die Physiognomie des schwarzen Piraten im Ausguck verändert, sondern nun hat dieser auch noch seinen lustigen Sprachfehler verloren. Scheibchenweise jubelt man den Lesern diese von weltanschaulich einschlägig gefärbten Journalisten schon länger eingeforderten Änderungen unter. Ein solcher Kotau vor der politischen Korrektheit ist schlicht erbärmlich. Nun hat offenbar auch das kleine gallische Dorf aufgehört, Widerstand zu leisten. Es wird wohl bald der Tag kommen, an dem seine führenden Köpfe beschließen werden, sich endlich dem Römischen Reich unterzuordnen - diesem heutzutage gerne zum Toleranzwunderland verklärten Gebilde -, welches damit quasi zu einem Vorläufer der sogenannten Europäischen Union wird. Denn tatsächlich wurden Asterix und Obelix von journalistischen Stusstextern bereits als verkappte Gegner genau dieser EU gebrandmarkt...
 
Das FAZIT kann im Angesicht der oben geschilderten Lage nur lauten: Asterix und sein Freund Obelix mögen im langweiligen Lusitanien unterwegs sein, die Verantwortlichen für die Story befinden sich hingegen in kreativer Hinsicht auf der Lusitania*. Wie lange wird dieser lecke Eimer sich noch mit Fanboy-Hilfe über Wasser halten können, bevor er absäuft?
 
 
 
* Die Lusitania war ein britischer Luxusliner, der im 1. Weltkrieg vom deutschen Unterseeboot U20 torpediert und versenkt wurde - über 1000 Todesopfer waren die Folge davon. Das Schiff war trotz eindringlicher Warnungen des deutschen Kaiserreichs - das sogar entsprechende Anzeigen in amerikanischen Zeitungen hatte schalten lassen (!!!) - in Richtung Großbritannien ausgelaufen; außerdem hatte die Lusitania nachweislich Munition für die britische Armee geladen; was sie zu einem legitimen Ziel der deutschen Marine machte. Schlussendlich nahmen US-Politiker und mediale Einpeitscher wie der Herausgeber William Randolph Hearst - der schon ein Hauptverantwortlicher für den Spanisch-Amerikanischen Krieg einige Jahre zuvor gewesen ist - die Versenkung als willkommenen Anlass, um die USA endlich in den großen europäischen Krieg gegen die unmenschlichen "Hunnen" (Deutschen) zu führen.
Notiz am Rande: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Denn nicht nur der Eintritt der USA in den 1. Weltkrieg basierte auf einem bewusst provozierten und/oder herbeigelogenen 'casus belli' (Kriegsgrund), der mit einem maritimen Zwischenfall zu tun hatte. Im bereits erwähnten Spanisch-Amerikanischen Krieg war das genauso der Fall (Explosion an Bord der USS Maine) wie auch später beim Vietnamkrieg (Golf-von-Tonkin-Zwischenfall). Und dann wäre da noch die Angelegenheit mit Japan und Pearl Harbor, die zumindest extrem dubios ist. Eigentlich unfassbar, dass dieses Schema immer und immer wieder funktioniert. Es muss am schlechten Gedächtnis sowie an mangelhaften historischen Kenntnissen der Menschen liegen. Doch das ist eine völlig andere Geschichte...
 

Freitag, 24. Oktober 2025

📽️ Videos: Archäologen beweinen 'ausgeraubten' Grabungsplatz -- Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks Pompeji -- "Stonehenge" als Romanstoff -- Harald Meller trifft Rudolf Simek -- usw.


Archäologische Ausgrabungsstelle in Bielefeld beraubt | Spieldauer 2 Minuten | WDR | Stream & Info 
Gleich mal vorweg, zum gefühlten tausendsten Mal der Hinweis: Die Journaille ist schlicht zu blöd, einen Raub (bedingt Gewaltanwendung oder zumindest Gewaltandrohung gegen Menschen) von einer illegalen Grabung - in Kombination mit einer Fundunterschlagung - zu unterscheiden. Die meisten Archäologen unterscheiden hier freilich auch nicht. Wobei die es eigentlich besser wissen - aber wie hat mir mal ein Ausgräber gesagt: "Es hat sich halt so eingebürgert." Der gleiche Herr gendert fleißig in seinen Texten und kümmert sich dabei rein gar nicht um das ja auch schon lange eingebürgerte generische Maskulinum. Beim Begriff "Neger" würden er und seine Kollegen sicher ebenfalls nicht die lange Verwendungstradition als Argument für ein Beibehalten bemühen... Und zum Fall selbst: Die Zuständigen wissen nicht, ob überhaupt etwas fehlt, aber sie behaupten es einfach mal. Bei Pfostenlöchern wurde raubgegraben, heißt es. Na dort werden diese Megabösewichte sicher großartige Funde gemacht haben - überaus wertvolle Keilsteine zum Beispiel 😂

 Halloween - Mythos der Kelten | Spieldauer 91 Minuten | arte | Stream & Info

 Gabriel Zuchtriegel – Direktor des Archäologischen Parks Pompeji | Spieldauer 27 Minuten | rbb | Stream & Info
 
 "Stonehenge" als Romanstoff: Das neue Buch von Ken Follett | Spieldauer 5 Minuten | NDR | Stream & Info 
Ich habe vor ca 15 Jahren Folletts Bestseller "Die Säulen der Erde" gelesen - oder besser gesagt, das Hörbuch (oder Hörspiel?`) angehört. Hat mir damals recht gut gefallen. Ich muss allerdings sagen, dass ich mittlerweile eine starke Abneigung hinsichtlich Geschichten mit parallelen Handlungssträngen entwickelt habe. Ich mags einfach und direkt, wie bei Bernard Cornwell.

 Harald Meller trifft Rudolf Simek | Spieldauer 120 Minuten | Landesmuseum für Vorgeschichte Halle | Stream & Info
Das Video mit diesem hochinteressanten und lockeren Gespräch ist schon ein Jahr alt, irgendwie habe ich das wohl damals übersehen... Rudolf Simek ist auf jeden Fall ein sehr fleißiger Wissenschaftler und Buchautor - ich habe eines seiner Bücher - "Die Schiffe der Wikinger" - bereits vor geraumer Zeit im Blog besprochen. Simek hat übrigens auch die Darstellung von der berüchtigten "Wikingerkriegerin" von Birka deutlich kritisiert.


 Joe Rogan Experience #2397: Richard Lindzen & William Happer | Spieldauer 131 Minuten | PowerfulJRE | Stream & Info 
Eine sehr sehenswerte Sendung mit zwei interessanten Gästen, die einiges zu berichten haben, nicht zuletzt über die moralischen und charakterlichen Abgründe im Wissenschaftsbetrieb. Zitat: "Richard Lindzen, PhD, is Professor Emeritus of Earth, Atmospheric, and Planetary Sciences at the Massachusetts Institute of Technology. William Happer, PhD, is Professor Emeritus of Physics at Princeton University. Doctors Lindzen and Happer are recognized for questioning prevailing assumptions about climate change and energy policy."
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Donnerstag, 23. Oktober 2025

🎧 Hörbares: Weibliche Macht in der Bronzezeit (🙄) -- Rätselhafte Schrift aus dem Mittelalter -- Störtebeker und Co -- Der Mythos vom Räuber Kneißl -- Die große Dürre von 1540 -- Geschichte der Computerschädlinge -- usw.


 Frauen in der Bronzezeit - Die weibliche Macht?  | Spieldauer 20 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download
"Lange ließ sich nicht einmal mit Sicherheit bestimmen, ob es sich bei menschlichen Skeletten um die Überreste eines Mannes oder einer Frau handelte. Hinweise gaben etwa die Lage und Größe der Verstorbenen, ihre Kleidung und Grabbeigaben wie Schmuck, Waffen oder Haushaltsgegenstände." Ach so? Und ausgerechnet die so bedeutende morphologische Bestimmung des Geschlechts, über beispielsweise die Breite des Beckens, den Winkel des Schambeins, die' Knochendichte, die Muskelmarken usw. (lauter Merkmale, deren Aussagekraft sich erhöht, wenn man sie kombiniert) vergisst man zu erwähnen? Obwohl diese Methode bereits seit über 100 Jahren existiert... "Mittlerweile ist die Forschung deutlich weiter: DNA-Überreste geben heute zuverlässig Auskunft über das Geschlecht und über Verwandtschaftsbeziehungen." Stuss. Die Geschlechtsbestimmung mittels DNA ist nicht "zuverlässig" (=man kann sich absolut sicher sein). Ganz besonders nicht bei alten Knochen aus der Bronzezeit, weil die DNA darin häufig stark degradiert ist. Wer weiß außerdem schon, als was sich das betroffene Individuum zu Lebzeiten in geschlechtlicher Hinsicht definiert hat. 😁

 Als das Wasser versiegte: Die große Dürre von 1540 | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download

 Rätselhafte Schrift aus dem Mittelalter: Das Voynich-Manuskript | Spieldauer 15 Minuten | WDR | Direkter Download
 
 Ferdinand von Richthofen: Erfinder der Seidenstraße | Spieldauer 15 Minuten | WDR |  Direkter Download

 Okkulte Magie, Drogen und Sex: Das Rätsel Aleister Crowley | Spieldauer 14 Minuten | WDR | Direkter Download

 Störtebeker und Co - Eine wahre Piraten-Geschichte?  | Spieldauer 20 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Der Mythos vom Räuber Kneißl - Wie aus einem Verbrecher ein Volksheld wird  | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download
 
 Der Wiener Narrenturm - Die erste "Irrenanstalt" der Welt | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download
Nicht zu verwechseln mit dem großen klassizistischen Bau Theophil Hansens an der Ringstraße. Wo nämlich wesentlich mehr Narren ihr Unwesen treiben...

 Familie Thurn und Taxis - Die Post ist da!  | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Viren, Würmer, Trojaner - Die Geschichte der Computerschädlinge | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download


Montag, 20. Oktober 2025

🤮 Denkmalpflege: Wieso die baden-württembergische Stadt Heidenheim an der Brenz bei mir Brechreiz hervorruft

Nachdem ich mir kürzlich bei Amazon einen neuen Chefsessel bestellt habe - freilich ohne ein echter Chef zu sein - ist mir beim angezeigten Versandstatus der Ort Heidenheim an der Brenz ins Auge gesprungen.
 

Irgendwie kam mir der Ortsname bekannt vor. Mir ist aber trotz intensivem Grübeln nicht sofort eingefallen, woher ich ihn kenne. Also habe ich "Heidenheim" schnell bei Google eingegeben und gleich auf den obersten Suchtreffer geklickt - das war Wikipedia (da das Thema für mich zu diesem Zeitpunkt kein großes Gewicht besaß, war die Allwissende Müllhalde als Quelle akzeptabel - ansonsten ist sie das eher nicht). 
 
Doch erst nachdem ich mich fast bis ans Ende des relativ langen Artikels durchgescrollt hatte, wusste ich endlich, woher ich den Ortsnamen kannte. ER stammt nämlich von dort ^^. 

Erst vor ein paar Wochen hatte ich mir ein längeres Youtube-Video über Ihn bzw. den von ihm befehligten Afrikafeldzug angesehen.  Da muss der Ortsname in meinem Kopf hängen geblieben sein.

Nun hätte ich - zufrieden mit dieser Erkenntnis - den Wikipedia-Einrtag über Heidenheim schließen können, um mich wieder wichtigeren Dingen zu widmen. Doch leider, beim Überfliegen des Artikels sind mir gleich mehrere Fotos unter die Augen gekommen, die mich fassungslos machten. Die musste ich mir deshalb noch einmal genauer ansehen.

Das auf dem nachfolgenden Foto zu sehende Türmle (Bürgerturm) ist rund 600 Jahre alt. Doch anstatt das Gebäude und sein hohes Alter zu würdigen, wurde direkt daneben ein architektonisch nicht im geringsten dazupassender, völlig überdimensionierter moderner Bau errichtet, in dessen Schatten das Türmle nun steht. Einsam und verloren.


In Heidenheim war einst im 19. Jahrhundert ein wunderschönes Rathaus errichtet worden. Vom Baustil her vielleicht neoromanisch - oder etwas in der Art. Teilweise erinnert es mich auch an Renaissance-Architektur. Auf jeden Fall aber ist die Sache historisierend und sie erfreut das Auge.


Doch in den frühen 1970ern zog die Stadtverwaltung um; und zwar in dieses - man verzeihe mir die drastische Ausdrucksweise - architektonische Drecksloch. Wer fällt beim Anblick dieses Baus nicht in tiefe Depressionen? Und wie geht es erst den armen Menschen, die dort ihren Arbeitsplatz haben...
 

Man sollte ja nicht zu viel in Dinge hineininterpretieren, aber die Menschheitsgeschichte zeigt uns: Anhand der Architektur kann man den Niedergang von Gesellschaften oft sehr gut ablesen. Der oben beschriebene Fall Heidenheim ist schließlich nicht singulär. Vielmehr handelt es sich um nur ein einziges Beispiel aus einer nahezu unendlichen Reihe von ähnlichen oder noch schlimmeren Fällen. Architektur und Denkmalschutz sind in Deutschland - und auch hier in Österreich - meist nur mehr ein schlechter Witz. Man würdigt die Vergangenheit nicht, aber auch die Zukunft sieht düster aus. Jeder, der nicht ein kompletter Knallkopf ist, sieht ja längst, wohin die Reise geht. 

Zum Schluss fiel mein Blick im Wikipedia-Artikel über Heidenheim auf eine Grafik, in der die Sitzverteilung der einzelnen Parteien im dortigen Gemeinderat dargestellt wird. Und ich dachte mir so: Tja, kein Wunder. "You get what you voted for" - wie es auf Japanisch so schön heißt.

Donnerstag, 16. Oktober 2025

📽️ Videos: Bauanleitung für eine spätmerowingische Schwertscheide -- Mittelalterhaus mit Überraschungen -- Thomas Müntzer und der Bauernkrieg 1525 -- usw.


Bauanleitung für eine spätmerowingische Schwertscheide | Spieldauer 23 Minuten | Tribur de | Stream & Info 
 
 

 Unterhausen: Blick zurück in die Bronzezeit | Spieldauer 3 Minuten | BR | Stream & Info

 Archäologische Führung im Stellmoor-Ahrensburger Tunneltal| Spieldauer 1 Minuten | NDR | Stream & Info 
Das durchschnittliche Geburtsdatum der Teilnehmer scheint irgendwo zur Zeit des Siebenjährigen Kriegs angesiedelt zu sein 😄. Mir fällt schon lange auf, das bei typischen archäologisch-historischen Veranstaltungen Pensionisten massiv dominieren (oder "Rentner", wie man in Deutschland sagt). Irgendwie scheint da etwas grundlegend falsch zu laufen...
 
 Bauarbeiten an Homburger Großbaustelle wegen Ausgrabungen gestoppt | Spieldauer 1 Minute | SR | Stream & Info 
Interessant, wenn die eine Behörde darauf vergisst, die andere Behörde zu informieren...

 Mittelalterhaus mit Überraschungen in Dinkelsbühl | Spieldauer 6 Minuten | BR | Stream & Info 

 In Extremo feiern Jubiläum auf der Loreley | Spieldauer 6 Minuten | MDR | Stream & Info
Um Gottes Willen .... passend zu dieser Musik fällt mir eine andere Mittelalterrockband ein: Ohrenpeyn  😄

 Römische Geschichte live: Die Freizeitlegionäre von Pfünz | Spieldauer 3 Minuten | BR | Stream & Info
Das kleine Problem, welches ich bei so etwas immer habe: Die Nudelarmig- und Nudelbeinigkeit der Darsteller. Dort stehen halt keine abgehärteten Menschen der Antike, sondern ihre verweichlichten Nachfahren der Moderne. Entsprechend unauthentisch wirkt die Szenerie. Darüber können auch die Klamotten nicht hinwegtäuschen.

 Für Freiheyt und Gerechtigkeyt – Thomas Müntzer und der Bauernkrieg 1525 | Spieldauer 50 Minuten | Landesmuseum für Vorgeschichte Halle | Stream & Info 
Ich halte Martin Luther für einen 'Nützlichen Idioten' des hochadeligen Establishments, das sich vor allem die immensen Ländereien der Katholischen Kirche unter den Nagel reißen wollte. Thomas Müntzer ließ sich hingegen weniger instrumentalisieren, im Gegenteil, er wurde geradezu zum Stachel im Fleisch der Obrigkeit. Deshalb musste er sterben, während Luther ein langes Leben in Wohlstand führen konnte. Ähnliches geschieht ja auch heutzutage noch, wiewohl man als politisch Unbequemer nicht mehr gleich um die Ecke gebracht wird. Die Herrschenden und ihre Wasserträger gehen meist subtiler vor: Sie vernichten Ruf und wirtschaftliche Existenz.
 

Sonntag, 12. Oktober 2025

Schwarzes Sperma - ein antiker Bericht von Herodot


Der im 5. Jahrhundert vor Christus lebende Geschichtsschreiber Herodot von Halikarnassos hat uns mit seinem großen Geschichtswerk "Historien" eine nahezu unerschöpfliche Quelle hinterlassen. Über den Inhalt staunt man selbst heute noch - allerdings nicht ausschließlich im positiven Sinn. Denn neben qualitativ hochwertigen Informationen findet sich darin auch höchst Wunderliches. Ein Paradebeispiel dafür ist der folgende Text. Die entsprechende Behauptung ist Teil einer Schilderung der körperlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Völkern, welche Herodot im Kontext der persischen Eroberungszüge des Herrschers Kambyses erwähnt.

[...]
Diese Äthioper und ihre Nachbarstämme haben die gleiche Art von Sperma wie auch die indischen Kallantier, und sie haben unterirdische Behausungen. 
[...]
Der Geschlechtsverkehr ist bei allen diesen Indern, die ich aufgezählt habe, eine öffentliche Angelegenheit wie beim Weidevieh; und sie haben auch alle die gleiche Hautfarbe, und zwar eine den Äthiopern ähnliche. Ihr Sperma, das sie in die Frauen ejakulieren, ist nicht weiß wie bei den anderen Menschen, sondern schwarz wie ihre Haut. Ein solches Sperma ejakulieren auch die Äthioper.
[...] 
Herodot | Historien, 3. Buch, 97.1-101.1 | Hrsg.: Heinz-Günther Nesselrath | Alfred Kröner Verlag, 2017

Die Behauptung über "schwarzes Sperma" darf man höchstwahrscheinlich als Beispiel für Herodots Neigung interpretiert, exotische oder sensationelle Details zu sammeln, die das Interesse seiner Leser wecken sollten. Auch die Erwähnung des angeblich öffentlichen Vögelns könnte dieser Absicht folgen.
Hinzu kommt die bei Herodot (und weiteren antiken Autoren) zu beobachtende Tendenz, körperliche Merkmale wie Hautfarbe mit anderen biologischen Eigenschaften zu verknüpfen. Das gilt heutzutage verständlicherweise nicht mehr als sehr wissenschaftlich (und schon gar nicht als politisch korrekt). 
 
Interessanterweise wurde das konkrete Beispiel - wenige Jahrzehnte nach Herodots Ableben - vom berühmten Philosophen Aristoteles kritisiert (worauf Nesselrath in den Endnoten seiner Übersetzung hinweist). Es wäre also ein großer Irrtum, wenn man heute meint, sämtliche Leser seien damals völlig naiv bzw. unkritisch gewesen. So wie ja auch heutzutage nicht jeder Medienkonsument ein hirntoter Zombi ist (obschon die gefühlte Mehrheit in diese Kategorie gehört).
 
Freilich, der gute Herodot selbst scheint seine Informationen - die er sich weiß Gott wo zusammengeklaubt hat - oft nicht zu hinterfragen, sondern er reicht sie, ähnlich einem modernen Journalisten, unkritisch an die Leserschaft weiter. Man sollte den griechischen Historiographen und Ethnographen aber nicht grundsätzlich als Dampfplauderer abtun. Wie schon eingangs erwähnt, finden sich in Herodots Texten auch etliche hochwertige Informationen. Nicht immer ist es freilich so einfach wie hier, die Spreu vom Weizen zu trennen. 

Ergänzender Hinweis: Über die indischen Kallantier, die Herodot neben den Äthiopiern nennt, schreibt er auch an anderer Stelle. Und zwar im Zusammenhang mit deren ungustiösen Brauch, verstorbene Familienangehörige zu verspeisen. Ich habe dazu ebenfalls einen Beitrag verfasst. Im oben nicht zitierten Textteil (siehe die eckigen Klammern) findet dies ebenfalls Erwähnung. Hier haben wir es mit genau einer dieser Erzählungen Herodots zu tun, bei der man nicht auf Anhieb sagen kann, was daran Dichtung und was daran Wahrheit ist. Ein weiteres - aber wesentlich umstritteneres Beispiel dafür - sind Herodots Einlassungen zu den ägyptischen Pyramiden im 2. Buch der "Historien". Doch dazu ein anderes Mal mehr.
 

Samstag, 11. Oktober 2025

🎧 Hörbares: Christentum ohne Christenheit -- Neandertaler und Denisova-Mensch -- Doggerland, das steinzeitliche Atlantis der Nordsee -- Mythos Musen -- Plagiatsjäger Stefan Weber im ausführlichen Interview

 Norbert Bolz: Christentum ohne Christenheit  | Spieldauer 56 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download
Ein interessantes Thema. Zitat: Der Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz liest aus seinem Buch „Christentum ohne Christenheit“  vor. [...] Seine These lautet: Ohne Jesus zu kennen oder sich für sein Leben zu interessieren, hat Paulus das Christentum erfunden. Das ist ihm mit dem größten rhetorischen Coup der Weltgeschichte gelungen. Den Verdacht, dass Paulus hinter dem Christentum steckt, habe auch ich. Und es stellt sich mir hierbei die Frage, inwieweit auch die vier Evangelien-Autoren bzw. deren Quellen davon bereits beeinflusst waren. Will heißen: War bei ihnen die Überlieferung vom Wirken Jesu bereits teilweise im Sinn des Paulus zurechtgebogen? ^^
 
 Wie wir Menschen wurden – Der Neandertaler  | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Wie wir Menschen wurden – Der Denisova-Mensch | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

Wie wir Menschen wurden – Das Kochen und das Gehirn  | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Mythos Musen - Töchter der Erinnerung  | Spieldauer 23 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Steinzeitliches Doggerland - Das Atlantis der Nordsee  | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Alexander Meschnig: Deutsche Mythen – Der Dolchstoß 1918  | Spieldauer 55 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download

 Leo von Klenze - Der Mann, der Münchens Bild prägte | Spieldauer 22 Minuten | BR | Stream & Info | Direkter Download

 Persönlich: Stefan Weber, der Plagiatejäger  | Spieldauer 56 Minuten | Kontrafunk | Stream & Info | Direkter Download