Montag, 24. Oktober 2022

📖 Buch: Das Römerkastell Eining und seine Umgebung

Beim Büchlein "Das Römerkastell Eining und seine Umgebung" handelt es sich um einen weiteren 'Führer' aus der vom Verlag Friedrich Pustet publizierten Reihe "Archäologie in Bayern". 

Der ehemalige Archäologieprofessor Thomas Fischer liefert im vorliegenden Buch einem sehr reichhaltig bebilderten Überblick hinsichtlich des römischen Kohortenkastells "Abusina", das auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Eining bzw. an der Mündung des Flüsschens Abens in die Donau liegt. Von der Abens, deren Name bis mindestens in keltische Zeit zurückreicht, hat das Kastell auch seine antike Bezeichnung erhalten. Die Erörterungen des Autors umfassen allerdings nicht nur die militärische Anlage, welche im Laufe der Jahrhunderte die für viele Limeskastelle typischen baulichen Veränderungen durchmachte (zuerst Holz-Erde, dann Stein), sondern er betrachtet darüber hinaus das drumherum entstandene Lagerdorf (vicus), in dem u.a. Händler, Gastwirte sowie Angehörige der im Lager stationierten Soldaten lebten. Darüber hinaus dürfte der militärisch-zivile Standort auch über einen eigenen Hafen verfügt haben. Dieser wurde allerdings noch nicht entdeckt.

Nach einer kurzen Einleitung mit einem Gruß- und zwei Vorworten, welche erfahrungsgemäß die meisten Leser noch weniger interessieren dürfte als die darauf folgende Forschungsgeschichte, kommt man auf Seite 24 (von 120 Seiten) endlich zur Sache und betrachtet in chronologischer Reihenfolge allgemein die Situation in Bayern bzw. der Provinz Raetien zur Römerzeit: Von der Eroberung und der darauf folgenden Errichtung militärischer Infrastrukturen (z.B. Limes) bis hin zur Romanisierung wird hier so ziemlich alles kurz behandelt, was für das bessere Verständnis des Römerkastells Eining/Abusina von grundlegender Bedeutung ist. Unzählige Abbildungen von Kleinfunden (Münzen, Militaria) und archäologische Zeichnungen von großflächigen Befunden erleichtern das Verständnis.
Daraufhin werden Lager und Lagerdorf erörtert. Dabei wird u.a. mittels Rekonstruktionszeichnungen der bauliche Wandel der Anlage dargelegt; von der Frühzeit im 1. Jahrhundert bis in die unruhige Spätantike, als sich die zusammengeschrumpfte, von den Germanen in Angst und Schrecken versetzt Einwohnerschaft des vicus hinter die Mauern des Lagers zurückzog. Die armen Menschen von damals dürfen sich freilich heute von diversen Historiker-G'scheiterln nachträglich verhöhnen lassen, indem ihnen diese ausrichten, es wäre dazumal eh alles nur halb so wild gewesen; der durch gewaltige Migrationsbewegungen verursachte massenhafte Mord und Totschlag wird dann auch euphemistisch als "Transformation" bezeichnet. 
Auf die in Eining/Abusina stationierten Soldaten wird in einem gesonderten Kapitel eingegangen: Um welche Einheiten handelte es sich? Wie waren sie organisiert? Wie sah die Ausrüstung aus?

Fazit: Ein unterm Strich interessantes Büchlein, in dem der Leser nicht nur viel über Eining zur Römerzeit erfahren kann, sondern auch mancherlei Allgemeines über das römische Militär am Limes.

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