Mittwoch, 22. März 2023

📖 Buch-Rezension: Die Villa Rustica von Möckenlohe (eine schludrige Rekonstruktion)

Die Rekonstruktion der römischen Villa Rustica von Möckenlohe (Bayern) ist eine mittlere Katastrophe 👎. Das von einem hässlichen Maschendrahtzaun umgebene Gebäude wirkt lieblos sowie unfertig. Man hätte hier die Möglichkeit gehabt, eine touristische Attraktion und einen schönen Veranstaltungsort für Living History zu erschaffen; stattdessen entstand eine halbgare Sache, die den Charme einer Bauruine versprüht. Etwas, dass sich auch in der dazugehörenden
gruseligen Homepage widerspiegelt. Die Verantwortlichen sollten sich für all das in Grund und Boden schämen. Wie es hingegen wesentlich besser gemacht werden kann, zeigt man beispielsweise in der niederösterreichischen "Römerstadt Carnuntum". Zwar hat man auch dort das Mauerwerk einiger repräsentativer Gebäude unverputzt gelassen, was historisch unsinnig ist, jedoch wird dieser Mangel mit einem attraktiv gestalteten Drumherum mehr als nur ausgebügelt.

Nach Möckenlohe zu pilgern, um sich die rekonstruierte Villa anzusehen, zahlt sich also kaum aus; ganz besonders dann nicht, wenn die Anreise relativ lange ist. Der vorliegende, mit vielen Rekonstruktionsgrafiken und Fotos vollgestopfte "FĂĽhrer" (keinesfalls zu verwechseln mit dem gleichnamigen österreichischen Landschaftsmaler aus Braunau) enthält hingegen manch interessante Information; nicht nur ĂĽber die baulichen Charakteristika der ursprĂĽnglichen Villa und ihre rund 130jährige  Geschichte, sondern auch hinsichtlich der verschiedenen Typen römischer Gutshöfe sowie der Art und Weise wie damals Landwirtschaft betrieben wurde. Etliche weitere Fragen werden in diesem Zusammenhang erörtert, etwa: Wie viele Menschen arbeiteten fĂĽr den Besitzer einer solchen Villa? Waren es noch geschundene Sklaven wie zur Zeit der Römischen Republik, als es immer wieder zu Aufständen kam? Aus welchen Gebäuden setzten sich eine Villa Rustica zusammen? Usw. usf.
Übrigens: Im Fall der Villa von Möckenlohe hatte man es ursprünglich mit etlichen Einzelbauten zu tun, wovon sich die meisten innerhalb eines mittels Mauer umfriedeten Bereichs befanden. Doch all das wurden ca. 254 n. Chr. urplötzlich in einen verkohlten Trümmerhaufen "transformiert" - um einen Lieblingsbegriff moderner Historiker zu verwenden, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Völkerwanderungszeit der Spätantike nachträglich zu einer Art Kindergeburtstag zu verklären. Was freilich die vertriebenen, versklavten oder gar ermordeten Bewohner der Villa Rustica von Möckenlohe dazu sagen würden, werden wir leider nie erfahren...


Fazit: Informatives Buch, ĂĽberflĂĽssige Rekonstruktion.

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1 Kommentar:

  1. Hast leider Recht, macht nicht viel her, die Villa Rustica. DĂĽrfte am Geld mangeln, um das ordentlich zuende zu bringen. Lana

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