Dienstag, 12. Februar 2013

Caesars "Bürgerkrieg": Ein korrigierter Fehlkauf

Für die Arbeit an meinem Buch benötigte ich eine vollständige Übersetzung von Caesars De bello civili (Über den Bürgkerkrieg oder Der Bürgerkrieg). Also surfte ich das Internetportal eines sehr großen Versandhändlers an und bestellte mir die im Anaconda Verlag erschienene Ausgabe. Das jedoch war ein Fehler, wie es in einer ebenfalls bei Anaconda erschienen Übersetzung der Germania von Tacitus heißt.
Ich hatte zu sehr auf die guten Bewertungen und den vergleichsweise hochwertigen Hardcover-Einband geachtet. Dabei vergaß ich völlig, dass die in diesem Verlag angebotenen Übersetzungen ja nicht immer ganz taufrisch sind. Und so war es dann leider auch bei dieser Ausgabe, die bereits im 19 Jh. von ihm und ihm übersetzt wurde. Mir ist dieser Umstand bereits nach wenigen Seiten unangenehm aufgefallen.
Zwar ist dem eigentlichen Text die Bemerkung des Verlages vorangestellt, dass Ortographie, Interpunktion und stark überholte grammatische Eigenheiten zugunsten der Lesbarkeit behutsam überarbeitet wurden, doch mir erschien diese Überarbeitung ehrlich gesagt zu behutsam.
Die eher hohe Dichte an veralteten und schwülstigen Formulierungen sorgte dafür, dass kein echtes Lesevergnügen aufkommen wollte. Beispielsweise wird nicht etwa geschrieben, "Caesar hielt sich in Ravenna auf", sondern "Caesar weilte zu Ravenna". Mit Verlaub, aber so spricht man heutzutage nur noch auf Mittelaltermärkten ;)
OK, vielleicht reagiere ich hier ein wenig überempfindlich, aber die nach diesem Fehlkauf bestellte Ausgabe von Reclam, für die die 2011 verstorbene Althistorikerin Marieluise Deißmann-Merten verantwortlich war, gefällt mir vom Stil her schon besser.
Die 328 (teils recht ausführlichen) Endnoten und ein Nachwort sorgen außerdem dafür, dass wirklich kaum Fragen offen bleiben; wohl auch nicht bei Lesern, die nicht einschlägig vorgebildet sind. Nachteilig ist bei Reclam freilich der meist recht billige Einband.
Fazit: Bei alten Werken die neu aufgelegt wurden. sollte man sich tunlichst darüber informieren, wie aktuell die verwendete Übersetzung ist.

Es folgt eine kurze Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen der beiden Ausgaben:

(C) Anaconda Verlag
Pro: 
+ Ein stabiler und optisch ansprechender Einband
+ große, gut leserliche Schrift
+ günstiger Preis (5,95 €)

Kontra: 
Uralte Übersetzung aus dem 19. Jahrhundert (wirkt sich teils unangenehm auf den Lesefluss aus)
- Vergleichsweise wenige Fußnoten/Endnoten, die den Leser über die Hintergründe des Berichteten aufklären.


(C) Reclam Verlag








Pro:
+ Eine zeitgemäße, weitestgehend angenehm zu lesende Übersetzung.
+ Viele Fußnoten/Endnoten (328), die es auch dem nicht Vorgebildeten ermöglichen, den Inhalt gut zu verstehen
+ günstiger Preis (5,60 €)

Kontra:
- Billiger, empfindlicher Einband, der sich bei allzu häufigem Gebrauch (und wenn man Pech hat auch schon bei seltenem) in seine einzelnen Bestandteile auflöst.
- Kleine Schrift











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6 Kommentare:

  1. Du schreibt ein Buch? Cool! Über was denn?

    Von Caesar hatten wir leztes Jahr im Lateinunterricht den Bello Gallico übersetzt, allerdings nur einen kleinen Teil über den Helvetierkrieg. Aber ich fand es sehr interessant :)

    Liebe Grüße,
    Nina

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    1. Na ja, sagen wir mal so, ich versuche ein Buch zu schreiben ;)
      Zum Inhalt: Ein schon etwas in die Jahre gekommener Römer erzählt von seinen Jugenderlebnissen, beginnend damit, wie er die Schlacht von Pharsalos auf der Seite der Verlierer knapp überlebt hat.
      Auf seiner Flucht vom Schlachtfeld stolpert er über einen toten Boten.
      Die Dokumente die dieser bei sich trägt nimmt er an sich und entschließt sich, nachdem er sie gelesen hat, zurück nach Italien zu reisen um sie dort einem heimlichen Gegner Caesars zu übergeben.
      Im Moment versteckt sich der Protagonist aber noch unter falschem Namen in einer griechischen Kleinstadt bei einem exilierten, römischen Händler. Der allerdings ein Anhänger Caesars ist...
      Mal sehen wie es weiter geht :)

      Cäsars Gallischen Krieg habe ich hier auch stehen. Ein interessantes Buch!

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    2. Das hört sich richtig gut an :)
      Du kannst ja hier malc eine Leseprobe posten, wenn du magst ;) (würde mich sehr interessieren)

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    3. Das dauert wohl noch ein Weilchen ;)

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  2. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit Reclam besser arbeiten kann: Wenn man das Buch also für Schule/Universität/Recherche benötigt, dann Reclam. Allein schon wegen der Fußnoten und Erklärungen, die sind oft sehr gut.
    Ein ähnlicher Verlag im englischsprachigen Raum sind "Penguin Classics", wo ich am Liebsten meine Ausgaben alter Klassiker für das Englisch-Studium kaufe.

    Anaconda dagegen... sieht toll aus, ist griffig und stabiler. Es ist besser dafür geeignet, verschenkt oder einfach nur zum Vergnügen gelesen zu werden - der Leser wird nicht alle paar Zeilen durch Fußnoten aus dem Lesefluss gerissen.

    Es sind also zwei sehr gute Ausgaben für völlig verschiedene Dinge.

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    1. Normalerweise verwende ich genau deshalb auch Reclam. Selbst wenn nur jede zehnte Fußnote Neues für mich bereit hält, ist es eine wichtige Hilfe.
      Nachdem allerdings eines meiner zuletzt gekauften Reclam-Bücher nach wenigen Monaten, und eher wenig Gebrauch, auseinander fiel, wollte ich diesmal etwas kaufen das langlebiger ist...

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