Dienstag, 18. Dezember 2012

Als die Römer Britannien verließen: Die Zeit des historischen König Artus.


Angriffe der Barbaren auf Britannien (Grafik: Wikimedia.org)
Da ich mich gerade recht intensiv mit dem römischen Britannien befasse, möchte ich hier in aller Kürze den Untergang dieses westlichsten Außenpostens des Reichs, vor allem aus militärischer Sicht, erläutern:
Während es im 3. und 4. Jahrhundert nach Christus mit den römischen Provinzen in Kontinentaleuropa immer schneller bergab ging, konnte man die Verhältnisse in Britannien noch als halbwegs gut bezeichnen (trotz der Überfälle sächsischer Seeräuber). Die Insellage trug zu dieser relativen Ruhe sicher einiges bei. Doch ab dem Jahr 367 begann die Ordnung auch in Britannien zu bröckeln: Pikten und Skoten (letztere stammten ursprünglich aus Irland) begannen mit Unterstützung entlaufener Sklaven sowie unzufriedener Briten vom Norden her das keltoromanische Britannien mit Raubzügen heimzusuchen. Anfangs gelang es den in Britannien stationierten Truppen noch, sich dieses Problems zu erwehren; auch wenn der ständige Kleinkrieg für die Soldaten sicher nervenaufreibend war und viele der für die Wirtschaft so wichtigen Landgüter zerstört wurden.

Der tatsächliche Anfang vom Ende der römischen Herrschaft auf der Insel wurde 383 eingeläutet; nämlich als der General Magnus Clemens Maximus von seinen britannischen Truppen zum Kaiser (im Westen) ausgerufen wurde. Um seine Herrschaft zu sichern, setzte er mit einem Heer auf den Kontinent über. Dadurch entzog er Britannien allerdings einen großen Teil seiner Streitkräfte. Die Barbaren aus dem Norden begannen deshalb erneut mit ihren Plünderungszügen - auch räuberische Iren und Sachsen ließen sich die Chance nicht entgehen.
Nebenbei bemerkt: Angeblich sollen sich später Reste der britannischen Truppen des Magnus Clemens Maximus, in der gallischen Aremorica angesiedelt haben - der Heimat von Asterix und Obelix ;). Diese Siedler gaben einem Teil des Landes angeblich seinen neuen Namen: Bretagne. Ob dies stimmt, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Allerdings ist zumindest einige Jahrzehnte später nachweislich einen starken Zuzug aus Britannien in das betreffende Gebiet zu verzeichnen.

Im Jahr 401 zog der römische Heermeister Stilicho weitere Truppen aus Britannien ab, da er sie für seinen Kampf gegen die Westgoten benötigte (in den einschlägigen Büchern wird meist nur dieses Ereignis erwähnt, wenn es um die militärische Schwächung Britanniens geht; eigentlich ein Fehler, da es sich um einen Jahrzehnte andauernden Prozess handelte).
Der auf der Insel verbliebene klägliche Rest wurde dann im Jahre 407 von dem zum Kaiser ausgerufenen Konstantin  III. mitgenommen, als dieser nach Gallien in den Krieg marschierte, um, wie schon Magnus Clemens Maximus gut 20 Jahre zuvor, seine Herrschaft zu sichern (allerdings vergeblich). 

Britannien verfügte nun nicht mehr über einen wirksamen, militärischen Schutz. Angesichts der anstürmenden Barbarenhorden war dies sicher keine erquickliche Situation. Es wurde deshalb eine dringende Bitte um Hilfe an den weströmischen Kaiser Honorius gesandt. Der hatte jedoch in Ravenna, umgeben von seinen Gespielinnen, genügend eigene Probleme und schickte deshalb keine Soldaten, sondern ein ungewöhnliches Schreiben, in dem er es der britannischen Provinzbevölkerung gestattete, die Verteidigung selbst in die Hand zu nehmen und Truppen auszuheben. 
Ein selbst bewaffnetes Britannien bedeutete allerdings auch ein sich selbst regierendes Britannien. Es entstand quasi ein britischer Staat, der von Menschen römischer Tradition regiert wurde.
Dass dieser "Staat" (in Wirklichkeit einige mehr oder weniger selbstständig regierte Herrschaftsgebiete) im Laufe der Zeit unter dem Ansturm der Angelsachsen nach und nach zerbröckelte ist eine andere Geschichte.
Nichtsdestotrotz wissen wir von Inschriften auf Grabsteinen, dass noch 100 Jahre nachdem die letzten regulären römischen Truppen aus Britannien abmarschiert waren und längst kein weströmischer Kaiser mehr existierte, Briten ihren Kindern römische Namen gaben und sich selbst "Bürger Roms" nannten.

Dies war auch die Zeit des britischen Heerführers Riothamus, den manche Forscher für König Artus halten. Der Name Riothamus (in der Gotengeschichte des Jordanes auch Riotimis geschrieben) bedeutet in seiner ursprünglichen britisch-keltischen Form (Rigotamos) so viel wie Königlichster bzw. oberster König. Es handelte sich also vielmehr um einen Titel, weniger um einen Namen. Die betreffende Person könnte demnach in Wirklichkeit Artus bzw. Artorius geheißen haben, auch wenn es dafür keine Beweise gibt. Auffällig ist jedenfalls, dass sich die historischen Spuren dieses Mannes, nachdem er seine letzte Schlacht geschlagen hatte, ausgerechnet in der burgundischen Stadt Avallon verlieren...

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Weiterführende Literatur:

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5 Kommentare:

  1. Ich habe zwar erst vor Kurzem etwas darüber gelesen, aber dieser Blogpost ist viel detaillierter.
    Ich kenne die Erklärungsgeschichte für König Artus in der Form, dass es sich dabei um eine walisische Legende handelt (die mit Pendragon zusammenhängt), die die Waliser als (!) anti-englische Legende aufgebaut haben, denn er solle das keltische Britannien wiederherstellen - als dessen letzte Vertreter die Waliser sich sahen.
    Allerdings habe ich auch schon unzählige andere Deutungen und Erklärungsversuche zu König Artus gelesen.

    Die mit Riothamus war mir neu :). Danke fürs Zeigen :).

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    1. Ja, es gibt wirklich viele Deutungsversuche dieser Legende. Ich persönlich finde im Moment die von Geoffrey Ashe am plausibelsten, der es für möglich hält, dass Riothamus der historische König Arthur war; oder sagen wir mal so: Dass Riothamus eine grobe Vorlage für die ersten walisischen Sagen rund um Arthur lieferte. In seinem Buch „König Arthur – Die Entdeckung von Avalon“ legt er seine Theorie sehr gut dar und zerlegt dabei den Mythos, zwecks besseren Vergleichsmöglichkeiten mit historischen Ereignissen, in seine einzelnen Bestandteile.
      Sicher eines der besten Bücher zu dem Thema!

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    2. Danke für den Tipp! Ich habe Franz Baumers "König Artus und sein Zauberreich" im Regal stehen, es aber zuletzt vor vier Jahren gelesen. Noch länger ist meine Lektüre von einem Buch her, an dessen Autor/Titel ich mich nicht mehr erinnern kann - ich glaube, es hieß "Der Weg nach Camelot" oder "Zurück nach Camelot", wo überwiegend versucht wurde, auch die Locations aus den Mythen zu rekonstruieren.
      An Buchempfehlungen bin ich immer exxtrem interessiert :)

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    3. Ich werde zukünftig öfters mal Buchempfehlungen am Ende des Artikels anfügen ;)

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