Montag, 19. Mai 2014

Warum römische Kavalleristen von rechts aufsaßen


Normalerweise steigt der moderne Reiter von der linken Seite auf sein Pferd - eine Gepflogenheit, wie sie beispielsweise schon im Mittelalter üblich war.
Doch im Römischen Reich - vor rund 2000 Jahren - war so manches anders. Das begann bereits damit, dass es noch keine Steigbügel gab (früheste Funde: 4. Jh. n. Chr. in China und Korea). Die Soldaten der Caesaren stiegen also weniger in den Sattel, sondern sprangen vielmehr; zumindest dann, wenn sich kein helfender Reitknecht (calo) in der Nähe befand. Plutarch spricht zwar von neben der Straße platzierten Reitersteinen, die als Aufstiegshilfe dienten (C. Grachus 7), doch dürften diese vergleichsweise selten anzutreffen gewesen sein und natürlich keinesfalls in jeder Situation zur Verfügung gestanden haben. Dass es bei den Römern eventuell eine am Sattel temporär befestigte Lederschlaufe gab, die das Aufsteigen erleichtern sollte (siehe obiges Bild), ist aufgrund fehlender Indizien zumindest fraglich. Hinweise auf derlei Hilfen wurden für die Antike bisher - soweit es mir bekannt ist - lediglich bei den Skythen festgestellt. Im Übrigen muss bedacht werden, dass römische Pferde nur wenig größer als heutige Ponys waren und somit von einem nicht völlig unsportlichen Menschen auch ohne Steigbügel relativ leicht erklommen werden konnten. Beim Sprung auf das Tier bot es sich beispielsweise an, mit einer Hand Halt an dessen Mähne zu suchen (der Experimentalarchäologe Marcus Junkelmann hat es ausprobiert und in seinem Buch Die Reiter Roms beschrieben).
Doch das alles sei nur eines besseren Überblicks wegen erwähnt, denn ausschlaggebend dafür, warum der Römer - genauer gesagt der römische Soldat - von der rechten Seite aufs Pferd stieg, war sein Schwert. Von den Offizieren abgesehen trug er es bis weit in das 2. Jahrhundert hinein rechts (siehe Bild). Wäre er nun von links aufgesessen, dann wäre das Schwert zwischen ihn und das Tier geraten - eine Situation, die man natürlich vermeiden wollte.
Auch abgesessen wurde rechts (wenn das Schwert rechts getragen wurde), allerdings nicht dergestalt, dass wie heute üblich ein Bein über die Hinterhand des Pferdes geschwungen wurde. Stattdessen saß man vornüber ab - ähnlich den Indianern in Western-Filmen. Dabei wurde das linke Bein über den Hals des Pferdes geschwungen und der Reiter glitt nicht mit dem Bauch, sondern mit dem Rücken zum Pferd aus dem Sattel.

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Weiterführende Literatur:

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