Sonntag, 21. Januar 2024

📖 Zeitschrift Bayerische Archäologie - Heft 4.23: Runen (außerdem: eine nicht rostende Keltenschere, Denkmalschutz-Heuchler und archäologische Tugend-Poser)


In der aktuellen Ausgabe der Heftreihe "Bayerische Archäologie" liegt der Schwerpunkt auf den germanischen Runen. Wozu wurde dieses Schriftsystem, das nach seinen ersten Zeichen "Futhark" genannt wird, verwendet? Handelt es sich eher um eine Kultschrift oder steckt doch mehr dahinter? Und wer hat es überhaupt erfunden? Waren es womöglich die legendären Kimbern und Teutonen, die auf ihrer langen Wanderung im 2. Jahrhundert vor Christus mit verschiedenen Kulturen wie den Römern in Kontakt gekommen sind und sich von diesen die eine oder andere Inspiration holten? Oder waren es die Phönizier, welche die Kunst des Schreibens auf ihren langen Handelsfahrten in den Norden gebracht haben? Indizien lassen all das zumindest als gut möglich erscheinen. Seltsam ist, dass bei der Runenschrift die Schreibrichtung nicht festgelegt ist, was mir völlig unbekannt war. Mal verläuft sie von links nach rechts, mal umgekehrt. Ja, sie kann sogar in ein und demselben Text hin und her wechseln, wie es in dem umfangreichen und sehr schön mit archäologischen Funden illustrierten Text von Alessia Bauer und Bernd Päffgen heißt.

Der (Neo-)Nazi-Aspekt, der auf Heinrich Himmlers Germanen-Fetisch zurückzuführen ist, wird in einem gesonderten Artikel erörtert (Achtung, nicht mit diesem Politiker verwechseln, dessen Eltern offenbar bei der Namenswahl ihres Sohnes besonderen 'Humor' beweisen wollten).


Wie kann das sein? 2300 Jahre alte Schere sieht aus wie neu!

Im Münchener Stadtteil Sendling (ja, das ist genau dort, wo sich das kaiserliche Heer am 25. Dezember 1705 so entzückend betragen hat) wurde von Archäologen ein keltisches Grab untersucht, in dem sich u.a. ein verbogenes Schwert und eine Schere befanden. Während das Schwert die übliche starke Korrosion aufweist, wirkt die Schere fast wie neu, von wenigen kleinen Stellen mit leichtem Oberflächenrost abgesehen. Da der Erhaltungszustand dermaßen unterschiedlich ist, kann man hier mMn nicht von einem außergewöhnlich günstigen Bodenmilieu ausgehen. Es muss deshalb der verwendete Stahl der Schere sein, welcher zu deren auffällig gutem Erhaltungszustand maßgeblich beigetragen hat. Handelt es sich hierbei gar um ein Beispiel für den berühmten norischen Stahl ("ferrum noricum")? Wurde hier ganz gezielt so geschickt legiert oder ist es ein Zufall der Natur, der dem Schmied in die Hände gespielt hat? Ich hoffe jedenfalls, die Schere wird metallurgisch genau untersucht!


"Befunde"

In Tauberrettersheim (toller Name) stieß man bei einer archäologischen Grabung auf jede Menge vorchristliche Hinterlassenschaften. Der anonyme Autor des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege schreibt: "Inzwischen ist die Grabung abgeschlossen und alle 244 archäologischen Befunde sind untersucht worden."
Hmmm, ist nicht üblicherweise der Befund das Ergebnis einer Untersuchung ^^? Für die archäologische Wissenschaft bedeutet das: Die Summe der dokumentierten Funde, der Messergebnisse und der sonstigen gewonnenen Daten wird kontextualisiert und ergibt am Ende den Befund. Muss man diesen fachlich eigentlich banalen Sachverhalt ausgerechnet der bayerischen Landesarchäologie erklären? Offensichtlich. Und es passt irgendwie, schließlich sind dort auch jene schwindligen Hochdenker zuhause, die meinen, mit einem Enteignungsparagraphen für Finder archäologischer Objekte dem Denkmalschutz einen Gefallen zu tun. Obwohl das natürlich die Fundunterschlagungen wird explodieren lassen, denn viele Menschen werden sich nicht auch noch in diesem Lebensbereich von der Politik und ihren verbeamteten Schreibtischtätern aussackeln lassen wollen. 

Aber wenn man schon im eigenen Berufsfeld - der archäologischen Wissenschaft und dem Denkmalschutz - als Rohrkrepierer in Erscheinung tritt, dann ist es offenbar umso wichtiger, dass eifrig drauflos gegendert wird; entsprechend ist an anderer Stelle von "Archäologinnen und Archäologen" die Rede
Sprache als künstlich herbeigeführtes Unterscheidungsmerkmal. Wie einst bei den Adeligen, die sich mit ihren penetranten Ausflügen ins Französische vom Pöbel unterscheiden wollten, aber damit rückblickend eigentlich nur wie peinliche Poser erscheinen. Die heutigen Machthaber, also Parteipolitiker, staatsnahe Wissenschaftler und mit Medienförderungen gepäppelte Journalisten, wiederholen nun mit der Genderei sozusagen dieses Verhaltensmuster. Wir sind klügere und bessere Menschen als ihr, lautet die gar nicht einmal so unterschwellige Botschaft ans Volk. 


"Fast" 

Die "Gesellschaft für Archäologie in Bayern", deren Vertreter schon in Corona-Zeiten mit dem peinlich-demonstrativen Zurschaustellen ihrer vermeintlichen Tugend ungut aufgefallen sind (z.B. absurd übersteigertem Abstandhalten fürs Foto), kann es immer noch nicht lassen: Der Titel zum Bericht über einen Ausflug in die Slowakei lautet: "Einmal (fast) bis zur Ukraine und zurück." Zufall wird die eigentlich völlig überflüssige Erwähnung dieses Nachbarstaates der Slowakei eher keiner sein. Wenn ich beispielsweise von Graz nach Bregenz gefahren bin, beschreibe ich das nachträglich ja auch nicht als Fast-Reise bis in die Schweiz ^^. Man wird dementsprechend davon ausgehen dürfen, dass die hier vorgenommene Erwähnung der osteuropäischen Vorzeigedemokratie des olivgrün gewandeten Military-LARPers eine im Subtext transportierte Solidaritäsbekundung war. So in der Art wie: Wir haben nicht auf euch vergessen! 
Und damit für den Leser selbst der allerletzte Zweifel ausgeräumt wird, dass der verantwortliche Autor Ludwig Husty den Rittern des Lichts zuzuordnen ist, hustet dieser dann auch noch absichtlich der deutschen Rechtschreibung etwas und textet in seinem Erguss stattdessen "Teilnehmer(inn)en" (WTF?!). Da wollte er offensichtlich konformistisch gendern, stolperte jedoch bei seinem Kotau vor den Woken und landete unsanft auf dem Hintern. Das kann, besonders weil es sich hier um einen Akademiker handelt, nach meinem Dafürhalten nur als intellektueller Totalausfall bezeichnet werden. 
Doch wie auch immer, ich wünsche dem Herrn Kreisarchäologen weiterhin viel Spaß als Vereinsfunktionär und Autor von Erlebnisberichten auf Schülerzeitungsniveau. Vielleicht können er und die anderen Mitglieder(inn)en sich beim nächsten Ausflug ja in Sachen Tugendzurschaustellung noch steigern und gelangen dann sogar "fast" bis nach Israel, selbst wenn in der Realität schon am Brenner Schluss sein sollte. 


Der Landshuter Trauer-Deal

Es hört sich dermaßen grotesk an, was da laut einem Artikel in Landshut geschieht, dass man es kaum für möglich halten möchte. Dort hat ein Architekt, dessen Name leider nicht genannt wird, drei nebeneinander stehende mittelalterliche/frühneuzeitliche Häuser erworben. Ein an sich schon geradezu perverser Deal zwischen diesem Herrn, der Stadt Landshut und dem sogenannten Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (!) sah dabei vor, dass zwei der drei Häuser abgerissen werden dürfen, sofern das dritte saniert wird. Doch Pustekuchen! Nachdem die beiden Häuser erst einmal weg waren, ließ der feine Herr Architekt auch das dritte über Jahre hinweg vergammeln und zauberte schlussendlich ein Gutachten aus dem Hut, demzufolge eine Sanierung bei einem adäquaten Kostenaufwand nun nicht möglich sei. Unter anderem wegen Bodenabsenkungen. Für die allerdings laut einem Gegengutachten der vom Architekten selbst veranlasste Abriss der beiden Nachbarhäuser verantwortlich sein soll ...
Einfach nur noch zum Kotzen. Aber das kommt dabei heraus, wenn ignorante Politiker wie schon beim Schatzregal meinen, Denkmalschutz dürfe nichts kosten.


Ablenkungsmanöver "Denkmalschutzmedaille"

Wirklich laut lachen musste ich über einen kurzen Artikel, in dem die sogenannte bayerische "Denkmalschutzmedaille"  thematisiert wurde. Es ist nämlich beachtlich, wenn ausgerechnet jene politische Klasse, die der großflächigen Zerstörung von wertvollen Baudenkmälern seit vielen Jahrzehnten tatenlos zusieht und neuerdings mit einem geradezu saumäßigen Schatzregal auch noch die massenhafte Unterschlagung archäologischer Funde fördert, die unglaubliche Chuzpe besitzt, von ihren eigenen Missetaten abzulenken, indem sie Preise an Privatleute verleiht, welche ehrenamtlich jene Aufgaben erledigen, für die eigentlich die Politik selbst zuständig wäre; z.B. in der Form, dass vom Abriss bedrohte Baujuwele geschützt und restauriert werden.
Und als ob dieser Sachverhalt nicht schon peinlich genug für die herrschenden Parteien wäre, hat man sich für die Preisverleihung neuerdings auch noch die zusätzliche Bullshit-Kategorie "Klimaschutz"-Restaurierung aus den Fingern gesogen. Diese Kompetenzattrappen lassen in ihrem Volkspädagogisieriungsdrang wirklich keine Gelegenheit aus, das unsägliche Klima-Thema überall reinzudrücken. Die sind mittlerweile durch die Bank völlig gaga; abgesoffen in Ideologie und dem Bedürfnis, den medialen Meinungsmachern zu gefallen. Dass der für den ganzen Stuss hauptverantwortliche Parteipolitiker passenderweise optisch in die Kategorie schnöseliges 'Watscheng'sicht' eingeordnet werden kann, sei am Rande auch noch erwähnt, da es meinen persönlichen Gesamteindruck so schön abrundet.



12 Kommentare:

  1. Kürzlich habe ich die neuesten Erkenntnisse zu Varus und Kalkriese studiert. Dabei habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Forscher weniger geforscht, sondern auch bloß Runenstäbchen geworfen haben. Wie die metallurgische Untersuchungen interpretiert haben,.... oh weh!!
    Grüße Jacobus

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    1. Ich weiß was du meinst. Den Eindruck, dass man die Varusschlacht nicht an einen anderen Ort verlieren möchte und deshalb die Befunde ein wenig verbiegt, habe ich schon länger.

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  2. Ich kenne die "Gesellschaft" als Sondler ganz gut. Die haben Mal meine Anfrage um Unterstützung beim archäologischen Ausgraben eines Erdstalls brüsk zurückgewiesen, weil ich und meine Kollegen eine "pseudowissenschaftliche Prämisse" verfolgen würden. Was für eine das sein sein soll, hat man uns aber auch auf Nachfrage nicht mitgeteilt.
    Leute wie Husty und Päffgen kannst du vergessen, die sind typisch für die Abgehobenheit vieler Archäologen. Die leben in ihrer ganz eigenen Welt, das sieht man ja auch an der Genderei.

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  3. Der Verlag Pustet sollte Ideologen, die die deutsche Rechtschreibung ver- und missachten, keine Bühne bieten.

    Es bräuchte außerdem eine Archäologiezeitschrift, die über den Tellerrand blickt und nicht nur von Mainstreamakteuren inhaltlich bespielt wird. Wieso preisen diese Kreise immer die "Diversität" bei angeborenen Äußerlichkeiten, aber nie bei Meinungen? Das Erdstallheft war ein Paradebeispiel für diesen Tunnelblick.

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  4. Inn Landshut sind in den letzen Jahren leider nicht nur diese drei alten Häuser zerstört worden....

    Die Watschn für die staatliche Denkmalpflege unterschreibe ich dir zu 100 Prozent! Einfallslos, antriebslos und hirnlos ist dort das dreifaltige Motto.

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  5. Sobald gegendert wird, lese ich nicht mehr weiter. Ich habe deshalb jetzt viel mehr Zeit für andere Dinge. 🙂

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    1. Ja, das hat sich mittlerweile zu einer echten Landplage entwickelt. Meistens lese oder schaue ich auch in so einem Fall auch nicht weiter. Das Leben ist zu kurz, als dass man seine Zeit mit so etwas vertrödeln sollte.

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  6. Bei dir in Österreich soll jetzt das Gendern verboten werden, war aus den Medien zu entnehmen 😉.
    LG, Peter Krall

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    1. Nicht wirklich, weil:
      Erstens stammt die Idee von einem nachweislichen Lügenschippel.
      Zweitens stehen Wahlen bevor und da würden selbst anständigere Parteipolitiker (falls es die gibt) aufgrund extrem besch...eidener Umfragewerte Versprechungen zwecks Profilierung machen, die zu halten sie aber wahrscheinlich nie vorhaben.
      Drittens soll gegebenenfalls nur die staatliche Verwaltung betroffen sein, nicht aber auch die wesentlich wichtigeren Schulen und Universitäten.
      Viertens soll die Doppelnennung von Geschlechtern bleiben, was, wie jeder weiß, besonders Texte in der Verwaltung oder der Juristerei nahezu unleserlich machen kann.

      Kurz gesagt: Nicht einmal ignorieren, diesen politisch ventilierten Schmarrn.

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    2. Also auch nur heiße Luft und die Politiker sind bei euch nicht besser als bei uns in Deutschland. Ich hätte es mir denken können. LG, Peter

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  7. "Vorzeigedemokratie des olivgrün gewandeten Military-LARPers"
    Volltreffer und versenkt! Dieser Blender ist nicht zufällig als Präsident gecastet worden. Einmal ein Schauspieler, immer ein Schauspieler!

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    1. Wenn ein Clown in einen Palast einzieht, wird aus dem Clown kein König, sondern aus dem Palast ein Zirkus.

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