Samstag, 22. September 2012

Linktipp: Entzückte Archäologen

Vorgestern las ich etwas über verblüffte Archäologen, heute über entzückte! :) Und wieder geht es um einen römischen Fußboden, der diesmal allerdings aus Holz besteht. -->Klick mich
Dieser Fund ist in der Tat eher ungewöhnlich, denn Holz bleibt nur in Ausnahmefällen so lange erhalten, z.B. wenn es sich unter dem Grundwasserspiegel bzw. unter Luftabschluss befindet. Im Normalfall finden sich höchstens Verfärbungen in der Erde, die auf die einstige Existenz von z.B. Holzbalken hindeuten.

Wenn ich allerdings lese, dass der Großteil des Bodens zerstört bzw. auf den Müll geworfen wird (es soll dort ein Haus errichtet werden), dann greife ich mir an die Stirn (fasst hätte ich "tippe" geschrieben). Nein, nicht weil ich meine man müsse den Boden erhalten und in einem Museum ausstellen - so toll ist er nun auch wieder nicht. Und würde man das mit jedem Fund machen, die Magazine der Museen würden überquellen. Was ich mich jedoch frage ist, wieso man den Holzboden nicht in seine Einzelteile zerlegt und diese dann über das Internet verkauft? Nachgrabungen werden hier durch den Hausbau sowieso verunmöglicht. Ich würde jedenfalls für eine Bohle oder ein Stück der großen Balken dieses Fußbodens sofort ...sagen wir,... 30 Euro bezahlen. Und es gibt sicher noch andere Leute, die so blöd sind wie ich ^^
Für mich müsste man das Holz nicht einmal konservieren. Das würde ich, mithilfe des guten alten Polyethylenglycols, selbst übernehmen :)

Nachtrag: Habe gerade per E-Mail die gute Frage gestellt bekommen, ob dieses Holz denn nicht gleich zerbröselt, wenn man es angreift.
Wenn man, wie im verlinkten Artikel beschrieben, hier noch dendrochronologische Untersuchungen anstellen kann, dann dürfte der Erhaltungszustand, zumindest von Teilen,  so übel nicht sein.


2 Kommentare:

  1. Tja, so einfach ist das leider alles nicht. Mit altem Holz musss man vorsichtig sein, denn feucht ist es ist ziemlich druckempfindlich, und sobald es trocknet, zerbröselt es rasch. Deshalb kann man auch bei Holz, das man in feuchtem Boden ausgräbt, nur Denrdo-Untersuchungen machen, solange es feucht konserviert wird, was für kurze Zeit gut machbar ist, dann aber rasch teuer und aufwändig wird.

    Gegen die Idee, es als Andenken zu verkaufen, spricht aber etwas viel Gewichtigeres als der Erhaltungszustand. Grundsätzlich ist jedes archäologische Fundstück Eigentum des Landes und ein Verkauf prinzipiell nicht vorgesehen, denn der Handel mit archäologischen Fundstücken aus aktuellen Grabungen ist strikt verboten. Klar wird dieses Holz weggeworfen, aber wenn man da eine Ausnahme machen würde, hätte das eine verheerende Signalwirkung. In Eurpoa bemüht man sich seit Jahrzehnten, den Markt mit illegal erworbenem archäologischen Kulturgut auszutrocknen. Da wäre es ziemlich kontraproduktiv als Denkmalpflegeamt, selber Handel mit archäologischen Fundstücken zu betreiben.

    Und schließlich ist das Entsorgen von Fundstücken eine Ausnahme, da würde sich das Schaffen von Verkaufsstrukturen nicht lohnen. Schon allein die passenden Zertifikate, die dem Käufer die Echtheit und legale Freigabe eines solchen Stücks bescheinigen, würden wohl mehr Verwaltungsaufwand bringen, als dass letztlich an Einnahmen wieder reinkommt.

    LG, Julia

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    1. Wenn man Funde, nach Abschluss der Grabung, der Zerstörung preisgibt, dann verzichtet das Land ja nicht nur de facto, sondern auch de jure auf jeden Eigentumsvorbehalt. Der Bauherr vor Ort ist dann der Besitzer. Und der kann damit eben machen was er möchte. Entweder mit der Baggerschaufel alles umwühlen und pulverisieren, oder die Sache bergen und verkaufen.
      Mein Vorschlag mit der Verwertung des Fundes bezog sich demnach auch nicht auf die Archäologen oder das Land (deren Einstellung in solchen Fragen kenne ich zu genüge), sondern auf den neuen Besitzer, nämlich den Bauherren.
      Wenn man bedenkt, dass man dem ohnehin einen Teil der Kosten für solche Notgrabungen aufbrummt, dann ist für mich auch vom moralischen Standpunkt betrachtet die Sache klar wie Kloßbrühe.
      Ich sehe hier auch überhaupt nicht, was das alles mit dem sicher problematischen, illegalen Kunsthandel in Europa zu tun hat. Hier würde man schließlich legal erworbenes Eigentum veräußern.

      Dass es solche Fälle wie diesen nicht oft gibt, bestreite ich vehement. Gerade bei Erdarbeiten werden jedes Jahr zig zweitrangige, unterirdische Strukturen (mit staatlicher Erlaubnis!) zerstört. Dieses Material würde ganze Container füllen.
      Die Zertifizierung solcher Bruchstücke wiederum, stellt keinen wirklichen Arbeitsaufwand dar. Die Steine können einfach eingetütet und mit einem Aufkleber versehen werden, der die Herkunft bestätigt.
      Hier handelt es sich schließlich nicht um Kunstwerke, bei denen ich ein Sachverständigengutachten benötige. Einen Stein, der einmal Teil einer römischen Villa war, lässt sich im Netz durchaus gewinnbringend verhökern, z.B: als Briefbeschwerer (man denke nur an die in alle Welt verkauften Bruchstücke der Berliner Mauer). Die Masse bringt hier gegebenenfalls den Gewinn, nicht die Exklusivität oder hohe Einzelpreise.



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