Donnerstag, 29. November 2012

Die frühesten Belege für das christliche Kreuz-Symbol

Ruinen von Bethsaida, Israel  (Foto: Chmee2 / Wikimedia.org)

In einschlägigen Büchern steht meist, dass das christliche Symbol schlechthin, nämlich das lateinisches Kreuz, erst ab dem 4. Jahrhundert in Gebrauch kam.

Jedoch gibt es Hinweise, wonach es eventuell auch schon früher eine gewisse Bedeutung besaß. Beispielsweise haben Archäologen in Bethsaida, dem Geburtsort von Petrus, in den Überreste eines antiken Hauses eine Tonscherbe entdeckt, in die ein Kreuzzeichen eingeritzt worden war; von einem Kreis gehen vier Balken aus, wobei der untere ein wenig länger ist als die anderen. Das betreffende Gebäude ist wahrscheinlich zu Beginn des Jüdischen Krieges - um 66 n. Chr. - fluchtartig verlassen und danach nie wieder bewohnt worden; die Scherbe stammt also wahrscheinlich aus der Zeit der allerersten Christen. Da bei diesen frühen Christen die Gottesdienste bzw. religiösen Zusammenkünfte in Privathäusern stattfanden, wäre es denkbar, dass hier ein Weinkrug für eine religiöse Feierlichkeit markiert worden war.

In Herculaneum fand man im Obergeschoss eines 79 n. Chr. vom Vesuvausbruch verschütteten Hauses an einer Wand ebenfalls die Spuren eines Kreuzes. Es ist gut möglich, dass auch diese Räumlichkeiten als eine Art Hauskirche Verwendung fanden.

Dass das Kreuz, wenn auch in eher kleinem Umfang, schon recht früh von Christen benutzt wurde, halte ich im Angesicht obiger Erkenntnisse für nicht unwahrscheinlich (auch wenn man diese archäologischen Funde und Befunde natürlich immer ein wenig kritisch betrachten muss). Es ist jedenfalls kein Dekret bekannt, demzufolge das Kreuz von einem Tag auf den anderen offiziellen Charakter erlangte. Viel eher handelt es sich hier wohl um einen relativ langen, zögerlichen Prozess.

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