Dienstag, 27. November 2012

Römische Torsionsgeschütze und die Schlacht am Harzhorn

Torsionsgeschütz - Legio XV Apollinaris
Die österreichische Römergruppe Legio XV Apollinaris mit einem vergleichsweise kleinen Torsionsgeschütz
(Foto: MatthiasKabel / Wikimedia.org)

Im Online-Standard sowie bei Archäologie Online wird über einen Feldversuch mit römischen Torsionsgeschützen berichtet. Man möchte auf diesem Weg offensichtlich die Praxistauglichkeit dieser Waffen testen; vor allem im Zusammenhang mit der im 3. Jahrhundert zwischen Römern und Germanen ausgefochtenen Schlacht am Harzhorn (Niedersachsen). Dort haben Sondengänger - von den Medien auch gerne als Hobbyarchäologen bezeichnet ;) - ja vor wenigen Jahren überraschenderweise etliche Pfeilspitzen bzw. Bolzen entdeckt, die von solchen Geschützen verschossen wurden. Überraschend ist dies deshalb, weil man annahm, im 3. Jahhundert wäre die römische Armee nicht mehr dermaßen tief ins unbesetzte Germanien (Germania Magna) vorgestoßen.

Wie auch immer, ich bin ja der Meinung, dass diese größtenteils doch recht sperrigen Waffen wohl nur selten bei Gefechten in unwegsamen Gelände, wie eben dem Harzhorn, eingesetzt wurden, da ich mir die Aufstellung etwas problematisch vorstelle; auch wenn es Exemplare gab, die auf Wägen montiert waren - siehe die carrobalista.
Außerdem halte ich es für eine Fehler, wie in den Artikeln davon auszugehen, dass es sich bei diesen Geschützen um Waffen handelte, die man in erster Linie ihrer Präzision wegen nutzte. In Wirklichkeit konnte man durch eine hohe Stückzahl - in der frühen Kaiserzeit führte jede Legion rund 60 Exemplare des scorpio (Bild) mit sich - den Feind mit einem dichten, relativ weitreichenden und durchschlagskräftigen Sperrfeuer eindecken, unter dessen Schutz beispielsweise die eigenen Truppen vorrücken konnten. Mit Scharfschützen hat das eher wenig zu tun.
Folgende Stelle in Caesars "Der Gallische Krieg", dürfte demnach wohl des öfteren arg missinterpretiert worden sein:
"Vor dem Stadttor und einem der Wandeltürme gegenüberstehend, warf ein Gallier aus Talg und Pech gefertigte Kugeln, die man ihm von Hand zu Hand reichte, in den Brand des Dammes. Da wurde er vom Pfeil eines Skorpions in die rechte Seite getroffen und fiel tot zu Boden. Also schritt ein anderer von den Zunächststehenden über den Gefallenen hinweg und übernahm dessen Aufgabe. Als er ebenfalls von einem Skorpion niedergestreckt worden war, trat ein Dritter an dessen Stelle. Ein Vierter ersetzte schließlich den Dritten..."
Commentarii de Bello Gallico, Buch 7 (25)
Aus obigem Zitat kann man nicht herauslesen, dass die Gallier mit gezielten Schüssen eines einzelnen "Skorpions" getötet wurden. Viel wahrscheinlicher war ein stetig aufrechterhaltener Geschosshagel dafür verantwortlich, den eine Vielzahl von Geschützen verursachte. Meine ich ;)

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