Donnerstag, 11. April 2013

Flatulenzen - bereits im alten Rom ein Problem


Sueton schreibt über den römischen Kaiser Claudius:
Man sagt auch, er habe ernsthaft ein Edikt erwogen, demzufolge man bei Tisch stille und laute Blähungen entlassen dürfe; er hatte nämlich erfahren, dass sich ein Gast schamhaft zurückgehalten hatte und deswegen lebensgefährlich erkrankt war.

Petronius lässt (möglicherweise in Anspielung auf Claudius) in seinem Schelmenroman Satyricon den neureichen Trimalchio zu seinen Gästen sagen:
Wenn also einem unter euch was ankommt, so braucht er sich nicht zu scheuen. Keiner unter uns ist eisern geboren worden. Ich glaube, dass keine größere Marter in der Welt sein könne, als ein zurückgehaltener Wind. Das allein kann Iupiter nicht verbieten. Du lachst Fortunata? O du hast mich schon manche Nacht damit aufgeweckt! Ich habe auch noch keinem am Tische verwehrt zu tun, was ihm eine Arznei ist. Auch die Ärzte verbieten, an sich zu halten. Wenn sogar etwas mehr kommen sollte, so ist draußen alles dazu bereit; Wasser, Nachtstuhl und die übrigen Kleinigkeiten. Glaubt mir auf mein Wort, wenn ein bösartiger Dunst ins Gehirn steigt, so fließt er denn daraus in alle Gefäße des Leibes. Ich weiß ihrer viele, die auf diese Art ums Leben gekommen sind, ohne dass sie sich die Wahrheit haben gestehen wollen
Dass ein zurückgehaltener Wind ins Gehirn steigt und zum Tod führt, dürfte wissenschaftlich ähnlich fundiert sein, wie die Behauptung, dass man durch übermäßiges Onanieren blind wird ;)
Trotzdem deuten obige Zitate darauf hin, dass es zumindest in den Kreisen bessergestellter Römer unüblich war, seinen "Flatulenzen" bei Gastmählern freien Lauf zu lassen.  
In kulturgeschichtlicher Hinsicht ist das zwar nur eine Randnotiz, aber doch nicht völlig uninteressant. Die Menschen der Antike waren uns - Galdiatorenspiele hin, Kreuzigungen her - in vielerlei Hinsicht eben doch recht ähnlich ;)


Literatur:
Alltag im Alten Rom - Das Leben in der Stadt | Karl-Wilhelm Weeber | Patmos | 1995/2011 | Meine Rezension | Infos bei Amazon

8 Kommentare:

  1. Welch appetitlicher Blogpost zur Frühstückszeit ;)
    Man sollte aber, was bei Sueton steht, nicht unbedingt für bare Münze nehmen. Hast du mal seine Vita des Nero gelesen? Da vergeht einem Hören und Sehen angesichts dessen, was der Schlawiner alles getrieben haben soll...

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    1. Was bei Sueton bloßer Klatsch ist, und was Wahrheit, ist in der Tat oft schwer zu beurteilen ;)
      Wobei das hier allerdings weniger wichtig ist, da ja der Hinweis darauf, dass das "Entgasen" bei Tische unüblich war, der springende Punkt ist.

      Und ja, Suetons Nero-Vita kenne ich.
      Die ist wirklich nichts für schwache Nerven...

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  2. Sollte das blumige Bild den etwas üblen Geruch des Inhalts überdecken :-D ;-)

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  3. Früher hatten die aus dem Mund immer gestunken wie eine Kack-Wurst. Da gabs keine Mund-Hygiene. Ich glaube, dass es noch schlimmer war, als nur die Flatulenz.

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    1. Marcus Terentius Varro meint: Obwohl ihre Worte nach Knoblauch und Zwiebel rochen, hatten unsere Großväter und Urgroßväter noch einen hervorragenden Atem :)
      Mundhygiene gab es übrigens bereits damals. Und die Menschen hatten anthropologischen Erkenntnissen zufolge, aufgrund anderer Ernährungsgewohnheiten weniger häufig Karies, als es heutzutage der Fall ist.

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    2. Was wurde früher zur Mundhygiene benutzt? Bestimmt kleine angekaute Zweige oder?

      Hatten Sie damals schon Zucker, Kaffee und Zigarren?

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    3. Die Zähne wurden beispielsweise mithilfe eines Pulvers auf Natronbasis abgerieben. Auch Zahnstocher wurden verwendet.
      "Zucker" gab es schon, beispielsweise in Form von Honig oder süßen Früchten (Fruchtzucker). Da man allerdings deutlich weniger gesüßte Speisen aß als heute, schonte dies die Zähne.

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