Montag, 6. Mai 2013

Der Grabhügel im Wald

Vor geraumer Zeit schickte mir ein Bekannter ein Reliefbild und fragte mich, um was es sich bei dem darauf erkennbaren Objekt handeln könnte. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist das ein tumulus bzw. Grabhügel, dachte ich mir. Das BDA bestätigte meine Annahme.

Daraufhin begab ich mich zum betreffenden Ort und machte selbst ein paar Fotos. Wie man darauf erkennen kann, flacht sich die rechte Flanke des Hügels merkbar ab. Dies ist auf einen tiefen Suchgraben zurückzuführen, der offensichtlich bereits vor geraumer Zeit angelegt wurde; in ihm wachsen nämlich teils etliche Jahrzehnte alte Bäume. Auch ein Fuchs scheint sich eingenistet zu haben, denn ich fand mehrere typische Löcher mit frisch aufgeworfener Erde. Diese Erde, die ja teils aus dem tiefsten Inneren des Hügels stammt, wäre es vielleicht wert gewesen, näher untersucht zu werden ...


Auf dem Reliefbild hatte ich einen rechteckigen Graben ausgemacht, der den Hügel umgibt. Ganz anders war hingegen die Situation vor Ort - hier war davon so gut wie gar nichts zu erkennen. Der Graben ist offensichtlich mit von Forstarbeiten herrührender Baumrinde und sonstigen Pflanzenresten verfüllt. 
Es stellt sich nun die Frage, ob er ursprünglich die steinernen Fundamente der Ummauerung des Hügels aufnahm - Stichwort "Steinraub". Dann wäre die Struktur meiner Meinung nach wohl eher römisch, da speziell die Römer solche quadratischen Ummauerungen anlegten. Oder handelte es sich um einen "normalen" Graben, wofür eventuell seine Breite spricht, dann wäre..... ja, was wäre es dann eigentlich? Ich kenne keine eisenzeitlichen bzw. keltischen Hügelgräber, die mit einem rechteckigen Graben eingefasst wurden; auch für die Bronzezeit ist mir nichts dergleichen bekannt. Was freilich nicht viel heißen muss ;) 

Ursprünglich hatte ich vor, den Boden im Bereich des alten Suchgrabens (mehr oder weniger) systematisch nach Stein- oder Keramikresten abzusuchen; im Wald an sich schon kein einfaches Unterfangen, da man die oberste Schicht aus Blättern und Nadeln beiseite schieben muss. Wie ich feststellte, war dies aufgrund des bereits fortgeschrittenen Bewuchses mit Gräsern und Sträuchern nun aber nahezu unmöglich. Eine Machete, oder ein paar Hektoliter Agent Orange, hatte ich auf die Schnelle ja nicht parat ;) Hinzu kam, dass sich vor Ort unzählige monströse Erdspinnen herumtrieben; auch war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob meine Zeckenimpfung nicht eventuell bereits im Vorjahr einer Auffrischung bedurft hätte... Deshalb: Abbruch.
Ich werde im Spätherbst wiederkommen, wenn sowohl Pflanzen, wie auch Spinnen und Zecken, keine Hindernisse mehr darstellen ;)

Abseits des Hügels, in vielleicht 100 Metern Entfernung, habe ich eine unverhoffte, weitere Entdeckung gemacht. Im Waldboden zeichnen sich parallel verlaufende "Wellen" ab, die sich über mehrere Dutzend Meter erstrecken (ich konnte aufgrund des Bewuchses lediglich einen Teil davon erkennen). Da sie sich diese "Wellen" nicht mehr als rund rund 30 Zentimetern vom Waldboden abheben, rätsle ich noch, um was es sich hierbei handeln könnte. Vielleicht die Überreste eines alten Hohlweges? Auch das werde ich mir bei meinem Besuch im Herbst genauer ansehen und dann hier im Blog darüber berichten.

Drei hochauflösende Fotos vom Grabhügel gibt es bei Flickr: Klick mich

6 Kommentare:

  1. Für Menschen mit Arachnophobie ist der Wald zur warmen Jahreszeit wirklich kein geeigneter Aufenthaltsort XD
    LG,
    Erwin

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    1. Also extrem fürchte ich mich vor Spinnen normalerweise auch nicht ;)
      Allerdings waren dort dermaßen viele unterwegs, dass mir die Sache nicht mehr ganz geheuer war.
      Und wenn es im Herbst oder Winter auch ohne geht... ich habe es schließlich nicht eilig.

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  2. Vielleicht erklärt dies deine Wellen? -> http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%B6lbacker
    MfG
    Fridolin

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    1. Interessant, das kannte ich noch gar nicht - vielen Dank für den Hinweis!
      Optisch ähnelt es meinen "Wellen" jedenfalls sehr, auch wenn es nicht so viele sind, wie auf dem Bild in dem Wikipedia-Artikel.
      Ich werde mir aber die Sache auf jeden Fall noch auf den entsprechenden Oberflächenscans näher ansehen. Vielleicht erkennt man ja etwas.


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    2. Da ist mir mit den Wölbäcker jemand zuvorgekommen ;) Erfahrungsgemäss produziert aber auch die Forstwirtschaft manchmal entsprechende Bodenwellen, gerade beim Aufforsten mit Nadelholz, das muss also nix archäologisches sein.
      Beim Hügel/Graben kann ich mich der Datierung anschliessen, derartige quadratische Strukturen sind i.d.R. römisch oder mittelalterlich. Bei einem römischen Grabmal müsste es allerdings in der Nähe weitere Gräber, eine Siedlung/Villa oder zumindest eine grössere Strasse geben.

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    3. Die nächste römische Stadt war zwar an die 30 Kilometer entfernt, allerdings gab es etliche Landgüter in der Umgebung des Grabhügels.
      In der betreffenden Gemeinde ist sogar ein anderes römisches Grabmal offiziell registriert.
      Es finden sich in der Gegend andererseits auch hunderte eisenzeitliche/keltische Grabhügel. Einige kleinere sogar in fast unmittelbarer Nähe des von mir besuchten.

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