Mittwoch, 29. Januar 2014

Buch: Das Mittelalter-Kochbuch

Der Titel "Das Mittelalter-Kochbuch" (Anaconda) ist eigentlich ein wenig irreführend, denn die in England lebende finnische Historikerin Hannele Klemettilä beschäftigt sich hier primär mit dem überaus umfangreichen Thema mittelalterlicher Ernährung, und nur am Rande mit ganz konkreten Formen der Zubereitung. Trotzdem enthält das 255-seitige Buch 60 durchaus interessante Rezepte. Diese sind, das sei unbedingt angemerkt, nicht in jedem Detail völlig authentisch, sondern orientieren sich mitunter an den Gegebenheiten der modernen Küche. Vor allem bei den Mengenangaben sah sich die Autorin laut eigenem Bekunden immer wieder dazu genötigt, die allzu schwammigen mittelalterlichen Überlieferungen zu präzisieren. 
Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Rezepte ist recht unterschiedlich. So finden sich beispielsweise einfache Anleitungen, wie jene für Brennesselbrot oder Toskanische Wildpilze, aber auch deutlich Anspruchsvolleres, wie Sarazenisches Hühnchen mit Süßigkeiten. 
Besonders ins Auge stechen die zahlreichen, sorgfältig ausgewählten und oft mit umfangreichen Erklärungen versehenen Abbildungen, die allerdings meist aus Handschriften des späten Mittelalters stammen. Das trifft auch für die Rezepte zu. Grund hierfür ist schlicht und ergreifend, dass aus dem Spätmittelalter eine ungleich größere Informationsfülle vorliegt, als aus dem frühen oder hohen Mittelalter.

Fazit: Ein verständlich geschriebenes und sehr informatives Buch bzw. Einführungswerk. Dass es mehr Sach- als Kochbuch ist, hat mich nicht im Geringsten gestört, denn weitaus interessanter als zeitgenössische Kochrezepte finde ich beispielsweise den Umstand, dass in der stark religiös beeinflussten Ernährungslehre des Mittelalters Biberschwänze und sogar bestimmte Wasservögel als "Fische" eingestuft wurden, nur um auch in der Fastenzeit das Schlemmen nicht ganz einstellen zu müssen :)  Ich vergebe 5 von 5 möglichen Punkten.

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

1. Ein Paradies für Genießer
2. Unser täglich Brot
3. Gemüse für alle Gelegenheiten
4. Im Bann des Fleisches
5. Schätze aus der Tiefe
6. Raffinierte Soßen, verführerische Gewürze
7. Käse und andere Genüsse: Milch und Eierspeisen
8. Göttliche Nachspeisen
9. Von Hypocras und Met
10. Vergessenen Geschmackswelten auf der Spur

Mittelalterliche Rezepte für Köche von heute
+ Getreidespeisen
+ Gemüse
+ Fleisch
+ Fisch
+ Soßen und Gewürze
+ Milchprodukte und Eierspeisen
+ Desserts
+ Getränke

Anhang
+ Abbildungsnachweis
+ Literaturverzeichnis
+ Sach- und Namenregister
+ Rezeptregister

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2 Kommentare:

  1. Bist du jetzt bei den Hobbyköchen eingestiegen? :-)

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    1. Ich hab mir gedacht, wenn ich mir schon meine Vollkornweckerl und Käsestangerl selber mache, dann ist der Schritt zum mittelalterlichen Brennesselbrot eigentlich kein besonders weiter ;)

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