Sonntag, 3. April 2016

Betrug und harte Strafen bei den antiken Olympischen Spielen



Bereits bei den antiken Olympischen Spielen wurde großer Wert auf Fairness gelegt. Der Reiseschriftsteller Pausanias schreibt in seiner Beschreibung Griechenlands, dass deshalb die teilnehmenden Sportler sowie ihr Trainerstab dem Zeus Horkios (=  Schwurgott bzw. eine spezielle Variante des Göttervaters) einige Scheiben Eberfleisch opferten und den Eid ablegten, sich während den Wettkämpfen regelkonform zu verhalten. Eine der höchst seltenen Darstellungen des Zeus Horkios befindet sich auf einem Goldring aus dem 4. oder 3. Jahrhundert v. Christus; der Gott hält hier ein Bündel Blitze in Händen, neben ihm sind ein Wildschwein sowie ein lodernder Opferaltar dargestellt: Bild

Auch die Kampfrichter (hellanodikai) mussten schwören - nämlich dass sie gerecht urteilen und über ihr Insiderwissen bezüglich der Wettkämpfe Stillschweigen bewahren. Ihnen oblag es auch Regelverstöße zu ahnden, beispielsweise durch empfindliche Geldstrafen - die zu bezahlen freilich nicht jeder bereit war; etwa die Stadt Athen, deren Athlet Kallipos im Fünfkampf seine Gegner bestochen haben soll. Erst als das Orakel von Delphi drohend verkündete, dass es solange streikt bis die Strafe in voller Höhe bezahlt wurde, zückten die Athener mit säuerlicher Miene ihre Beutelchen (kurioserweise sind mehrere Fälle bekannt, in denen die Orakelpriester selbst zwecks Beeinflussung von "Prophezeiungen" bestochen wurden ^^).

Die besagten Bußgelder waren in Olympia jedoch nicht die häufigste Form des Strafens. Weitaus öfter griff man zu handfesteren Mitteln. Läufer etwa, die das Startsignal (entweder ein Trompetenstoß oder der Ruf "apite!") nicht abwarteten und zu früh starteten, wurde von eigens abgestellten Aufpassern (alytes) mit Stöcken geschlagen. Überliefert ist diese Praxis unter anderem in Plutarchs Biografie des Athener Politikers und Feldherren Themistokles. Dieser stritt sich vor der Schlacht von Salamis mit dem aus Sparta stammenden Admiral Eurybiades darum, wann der geeignetste Zeitpunkt sei, den Kampf mit der persischen Flotte aufzunehmen. Eurybiades soll gesagt haben: "Wenn die Wettkämpfer zu früh starten, Themistokles, bekommen sie Stockhiebe."

Die Kampfrichter der Olympischen Spiele hatten freilich noch ganz andere Strafmaßnahmen auf Lager. Beispielsweise war es ihnen erlaubt, Sportler und Trainer, die sich regelwidrig verhielten, von Peitschenträgern (mastigophorai) öffentlich auspeitschen zu lassen - eine Strafe, die man unter normalen Umständen vor allem an Sklaven vollzog. Laut Thukydides wurde der Spartaner Lychas dergestalt bestraft, nachdem er sich fälschlicherweise als Bürger Thebens ausgegeben hatte, um an den Wagenrennen teilnehmen zu können; Seine Heimat Sparta war zu diesem Zeitpunkt nämlich gerade von den Spielen ausgeschlossen.

Ein heutzutage besonders beliebtes Vergehen im Spitzensport scheint antike Sportveranstalter hingegen nicht beschäftigt zu haben: Das sogenannte Doping, für das es keine konkreten Hinweise in den Überlieferungen gibt. Weder sind Verbote für die Einnahme von leistungssteigernden Substanzen bekannt noch ihre tatsächliche Verwendung im sportlichen Kontext. Nichtsdestotrotz waren wohl schon in der Bronzezeit Kräuter und Mittelchen bekannt, die sich aufgrund stimmungs- und verhaltensverändernder Wirkung positiv auf die Leistung auswirken konnten. Z.B. In Homers Ilias und Odyssee finden sich Hinweise, die in diese Richtung interpretiert werden können.

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Quellen und weiterführende Literatur:
  • Judith Swaddling | Die Olympischen Spiele der Antike | Reclam | 2004 | Meine Rezension | Infos bei Amazon
  • Plutarch / Konrad Ziegler und Walter Wuhrmann (Übers.) | Große Griechen und Römer, Band I | Artemis & Winkler / Patmos | 2010 | Infos bei Amazon


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