Donnerstag, 10. November 2016

Krimskrams: Toleriert Amazon Fake-Rezensionen trotz Hinweis? -- Auffällige Parallelen zwischen Antike und Moderne

Toleriert Amazon Fake-Rezensionen trotz Hinweis?

Schon vor geraumer Zeit habe ich Amazon über den dafür vorgesehenen Kanal vergeblich informiert, dass es sich bei den Rezensionen zu diesem Buch bis dato um lauter 'Fakes' einer Agentur handeln dürfte. Abzulesen an folgenden Punkten:

  • Die von den Rezensenten besprochenen Bücher besitzen eine mehr als nur auffällige Schnittmenge (bei einem der Betroffenen wurden zwischenzeitlich sämtliche Rezensionen im Benutzerprofil ausgeblendet/gelöscht; etwa um Spuren zu verschleiern?)
  • Die Rezensionen für das inkriminierte Buch wurden im Wochentakt innerhalb des Monats Oktober abgegeben.
  • Es wurde immer nur die Kindle-Variante besprochen, für die keine echte Lieferadresse benötigt wird
  • Die Benutzerkonten der vier bisherigen Rezensenten existieren samt und sonders erst seit wenigen Monaten - oder werden zumindest erst seit wenigen Monaten verwendet
  • Die Benutzernamen folgen alle einem einheitlichen, in dieser Häufung atypischen Schema. Es ist nämlich völlig unüblich, dass ausschließlich Vornamen verwendet werden. Man vergleiche es beispielsweise mit diesen Rezensionen

Wohl kann davon ausgegangen werden, dass man sich über dieses Netzwerk nützlicher Benutzerkonten auch gegenseitig positive Bewertungen der eigenen Rezensionen zuschanzt um so die Reputation zu steigern und glaubwürdiger zu erscheinen.

Fazit: Es zahlt sich vor allem bei positiven Amazon-Rezensionen immer aus, einen genaueren Blick in die Benutzerprofile der Rezensenten zu werfen. 
Übrigens, der Buchautor scheint diese positiven Rezensionen fragwürdiger Herkunft dringend nötig zu haben, denn mit Qualität kann er nicht gerade punkten: so schreibt er beispielsweise, dass die Salier von 1014-1125 die Kaiser des HRR stellten. Und das Mittelalter habe in Deutschland erst 911 begonnen ^^. Wer mag, kann über die Blick-ins-Buch-Funktion nach weiteren Fehlern suchen. Es gibt noch einige!

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Auffällige Parallelen zwischen Antike und Moderne

Was für die Antike Welt das Orakel war, ist für den modernen Menschen der Meinungsforscher; was einst als Prophezeiung bezeichnet wurde, nennt sich heute "Prognose". Und auch die berühmte "Selbsterfüllende Prophezeiung", die quasi von den Alten Griechen erfunden wurde (zumindest in der Literatur), findet in der Moderne ihr Gegenstück: Nämlich Gleichgesinnte, die sich in den Echokammern und Filterblasen der Sozialen Medien die Zukunft auf Grundlage der eigenen Wunschvorstellungen zurechtschreiben. Dementsprechend erheitert war ich am gestrigen Tag, als sich wieder einmal herausstellte, dass Kaffesatzleserei, auch wenn man sie mit scheinbar wissenschaftlichem Brimborium verbrämt, eben keine echte Wissenschaft ist, sondern höchstens Meinungswissenschaft - was wiederum als eine Art Oxymoron bezeichnet werden muss. Kurz gesagt: Der typische Meinungsforscher, der allzu oft seine eigene Meinung nicht von seinem Forschungsobjekt trennt, kann kein Wissenschaftler sein. Er simuliert Wissenschaft nur; so ähnlich also wie der Campus Galli, über den es heute ausnahmsweise nur Gutes zu berichten gibt: Er geht in die Winterpause :)

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14 Kommentare:

  1. Epochengrenzen haben notwendigerweise etwas Fragwürdiges an sich, doch darf es als konsensfähig erachtet werden, dass das Mittelalter (gerade auch im Frankenreich) um 600 spätestens die Spätantike ablöst. Eine solcher Ansatz kann auch nicht wissenschaftlich widerlegt werden. Mit der überraschenden Neuabgrenzung von etablierten Epochen wollen die Autoren in der Regel nur Aufmerksamkeit erregen, ohne wirklich Neues zu bringen.
    Leser

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    1. Mit der überraschenden Neuabgrenzung von etablierten Epochen wollen die Autoren in der Regel nur Aufmerksamkeit erregen, ohne wirklich Neues zu bringen.

      Zumindest im Fall des gegenständlichen Buchs würde man dem deutschen Autor damit wohl zu viel zutrauen. Eher hat er irgendwo falsch abgeschrieben - eventuell in älterer französischer Literatur, in der mir die bei uns weitestgehend unübliche Unterscheidung zwischen Merowinger- und Karolingerzeit einerseits sowie Mittelalter andererseits irgendwann schon einmal untergekommen ist. Wobei man in der Französischen Literatur z.T. auch das Hochmittelalter schon im 10. Jh. beginnen lässt. Aber wie du richtig sagst, die Epochengrenzen haben grundsätzlich etwas Fragwürdiges.

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    2. Wieso sollten Epochengrenzen etwas Fragwürdiges haben, gar grundsätzlich oder notwendigerweise? Also ich finde sie eher evident. Ist doch ein riesiger Unterschied, ob vor dem Tempel ein Rind geschlachtet wird oder ob in einem Tempel, heiße er auch Kirche, ein Symbolisches Opfer verzehrt wird. Echte Speisung hier, symbolische Speisung dort. Nur ein Beispiel, um die Evidenz zu illustrieren, denn epochale Veränderungen können so tiefgreifend sein, daß der gesamte symbolische Kosmos verändert wird. Wäre doch ziemlich unpraktisch, wir würden Epochen nicht voneinander unterscheiden und müßten uns ohne Epochenbezeichnungen verständigen. Geht ja noch weiter: Ist es nicht praktisch das Altpaläolithikum beispielsweise von der Neuzeit zu unterscheiden? Auch wenn sie die Drogen ändern, der Rausch bleibt womöglich gleich.
      Und bitte, was soll denn eine wissenschaftliche Widerlegung sein in diesem Zusammenhang?

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  2. Diese Übereinstimmungen sind schon interessant. Dass Amazon hier nicht sofort hellhörig wird, verstehe ich nicht. Und wer beauftragt eigentlich Agenturen damit, Rezensionen zu fälschen? Der Verlag? Der Autor? Weiß der Eine, dass der Andere zu solchen Methoden greift?
    LG,
    Erwin

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  3. Es wird sogar noch besser: suche bei Amazom mal "Erstaunlich, erschreckend und unfassbar". Die Rezensionen und die Autorennamen haben doch seltsame Übereinstimmungen...

    LG, Julia

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    1. In der Tat "unfassbar", das ist ja bei all den Büchern aus dieser Reihe ein und dieselbe Masche! Klick mich

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    2. Copy & paste als ultimatives Geschäftsmodell: da sind nicht nur die Bücher weitgehend identisch, sondern auch die Rezensionen. Und alle zwei-drei Wochen eine Neuauflage (so lange dauert es wohl, die fünf Seiten zusammenzuschustern, die die Bücher unterscheiden...

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    3. Ach ja: ich habe die "Reihe" nun an Amazon gemeldet. Das habe ich allerdings auch schon gemacht, als du zum ersten Mal auf das "Buch" hingewiesen hast (da waren es aber erst zwei). Da inzwischen nichts passiert ist, scheint Amazon den Fall nicht sonderlich ernst zu nehmen...

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    4. Diese Trägheit bzw. dieser Hang zum Ignorieren ist meiner Erfahrung nach nahezu typisch für Firmen ab einer bestimmten Größe.

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    5. Es ist dreist von Amazon, dass solche Rezensionen nicht gelöscht werden, obwohl man schon mehrfach mit der Nase drauf gestoßen wurde. Ich kann mir aber vorstellen, dass Löschungen von falschen positiven Rezensionen auch gar nicht erwünscht sind, weil man ja an jedem verkauften Buch mitverdient ....

      Liebe Grüße,
      Britta

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    6. Ich glaube auch, dass es v.a. an der Grösse und den festgefahrenen Strukturen liegt. Auf meine Meldung der (bisher) 7 betroffenen Büchern samt ISBN-Nummern kam folgende Antwort:

      "gerne würde ich Ihnen sofort weiterhelfen, benötige aber zum Auffinden der von Ihnen genannten Rezension noch weitere Informationen:
      1) Name des Rezensenten/ Link zum Profil des Rezensenten
      2) ASIN/ ISBN des Artikels
      3) Datum der Rezension
      Sobald uns Ihre Antwort erreicht, werden wir uns natürlich schnellstmöglich um eine Lösung bemühen."
      Dazu der Link zum allgemeinen Kontaktformular.

      Daran sieht man, dass meine urspr. Mail gar nicht wirklich gelesen bzw. verstanden wurde. ISBN-Nummern habe ich geliefert, und dass ich bei mind. 28 Fake-Rezensionen nicht bei jeder Erstellungsdatum, Name des Rezensenten und Link heraussuchen mag, sollte auf der Hand liegen...

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    7. Die wollen offensichtlich, dass man ihre Arbeit erledigt. Mit viel Elan betreiben sie ihren vor einigen Monaten angekündigten Kampf gegen Fake-Rezensionen demnach nicht.

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    8. Könnte es nicht auch sein, daß es so viele Fakes gibt, daß sie mit dem Löschen nicht nachkommen? Vor zwei, drei Jahren hatten wir doch den Fall mit den Büchern, die aus Wikipedia-Artikeln zusammengeschustert waren, möglicherweise vom selben berüchtigten Norderstedter Verlag wie jetzt bei den Erstaunlich-Büchern. Bei jeder Suche tauchten diese Scheißdinger in Unmengen auf, und es gab Protest. Aber nach einiger Zeit waren die dann glücklicherweise wieder verschwunden.

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