Der um 485 v. Chr. geborene Herodotos von Halikarnassos - normalerweise kurz und bündig "Herodot" genannt - verfasste ein aus neun Büchern bestehendes Geschichtswerk, das heute zu den bedeutendsten Schriftquellen der Antike zählt: Die sogenannten Historien. Ihr mehr oder weniger chronologisch geordneter Inhalt reicht von der mythischen Zeit der alten Griechen bis zu den Perserkriegen im ersten Drittel des 5. Jahrhunderts (eine übersichtliche Inhaltsangabe findet man hier).
Herodot war ein 'Wissenwoller' ('wissen wollen' ist die eigentliche Bedeutung des griechischen Wortes historein, woher beispielsweise 'Historie' stammt). Auf ausgedehnten Reisen - wie etwa nach Ägypten - lernte er viele fremde Kulturen und deren Besonderheiten kennen. Geschickt verwob er die gewonnenen Informationen in seinem Werk mit Berichten über Herrscher, Schlachten und Politik.
Auch wenn Herodot nicht gerade den Qualitätsstandards der modernen Geschichtsschreibung gerecht wird, so sind seine Historien aufgrund ihres farbigen Detailreichtums für die Altertumsforschung von unschätzbarem Wert. Ein paar Beispiele: Im 1. Buch wird vom Drogenkonsum der Massageten (ein iranisches Volk) gesprochen, die bestimmte Früchte verbrannten, um den dabei entstehenden Rauch zu inhalieren. An anderer Stelle beschreibt Herodot die Bauweise von Schilden und erzählt von einem bei Ausschachtungsarbeiten entdeckten menschlichen Skelett, das sieben Ellen lang gewesen sein soll (= ca 3,36 m).
Kurz gesagt: Die Historien sind zwar bereits rund 2500 Jahre alt, doch kommt beim Lesen der abwechslungsreichen Schilderungen nur selten Langeweile auf. Zumindest mir ging es so.
Kurz gesagt: Die Historien sind zwar bereits rund 2500 Jahre alt, doch kommt beim Lesen der abwechslungsreichen Schilderungen nur selten Langeweile auf. Zumindest mir ging es so.
Die vorliegende, im Alfred Kröner Verlag erschienene Übersetzung stammt vom Philologen Heinz-Günther Nesselrath. Sie enthält etliche, mitunter recht ausführliche Anmerkungen (Endnoten) und ein Namensregister. Das Deutsch der Übersetzung ist zeitgemäß, allerdings muss ich ich einen Stern abziehen, weil hier, anders als beispielsweise bei der Ausgabe des Reclam Verlages, der griechische Originaltext nicht enthalten ist. Freilich, Reclam hat es andererseits bisher nicht geschafft, alle Teile/Bücher der Historien zu veröffentlichen. Seit dem Jahr 2002 trödelt man herum, sodass trotz dieses langen Zeitraums erst sieben der neun Bücher erhältlich sind. Die von Kröner publizierte Ausgabe ist hingegen vollständig. Auch ist sie mit knapp 28 Euro deutlich günstiger als die beim 'Wucherer' De Gruyter (Sammlung Tusculum) erschienene Gesamtausgabe; zwar ist diese wiederum zweisprachig, aber aus meiner Sicht rechtfertigt das keinesfalls einen Preis von saftigen 110 Euro.
Fazit: Wer den altgriechischen Text nicht zwingend benötigt, der ist mit dieser einsprachigen und modernen Übersetzung bestens bedient. Der verlangte Preis ist für das in Leinen gebundene, mit einem Schutzumschlag versehen Buch sehr gut.
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Hilti, würdest du sagen, dass die De Gruyer Übersetzungen grundsätzlich nicht zu empfehlen sind?
AntwortenLöschenGudrun
Nein. An den Übersetzungen von De Gruyter, die ich bisher gelesen habe, gab es nichts zu meckern.
LöschenEinziger Kritikpunkt sind die Mondpreise, die man z.T. dafür verlangt. Deshalb muss man immer aufpassen, ob man nicht anderenorts Alternativen findet, so wie im obigen Fall.