Samstag, 4. November 2017

Berichten antike Autoren von echten Riesen?

Ein sehr beliebtes Thema unter sogenannten Grenzwissenschaftlern sind riesige Menschen bzw. Riesen, die angeblich einst auf der Erde gelebt haben sollen. Dazu wird viel Nonsens publiziert; häufig handelt es sich dabei um großzügige Auslegungen von religiösen Texten (man denke nur an Goliath im Alten Testament). 
Daneben gibt es aber gar nicht einmal so wenige Überlieferungen aus der Feder 'seriöser' antiker Geschichtsschreiber, in denen Riesen ebenfalls Erwähnung finden. 
Freilich, mitunter gleiten die entsprechenden Erzählungen ins 'Sagenhafte' ab. Etwas wenn Herodot im 1. Buch seiner Historien davon schreibt, dass ein Schmied in der arkadischen Stadt Tegea beim Graben seines Brunnens ein rund 7 Ellen (fast dreieinhalb Meter) langes Skelett gefunden habe, von dem man aufgrund eines Orakelspruchs annahm, dass es die Überreste von Orestes, dem Sohn des Agamemnon sind.

Klarer in der Realität verankert dürfte ein Bericht von Athenaios sein. Ihm zufolge wurde der von König Mithridates VI. gefangen genommene römische Feldherr und Konsular Manius Aquilius an ein Pferd gebunden, das Bastarna - ein Mann von riesigen Ausmaßen - ritt. Übrigens, auch besagtes Pferd soll außerordentlich groß gewesen sein (anderenfalls wäre es auch kaum in der Lage gewesen, Bastarna zu tragen 😉).

Ein drittes Beispiel zum Schluss: Plutarch schreibt in seiner Biografie des charismatischen römischen Feldherren und Rebellen Quintus Sertorius, dass dieser bei einem kurzzeitigen Aufenthalt in Tingis (Nordafrika) aus Skepsis heraus das angebliche Grab des mythischen Riesen Antaios öffnen ließ. Darin soll sich tatsächlich ein gewaltiger Leichnam befunden haben, der sechzig Ellen (rund 30 Meter) maß. Sertorius erschrak davon angeblich so sehr, dass er das Grab rasch wieder zuschütten ließ und im nächsten Tempel als Sühne für seine Grabschändung opferte.

Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob bzw. in welchem Ausmaß er solchen Berichten Glauben schenkt. Ein wahrer Kern sollte aber nicht ausgeschlossen werden. Es könnte sich bei den erwähnten Fällen tatsächlich um vergleichsweise hochgewachsene Menschen gehandelt haben (siehe Bild), deren Größe man im Laufe der Zeit einfach immer mehr übertrieb. Oder man fand vereinzelte Fossilien bzw. Saurierknochen, die jenen von Menschen ähnelten, und schloss daraus, dass es sich um die Überreste von Riesen handelte. 

Alexander der Große soll sich übrigens auf seinem Indienfeldzug den Riesen-Mythos zunutze gemacht haben. Er ließ übergroße Waffen und Rüstungen anfertigen, um diese, als er mit dem Heer weiterzog, in seinem Lager zurückzulassen. Dem nachrückenden Feind sollte so beim Erkunden des Lagers Glauben gemacht werden, in Alexanders Diensten stünden riesenhafte Kämpfer ...
Möglicherweise hat Alexander sich bei seinem Besuch der Ruinen von Troja zu dieser Idee inspirieren lassen, denn dort zeigte man Touristen in der Antike außerordentlich große Waffen, die angeblich von einigen der Helden des Trojanischen Krieges stammten. In Wahrheit wird es sich eher um Neuanfertigungen gehandelt haben, um den Besuchern mehr bieten zu können als einen Spaziergang zwischen Ruinen. Findige Geschäftemacher gab es eben auch schon vor über 2000 Jahren.



2 Kommentare:

  1. Das ist schon interessant, was es da gab!
    Berichten die seriösen Autoren der Antike eigentlich abseits der Sagen auch von Zwergen?

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    1. Auf die Schnelle fällt mir Herodot ein, der schreibt über Pygmäen.
      Damit meinte er übrigens nicht die Schwarzafrikaner, die heute so bezeichnet werden.

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