Die Mittelalter-Imitatoren des Campus Galli übertreiben wieder einmal
Dass die Verantwortlichen der baden-württembergischen Mittelalterbaustelle Campus Galli nicht fähig oder eher nicht willens sind, zwischen Experimenteller Archäologie und Museumspädagogik zu unterscheiden, wurde hier schon mehrmals erörtert.
Neuerdings verwischt man - wohl wieder aus Gründen der Selbstvermarktung - auch die Grenzen zwischen Experimenteller Archäologie und 'erlebnisorientierten' Lehrveranstaltungen für Studenten. In mehreren Artikeln befreundeter Medien wurde nämlich eine Partnerschaft des Campus Galli mit der Universität Tübingen angepriesen. Ziel sei es dabei, mittelalterliche Keramik-Brenntechniken zu erforschen: Klick mich
Wenn man sich obige und andere Zeitungsmeldungen zu diesem Thema genau durchliest, dann stellt man fest, dass hier kein einziges wirklich konkretes Forschungsziel genannt wird, sondern es eigentlich vor allem um Lehrveranstaltungen geht, in denen Archäologiestudenten mit einer alten Handwerkstechnik vertraut gemacht werden sollen. Ähnliche, aber weitaus fundiertere Projekte gab und gibt es jedoch weltweit schon hundertfach. Alleine auf Academia.edu findet man darüber zig Veröffentlichungen. Im Angesicht dessen darf man stark daran zweifeln, dass es bei der bejubelten Kooperation wirklich um saubere empirische Forschung geht, mit deren Hilfe wesentliche(!) neue Erkenntnisse gewonnen werden sollen/können.
Ich habe aufgrund der veröffentlichten Informationen eher den Eindruck, dass hier ernsthafte wissenschaftliche Forschung vom Campus Galli aus PR-Gründen lediglich behauptet wird. Aber vielleicht gilt in Deutschland mittlerweile ja sogar 'Studentenbespaßung' und Geschwätz als anerkannte Wissenschaft?
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Buchbesprechungen
Ich bekomme von verschiedenen Lesern immer wieder mal Anfragen wegen vergangenen und zukünftigen Buchbesprechungen. Deshalb hier der kurze Hinweis auf die Blog-Rubrik Bücher (siehe auch oben in der Menüleiste). Dort finden sich nicht nur die Links zu den bisher besprochenen Büchern, sondern auch zu jenen die in den kommenden Monaten auf dem Programm stehen. Wie man sieht, bin ich auf Monate hinaus mit interessantem Lesestoff eingedeckt (die Reihenfolge der unveröffentlichten Besprechungen in dieser Liste entspricht übrigens nicht der vorgesehenen Veröffentlichungsreihenfolge).
Apropos Buchbesprechungen: Neulich hat mich ein Verlag angeschrieben und wollte wissen, ob ich Interesse an einer Neuerscheinung habe. Man würde mir ein Rezensionsexemplar zukommen lassen, hieß es. Weil mir das Buch recht interessant erschien, habe ich zugestimmt und die Lieferadresse genannt. Daraufhin hat mir der Verlag zurückgeschrieben und sich dafür bedankt. Doch jetzt kommts: Die von mir genannte Adresse war in diesem Antwortschreiben plötzlich in einen Google-Earth-Link umgewandelt worden. Merkwürdig!
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Kuscheltier Wolf?
Was die Wiederansiedlung größerer Raubtiere im bereits dicht von Menschen besiedelten Mitteleuropa angeht, bin ich zunehmend skeptisch. Der Wolf wurde in der Vergangenheit ja nicht ausschließlich aus Jux und Tollerei massiv bejagt, wie zum Teil drastische Zeitzeugenberichte verdeutlichen. Auch spiegeln Märchen wie "Rotkäppchen" eine tiefsitzende, durchaus auch auf alltäglichen Erfahrungen beruhende Angst der Menschen vor diesen Tieren wieder. Und genau solche Erfahrungen müssen auch wir aufgrund der seit einigen Jahren steigenden Wolfspopulation wieder vermehrt machen. Kürzlich kamen beispielsweise in Stuttgart laut Medienberichten aufgrund eines einzigen, in einen Blutrausch geratenen Wolfs 40 (!) Schafe ums Leben. Allerdings schrecken solche dahingemetzelte Schafherden - meiner Beobachtung nach - die Öffentlichkeit noch nicht genug auf; vielmehr müssen wohl erst Menschen zu Schaden kommen, damit hier ein kritischer Nachdenkprozess einsetzt.
Der von seiner Deutschlandfunk-Sendung her bekannte Mann im nachfolgenden Video liegt deshalb sicher nicht falsch, wenn er sich über die Naivität der 'Wolf-Fans' lustig macht.
Übrigens, Freunde von mir, die in den USA an der Grenze zu Kanada leben, tragen bei der Arbeit auf ihrer ausgedehnten Streuobstwiese und im Wald seit einigen Jahren entweder einen .44er "Model 69" von S&W oder einen .45er "Judge" von Taurus bei sich. Weniger wegen den vereinzelten Bären, die sich dort gelegentlich herumtreiben, sondern vor allem wegen der zunehmenden Wolfspopulation. Wölfe suchen besonders in der kälteren, futterarmen Jahreszeit die Nähe von menschlichen Siedlungen sowie von Bauernhöfen auf (aufgrund dieses Verhaltens kam es wahrscheinlich vor Jahrtausenden zur Domestizierung des Wolfs). Solche Begegnungen können in brenzlige Situationen münden, besonders wenn nicht nur ein einzelner Wolf daherkommt, sondern man plötzlich von einem ganzen Rudel eingekreist wird. Wobei natürlich besonders Kinder auch schon von Einzeltieren problemlos totgebissen werden können. Aus dem Grund dürfen sich der Sohn und die beiden Töchter meiner amerikanischen Freunde beim Spielen nicht allzu weit vom Haus entfernen. Das war in den 1980ern, als sie noch selbst Kinder waren, völlig anders.
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Mitteleuropa ist heute vor allem eine Kulturlandschaft, keine Wildnis. Große Raubtiere möchte ich hier nicht unbedingt haben. Ich will auch nicht mit einem mulmigen Gefühl in den Wald gehen müssen, weil ich mich hier, anders als in den Staaten, nicht einmal mit einer Schusswaffe selbst schützen darf. Außerdem ist der Wolf kein Tier, dass in Europa unmittelbar vor dem Aussterben steht. Mit ein paar Wölfen kann man vielleicht leben, aber man sollte es nicht zu einer unkontrollierten Vermehrung kommen lassen. Genau dazu führen aber politisch-ideologisch motivierte Abschussverbote. Die, die so etwas betreiben, sitzen meistens in Städten und haben überhaupt keinen rechten Bezug zum Leben in der Natur. "Naiv" ist deshalb das richtige Wort für deren Vorstellungen vom Zusammenleben mit Raubtieren.
AntwortenLöschenGero
Na ja, man kann den Wolfskuschlern viel vorwerfen, aber das ist eine absolut abstruse Angst. Völliger Blödsinn, tut mir leid wenn ich es so abtun muß. Gefährlich? Wildsauebn sind gefährlich. Autos. LKWs. Krads. Menschen sind gefährlich. Das ist kein romatisches Gefasel, sondern faktische Daten. Wie viele Menschen sind in Spanien, Italien, Finnland, Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Griechenland an Wolfsangriffe gestorben? Wie viele an Verkehrsunfälle? Wölfe brauchen keine Wildnis. Und die Spanier, Rumänen etc. leben gut mit dem Räuber. Wahr ist: Wir haben eine Schieflage in der Wahrnehmung der Natur. Die Stadtmenschen wissen gar nicht was es heißt mit Raubtieren zusammen zu leben. Zerfetzte Tiere aufzuklauben die man selber groß gezogen hat.
LöschenIn Spanien wurden im Vorjahr 190 Wölfe zum Abschuss freigegeben. Wohl eher nicht, weil das Zusammenleben mit diesen Tieren so friktionsfrei ist ...
LöschenDie "Zeit" hatte in einem durchaus differenzierten Artikel einmal einige Fälle von Attacken von Wölfen auf Menschen augelistet.
Löschenhttps://www.zeit.de/2015/14/tiere-woelfe-bedrohung/seite-5
Außerdem wird sehr schön die sprachliche Verharmlosung von Wölfen durch "Wolfskuschler" dargelegt:
"Aufschlussreich ist, wie sich die Rhetorik deutscher Naturschützer verändert hat. Ein Wolf tut Menschen nichts. Das war lange Zeit eine unumstößliche Gewissheit. Dann hieß es: Ein Wolf ist in der Regel harmlos – vorausgesetzt, er ist gesund. Dann: Der gesunde Wolf ist in der Regel harmlos, solange er nicht hungrig ist. Dann: Der gesunde und nicht hungrige Wolf, der sich von Siedlungen fernhält, ist in der Regel harmlos. Schließlich: In absoluten Ausnahmefällen, wenn ein Wolf sich auffällig gegenüber Menschen verhält, obwohl er gesund und nicht hungrig ist, darf er vertrieben werden."
Wenn er sich aber nicht vertreiben lässt, was bleibt dann noch als einzige Möglichkeit übrig? Genau: Bäng!
In Süd- und Osteuropa gilt inoffiziell schon lange: Problemwölfe schießen, vergraben, fertig.
Wo kein Kläger, da kein Richter.
Flo
"In Süd- und Osteuropa gilt inoffiziell schon lange: Problemwölfe schießen, vergraben, fertig. "
LöschenDas ist für Korinthenkackerstaaten keine Lösung. Bei uns muss erst jahrelang jedes Problem totgequatscht werden. Wenn dann doch einmal ein Problemraubtier neutralisiert wird, dann vergießen die Medienmenschen aus ihren urbanen Wirkungsstätten heraus Krokodilstränen und animieren den Social Media Lynchmob dazu, sich auf die vermeintlichen Schuldigen zu stürzen.
Schon interessant, dass du im ersten Abschnitt mal wieder über die fehlende Wissenschaftlichkeit des CG herziehst, selbige dir aber im dritten Teil zum Thema Wolf völlig abhanden gekommen ist. Lass doch das Geschwurbel und mach das, was du dir auf die Fahne schreibst...
AntwortenLöschenEchter Wissenschaftler
Nicht "echter Wissenschaftler", sondern "echter Troll".
LöschenWenn Sie ein >echter Wissenschaftler< sein wollen, Sie Nachtschwärmer, dann sollten Sie zu Ihrem Wischiwaschi-Kommentar auch mit Ihrem echten Namen stehen.
LöschenDer Campus-Galli-Töpfer Martin Rogier hatte vor ungefähr einem Jahr einen Vortrag bei einer Veranstaltung der EXARC über die Töpferei der Baustelle gehalten. Auch das hat der Campus Galli damals, wenn ich mich recht erinnere, heftig als Beitrag zur Forschung beworben.
AntwortenLöschenWarum gibt es den Vortrag aber nicht einmal auf der Homepage des Projekts zum Nachlesen? War der so dünn, dass sie sich dafür schämen? Auf meine Nachfrage per EMail hat man mir nicht geantwortet. Ich bin deshalb schon sehr gespannt, wie der Output dieser Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen aussehen wird. Große Erwartungen hege ich aufgrund der bisherigen Erfahrungen allerdings nicht.
Einer Leserin hat man gesagt, der Vortrag würde online veröffentlicht werden. Bisher scheint das allerdings nicht der Fall zu sein. Was man in der sogenannten Infothek der Projekthomepage allerdings findet, sind zwei nicht mehr ganz frische Kurzbeiträge zum Thema. Eventuell hat auch der Vortrag bei der EXARC nicht wesentlich mehr Inhalt gehabt, sodass man sich dafür entschied, ihn deshalb nicht zu veröffentlichen.
Löschenhttps://www.campus-galli.de/portfolio/toepferei-im-9-jahrhundert/
https://www.campus-galli.de/portfolio/toepferofen-der-erste-brand/
Den Vortrag hat Herr Rogier laut offizieller Verlautbarung in englischer Sprache gehalten. Vielleicht hat man noch keine Zeit gehabt, den Text ins Deutsche zu übersetzen. Wegen der projektspezifischen "Entschleunigung" und so, ihr wisst schon ;-)
LöschenGrüßle,
Maria
Die Universität Tübingen ist schon lange nicht mehr das, was sie einmal war. Ich erinnere hier nur an die Umtriebe eines Manfred "Osman" Korfmann, der dort seine Heimstatt gefunden hatte, aus dem er gelegentlich wie eine Schlange hervorstieß, um honorige Professoren-Kollegen zu verunglimpfen.
AntwortenLöschenMein spanischer Merinowolle-Lieferant hat vor ungefähr 8 Jahren innerhalb eines halben Jahres zwei Drittel seiner Schafherde wegen Wolfsverbiss verloren. Sein Hund ist schwer verletzt davongekommen. Um die staatliche Entschädigung musste er sich dann zwei Jahre streiten. In der Zeit wäre seine kleine Landwirtschaft in die Pleite gerutscht, wenn sich er und seien Frau nicht Nebenjobs gesucht hätten, um über die Runden zu kommen.
AntwortenLöschenWölfe sind in einigen Teilen Europas längst zu einer lokalen Plage geworden. Das muss man so ganz klar sagen. Vor 20 Jahren hätte es auch kaum einen Jäger bei uns in der Steiermark gegeben, der für den Abschuss von Wölfen gewesen wäre. Aber die Meinung beginnt sich langsam zu drehen, seit es immer mehr Wölfe gibt und der von ihnen angerichtete wirtschaftliche Schaden steigt. Besonders Bauern, die aus Mitgefühl mit ihren Tieren Freilandhaltung betreiben, zählen zu den Betroffenen. Ich kenne selbst welche in der Südsteiermark.
LG