Mittwoch, 18. Juli 2018

Krimskrams: Der Ackerbau ist die "fatalste Erfindung der Menschheitsgeschichte" -- Die Leyenda negra -- Eine "einmalige Professur" und der Doktortitel als Peinlichkeit



Der Ackerbau: "Fatalste Erfindung der Menschheitsgeschichte"

In einem Artikel des Spiegels geht es um den archäologischen Fund eines Brots, das 14400 Jahre alt sein soll. Damit wäre es älter als die Erfindung des Ackerbaus. Was natürlich gewisse Fragen aufwirft - oder Antworten liefert, je nachdem wie man es betrachten möchte: Zum Artikel

Apropos Ackerbau: Ein im Artikel zitierter Evolutionsbiologe versteigt sich zu der wertenden Behauptung, dieser sei "die fatalste Erfindung der Menschheitsgeschichte" gewesen. Damals wären die Menschen nämlich sesshaft geworden, um Landwirtschaft zu betreiben. Damit einher ging, dass sich Gruppen räumlich und mittels Gesetzen sowie Religionen voneinander abzugrenzen begannen. Konflikte waren und sind bis heute die Folge dieser ganz schlimmen Entwicklung, heißt es.

Bedeutet das ideologieverdächtige Lamentieren dieses 'Wissenschaftlers' im Umkehrschluss nicht auch, dass die Menschen, um ewig glückselig zu sein, einfach Nomaden bleiben und auf Steinzeit-Niveau hätten verharren sollen? 
Hat der Herr dabei nicht einiges vergessen? Z.B. den Umstand, dass so ein altertümlicher Nomade wegen mangelnder medizinischer Versorgung im Durchschnitt schon mit 40 Jahren - nach einem eher unbequemen Leben - ins Gras biss?
Freilich, einen Vorteil hätte dieses Alternativmodell der Menschheitsentwicklung schon: Es gäbe ganz bestimmt keine sogenannten Evolutionsbiologen, die die Öffentlichkeit mit ihrem naiven  Unsinn behelligen.

Wobei "naiv" ein Hilfsausdruck ist, denn das Gequassel des Herrn widerspricht auch schlicht dem Forschungsstand: Menschengruppen/Sippen haben sich nämlich schon vor der Sesshaftwerdung voneinander abgegrenzt und bekriegt - siehe etwa die Indianerstämme der nordamerikanischen Prärie. Statt um Ackerland wurde bei ihnen um die besten Jagdgründe gestritten. Und ohne Gesetze bzw. Regeln kommen auch Nomaden nicht aus. Religion wiederum gab es ebenfalls schon vor der Einführung des Ackerbaus - wie die Kultanlage von Göbekli Tepe in der Türkei zeigt. 

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Die Leyenda negra - Geschichtsklitterung seit 500 Jahren

Ich bin kein übermäßig großer Fan von Wikipedia, aber gelegentlich findet man dort trotzdem sehr interessante Artikel. Dazu zählt jener über die sogenannte "Leyendra negra": Diese "dunkle Legende", die im Laufe mehrerer Jahrhunderte von feindseligen und parteiischen Historikern eifrig um Spaniens ältere Geschichte herumgewoben wurde, erfreut sich besonders im einflussreichen angelsächsisch-protestantischen Raum (Hollywood) ungebrochener Beliebtheit. Die Filme Elizabeth: Das goldene Königreich (2007, mit Cate Blanchett) und Der Herr der Sieben Meere (1940, mit dem von mir eigentlich sehr geschätzten Errol Flynn) sind nur zwei von unzähligen Beispielen für diese nicht tot zu kriegende Spielart der Geschichtsklitterung, die immer wieder auch als moralische Rechtfertigung für Kriege diente, die man gegen Spanien initiierte. Außerdem - und das war durchaus beabsichtigt - lenkte die Leyendra negra lange Zeit von den kolonialen Untaten anderer Staaten ab: Zum Artikel

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Eine "einmalige Professur" und der Doktortitel als Peinlichkeit

Aus angeblichem Geldmangel geben sie historische Bauwerke dem Verfall preis und überlassen Bodendenkmäler der Sammelwut von Sondengängern (mit denen sie überwiegend nicht ernsthaft zusammenarbeiten wollen). Gleichzeitig buttern sie Unsummen in Ideologie-Bogus wie eine exotische Quoten-Professur, bei der es um die "Verknüpfung von Latein und Geschlechterforschung" gehen soll. Das sei "hochrelevant und äußerst innovativ", heißt es. Pfffhh 😃

"Innovativ" ist an solchen Aktionen vor allem die Art, wie in bestimmte Fächer fachfremde Ideologen mit ganz eigener Agenda eingeschleust werden (Ähnliches betreibt auch FemArc; das ist eine Art feministisches Karrierenetzwerk, wo laut eigenem Bekunden Nicht-Archäologinnen über archäologische Fragestellungen mitentscheiden können; Quasselstrippe zu sein reicht als Qualifikation offenbar völlig aus).
Kein klar denkender Mensch, der - wie der Betreiber dieses Blogs - das Missvergnügen hatte, mehreren Vorlesungen in "Geschlechtergeschichte" beizuwohnen, kann ernsthaft annehmen, dass man in diesem Bereich besonders bemüht ist ergebnisoffen zu forschen. Vielmehr geht es darum, vorgefasste Meinungen unbedingt bestätigen zu wollen.
Man beachte übrigens auch die wenig wohlmeinenden Leserkommentare unter dem oben verlinkten Artikel. Immer mehr Menschen wird klar, woher der Wind weht.

Besonders pikant an dieser Professur ist meiner Ansicht nach, dass man sie zwecks "Ehrung" ausgerechnet nach einer Physik-Nobelpreisträgerin benannt hat - also nach einer Naturwissenschaftlerin (!), die zu ihren Lebzeiten seriöse empirische Forschung betrieb. Will heißen, die Frau hat auf der Basis eines persönlichen Erkenntnisinteresses versucht, eine Tatsache zu erklären - und zwar so, dass die von ihr erzielten Ergebnisse klar nachvollziehbar bzw. überprüfbar sind.
Hingegen die hier geförderten 'Forscher' kommen aus einer sehr fragwürdigen 'Wissenschaftssparte', in der es üblich ist, an den Fakten vorbei einfach irgendwelche steilen Thesen aufzustellen. Diese Leute sind sich beispielsweise nicht zu blöd dafür, längst bewiesene genetische Determinationen zugunsten massiv übertriebener sozialer Einflüsse zu leugnen.
Für die hier vereinnahmte Trägerin des Physik-Nobelpreises kommt es eigentlich einer posthumen Beleidigung gleich, mit solchen schwindligen Ideologen und Dogmatikern in Verbindung gebracht zu werden.

Und weil es irgendwie gut zum Thema passt: Der Doktortitel* entwickelt sich in bestimmten Fächern immer mehr zur Peinlichkeit. Denn wie sonst darf man es verstehen, dass z.B. einem studierten Sozialwissenschaftler vom Arbeitsamt geraten wurde, seinen Titel zu verschweigen, um zumindest als Autoputzer vermittelbar zu sein? 😃

In die Kategorie Brotlosakademisierung gehört auch folgendes Beispiel, bei dem eine Arbeitssuchende(?) viele spöttische Kommentare erntete. Sie schrieb auf Twitter:


Wuahahaha 😂😂😂

20 Kommentare:

  1. Den SpOn-Artikel habe ich auch gelesen. Kein Wunder, dass dem Blatt die Leser davonlaufen. So einen Blödsinn muss man erst einmal publizieren: Der Ackerbau als menschheitsgeschichtliche Urkatastrophe. Was für ein undifferenzierter Stuss!

    Gero

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    1. Ja, und so etwas nennt sich Wissenschaftler. Meiner Ansicht nach ist das einfach nur ein Blödmann und verkappter Ideologe. Abzulesen daran, dass er Hierarchien und Gruppenidentitäten grundsätzlich negativ bewertet und als Absonderlichkeit hinstellt. Dabei ist das etwas, dass man selbst bei Tieren beobachten kann. Das heißt, das Leben läuft zwangsläufig darauf hinaus. Egal ob in einer Gesellschaft von umherziehenden Jägern und Sammlern oder bei sesshaften Ackerbauern.

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    2. Die Meldung hat auch die ARD veröffentlicht.
      Meine höflich formulierte, mit Quellen belegte Kritik, dass es Religion mindestens schon im späten Mesolithikum gegeben haben muss, hat man nicht einmal freigeschalten.

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    3. In dem Fall sind diese deutschen Gerichtsurteile vielleicht von Interesse für dich: sperre-durch-oeffentlich-rechtliche-rundfunkanstalten/

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    4. Kritik an den Autoren und Moderatoren verträgt man bei den Öffenltich-Rechtlichen überhaupt nicht, das ist mir auch schon aufgefallen! Ein Ranga Yogeshwar und ein Harald Lesch sind schon fast sakrosankt. Dabei könnte man ganze Bücher mit den fachlichen Fehlern füllen, die in den Sendungen der beiden prominenten Erklärbären vorkommen!
      Besonders schlimm ist z B Leschs Video über Flüssigsalzreaktoren, dass es auch bei Youtube gibt. Dort sind kritische Kommentare reihenweise verschwunden. Einige scheint man aber übersehen zu haben, und in denen werden Leschs Ausführungen von Fachleuten so richtig zerlegt.

      W.T.C.

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    5. Hoffentlich kennt Herr Yogeshwa inzwischen den Unterschied zwischen Musikleistung und Nennleistung. In einer Folge von "Quarks" vor einigen Jahren hatte er davon nämlich keine Ahnung. Ausgerechnet er, der studierte Physiker.....

      Gero

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  2. Die Frau soll sich wieder melden, wenn sie brauchbare Qualifikationen erworben hat. Wir suchen hier zB händeringend nach einem erfahrenen, reisefreudigen SPS-Programmierer, nicht nach Laberfachabsolventen, die halbtags von zuhause aus ein bissl die Zeit mit Kinderkram totschlagen wollen :-)
    LG,
    Erwin

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    1. Aber sie kann doch "Communitysachen". Das war glaube ich auch die berufliche Hauptqualifikation von Barack Obama. Und der hat es damit sogar bis zum Präsidenten der USA gebracht. ;-)

      Guinevere

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    2. Alleine die Ausdrucksweise spricht Bände: "Genderkram, Statistikdinge, Communitysachen". Als ob das eine 14-jährige Schülerin geschrieben hat.

      Eine unserer Bürokräfte ist Koptin aus Ägypten und erst vor vier Jahren hierher gekommen. Jede Wette, dass die sich eleganter ausdrücken kann.

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  3. Ich werde Ihren Blog mangels Qualität jetzt wieder aus dem Feed nehmen, aber doch noch darauf hinweisen, dass Sie - und in Ihrerm Kielwasser ein paar Leser - Stephen (sic) Jay Gould kritisieren.

    Der leider verstorbene Evolutionsbiologe hat doch etwas mehr in seinem Lebenswerk vorzuweisen als "naives Gequassel". Mehr als Sie und ich auf jeden Fall, vielleicht googeln Sie den Namen mal?

    Vermeiden Sie einfach Werturteile aufgrund von Zitaten, die Sie irgendwo im Spiegel oder ähnlichen Postillen gefunden haben.

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    1. Beschwer dich beim Spiegel, wenn dort jemand tatsächlich falsch zitiert wurde. Was du hier freilich nicht belegt hast. Stattdessen kommst du mit dem Autoritätsargument daher, indem du vage etwas von einem "Lebenswerk" schreibst - so als ob ich dieses kritisiert hätte, und nicht eine ganz konkrete Aussage. Aber genau zu der ist dir ja leider nichts eingefallen, außer dass der Spiegel-Autor eine falsche Variante des Vornamens von Gould verwendet hat.
      Zur Info: Du bist hier nicht bei Wikipedia, wo du mit der Art Rabulistik zweifellos punkten kannst.

      Ansonsten gilt: Reisende soll man nicht aufhalten.

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    2. Schade, MBq geht überhaupt nicht auf den Inhalt ein, sondern orakelt bloß herum, dass die Grundlage der Kritik nicht existiert. Aber Beweis dafür legt er keinen vor. Das erfüllt mMn nach den Tatbestand des vorsätzlichen Trollens. Immerhin hat er sich dann gleich selbst verbannt.

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    3. Gefühlte 95 Prozent der Kritik im Netz besteht aus dieser Art rhetorischem Wischiwaschi: Man behauptet von oben herab, mangelnde Qualität beim Gegenüber erkennen zu können, ohne das aber inhaltlich irgendwie stichhaltig nachzuweisen. Stattdessen probiert man am eigentlichen Thema vorbei mit Autoritätsargumenten oder ähnlichem Quatsch zu invalidieren.
      Diese Taktik nervt mich immer wieder, sogar dann, wenn ich im Prinzip auf der Seite des Kritikers stehe. Aber was will man machen, so sind die meisten Leute nun mal.

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    4. Von welchem Feed redet der?

      Gero

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    5. Kann ich nicht sagen, ist mir allerdings auch ziemlich egal. Diese lautstark öffentlich bekundeten Abgänge à la "Unsubscribed!" sind eine Art Internetphänomen :)

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    6. Mbq, nerve jetzt nicht auch noch hier mit deinem substanzlosen Gewäsch Hiltibold! Zurück mit dir in deine Wikipediaklapsmühle, wo du als Admin den starken Max markieren kannst.

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  4. Da haben wir etwas gemeinsam - die alten Kitsch-Filme mit Errol Flynn mag ich nämlich auch sehr!

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    1. Die sind ja auch - auf ihre ganz besondere Weise - sehr unterhaltsam :)

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  5. Der Spiegel hat im Vergleich zum Vorjahr 7,5 % seiner Leser verloren. Wen wundert es, bei solchen Artikeln? Außer infantile Cover Art, vorzugsweise mit Trump als Motiv, können die nichts mehr.

    Zu dieser nach Jobangeboten Suchenden: Mir tut sie irgendwie leid. Die meisten Studierenden führt man doch absichtlich in die Irre, wenn ihnen Unis aus reinem Eigennutz weismachen, sie hätten auch mit Abschlüssen in den Massenfächern gute Chancen am Arbeitsmarkt. Und dann enden die Absolventen als Taxifahrer oder Telefonistin.

    Karl0

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  6. Hier gibt es auch einen Artikel über die "Leyenda negra":

    http://ieg-ego.eu/de/threads/modelle-und-stereotypen/das-spanische-jahrhundert-16.-jhd/friedrich-edelmayer-die-leyenda-negra-und-die-zirkulation-antikatholisch-antispanischer-vorurteile

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