Freitag, 1. Februar 2019

🔪 Mein römisches Küchenmesser mit gekrümmter Klinge

Weil mir im Vorjahr mehrere Leser geschrieben haben, ich solle doch wieder einmal meine Living-History-Ausrüstungsgegenstände vorstellen, die ich mir so im Laufe der Zeit zulege, möchte ich diesem Wunsch nun in unregelmäßigen Abständen nachkommen.
Beginnen wir mit einem Messerchen, das ich - neben etlichen anderen Gegenständen - aktuell vor allem für ein Buchprojekt benötige, an dem ich als 'Requisiteur' mitarbeite.

Das Messer entspricht Funden aus der römischen Kaiserzeit, wie sie z.B. in ähnlicher Form auf dem Magdalensberg (Kärnten) gemacht wurden. Es ist insgesamt rund 17 cm lang (Klinge 11 cm, Griff inkl. Ring 6 cm). Die Klinge besteht aus einem (unlegierten) C60-Stahl, wie er recht gerne für Replikate historischer Werkzeuge und Waffen verwendet wird. Der Griff ist aus Olivenholz - also aus einem mediterranen Holz. Alternativ sind natürlich auch einheimische Laubhölzer denkbar, wobei mir jemand gesagt hat, dass er z.B. von Zwetschge abrät, weil dieses Holz beim Nieten der Griffschalen "kritisch" sei. Mit Zwetschge habe ich bei meinem ottonisch-frühmittelalterlichen Messer tatsächlich schlechte Erfahrungen gemacht, da dessen Griff kurz nach der Lieferung lange Risse bildete (der ausführende Schmied hat damals den Griff ohne Mehrkosten für mich gegen einen aus Eiche ausgetauscht). Vielleicht mehr noch als Holz waren Horn und Knochen ('Bein') bei den Römern beliebte Rohstoffe, die für Messergriffe verwendet wurden. Ein entsprechendes Messer aus meinem 'Fundus' möchte ich hier ebenfalls irgendwann vorstellen.

Das vorliegende Messer ist ein sogenanntes Griffzungenmesser. Das heißt, der Griff wurde - anders als bei meinem frühmittelalterlichen Griffangelmesser - nicht in einem Stück auf eine erhitzte schmale Griffangel aufgesteckt und mit Birkenpech verklebt, sondern er besteht aus zwei Schalen, die man auf eine breit ausgeschmiedete Griffzunge genietet hat (sowohl Griffzungen- wie auch Griffangelmesser sind für die römische Kaiserzeit belegt).
Der Ring, der wohl zum Aufhängen des Messers diente, ist bei einigen archäologischen Funden nicht komplett geschlossenen.

In der Fachliteratur werden Messer wie das hier vorgestellte als typische Küchen- bzw. Gemüsemesser interpretiert. Eine sehr gute, reich bebilderte Online-Quelle dazu ist die Internetseite antike-tischkultur.de

 Angefertigt hat das Messer für mich der Schmied Ulrich Bantes, auf dessen Website cultellus.de sich eine Übersicht zu seinem sehr umfangreichen Angebot findet (z.T. mit Preisen).


Römisches Küchenmesser mit geschwungener Klinge | zum Foto in hoher Auflösung
Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com

Vernietete Griffschalen aus Olivenholz | zum Foto in hoher Auflösung
Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com

Der Griff des Messerchens ist recht klein. Es dürfte deshalb meiner Ansicht nach oft so gehalten worden sein, wie ich es hier zeige. | zum Foto in hoher Auflösung | Keine Rechte vorbehalten, doch um die Nennung der Quelle wird gebeten: HILTIBOLD.Blogspot.com

—————–

Weitere interessante Themen:


5 Kommentare:

  1. Interessant, Zwetschgenholz hat auch mir wegen Rissen schon Probleme bereitet, und zwar beim Griff einer Sichel. Ich habe mir damals gedacht, dass das Zufall ist und das Holz vielleicht schlecht gelagert war. Aber vielleicht ist es einfach prinzipiell nicht gut für bestimmte Aufgaben geeignet und verträgt die Hitze nicht, wenn man es auf die Griffangel aufsteckt?
    Viele Grüße, Jan

    AntwortenLöschen
  2. So ein ähnliches Messer habe ich auch. Es ist ziemlich praktisch, wenn man Gemüse abschälen möchte. Ich vermute, das war auch der Hauptzweck bei den Römern, weil für die meisten anderen Schneidearbeiten sind meiner Erfahrung nach "normale" Messer besser geeignet.

    AntwortenLöschen
  3. Die Form der Klinge sieht interessant aus! Kann man das als typisch römisch bezeichnen?
    QX

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Kelten verwendeten laut archäologischen Grabungsberichten solche Klingen auch. In welchem Ausmaß, weiß ich allerdings nicht. Es wird sich wahrscheinlich auch oft nicht genau unterscheiden lassen - Stichwort "keltoromanisch".

      Löschen

Kommentare werden entweder automatisch oder von mir manuell freigeschalten - abhängig von der gerade herrschenden Spam-Situation und wie es um meine Zeit bestellt ist.