Dienstag, 16. April 2019

⚡ Elektrizität in der antiken Medizin: Die bemerkenswerten Behandlungsmethoden des Scribonius Largus



Dank Erich von Däniken und seinen Prä-Astronautik-Kollegen wissen wir, dass möglicherweise schon die alten Ägypter elektrischen Strom verwendeten - und zwar zum betreiben von Glühbirnen 😉😄
Abseits von solchen Thesen, die auf viel kritisierten ikonographischen Interpretationen von Reliefs (Dendera) und archäologischen Funden (Bagdad-Batterie) beruhen, finden sich jedoch auch relativ unstrittige Belege für die Verwendung von Elektrizität in der Antike - und zwar in überlieferten medizinischen und naturwissenschaftlichen Schriften.

Obwohl die Menschen der Antike von der physikalischen Natur der Elektrizität noch herzlich wenig wussten, so konnten sie doch deren Auswirkungen bei jedem Gewitter beobachten. Freilich, die Energie eines Blitzes ließ sich nicht gezielt nutzbar machen - das funktioniert selbst heute noch nicht. Anders sah es jedoch bei einem Phänomen aus, von dem bereits Aristoteles im 4. Jh. v. Chr. berichtete. Dabei ging es um eine Fischart, die es verstand, ihre Beute auf unerklärliche Weise zu lähmen (De partibus animalium IX). Gemeint war hier wohl der Zitterrochen.
Spätestens in der römischen Antike machte man sich dessen "elektrische" Eigenschaften für medizinische Zwecke zunutze. Besonders eindrücklich schildert dies im 1. Jh. n. Chr. der erfahrene Arzt Scribonius Largus an gleich zwei Stellen seines Werks Compositiones.

Noch so alte und unerträgliche Kopfschmerzen beseitigt sofort und heilt auf Dauer der schwarze Zitterrochen, wenn er lebend so lange auf die schmerzende Stelle gelegt wird, bis der Schmerz aufhört und dieser Teil betäubt wird. Sobald man dies spürt, möge man das Heilmittel (den Rochen) entfernen, damit das Gefühl an dieser Stelle nicht (dauerhaft) zerstört wird. Man muss sich aber mehrere Zitterrochen dieser Art beschaffen, weil die Heilungsreaktion  - also die Betäubung, das Anzeichen der Heilung - manchmal kaum bei nur zwei oder drei erfolgt.(Compositiones / Der gute Arzt, C11)

Gegen beide Arten Gicht muss man einen lebenden schwarzen Zitterrochen, wenn der Schmerz naht, unter die Füße legen, die nicht an einem trockenen Gestade stehen, sondern an einem, das vom Meer bespült wird, bis man merkt, dass der ganze Fuß und das Schienbein bis zu den Knien betäubt ist. Dieses Mittel beseitigt einerseits für den Augenblick die Schmerzen und heilt andererseits für die Zukunft. Dadurch ist Anteros geheilt worden, der für die Erbschaften zuständige Freigelassene des Kaisers Tiberius. (Compositiones / Der gute Arzt, C162)

Übrigens, auch der antike griechische Arzt Pedanios Dioskurides erwähnt die Behandlung von Kopfschmerzen mittels Elektrizität (De Materia Medica II). Möglicherweise bezog er sein Wissen aus den Schriften des Scribonius Largus. 
Plinius der Ältere berichtet wiederum von dem Effekt, dass der Zitterrochen Muskeln lähmt, wenn man ihn mit einem Speer oder Stock berührt (Naturalis historia XXXII, 1).

Wir nehmen also erstaunt zur Kenntnis: Elektrizität wurde bereits in der Antike gezielt für Anästhesie und Schmerztherapien verwendet!

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3 Kommentare:

  1. Hi lieber Hiltibold, dankeschön für diesen wieder einmal sehr informativen Artikel! Mir gefällt besonders, dass du meistens die Originalstellen zitierst. Freue mich schon auf mehr davon, toller Blog!

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  2. Sehr spannend!.Besonders, dass der Schmerz nicht nur vorübergehend neutralisiert werden kann, sondern nach entsprechender Behandlung sogar dauerhaft.

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