Samstag, 29. Juni 2019

🎧 Hörbares: Germanenkult zwischen Esoterik und Rechtsextremismus -- Odysseus-Comic -- Historisches Marihuana -- RĂ€tsel der Glockenbecher-Kulturen -- usw.



 Germanenkult zwischen Esoterik und Rechtsextremismus | Spieldauer 46 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download
Normalerweise verlinke ich nicht auf allzu politisierte Inhalte, doch mache ich hier eine Ausnahme, weil auch Reenactment bzw. Living History Teil der Betrachtungen sind. Freilich, in dem Beitrag wird nicht ausschließlich Kluges gesprochen: Die Sommersonnenwende bei Germanen und Römern wĂŒrde heute ĂŒberschĂ€tzt werden, meint etwa ein archĂ€ologischer Pseudoschlauberger mit vermutlich infantiler Spielverderber-Intention: Diese Aussage ist zwar einerseits nicht völlig daneben, andererseits aber gleich in zweifacher Hinsicht Unsinn: Denn erstens wĂ€re es mir neu, dass den Römern diesbezĂŒglich eine besondere AffinitĂ€t zugeschrieben wird. Und zweitens sind es gerade die ArchĂ€ologen selbst, die gerne unter Zuhilfenahme von viel Fantasie in vorgeschichtliche Anlagen vorschnell astronomische Funktionen - wie etwa eine Ausrichtung auf die Sommersonnenwende - hineininterpretieren.
Interessant ist auch, wie ein sich hörbar windender Wikingerdarsteller versucht, die aus seiner Sicht sozial akzeptabelste Antwort auf eine mit offensichtlichem Hintergedanken gestellte Journalistenfrage zu geben: Er möchte nicht gerne als Germane bezeichnet werden, weil das ideologisch irgendwie belastet ist, meint der gute Mann. Außerdem wĂ€ren die Wikinger ja ohnehin Skandinavier gewesen. Ah ja, und die waren etwa keine Germanen (mal von wenigen Ausnahmen abgesehen)? Ach du liebes Bisschen, Geschichtsklitterung aufgrund vorauseilender Politischer Korrektheit (Apropos ...). Also wirklich, jemand der de facto einen Germanen darstellt, dann aber nicht damit klarkommt, auch als ein solcher bezeichnet zu werden, der sollte sich schleunigst eine andere Epoche suchen. Anderenfalls ist er als Wikingerdarsteller Ă€hnlich wenig ernst zu nehmen wie einer mit Hörnerhelm und Trinkhorn am GĂŒrtel.
Zum Schluss der Sendung sorgt dann noch eine Frau unfreiwillig fĂŒr Erheiterung: Sie meinte nĂ€mlich, jeder wĂŒsste heute doch, dass der Komponist Richard Wagner "Antisemitist" war 🙄
Meine ganz persönliche Beurteilung des Revivals von Sonnwendfeiern lautet: SelbstverstĂ€ndlich laufen bei solchen Veranstaltungen vereinzelt auch merkwĂŒrdige Gestalten herum. FĂŒr die meisten Teilnehmer ist es aber bloß ein weiterer Vorwand, um mehr oder weniger krĂ€ftig zu bechern. Ich sehe hier deshalb keine wachsende Sehnsucht nach z.B. mehr Mystik und Esoterik, sondern eher ist es eine zusĂ€tzliche Gelegenheiten zum Ausbrechen aus dem Alltagstrott. Schließlich hat man den Menschen seit dem SpĂ€tmittelalter sukzessive die FEIERtage zusammengestrichen, um die ProduktivitĂ€t zu erhöhen. Ein Jakob Fugger beispielsweise, hatte kirchliche Ausnahmegenehmigungen fĂŒr seine VerhĂŒttungsbetriebe erwirkt. Und dabei blieb es nicht.

Das RĂ€tsel der Glockenbecher-Kulturen | Spieldauer 29 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Rekonstruktion ausgestorbener Welten: Das Blaue vom Ei | Spieldauer 16 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Marihuana in jahrtausendealten RĂ€uchergefĂ€ĂŸen  | Spieldauer 5 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

Neues Comic-Buch: Auf den Spuren des Odysseus | Spieldauer 4 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

Wenn Sprache durch Liebe verschwindet | Spieldauer 4 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

 Erfurt im Mittelalter | Spieldauer 11 Minuten | DF | Direkter Download

 UrnengrĂ€ber: ArchĂ€ologen lassen Knochen sprechen | Spieldauer 4 Minuten | DF | Stream & Info | Direkter Download

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6 Kommentare:

  1. Hallo, diese mit Hintergedanken gestellte Art von Fragen kenne ich als Bajuwaren-Interpret auch. Nicht von Journalisten, aber manchmal von Besuchern. So wie: "Und Sie finden die Germanen also ganz toll?" Dazu dann dieser scheinbar harmlose, aber doch irgendwie belauernde Blick. Meistens sind es Akademiker, das hört man an der Sprache, die einen auf NazijĂ€ger machen. 99,99 Prozent des Publikums hat aber ein wesentlich entspanteres VerhĂ€ltnis zu den Germanen. Und das ist 74 Jahre nach Ende des 3. Reichs auch gut so. Ich lasse mich außerdem nicht gerne unter anlasslosen Generalverdacht stellen.
    GrĂŒĂŸe aus Bayern,
    Martin

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    1. Entgegen der gĂ€ngigen Darstellung war der "Germanenkult" in nationalsozialistischer Zeit etwas, das eine fast ausschließlich elitĂ€re Angelegenheit gewesen ist. Bei der breiten Masse der Bevölkerung ist davon nur sehr wenig angekommen. Die hatte ganz andere Sorgen und feierte viel lieber ihre traditionellen kirchlichen Feiertage.
      Man muss nur mit alten Leuten sprechen, die können das bestÀtigen.

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  2. Eien Dreiviertelstundensendung, aber trotz offensichtlichem BemĂŒhen hat man niemanden gefunden, der die passenden Parolen ins Mikrofon grunzt, um den zuvor an die Wand gemalenen Popanz zu bestĂ€tigen. Ich kann mir die herbe EnttĂ€uschung der Sendungsmacher vorstellen....

    Gero

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  3. "Und zweitens sind es gerade die ArchÀologen selbst, die gerne unter Zuhilfenahme von viel Fantasie in vorgeschichtliche Anlagen vorschnell astronomische Funktionen - wie etwa eine Ausrichtung auf die Sommersonnenwende - hineininterpretieren."

    Nagel auf den Kopf getroffen! Außerdem streiten sie sich deshalb mit Kollegen oft genug Jahre lang. Und irgendwann kommt einer wie DĂ€niken des Weges und setzt noch eins Drauf, indem er aus so einer Anlage gleich ein waschechtes Planetarium macht.
    DÀniken und Freunde schweben mit ihren Ideen eben nicht im wissenschaftlichen Vakuum, sondern bauen auf den steilen Thesen auf, die sich ArchÀologen ausdenken.

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    1. Naja, es ist schon richtig, dass auch ArchĂ€ologen fragwĂŒrdige Theorien fabrizieren, aber die PrĂ€-Astronautik ist trotzdem ein ganz anderes Kaliber. Im negativen Sinn, versteht sich. Diese Dinge sollte man deshalb nicht ĂŒber einen Kamm scheren, finde ich. Da tĂ€te man der ArchĂ€ologie insgesamt Unrecht.

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  4. Angesichts der „politisch korrekten Brisanz“ dieses Themas fĂŒhle ich mich genötigt, als nicht-militanter „Freizeit- Reenactor“ auch meinen Senf dazu zu geben.
    FĂŒr mich ist das FrĂŒhmittelalter , insbesondere das „heidnische“ , in gewisser Weise ein Sehnsuchtsort. Sicher, es gab ekelige Krankheiten, auch Hunger und frĂŒhen Tod. Aber - zumindest meines Wissens nach - keine Religionskriege. Auch hat man den kommenden Generationen keine Schulden und keine verdreckte und verseuchte Erde hinterlassen. Die „Germanen“ scheinen auch eher tolerant gewesen zu sein. Dass da irgendwer „ethnisch“ oder religiös ausgegrenzt wurde ist mir nicht bekannt.
    Zudem spricht mich das Kunsthandwerk aus der Zeit extrem an. Der Stil und der Anspruch, auch banale AlltagsgegenstÀnde zu verzieren. ..
    Was danach so kam, religiös motivierter Hypermoralismus (Sex=böses Teufelswerk), Absolutismus, etc...., und vor allem die aktuellen WiderwÀrtigkeiten wie (National-) Sozialismus, Kommunismus, Islamismus, Kapitalismus, Nihilismus..,
    Ich muss weg..,
    Wir sehen uns in Haithabu :-)

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