Donnerstag, 9. Juli 2020

Krimskrams: Beleidigte Leserwürste -- Die Uni als abgesandelte Titelmühle -- Museale Schlampereien -- usw


Beleidigte Leserwürste

Sobald hier über ein Reizthema geschrieben wird (siehe etwa die diskriminierende Twitterei des Komisch-Germanischen Zentralmuseums), steigt die durchschnittliche Zugriffszahl des Blogs für mehrere Tage um ca 25 Prozent an. Das ist erfreulich - nicht zuletzt weil ich weiß, dass ich hier wieder einmal genau die richtigen Leute geärgert habe. 😄
Andererseits befindet sich unter den Angesäuerten auch der eine oder andere Leser, der mir eigentlich bisher gewogen war, es jedoch nicht akzeptieren kann, wenn unter mittlerweile über 1700 Blogbeiträgen mal einer vorkommt, der nicht mit seinen Überzeugungen kompatibel ist; so jemand verabschiedet sich dann schon mal auf Nimmerwiedersehen. Meiner Ansicht nach ist das zwar ein ziemlich unreifes Verhalten, aber Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten.

Freilich, nicht jeder verschwindet geräuschlos. Vielmehr verfällt manch beleidigte Leserwurst ins Gegenteil und verlegt sich aufs Motzen um des Motzens willen. Zwar kommt das sehr selten vor, aber ein wenig nervig kann es trotzdem werden. Z.B. als da kürzlich jemand gemeint hat, ich würde ja nicht nur auf auf Videos und Podcasts verlinken, die sich thematisch um Antike und Mittelalter drehen; das wiederum widerspräche meiner Blogbezeichnung "Wanderer zwischen Antike und Mittelalter". Ja und? Ist das ernsthaft kritikwürdig? 🙄
Eventuell weil ich mit zunehmendem Alter die Geduld rascher verliere, lege ich keinen rechten Wert mehr darauf, mich so jemandem gegenüber 'konziliant' zu zeigen. Wobei ich besonders übellaunig und kratzbürstig werde, wenn bloß mit Schlagworten kritisiert wird, ohne eine Beweisführung auch nur zu versuchen. Das erfüllt klar den Tatbestand des Trollens. Dergleichen kann man ja gerne in einer der Social-Media-Klapsmühlen mit scharfer Zeichenbegrenzung machen, aber bitte nicht hier.

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Die "Blockchain-Queen" und die Uni als abgesandelte Titelmühle 

Die FAZ berichtet über einen eindrücklichen Fall von mutmaßlicher Dissertationsbehumpserei.

Doktortitel der Berliner „Blockchain Queen“ widerrufen

Vor zwei Jahren ließ die „Zeit“ über 25 Frauen abstimmen, die „unsere Wirtschaft revolutionieren“. Darunter war auch die in den Medien gelegentlich als „Blockchain Queen“ bezeichnete Shermin Voshmgir als Gründerin des „Blockchain-Hubs“ zu finden. Das, so erklärte die Zeitung, sei ein Informations-Hub und Thinktank in Berlin, der die weltweite Entwicklung der Blockchain-Technologie vorantreibt, kommuniziert und diskutiert. „Auch als Direktorin des Instituts für Kyptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien möchte sie ihr Wissen weitergeben. Außerdem unterstützt sie Start-ups mit dem Schwerpunkt Blockchain“, hieß es damals.

Nun hat die Wissenschaftsplattform „VroniPlag Wiki“ ihre Doktorarbeit „Assessing the Impact of XML/EDI with Real Option Valuation“ analysiert und nach eigenen Angaben auf 90 Prozent der Textseiten Plagiate gefunden. Das ist ein sehr hoher Wert, der sich in Dimensionen eines Karl-Theodor zu Guttenberg bewegt. 


Wieder einmal muss ich an die Worte des Militärhistorikers Marcus Junkelmann denken, der in seinem Interveiw mit mir sagte: "Was wir mit dem akademischen Schrott anfangen sollen, der da in wachsender Menge produziert wird, ist mir schleierhaft."

Wen wundert diese Entwicklung? Qualitätskriterien werden doch schon im Bereich der grundlegenden Schulbildung zurückgebaut, mit dem ideologischen Fernziel, die sogenannte Akademikerquote auf Teufel komm raus zu steigern.
Apropos "Quote: Seit einiger Zeit sind Geschlecht und Hautfarbe erstaunlicherweise wieder Kriterien für die Aufnahme an Universitäten und berufliche Anstellungen. Man nennt diese oft staatlich verordneten Diskriminierungsprogramme dann euphemistisch "Förderungen". Jedoch ein Wissenschaftsbetrieb, der auf Verlangen radikaler Ideologen keine farbenblinde Meritokratie mehr sein darf - die, nebenbei bemerkt, eine der größten Errungenschaften der modernen westlichen Welt darstellt - kann langfristig nur zum Scheitern verurteilt sein. Beispiele wie das obige sind Indikatoren für einen moralischen und wissenschaftlichen Verfall. Unsere Universitäten sind längst zu Titelmühlen für Personen mit Minderwertigkeitskomplexen verkommen. Wichtig ist heutzutage offenbar vor allem der Schein, nicht mehr das Sein.

Übrigens: Die ertappte "Blockchain-Queen" hat zwischenzeitlich auf die Vorwürfe geantwortet: Jene ihr massenhaft nachgewiesenen Stellen mit 'Plagiaten' seien keine Absicht gewesen. Sie habe anno dazumal als Doktorandin halt leider nicht so recht gewusst wie man wissenschaftlich korrekt zitiert ("Habe ich vielleicht schlampig gearbeitet? Ja"). Kurios, als ob Unwissenheit und vor allem Schlamperei den Fall wesentlich besser machen bzw. vor Strafe schützen würden.
Sie mutmaßt außerdem, dass jene Menschen, die Ihre Doktorarbeit abgeklopft haben, eventuell von finsteren Motiven getrieben sind ("War das jemand, der frauenfeindlich ist? War das jemand, der ausländerfeindlich ist? [...]). Spätestens hier ist schallendes Gelächter angebracht. Wirft man doch gerade der betreffenden Website VroniPlag schon seit Jahren vor, es würden dort vor allem die Arbeiten von 'Konservativen' untersucht werden - dass also VroniPlag von deren politischen Gegnern betrieben wird (und die sind nicht gerade für ihre Frauen- und Ausländerfeindlichkeit bekannt). Ganz davon abgesehen: Die vermutete Motivation der Plagiatsjäger ändert nichts an den nachgewiesenen Verfehlungen der Frau. Offenbar möchte sie nicht nur ihre Kritiker in ein schiefes Licht rücken, um deren Glaubwürdigkeit zu untergraben, sondern es soll vor allem auch verhindert werden, dass weitere Medien den Fall aufgreifen. Denn welcher Journalist hat schon das Verlangen, sich an die Seite von bösen Ausländer- und Frauenfeinden zu stellen? Alleine die in den Raum gestellte Möglichkeit reicht oft schon aus, um die Finger von so einer Story zu lassen. Hinzu kommt, dass es sich hierbei möglicherweise auch um eine Art moralischen Erpressungsversuch in Richtung ihres Arbeitgebers - der WU Wien - handelt. Der hat die "Blockchain-Queen" nämlich konsequenterweise schon vor Monaten "dienstfrei gestellt".

You can't make this up - würden die Amis sagen.

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Museale und ähnliche Schlampereien

Eine bedeutende Kaiserurkunde* aus dem frühen Mittelalter galt im Stadt- und Stiftsarchiv von Aschaffenburg als verschollen, ist nun aber - schwuppdiwupp - plötzlich wieder da! Klick mich

Hierbei handelt es sich um ein weiteres Beispiel dafür, wie sehr Museen und Archive längst den Überblick über ihre stetig anwachsenden Bestände verloren haben (sofern sie ihn überhaupt je hatten). Objekte verschwinden oder tauchen Jahrzehnte später aus dem Nichts wieder auf. Dieser schlampige Umgang mit öffentlichem Eigentum ist schon eine Frechheit.

Wenn man freilich - wie es manch wissenschaftlicher Mitarbeiter tut - ständig auf Twitter herumlungert, um dort rauf und runter zu politisieren, dann kann es natürlich leicht vorkommen, dass der eigentliche Job vernachlässigt wird. Genau diese Leute sind es in der Regel auch, die gegen den privaten Antikenhandel wettern und sich empört gegen Reform-Ideen wie das 'Entsammeln' verwehren, obschon sie selbst immer und immer wieder Inkompetenz zur Schau stellen, wenn es um die Bewahrung unserer materiellen Geschichte geht.

* Ob die wiederentdeckte Urkunde in Aschaffenburg überhaupt echt ist, ist eine ganz andere Frage. Denn gerade kaiserliche und königliche Urkunden wurden im Mittelalter massenhaft gefälscht. Das im deutschen Sprachraum vielleicht bekannteste Beispiel ist das Privilegium maius.

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Der unzeitgemäße Rechtevorbehalt des DAI

Archäologische 3D-Modelle zum Anschauen gibt es im Online-Archiv Arachne : Klick mich

Einfach auf die gewünschte Modell-Bezeichnung draufklicken, dann öffnet sich eine weitere Seite, auf der man links noch "3D-Modell-Viewer" auswählen muss und es geht los.

Doch was muss ich da lesen? "License: Alle Rechte vorbehalten"?! Erst mal mutet diese Mischung aus Englisch und Deutsch eigenartig an; warum konnte man sich bei dem Hinweis nicht für eine Sprache entscheiden?
Nicht bloß eigenartig, sondern eigentlich schon ein wenig ärgerlich ist aber, dass das Deutsche Archäologische Institut als Kostgänger des Steuerzahlers die Modelle nicht komplett frei zugänglich macht, sodass Interessierte sie z.B. auf dem eigenen 3D-Drucker ausdrucken oder auf andere Art und Weise nutzen könnten. Auf meine Nachfrage "Das ist sehr schön. Sind die Dateien der Modelle gemeinfrei/kostenlos herunterladbar?" erhielt ich die Antwort: "Urheber, Lizenzen und Nutzungsrechte sind jeweils individuell geregelt und in der Beschreibung der einzelnen Modelle ausgewiesen."
Na toll. Diese individuelle Regelung sieht in der Realität so aus, dass nahezu überall der obige Lizenz-Hinweis steht. Download-Link konnte ich nirgendwo entdecken; meine diesbezügliche Nachfrage blieb unbeantwortet.

Ich erinnere an dieser Stelle an den Fall des Ägyptischen Museums Berlin und den 3D-Scan der berühmten Nofretete Büste, der wegen eines ähnlichen Verhaltens der staatsnahen Rechteinhaber sogar bei der Justiz gelandet ist.
Es mag sein, dass die Rechtesituation bei den Modellen in der Arachne-Bibliothek etwas komplizierter ist, aber wenn das DAI nur wollte, dann könnte es bestimmt eine Lösung finden. Der jetzige Zustand minimiert hingegen den Nutzen für die Allgemeinheit und ist nicht zeitgemäß. Wobei das Problem ja nicht auf das DAI beschränkt ist. Die Unsitte, dass staatliche und staatsnahe Institutionen Unmengen an Datenmaterial nicht herausrücken wollen - für das der Steuerzahler bereits gelöhnt hat - ist immer noch weit verbreitet. Hinzu kommt, dass der Krempel sich oft genug nicht einmal von den Rechteinhabern in einem nennenswerten Ausmaß finanziell verwerten lässt. Es ist demnach wohl oft pure Borniertheit, wenn man den Zugang für die Öffentlichkeit einschränkt.

Neulich habe ich den Weiten des Internets einen Kommentar gelesen, in dem es hieß, Gemeinfreiheit und ähnliche Konzepte riechen nach "Sozialismus" und "free stuff for all". Diese Aussage ist freilich aufgrund ihrer Pauschalisierung kompletter Blödsinn, weil die Allgemeinheit, wie schon oben gesagt, die Inhalte oft ganz oder zumindest teilweise finanziert hat. Entsprechend sollte sie auch ein Nutzungsrecht eingeräumt bekommen. Wer das als nicht-staatlicher Urheber vermeiden möchte, der hat die Möglichkeit, sich rein privat zu finanzieren - das sei besonders der Archäologie ins Stammbuch geschrieben, die ständig über zu geringe Mittel raunzt.

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Kostenloses, gut illustriertes Römer-Buch

Auf Academia.edu findet man ein interessantes, gut illustriertes Römer-Buch. Der Titel lautet: "Ad arma!: Römisches Militär des 1. Jahrhunderts n. Chr. In Augusta Raurica"

Ich hatte vor Jahren schon einmal darauf hingewiesen, irgendwann war aber Link unbrauchbar geworden. Das ist hier nun eine andere, erfreulicherweise funktionierende Quelle (danke für den Hinweis).

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Weitere interessante Themen: 


11 Kommentare:

  1. Es wird nirgendwo so viel geflunkert wie auf Beerdigungen, vor Gericht und in den Universitäten.

    Gero

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  2. Was mich an den verschwundenen Museumsstücken besonders ärgert, ist dass die Verantwortlichen eigentlich nie wirklich verantwortlich gemacht werden. Ein Achselzucken und das wars, so wie bei dem steinzeitlichen Tongefäß in Bayern. Wie kann so etwas sein?

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    1. Ja, 'Verantwortung zu tragen' ohne persönliche Konsequenzen ziehen zu müssen ist eine hohle, an Absurdität kaum zu überbietende Phrase. Ich kann sie auch schon nicht mehr hören.

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  3. Eine typische Dissertation bewegt sich heute auf dem Niveau wie vor 100 Jahren eine mittelmäßige Master- bzw. Magister-Arbeit. Deshalb, und weil es insgesamt zu viele Akademiker bei uns gibt, kommen für Managementjobs im Wissenschaftsbetrieb mittlerweile fast nur noch promovierte Wissenschaftler infrage. Ein Mastergrad ist einfach rein gar nichts mehr wert, ein Doktorgrad, bei der rapide fortschreitenden Qualitätsabnahme, aber auch nicht mehr sehr viel. Klar, es gibt Unterschiede bei den Fächern und Universitäten, aber der Trend insgesamt zeigt steil nach unten.

    Robert

    PS: Der Filialleiter meines kleinen Supermarkts ist studierter Archäologe mit Masterabschluss. Er hat sich seine berufliche Karriere ursprünglich sicher auch anders vorgestellt.

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  4. Danke für den nützlichen Buchlink, das kann ich gut gebrauchen für den Aufbau meiner Römerdarstellung!
    Flo

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  5. Woah, die behauptet in ihrem skurrilen Rechtfertigungsinterview, dass sie beim Zitieren ja nur die Anführungszeichen vergessen hat. Ja bist du deppert, so was darf promovieren!?!

    Ich würde mir jetzt auch unbedingt ihre Magister-Thesis anschauen, es wäre keine Überraschung, wenn sie dort ähnlich vorgegangen ist. Dann kann man ihr den Magister auch gleich aberkennen.

    LG,
    Erwin

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  6. Als Informatiker kann ich meine Schadenfreude nicht verhehlen, weil diese Frau ist über Jahre hinweg ihres Geschlechts wegen und in keinem Verhältnis zu ihrer fachlichen Leistung absolut penetrant von den Medien (Heise, Golem, Der Standard, ...) hochgepumpt worden. So nach dem Motto: schaut alle her, ihr jungen Frauen, nehmt euch ein Beispiel, auch ihr könnt es in den MINT-Fächern zu etwas bringen. Und dann jetzt diese Totalbruchlandung, es hätte wirklich nicht besser kommen können!
    Erinnert fühle ich mich dabei an die Elektronikhandelskette Di Tech, deren Mitgründerin Aleksandra Izdebska haben Journos und Politiker jahrelang als Vorzeige-Businesswoman abgefeiert, bis der Laden mit Karacho in den Konkurs geschlittert ist.

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  7. Es wird ja eigentlich schon sehr viel wissenschaftliches Material von staatlichen Institutionen frei zur Verfügung gestellt. Allerdings auf freiwilliger Basis. Das gehört geändert und dementsprechend eine Verpflichtung gesetzlich verankert, finde ich.

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  8. Es ist für mich tatsächlich nicht leicht zu beantworten, ob vom deutschen oder österreichischen Steuerzahler präsentierte(!*) Stücke von meinetwegen einem Amerikaner kommerziell verwertet werden sollten - ggf. unter Ausschluss Dritter, wie das bei den schnellsten kommerziellen Anwendern so wenigstens versucht wird.

    Mit der kommerziellen Eigenverwertung sollen wohl die Museen wirtschaftlich gestärkt werden. Für gemeinfreie Lizenzen ist da kein Platz, sh. diesen Streit von Wikipedia mit einem Museum über die Verwertungsrechte eines Bildes. Für wirtschaftliche Verwertung mangelt es dann eher am ökonomischen Verstand der Beamten und sonstigen Staatsdiener.

    (* Bezahlt hat die Funde regelmäßig ein anderer, der deutsche Staat eignet sich die Funde allerdings großzügig an.)

    *

    Auf der einen Seite kann ich das Entsammeln schon nachvollziehen. Auf der anderen Seite: Ich habe letztens "über Bande" erfahren, dass die Gegend um meinen Wohnort voll von keltischen Hügelgräbern sein soll, die man aber gerne liegen und "verwalden" lässt. Vielleicht bin ich ja zwanghaft, aber es würde mich schon interessieren, ob der (bekannte) Burgstall über meinem Wohnort in der Ecke eines keltischen Rechteckhofes steht, so hübsch, wie das angrenzende große Plateau aussieht. Raubgrabungen fände ich dann auch nicht so prickelnd. Aber gut, sollen sie erstmal die große Heuneburg erschließen. Das ist immerhin auch ganz spannend und interessiert vielleicht noch ein paar Leute mehr...

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  9. Einer meiner Profs hat schon Ende der der 1990er gemeint, dass wir - seine damaligen Studenten - nicht mehr den Ausbildungsstandard erreichen wie noch die Diplomingenieure zu seiner Studienzeit in den späten 1960ern. Er hat dafür hauptsächlich die sozialistische Bildungspolitik verantwortlich gemacht, also im Prinzip das, was du oben auch kritisiert hast, nämlich das Absenken der Standards schon in der Schule, um den Anteil von Abiturienten und Akademikern formell leichter steigern zu können. Aus diesem Bestreben spräche die insgeheime Verachtung des Neosozialismus für manuelle Arbeit, hat er uns erklärt. Dazu wäre es gekommen, weil in die sozialdemokratischen Arbeiter-Parteien des Westens in den 1960ern und 1970ern Unmengen an Studenten aus den Geistes- und Sozialwissenschaften eingetreten sind, um die politische Macht an sich zu reißen (Marsch durch die Institutionen). Verhätschelte Wohlstandssprösslinge, die sich ganz in der Tradition von Karl Marx eingebildet haben, dank der steigenden Technisierung würden der Menschheit bald die saftigen Früchte nur so in den Mund wachsen und deshalb müsste bald kaum noch jemand einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Stattdessen würde es jede Menge Hochdenker brauchen.

    Diese Idee war weltfremder Mist erster Güte (das konnten sich nur Geisteswissenschaftler ausdenken). Den Zustand der morgenthauplanartigen Deindustrialisierung hierzulande hat man stattdessen herbeigeführt, indem die Fertigung in Billiglohnländer verlagert worden ist. Die Sozialisten aka Sozialdemokraten (später auch die Grünen) waren daran maßgeblich beteiligt, immer das utopische Ziel vor Augen, hier eine Denker- und Dienstleistungsgesellschaft zu errichten.

    Was haben wir aber stattdessen bekommen? Schwindende Kaufkraft, ein vielerorts spürbarer Verlust der öffentlichen Sicherheit und ein politmediales System, das eine autoritäre "Cancel Culture" betreibt.

    Meine Eltern sind 1977 nach Deutschland eingewandert. Sie sagen heute, vieles erinnert sie zunehmend in negativer Weise an die alte Heimat Türkei. Nur dass nicht Militär und Polizei in Deutschland die Menschen zu einer Art Konformität nötigen wollen, sondern Massenmedien und der Wissenschaftsbetrieb mit ihrer homogenen Meinungssauce.

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  10. Sehr richtig, punktgenau getroffen. L.Z.

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