Sonntag, 25. Oktober 2020

📽️ Videos: Die 'Tussi' in der neuen Netflix-Serie "Barbarians" -- Zum Stand des Campus Galli -- Antike griechische Vasen -- usw.



 Trailer für die neue Netflix-Serie "Barbarians" ("Barbaren"): Die Tussi des Arminius | Spieldauer 1 Minuten | Youtube | Stream & Info
Einerseits dürfen hier erfreulicherweise die Römer des Varus in brauchbarem Latein sprechen (C=K). Auch sind Kostüme und Waffenausrüstung keine durchgehende Katastrophe (z.B. metallene Muskelpanzer, statt diesem in Hollywood so beliebten Unsinn aus Leder). Ja sogar die römische Kampftaktik lässt mitunter die Hand eines versierten Beraters erkennen; etwa wenn die Legionäre ihre furca (Tragestange) samt daran befestigter Ausrüstung vor sich auf den Erdboden werfen, damit der angreifende Feind darüberstolpert. Andererseits tritt z.B. Arminius' dünnarmige Ehefrau Thusnelda (das ist die, von der sich der Begriff 'Tussi' ableiten soll) in Fantasie-Aufmachung und mit einem Kampfgewicht von geschätzten 50 Kilogramm gegen doppelt so schwere, gepanzerte römische Legionäre an. So etwas gefällt zwar Feministinnen, hingegen bei ernsthaft historisch Interessierten mit Realitätssinn stellen sich eher die Nackenhaare auf.
Indessen freut sich die Zeitung "Der Standard" darüber, dass Arminius von einem Österreicher gespielt wird. Nun, das ist wohl nur konsequent, schließlich war schon einmal ein Österreicher AnFührer der Deutschen 😋. Dass freilich dieser Schauspieler - ein dunkelhaariger 'Sitzriese' - mehr wie ein Römer und ungefähr so typisch germanisch wie besagter AnFührer aussieht, dürfte meiner Einschätzung nach kein Zufall, sondern eine sehr bewusste Entscheidung der Casting-Verantwortlichen sein. Wohl sollten als politisch nicht korrekt empfundene 'Klischees' vermieden werden. Dabei wäre doch in Kenntnis der Fakten ein groß gewachsener, hellhaariger Arminuis wesentlich glaubhafter und wahrscheinlicher, denn: 1. Die römischen Schriftquellen lassen darauf schließen, dass bei den Germanen der Anteil hellhaariger Personen sehr hoch gewesen sein muss. 2. Punkt 1 wird von Moorleichenfunden untermauert. 3. Arminus Bruder, der den Römern treu blieb, wurde "Flavus" - also der Rotblonde - genannt; leibliche Geschwister haben nun aber überwiegen eine ähnliche Haarfarben. 4. Archäologische Untersuchungen belegen, dass Germanen vor allem aufgrund genetischer Veranlagung im Schnitt um 10 cm größer als Römer waren. 5. Weitere osteologisch-archäologische Studien zeigen, dass germanische Adelige - wie es Arminius war - im Schnitt sogar noch größer als ihre Landsleute gewesen sind; zurückgeführt wird das auf einen stärkeren Konsum von Fleisch/tierischem Eiweiß und weniger körperlicher Arbeit von Kindheit an.
Wissenschaftliche Fakten interessieren die Verantwortlichen aber offenbar nur dann, wenn sie nicht mit ihrer Weltanschauung kollidieren. Lieber frönt man einer absurden Spielart der politischen Korrektheit, die Thusnelda zur Amazone und Arminius zum Schrumpfgermanen à la 'AnFührer' macht. Und trotzdem, diese Serie kommt unterm Strich immer noch authentischer bzw. glaubhafter daher als nicht nur ausstattungsmäßiger Mega-Stuss wie 'Vikings' oder 'The Last Kingdom'. Die von mir oben gelobten wie auch kritisierten Punkte sieht man z.T. in dem folgenden kurzen Zusammenschnitt. Ich lasse das Video nur für wenige Tage hier stehen, dann lösche ich es sicherheitshalber aus Copyright-Gründen wieder. (Nun ist es gelöscht😉).

 Archäologin Corinna Reinhardt: Was griechische Vasen über das Leben der Menschen in der Antike verraten | Spieldauer 13 Minuten | BR/ARD | Stream & Info

 Campus Galli: Buchvorstellung / Vortrag von Hannes Napierala | Spieldauer 105 Minuten | Youtube | Stream & Info
Aus Anlass einer Buchpräsentation hat der Geschäftsführer der Mittelalterbaustelle Campus Galli einen kurzen Vortrag zum aktuellen Stand des Projekts gehalten (das Video startet automatisch an der betreffenden Stelle). Beim Gezeigten sollte man unbedingt im Hinterkopf behalten, dass diese Truppe bereits satte acht Jahre lang vor sich hin werkelt, Millionen an öffentlichen Fördergeldern eingestrichen hat und wohl noch etliche weitere Milllionen einstreichen wird. Das kürzlich stolz angekündigte "erste Steingebäude" der Anlage ist darüberhinaus eine Mogelpackung, da es laut Zeichnungen überwiegend aus Holz bestehen wird. Trotzdem veranschlagt man dafür mehrere Jahre Bauzeit. Bei diesem Tempo steht selbst in 100 Jahren noch nicht einmal ein Viertel der angeblich geplanten 50 Gebäude.
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7 Kommentare:

  1. gefällt mir sehr gut, wenn sie lateinisch sprechen.
    der beutel an der furca wirkt aber bei jedem legionär ziemlich leer. den hätten sie schon ein bisschen ausstopfen können :-)
    lg, jacob

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  2. noch was: der meldereiter trägt eine spatha, kein gladius wie in viel zu vielen sandalenfilmen .
    jacob

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  3. Schön wäre, wenn sie zusätzlich auch lateinische Untertitel bei den lateinischen Stellen anbieten würden. Ich verstehe es nämlich akustisch teilweise nicht, was gesagt wird.

    Zum ersten Steingebäude des Campus Knalli hat mir ein Handwerker des Projekts im Vorjahr gesagt, dass sie dafür drei bis fünf Jahre Bauzeit veranschlagen. Ich habe mir deshalb gedacht, dass es ziemlich große wird. Wenn ich mir jetzt aber diesen Plan ansehe, ach Gott ...

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  4. Wie lange wird dann erst der Bau der Kirche dauern, die bis zu 2000 Menschen fassen soll? Beim Campus Galli wird alles groß angekündigt und fällt dann sehr bescheiden aus.
    Insider

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  5. Also Tussis "Blackfacing" haben die Macher wobl bei Tacitus entlehnt. Aber die übrige Kriegsbemalung..? Gibt es dafür Quellen jenseits der Picten?

    Off Topic, aber ein goldener Oldie: Arminius als Stoffgrundlage für einen gewissen Siegfried - und evtl. die Andeutung einer Erklärung, was mit dem Schatz, den Siegfried erbeutete, geschah. (Der wurde an den Rhein gebracht und dort versenkt - oder im real life den Römern zurückgegeben..?)

    https://www.youtube.com/watch?v=cUL4Nn_8xLM

    https://m.youtube.com/watch?v=-2RcVXeaj5g

    Ich weiß auf die Schnelle nicht mehr, welcher Teil Burgunder und Hunnen und welcher Siegfried als pot. Cherusker abhandelt.

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    1. Also Tussis "Blackfacing" haben die Macher wobl bei Tacitus entlehnt. Aber die übrige Kriegsbemalung..? Gibt es dafür Quellen jenseits der Picten?

      Hat irgendwie was von "Digital-Tarn" ;)

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    2. Die Serie habe ich mir fast an einem Stück angesehen, fand sie ganz ok. Klar, manche Details sind schon schräg, zB die Kriegsbemalung. Der schwarz-weiße Streifen auf der einen Gesichtshälfte hat tatsächlich was von "Digitaltarn". Dass Bäume außerdem so schnell umfallen habe ich noch nie gesehen :-)
      Wenn die Germanen von Arminius Bäume gefällt haben, dann bestimmt lange bevor die Römer anmarschiert gekommen sind. Außerdem werden sie damit wahrscheinlich vor allem Ausweichrouten unpassierbar gemacht haben.

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