Freitag, 14. Mai 2021

Krimskrams: Campus Galli erzwingt Öffnung vor Gericht -- Journalistische Unfähigkeit -- Ist der Doktor-Grad futsch? -- Modische Katastrophen

Ich habe ihnen Unrecht getan: Campus Galli erzwingt Öffnung vor Gericht

Wie der SWR berichtet, hat die Mittelalterbaustelle Campus Galli vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen eine Öffnungserlaubnis erwirkt, nachdem ihr diese bisher im Rahmen der Corona-Maßnahmen der Landesregierung verweigert wurde. Bedingung war anscheinend ein umfangreiches Hygienekonzept zu dem unter anderem das Vorlegen von Impfnachweis oder eines aktuellen Infektions-Tests gehört.

Auch wenn dieses Reintesten in ein weiträumiges Freilichtmuseum meiner Ansicht nach ein schikanöser und evidenzbefreiter Schwachsinn par excellence ist (die Infektionsgefahr liegt im Freien bei lediglich rund 0,1 Prozent!), so muss ich doch einräumen, dass ich dem Campus Galli Unrecht tat, als ich vor einigen Wochen sinngemäß meinte, man würden sich nicht trauen gegen das Land Baden-Württemberg bzw. die dort herrschenden Parteipolitiker aufzumucken, da man an deren Fördergeld-Tropf hängt. Doch offenbar haben beim Campus Galli ein paar Verantwortungsträger so etwas wie Eier in der Hose und können nicht nur die Hand aufhalten, sondern sie auch mal zu einer Faust ballen.

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Ist der Doktor-Grad futsch?

Der Focus berichtet, dass die Politikerin und Plagiatorin Giffey nach einem jahrelangen universitären Eiertanz nun wohl doch ihren Doktor-Grad (nicht "Titel" wie die Journaille ständig schreibt!) verlieren wird. Dass das trotz massiver Kritik aus der Wissenschaft so lange gedauert hat ist meiner Meinung nach eine Frechheit und ein Indikator dafür wie korrupt und moralisch verkommen der Uni-Betrieb mittlerweile ist.

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Journalistische Unfähigkeit

Es gehen schon seit einigen Jahren wesentlich mehr Frauen in den Journalismus als Männer. Außerdem finden sich heute unter Journalisten deutlich mehr Personen, die wenigstens formell Akademiker sind. 
Sagen wir es mal vorsichtig: Beides hat sich zumindest nicht positiv auf die Qualität des Journalismus  ausgewirkt. So kann etwa die ORFlerin Kirsten Hauser im militärhistorischen Kontext nicht zwischen Speer und Pike unterscheiden. Siehe diesen aktuellen Beitrag von Steiermark heute.

Bloß eine Kleinigkeit? Ja, aber die Summe der "Kleinigkeiten" in den täglichen journalistischen Elaboraten ist längst dermaßen groß, dass unterm Strich eben nicht mehr von einer Kleinigkeit gesprochen werden kann. Vielmehr handelt es sich um inhärente Unfähigkeit, die der Volksverblödung Vorschub leistet.

Nachtrag: Ein Leser schickte mir gerade einen Artikel der Kronenzeitung, der ein noch größeres Paradebeispiel für journalistische Inkompetenz in Sachen Geschichte ist. Eine gewisse Elisabeth Rathenböck schreibt:

Mehr als 350 Kilometer zu Fuß in Sandalen Cäsars

„Die Schuhnägel drücken mich, das gebe ich zu“, meint Gezá Frank. Der junge Schauspieler aus Wien ist seit gestern in den Sandalen Cäsars am Donau-Limes unterwegs. Gerade geht er Richtung Linz. Er ist wie ein römischer Grenzsoldat gekleidet: „Ich will den Limes sichtbar machen, er birgt touristische Chancen.“

Das Wetter macht Gezá Frank (33) den Fußmarsch nicht gerade leicht, der ihn bis nach Carnuntum in Niederösterreich führen wird. „Mein Wollmantel ist schon sehr nass“, sagt er. „Aber das war früher auch so.“ Alles muss echt sein, Frank ist „Geschichtsdarsteller“. Darum trägt er die Kleidung eines Limes-Soldaten der Spätantike, mit Rüstung und Schild. Das schwerste Stück: „Das Kettenhemd mit 11 Kilogramm.“ Er übernachtet unter freiem Himmel, in Scheunen, in Gärten von Bekannten.

[...]

So viel Nonsens! Z.B. hat DER Caesar in der Spätantike längst nicht mehr gelebt – aber genau an DEN Caesar werden 99 Prozent der Leser denken, nicht an den Titel, der später aus dem cognomen Caesar wurde. 

DER Caesar oder auch seine Nachfolger als Herrscher werden im Feld eher nicht in Sandalen herumgelaufen sein wie der normale Soldat, sondern die bei hohen Offizieren üblichen calcei getragen haben.
Davon abgesehen trägt der Spätantiken-Darsteller auf dem Artikelfoto sowieso keine Sandalen, sondern Schnürschuhe, die in der spätantiken römischen Armee längst besagte Sandalen verdrängt hatten!

Und jetzt, liebe Leser, überlegen wir uns mal folgendes: Wenn die Journaille selbst ein so relativ simples Thema dermaßen lausig aufbereitet, wie sehr wird sie - den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit entsprechend - erst schlampen und versagen, sobald es kompliziert wird - siehe die Naturwissenschaften, die Technik und die Medizin? 

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Modische Katastrophen

Ich lese gerade ein Buch über die Kleidung im ausgehenden Spätmittelalter und der Frührenaissance. Modisch war das damals eine richtige Totalkatastrophe: Kompliziert, oft unpraktisch und trotz oder gerade wegen ihrer grellen Buntheit hässlich wie die Nacht - zumindest meiner bescheidenen Meinung nach. 
Wenn ich mir andererseits ansehe in was für Klamotten ich als Kind herumgelaufen bin, dann sollte ich mich mit meiner Modekritik vielleicht nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Alleine diese violet-rosa angehauchten Jeans und die weißen Tennissocken sind nichts, auf das man im Nachhinein stolz sein kann 😁

Der Blogger 1989 im Knight Industries Two Thousand mit Alf als Beifahrer (mehr 80er-Jahre geht kaum). Apropos KITT: Fans der Serie kann ich nur den Youtube-Kanal Knight Rider Historians empfehlen.



9 Kommentare:

  1. weil fast alles an freizeiteinrichtungen geschlossen hat und sich viele leute ins hemd machen, wenn es darum geht normale museen mit geschlossenen räumen zu besuchen, sollte der campus galli doch jetzt sehr davon profitieren, dass er öffnen darf.
    auf der anderen seite fallen spontanbesuche weg, wegen der testerei, die sich etliche leute sicher nicht antun wollen.
    bin gespannt wie sich das entwickeln wird.
    tmo

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  2. "Kleidung im Spätmittelalter und der Frührenaissance"

    Die Schamkapsel ist meine Lieblingsmodeerscheinung aus dieser Zeit!
    :-)

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  3. Als Kind habe ich immer davon geträumt, mal mit KITT vor meiner Schule vorzufahren. Leider ist nie etwas draus geworden.

    Die Vorgänge rund um die Aberkennung des Doktorgrads von Frau Giffey sind wirklich eine Schande. Trotz der zahlreichen Kritik von Wissenschaftlern hat man lange Zeit beide Augen zugedrückt. Mich würde interessieren, woher jetzt der plötzliche Sinneswandel kommt?

    Robert

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  4. Beachtet doch einmal folgendes:

    - Im Trägerverein des CG gibt die Stadt Meßkirch als Hauptgeldgeberin den Ton an.
    Der Bürgermeister von Meßkirch, ein großer Campus-Galli-Befürworter, ist bei der CDU. Er wird sicher eingebunden gewesen sein, als man im Trägerverein beschlossen hat, juristische Schritte einzuleiten.

    - Verantwortlich für das Öffnungsverbot des CG waren CDU-Politker in der Landes- und Bundesregierung.

    - Das Bedeutet: Hier klagen indirekt die Vertreter der CDU gegen politische Beschlüsse, die ihre eigene Partei maßgeblich mitzuverantworten hat.

    Das ist einfach nur noch irre.

    Karl0

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  5. Wie inkompetent Journalisten bei Technikthemen agieren kann man in einem ganz aktuellen Beitrag sehr gut sehen: https://www.youtube.com/watch?v=gltLoZEih5Q

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    1. Danke für den Hinweis. Schon die Einleitung des ARD-Betirags ist grottig zur x-ten Potenz. Z.B. Bitcoins absolute Anonymität anzudichten ist kompletter Schmarrn. In Wirklichkeit reiben sich die Geheimdienste die Hände über diese Zahlungsmethode.

      https://futurezone.at/netzpolitik/ex-cia-vize-bitcoin-ist-ein-segen-fuer-die-ueberwachung/401354564

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  6. Hallo! Wie steht es eigentlich um das Reenactment in Corona Zeiten?
    Geht da überhaupt irgend etwas?
    LG Timo

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    1. Im privaten Rahmen geht meiner Beobachtung nach schon etwas. Mitunter nach dem Prinzip "legal, illegal, sch...egal". Aber das gilt freilich für den Corona-Alltag insgesamt - also abseits der Tugendheuchelei in der Öffentlichkeit: https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2090634-Legal-illegal-scheissegal.html

      Freunde von mir, die jedes Jahr als Römer eine Schule besuchen, haben mit der Schulleitung bereits vereinbart, dass sie dieses Jahr nur kommen, wenn sie die einstündige Vorführung ohne Masken - also letztendlich im Freien bei hoffentlich gutem Wetter - machen können.
      Mit Maske geht so etwas einfach nicht, denn die ruiniert das Bestreben historisch möglichst authentisch zu wirken schon im Ansatz zu 100 Prozent. Dergleichen stört wohl nur solche Darsteller nicht, die auch kein Problem damit haben, mit Brille oder grell gefärbten Haaren den Römer oder Ritter zu mimen. Davon abgesehen ist es gerade bei Kindern im Rahmen der Informationsvermittlung wichtig, dass sie die Mimik des Vortragenden sehen können.

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    2. Wir haben uns unsere Aktivitäten an der frischen Luft als Gruppe irgendwann auch nicht mehr nehmen lassen. Beim Bogenschießen oder Wandern klebt man sowieso nicht dicht aufeinander.

      Gero

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