Samstag, 15. April 2023

📖 Buch-Rezension: Sharpes Mörder

Nach rund eineinhalb Jahrzehnte hat Bernard Cornwell wieder einen Roman seiner Sharpe-Reihe veröffentlicht. In "Sharpes Mörder" wird der Titeheld, inzwischen Colonel in der britischen Armee, unmittelbar nach der berühmten Schlacht von Waterloo, die für Frankreich in einer katastrophalen Niederlage endete, damit beauftragt, auf französischem Boden einen Geheimbund rachsüchtiger Napoleon-Anhänger auszuschalten. Dessen Ziel ist es, Lord Wellington, den neuen französischen König Ludwig XVIII. und weitere hochrangige Würdenträger zu ermorden.

Mich hat die spannende Geschichte gut unterhalten. Zeitlich ist die Handlung zwischen "Sharpes Waterloo" (1815) und "Sharpes Teufel" (1820) angesiedelt. Cornwell ist hier also wieder einmal mit einem Sharpe-Buch in der Zeit zurück gegangen, obwohl er schon vor Jahren gemeint hat, dass er das eigentlich nicht mehr tun möchte, weil das Schreiben solcher Geschichten zu kompliziert sei. Geschadet hat es hier aber nicht, denn der Protagonist ist wie man ihn kennt und liebt: Wagemutig, gewitzt, brutal und mitunter skrupellos. Einem wehrlosen Gefangenen schießt Richard Sharpe schon mal in den Hinterkopf, um sich mit ihm nicht mehr herumärgern zu müssen. An einem anderen probiert er eine Guillotine aus, weil er immer schon einmal wissen wollte wie so eine Apparatur funktioniert. Nein, ein Bilderbuchheld ist Cornwells Sharpe sicher nicht, aber gerade das macht ihn interessanter als die meisten Mantel-und-Degen-Helden anderer Autoren.

Freilich, die Story ist nicht bis in jedes Detail hinein perfekt: Ich halte vor allem den (in solchen Büchern üblichen) großen 'Endkampf', der hier vor den Toren der Stadt Paris angesiedelt ist, für etwas an den Haaren herbeigezogen, wenn man die tatsächliche militärische und politische Gemengelage vor Ort betrachtet. Mehr möchte ich an dieser Stelle dazu nicht schreiben, um potentiell Interessierten nicht zu viel zu verraten.

Es bleibt vielleicht noch die Frage, ob man den Roman lesen kann, wenn man die Vorgänger-Bücher der Reihe nicht kennt. Ja, kann man. Allerdings wird man dann einige Anspielungen auf vergangene Ereignisse nicht verstehen. Am sinnvollsten ist es ohnehin, beim 1. Band einzusteigen; das ist "Sharpes Feuerprobe", ein sehr gelungenes Buch, dessen Handlung in Indien spielt und Richard Sharpes ersten großen Schritt auf der Karriereleiter in der britischen Armee schildert.

PS: Die englischsprachigen Originalausgaben der Bücher sind in der Regel wesentlich günstiger als die deutschen. Ich vermute dahinter die unlustige Buchpreisbindung ...

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